Der kleine Drache Enapay

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Pede

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Vor vielen vielen Jahren, ganz lange vor unserer Zeit, lebten in einer Gebirgskette der kleine Drache Enapay und sein Vater Etu.

Die warme Sonne war gerade über den großen Drachenfels geklettert und weckte mit ihren warmen Strahlen die noch schlafenden Drachen.

Drachen brauchen die Sonne, musst du wissen, denn nur die wärmenden Strahlen kann sie aufwecken.
Wenn es kalt ist, schlafen sie, wie auch die heutigen Reptilien wie zum Beispiel Geckos das tun.

In einer besonderen Höhle, hoch oben in einem Berg, ganz weit oben, wohnten die beiden Drachen. Die Höhle war nicht besonders groß, aber der Platz reichte aus.

Enapay streckte sich und kuschelte sich enger an seinen Vater Etu, der im Halbschlaf tief seufzte. Kleine Rauchwolken kamen aus seiner großen Nase und zufrieden schmiegte er sich an seinen kleinen Sohn.

Die Sonne wanderte den Himmel entlang und stieg allmählich höher, bis sie direkt in die kleine Höhle schien, und damit die beiden Drachen aus ihrem Schlaf weckte.

„Guten Morgen Papa!“ - quietschte Enapay fröhlich und sprang auf um den neuen Tag zu begrüßen. Er lief zum Höhleneingang und badete im ersten Licht, reckte und streckte sich, bis die Wärme ganz in seinem kleinen Körper war.
„Los Papa, die Sonne ist da, nun steh schon auf!“

Etu öffnete sein rechtes Auge und sah seinen Sohn auf und ab hüpfen. Da stand auch er auf und ging langsam zum Eingang ihrer Höhle um sich in der Sonne zu wärmen.

„Du, Papa?“ Fragte Enapay, „üben wir heute wieder fliegen?“
„Ja, mein Sohn“ antwortete Etu, „das machen wir. Heute ist ein wundervoller Tag. Sieh, wie die Vögel schon wach sind und ihre Kreise ziehen. So werden wir das auch machen.“

„Hm, ja, aber Papa wenn ich nicht solche Angst hätte das ich fallen könnte. Können wir das nicht anders üben? Hier, in der Höhle?“

„Leider nein mein Sohn, unsere Höhle ist zu klein, das wird nichts bringen. Und du musst fliegen können, du bist ein Drache. Du bist mein Sohn und du bist viel mutiger als du denkst!
Hab keine Angst, ich werde immer da sein und dich auffangen. Du bist das wertvollste in meinem Leben mein kleiner Enapay, niemals lasse ich dich im Stich, hörst du?“

„Ja, Papa. Ich weiß, und ich vertraue dir auch, und ich liebe dich sehr, aber ich hab dennoch irgendwie Angst, das ich fallen könnte.“

„Ich liebe dich auch mein Sohn, und darum werde ich dir jetzt eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte wie die Welt entstand. Es ist so herrlich warm, komm, setze dich zu mir.“

Enapay setzte sich zu seinem Vater, der ganz still wurde. Es verging eine Zeit und Enapay wartete geduldig und lauschte. Sein Vater war sehr konzentriert, hatte die Augen geschlossen, atmete tief ein und aus. Etu tat das öfter, wie Enapay feststellte, und immer wenn Etu so dasitzt, ist es fast, als würde er von innen heraus strahlen.
Endlich, Etu öffnete seine Augen und ließ den Blick über das weite Tal schweifen. Das große Gebirge wo auch er aufgewachsen ist. Neben ihm saß sein Sohn und starrte ihn an. Etu musste lachen, und auch Enapay lachte.

„Nun“ begann Etu „erzähle ich dir die Geschichte wie die Welt entstand. Du musst gut zuhören, damit du es später deinen eigenen Drachenkindern erzählen kannst hörst du?“
Enapay nickte und seine Augen begannen zu leuchten.

„Damals, lange bevor wir Drachen und die Vögel und unsere Freunde die anderen Tiere hier auf dieser Welt waren, gab es diese Welt nicht. Hier, wo wir jetzt sitzen, war nichts.“

„Nichts?“ - Fragte Enapay „wirklich nichts? Was ist denn das nichts? Es ist doch überall irgendwas, wie kann denn Nichts sein?“

„Nichts im Sinne von dem was wir heute sehen, mein Sohn.“ antwortete Etu. „Es gibt kein Nichts, denn selbst wo Nichts ist, ist noch etwas, und das nennen wir Drachen HAKAN. HAKAN bedeutet Feuer, und wie selbst wir Drachen Feuer machen können, so bestand die Welt aus der Vorstufe des Feuers. Alles war voller HAKAN, und HAKAN bedeutet, das etwas erschaffen wird. Es bedeutet das da, wo nichts ist, jederzeit etwas entstehen kann, einfach, in dem man es entfacht. Wie eben das Feuer.“

„Das verstehe ich nicht“, sagte Enapay.

