Der Zirkus

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„Sagen Sie, liebe Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, mein Herr, die Nacht war schlimm, aber es ist mir, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht das Kind sein Gesicht, die Augen glänzen, als es spricht:
„Mutter, sag mir, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Kind, so weit ich sehen kann, ich erblicke lauter Wagen von edlen Pferden gezogen. In welcher Pracht die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, prachtvoll geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie Tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter sag, sieht man wilde Tiere auch?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, in ihrer Größe unvorstellbar und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten mein Kind. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gitter, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Kind, sie bleiben stehen, inmitten der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Kind, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir:“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„ Ach Kind, du irrst, der Herr zeigt uns nur den Weg, wir wollen uns doch waschen. Wir werden duschen und schön sein für den Zirkus. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter“, glücklich lächelt das Kind.
 
„Sagen Sie, liebe Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, mein Herr, die Nacht war schlimm, aber es ist mir, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht das Kind sein Gesicht, die Augen glänzen, als es spricht:
„Mutter, sag mir, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Kind, so weit ich sehen kann, ich erblicke lauter Wagen von edlen Pferden gezogen. In welcher Pracht die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, prachtvoll geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie Tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter sag, sieht man wilde Tiere auch?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, in ihrer Größe unvorstellbar und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten mein Kind. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gitter, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Kind, sie bleiben stehen, inmitten der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Kind, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir:“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„Ach Kind, du irrst, der Herr zeigt uns nur den Weg, wir wollen uns doch waschen. Wir werden duschen und schön sein für den Zirkus. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter“, glücklich lächelt das Kind.
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
der text ist nicht uninteressant, aber

allein schon die anrede "liebe frau", die sprache der mutter und des kindes und auch die beschreibung des zirkus weisen auf eine zeit im 19. oder anfang des 20. jh. hin in ländlicher einfacher umgebung hin.
dann läßt du die mutter am schluß sagen "wir werden duschen".
das passt überhaupt nicht zusammen, sie hatten bestimmt keine dusche.
oder sind mutter und kind im kz, wo die leute angeblich zum duschen geschickt und dann vergast wurden und die mutter will das kranke kind durch eine fantasiegeschichte von dem schrecklichen ablenken, das ihnen bevorsteht? dann passt aber die sprache nicht.

im übrigen sagst du wieder "inmitten der straße". das ist wohl mundartlich statt mitten auf oder mitten in der straße, m.e. sagt man inmitten einer menschenmenge, inmitten des waldes.

liebe grüße suzah
 
E

Elisabeth Shamri

Gast
Mich hat der Text sehr berührt.
Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen:
"Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie [blue]t[/blue]anzen und singen,...)

LG E. Shamri
 
„Sagen Sie, gnädige Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, mein Herr, die Nacht war schlimm, aber es ist mir, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht der Junge sein Gesicht, die Augen glänzen, als er zu sprechen beginnt:
„Mutter, sag mir bitte, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Sohn, so weit ich sehen kann, ich erblicke lauter Wagen von stampfenden Pferden gezogen. In welcher Disziplin die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, herrlich geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter, siehst du wilde Tiere auch?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, unvorstellbar in ihrer Größe und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten ist es. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gitter, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Ja, mein Junge, sie bleiben stehen, mitten auf der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Sohn, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir:“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„Ach Junge, du irrst, der Herr zeigt uns nur den Weg, wir wollen uns doch waschen. Wir werden duschen und schön sein für den Zirkus. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter“, glücklich lächelt das Kind.
 
hallo @suzah

du hast meine eigenen Befürchtungen bestätigt. Die Sprache der Teilnehmer ist mir um 50 oder 100 Jahre daneben gegangen. Ich hab nun etwas angeglichen. Das "inmitten", verdammt, ich weiß auch nicht, warum mir das wieder einmal ausgerutscht ist.


und hallo Elisabeth ,

danke für deinen Hinweis, *smile*, manchmal bin ich ein bisschen oberblind. Wenn der Text berührt, dann hab ich einen Teil schon mal richtig gemacht, sprachliche Ungereimtheiten machen mich betroffen, aber ich arbeite daran.

schöne Grüße euch beiden

Gernot
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
ist besser, aber "gnädige frau" würde ich nun auch nicht sagen, vielleicht die anrede ganz weglassen?
liebe grüße suzah
 

FrankK

Mitglied
Hallo Gernot
Gefällt mir gut.
Für mich klingt der Dialog schlüssig, die Sprache herrlich altbacken, wenn ich den Begriff gebrauchen darf.
Auch ich fühle mich an das Anfang des vergangenen Jahrhunderts versetzt.

Für den Einstieg in den Dialog darf die Anrede nicht wegfallen. Für ein "gnädige Frau", dass heißt, für eine Dame in gehobener Stellung, klingt die Sprache des Kindes zu proletarisch.
Alternative: Als Anrede ein "gute Frau" eingesetzt, klingt weniger unterwürfig (aus Sicht des ansprechenden Herrn).
Oder Du drehst richtig auf und lässt das Kind die Mutter in der Höflichkeitsform anreden. Beispiel:
"Mutter, sagt mir bitte, was ihr draußen vor dem Fenster seht, was geschieht?"

