Der arme Bahnhof

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Noir

Mitglied
Ich stehe hier stumm und allein,
hör die Passanten lachen oder schrein,
hör sie weinen oder gar fluchen,
oder sie nach verlorenen Sachen suchen,
seh sie laufen in eiligem Schritt,
riech sie stinkend,
seh sie hinkend,
fühl sie stolpern oder im stampfenden Tritt.

Da denkst du doch: "Wie wäre es,
auch mal ein Bahnhof zu sein?,
Menschen spucken,
man selbst muss es dann schlucken,
es riecht dann oft nach verschimmelten Wein.
Wie eklig ist doch dieses Gefühl,
mit Müll bedeckt,
mit Köttel verdreckt,
das Wetter mal schwül oder kühl.

Aus Tag wird Nacht, aus Nacht wird Tag,
hör jetzt gut zu, was ich dir sag,
egal wie schwer man es als Bahnhof haben mag,
dieser Job hat auch gute Seiten,
denn es gibt schlechte aber auch gute Zeiten,
zum Beispiel wenn gerade einmal niemand da ist,
nur eine Person, die gerade ihr Buch liest,
ein zarter Wind über den Boden fegt,
nichts sich wirklich gar nichts regt,
vielleicht dann noch ein Sonnenstrahl,
Putzmänner über mir mit Besen an großer Zahl.
Ja dann geht´s mir gut,
dann erfasst mich neuer Mut,
Kein Zug in Sicht,
dann geht´s mir schlicht,
hin und weg einfach gut.
 
D

druckfehler

Gast
das ist wirklich sehr bizarr. moderne Kunst? Ich hab mich gefragt, wie du auf die Idee kommst, dich in einen Bahnhof hineinzuversetzen.
Das Metrum holpert ein wenig, fällt aber kaum auf, da der Leser mit völlig anderen Gedanken becshäftigt ist, nämlich der Frage, was du aussagen willst (falls du etwas aussagen willst, was ich bei einem Gedicht einfach mal vorraussetze).
Der Perspektivenwechsel ist sehr merkwürdig. Erst ist "ich" ein Mensch, dann in seinen Gedannken mutiert "ich" zum Bahnhof. Soweit nachvollziehbar, wenn auch nicht ganz klar, was es soll. In der 3. Strophe allerdings scheint der Mensch sich so sehr mit dem Bahnhof identifiziert zu haben, dass er sich nicht mehr nur das dasein als Bahnhof vorstellt, sondern er der Bahnhof ist. Die Anrede "hör jetzt gut zu, was ich dir sag," stößt mich als Leser auf ein anderes Problem: Wer ist denn das "du", für das diese Botschaft in irgendeiner weise relevant ist? Bahnhöfe? die sind wohl eine eher undankbare Leserschaft mit zu hoher Erwartungshaltung :D

Ich schwanke in meiner Beurteilung deines Gedichts zwischen humorvoll-bizarr und grottenschlecht. Der Titel würde in eine Satire passen, wer hat schon Mitleid mit einem Gebäude? Diese Aussage kann man einfach nicht ganz ernst nehmen. Allerdings ist das für mich nicht aussagekräftig genug, da im Gedicht nicht klar wird wer oder was hier ironisiert werden soll. Wenn man bloß wüsste, was deine Intention war...
 
T

TanjaF

Gast
Hallo Noir,

auch ich habe etwas Schwierigkeiten mit der Zeile "hör jetzt gut zu...". Soll das ein Art Mahnung an den Reisenden sein, dem Bahnhof mit mehr Respekt zu begegnen, und z. B. seinen Müll nicht achtlos auf den Boden zu schmeißen? Auch der Titel passt meiner Meinung nach nicht wirklich.
Ansonsten hast Du ein paar schöne Stimmungsbilder aufgefangen, und warum diese nicht niederschreiben?! Die Idee an sich finde ich gut, und an Deiner Stelle würde ich nochmal daran feilen.

Liebe Grüße,
Tanja
 

Eldwyn

Mitglied
Hallo Noir
ein schönes Gedicht, und wie ich finde ist das was du rüberbringen willst recht deutlich.
Zum Schluss holpern vielleicht ein paar zeilen, vielleicht nochmal dran feilen?
Aber im ganzen, doch gefällt mir.
So wie die Menschen sich am Bahnhof benehmen, wer weiss wie sie sich woanderst benehmen?
Liebe Grüße
Eldwyn
 



 
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