„Warte erst, ich bin ja noch nicht fertig. Am Ende wirst du es verstehen, mein Sohn.
Stell dir einfach eine große große Blase vor, wie eine Luftblase, und darin siehst du etwas lila schimmern. Hast du?“

Enapay hatte jetzt seine Augen geschlossen und ja, er sah sie, diese Blase mit etwas lila darin schimmern. Wie kleine Flammen sah das aus und die tanzten so schön!
„Hm, ja Papa, ich kann sie sehen!“

„Du bist sehr gut Enapay. Und jetzt stell dir vor, wie in der Blase vier kleine Drachen entstehen. Der eine ist blau, der nächste grün, einer ist gelb, und einer rot. Sie sind erst ganz klein, und mit jedem Atemzug werden sie größer und größer, bis sie beinahe aneinanderstoßen, aber sie sind alle noch in der Blase mit dem lila HAKUN.“

„Woooooooowww!“ - Enapay staunte nicht schlecht, und war glücklich über das, was er in seinem inneren sah.

Etu musste schmunzeln, als er klein war, hat ihn das genauso erstaunt. Er war mächtig stolz auf seinen Sohn.

„Was passiert jetzt?“ Fragte Enapay schon fast ungeduldig.

„Jetzt,“ sagte Etu, „fangen die Drachen an zu tanzen. Der gelbe, grüne, blaue und rote Drache tanzen zusammen in HAKAN, und sie werden schneller, und schneller. Sie werden so schnell, bis du sie nicht mehr voneinander unterscheiden kannst. Und dann stell dir vor, wie sie zusammen, wie alles zusammen eine große wundervolle schöne Explosion ergibt. Durch den Tanz der Drachen, wurde sehr viel Energie erzeugt, und Wärme, und sie sind alle zusammen verschmolzen. Und als sich alles abgekühlt hat, ist diese Welt entstanden.
Der gelbe Drache wurde zur Sonne.
Der grüne Drache wurde zu all unseren Pflanzen.
Der blaue Drache wurde das Meer und alle Gewässer und alles Wasser.
Und der rote Drache, aus dem sind alle Tiere entstanden.
Die Erde und die Steine, das ist die Materie, die bei der Explosion entstand.“

„Warum sind denn die Tiere aus dem roten Drachen entstanden?“ fragte Enapay.

„Das musste so sein, sieh, unser Blut ist auch noch rot!“ Antwortete Etu.

Dem musste Enapay Recht geben.

„Also bedeutet das das der gelbe, rote, blaue und grüne Drache, und das HAKAN, aus dem also unsere Welt entstand, das bedeutet ja das alles noch hier ist oder? Die ganze Welt besteht aus den Drachen, die damals die Welt erschaffen haben, und Teile von ihnen sind also überall? Und selbst wo „nichts“ ist, ist doch noch etwas, und das.... beutetet das alles EINS ist?“
Enapay machte große Augen, und Etu grinste über das ganze Gesicht.

„Genau das bedeutet das, mein Sohn. Du bist sehr sehr klug. Ganz genau.
Nachdem diese Welt von den Elementar – Drachen erschaffen wurde, konnten sich aus den Teilen, alle anderen Lebewesen entwickeln.

Wir, sind die höchste Stufe dieser Entwicklung Enapay, und da alles aus unseren Vorfahren besteht, gibt es keinen Grund Angst zu haben.
Wir sind mit allem Eins. Und wir brauchen einander. Wir brauchen das Wasser, die Erde, das Feuer, die Luft, die Pflanzen und die Tiere.
Nur zusammen, können wir überleben.

Das aber bedeutet auch mein kleiner Sohn, das dir nichts passieren kann. Du bist aufgehoben, und alle Elementar – Drachen werden auf dich aufpassen und dich beschützen. Auch, wenn du das fliegen übst.“

„ Das macht Sinn, Papa, ich sehe, ich brauche keine Angst zu haben. Ich bin ein Drache! Und es sind überall Drachen die auf mich aufpassen und ich brauche keine Angst zu haben, ich kann mutig sein!“
Enapay schlug aufgeregt mit den Flügeln „Danke Papa, das war eine großartige Geschichte!“

Etu nahm seinen Sohn in den Arm. „Und ich verrate dir noch ein Geheimnis.“

„Was denn, Papa?“

„Enapay, bedeutete Mut. Das ist dein Name. Dein Name ist Mut. Weil du mutig bist.“

„Und was bedeutet dein Name, Papa?“

„Etu bedeutet Sonne. Denn ich bin voller Wärme und Geborgenheit und gab dir das Leben. Das mutige Leben eines Drachen. Und mutige Drachen können alles schaffen, weil sie mutig und stark sind.“

„Komm Papa, ich möchte fliegen. Fangen wir das üben an!“

Und Enapay flog, flog so hoch und weit wie er konnte. Von dem Tage an, flog er und er wird erst aufhören zu fliegen, wenn die Sonne aufhört, ihre wärmenden Strahlen zu dieser Welt zu schicken.
 

flammarion

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Hallo Pede, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von flammarion

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flammarion

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eine

sehr schöne geschichte, mit vergnügen gelesen. aber an der interpunktion solltest du noch arbeiten.
lg
 



 
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