Diese Form würde ich für diesen kurzen Text bevorzugen, liegt aber schlussendlich in Deiner Entscheidung.

Fällt mir noch auf: Vor dem oben zitierten Satz (hinter dem Doppelpunkt) keinen Zeilenwechsel einfügen.

Das "Duschen" zum Ende hin - stösst auch mir noch sauer auf.
Sagt, verehrter Kollege des Schriftentums, in welcher Zeit mag Euer Geschichtlein spielen?


Viele Grüße
Frank
 
„Sagen Sie, gute Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, mein Herr, die Nacht war schlimm, aber es ist mir, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht der Junge sein Gesicht, die Augen glänzen, als er zu sprechen beginnt:
„Mutter, sag mir bitte, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Sohn, so weit ich sehen kann, ich erblicke lauter Wagen von stampfenden Pferden gezogen. In welcher Disziplin die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, herrlich geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter, siehst du wilde Tiere auch?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, unvorstellbar in ihrer Größe und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten ist es. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gitter, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Ja, mein Junge, sie bleiben stehen, mitten auf der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Sohn, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir.“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„Ach Junge, du irrst, der Herr in Uniform zeigt uns nur den Weg, wir wollen uns doch waschen. Wir werden duschen und schön sein für den Zirkus. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter“, glücklich lächelt das Kind.
 
hallo Frank

ups, da gehört ein Punkt hin und kein doppelter. "gute" habe ich übernommen, ist viel besser.

Wie ich schon sagte, ich hab mich mit der Sprache um einiges vertan. Ich sag dir, was da geschieht (suzah hatt's schon angemerkt):

Die Leute sind in einem KZ-Lager. Der Junge war krank, die Mutter wusste, dass man sie gleich holen wird um sie zu vergasen. Sie wollte dem Jungen noch ein kleines Glück geben, und dass er sich nicht ängstigt, wenn man sie zu den "Duschen" brachte. Es war sein letztes Glück.

liebe Grüße
Gernot

Edit: Ich hab die Uniform mit eingebracht, vielleicht hilft es, auf die Sprünge zu kommen.
 

FrankK

Mitglied
Oh!
Du hattest Suzahs Verdacht nicht bestätigt, deshalb hatte ich angenommen, Sie wäre auf dem Holzweg gewesen.
Die Situation mit dem Lager hatte ich mir auch vorstellen können, hatte dann aber versucht, die Erzählzeit auf einen noch früheren Zeitpunkt zu verlagern.

Hmm, ehrlich gesagt, im Lager waren, soviel ich weiß, Frauen und Männer getrennt untergebracht. Es dürfte sich um den Mann, der das Gespräch eröffnet, um einen Wärter handeln.
Sorry, dann habe ich dich auf einen falschen Weg geschickt. Einer der Aufseher würde nie mit der Frau so sprechen. Es klingt nicht verächtlich (von ihm) und unterwürfig (von ihr) genug.
Verbesserungsvorschlag:
"Rede, Weib! Was hat dein elendiges Balg?"
"Es liegt im Fieber, Herr. Die Nacht war schlimm, aber es ist mir, als wäre es überstanden."

Die Uniform würde ich wieder herausnehmen. Mit dieser Einleitung und den Duschen, die etwas anders formuliert vielleicht etwas besser zur Geltung kommen:
"Ach Kind, du irrst, der Herr zeigt uns nur den Weg zu den Duschen. Komm, ich trage dich."

Da ist übrigens immer noch der bewusste Absatz hinter dem Doppelpunkt.
Den würde ich lassen, den Zeilenwechsel aber entfernen. Als Leser erhalte ich so einen unscheinbaren, aber wirkungsvollen Ankerpunkt darüber, wer mit der wörtlichen Rede beginnt.


Denk noch mal in Ruhe drüber nach - nichts überstürzen.
Viele Grüße
Frank
 
S

suzah

Gast
hallo frankk,
hallo gernot,

meine vermutung mit dem duschen hattest du, gernot, zunächst nicht bestätigt und sogar noch die anrede "gnädige frau" hineingenommen.

so kann das alles nicht stimmen. der kz-aufseher würde überhaupt nicht danach fragen, was das kind hat und die mutter hätte gar keine gelegenheit, ihm eine erklärung zu geben und würde ihn nicht mit "mein herr" ansprechen.

frankk, du hast recht, ich glaube sogar noch jüngere kinder (und dieses dürfte ca 5 sein) hat man den müttern entrissen.

also gernot, besser ist dann doch die alte (altertümliche) version, jedoch passt dort, wie gesagt, das duschen nicht, lass es einfach weg.

liebe grüße euch beiden, suzah
 
Der Tag bricht an, es ist ein Spätsommermorgen. Von den Dächern der Baracken heben sich Dunstschwaden in einen wolkenlosen Himmel. Das Lager liegt ruhig, es ist still. Menschen stehen schweigend in einem großen Raum. Erste Sonnenstrahlen dringen ein und eine Stimme fragt in anteilnehmender Sorge:
„Sagen Sie, gute Frau, was hat das Kind?“
„Es liegt im Fieber, die Nacht war schlimm, aber es ist mir, als wäre es überstanden.“
Langsam dreht der Junge sein Gesicht, die Augen glänzen, als er zu sprechen beginnt: „Mutter, sag mir bitte, was du draußen vor dem Fenster siehst, was geschieht?“
„Mein Sohn, so weit ich sehen kann, ich erblicke lauter Wagen von stampfenden Pferden gezogen. In welcher Disziplin die Rosse im Gespann einhergehen, bunte Federn tragen sie auf ihren Häuptern und die Karren, ich sag’s dir, herrlich geschmückt und überall sind Fahnen. Leute, hundert, nein tausend springen ausgelassen auf der Straße. Sie tanzen und singen, und da, ich seh's so deutlich, als wär ich unter ihnen, da ist ein Clown, dort ein zweiter und ein dritter, ein vierter. Sie schlagen Räder, zaubern lustige Sachen aus ihren Hüten und fortwährend bewerfen sie die Menge mit unzähligen Blüten. Sie winken zu uns her, ich seh's ganz deutlich, sie meinen uns hier, hinter dem Fenster.“
„Mutter, siehst du wilde Tiere auch?“
„Ja, wilde Tiere, eins nach dem anderen! Kamele, Elefanten, unvorstellbar in ihrer Größe und gewaltig. Und dort, in den Käfigen, ein Löwe, ein Bär und zwei Tiger, wie ihre Zähne blitzen, zum Fürchten ist es. Dem Himmel sei's gedankt, sind sie alle hinter Gitter, aber der bloße Anblick, als hätten sie Feuer im Mund, ich sag's dir, beinahe unerträglich ist mir ihre Wildheit.“
„Mutter, sag es schnell, was siehst du noch?“
„Ja, mein Junge, sie bleiben stehen, mitten auf der Straße! Viele Hände arbeiten unentwegt, ein Gerüst wird aufgestellt, und da, eine große Plane auseinander gelegt. Kind, jetzt weiß ich's, es ist ein Zirkus, der gekommen ist! Hörst du sie, hörst du, wie die Menschen jubeln?“
„Mutter, ach liebe Mutter, bitte gehe mit mir dahin.“
„Ja mein Sohn, dorthin wollen wir gehen, bald, wir werden uns schön machen und die besten Kleider anziehen und dann gehen wir, ich versprech es dir.“
„Mutter sieh, ein Mann tritt ein, er winkt so fordernd in den Raum, als hätte er großen Unmut. Sag, was möchte er von uns?“
„Ach Junge, du irrst dich, der Herr will uns nur den Weg zeigen, dorthin, wo sich die Waschräume befinden. Komm, ich trage dich.“
„Ja, Mutter“, glücklich lächelt das Kind.
 
Hallo Frank

Ich habe suzah's Verdacht nicht bestätigt, weil ich sehen wollte, ob jemand bemerkt, was ich mitteilen möchte. So habe ich meine Schwachpunkte erkannt, denn es liegt an mir, wenn nicht verstanden wird. Ich habe geändert.

hallo suzah

In Wien sagen die älteren Menschen noch heute "gnädige Frau", aber ich hab es entfernt. Ob die Kinder überall in diesen Lagern ihren Müttern entrissen wurden, ist nicht nachvollziehbar, denke ich.

also gernot, besser ist dann doch die alte (altertümliche) version, jedoch passt dort, wie gesagt, das duschen nicht, lass es einfach weg.
das wäre, als würde ich aufgeben, den einfachen Weg gehen und das ist nicht in meinem Sinn.

schöne Grüße euch beiden

Gernot
 

Haremsdame

Mitglied
Hallo Gernot,

durch die neuerliche Überarbeitung hat Dein Text noch gewonnen. Er ist "durchsichtiger" geworden und das tut ihm gut!

Sonntägliche Grüße nach Österreich

von der Haremsdame
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,

jetzt ist der text schlüssiger. was mich wundert, warum du in deiner ersten fassung die altmodische sprache benutzt hast, wenn dein text im lager spielen sollte. das war nicht die sprache der 40er jahre. oder habe ich dich mit dem "duschen" erst auf diese idee gebracht?
in deiner ersten alten fassung hättest du natürlich die geschichte auch zur zeit der französ. revolution spielen lassen können, ausgenommen das duschen natürlich.

liebe grüße suzah
 
ich weiß, liebe suzah, aber es ist fürchterlich, ich steh so ungemein auf die alte Sprache. Das kann mich dann mitten beim Schreiben überkommen und ich merk's nicht mal.

wunderschönen Sonntag wünsch ich dir

Gernot
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
das ist ja auch sehr schön, etwas in "alter sprache" zu schreiben, gefällt mir auch.
nur es muss alles zusammen passen. der sprachschatz und stil war eben zu den verschiedenen zeiten unterschiedlich und hing zudem sehr von der bildung der menschen ab.
jüngere menschen, wenn sie sich nicht gerade mit geschichte bzw kulturgeschichte befassen, wissen meist nicht, wie die menschen im vergangenen jahrhundert lebten und sprachen.

schönen sonntag, suzah
 



 
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