Der kleine Tannenbaum

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Der kleine Tannenbaum

Ein kleiner Tannenbaum stand einsam auf einer tief verschneiten Waldschonung. Geschäftiges Treiben war den ganzen Tag um ihn herum, denn Heiligabend nahte und die Menschen kamen, um sich einen Christbaum für das große Fest auszusuchen. Nun herrschte wieder tiefe Stille auf der Lichtung. Er war der einzige übrig gebliebene Baum. Alle seine Kameraden würden bald in den warmen Stuben stehen, aufs wunderbarste herausgeputzt. Viele bunte Kugeln und noch mehr Lichter zierten dann ihre grünen Zweige. Und unter ihren Ästen würden viele kunstvoll verpackte Geschenke liegen. Sogar ein Tannenbaumlied sangen die Menschen ihnen zu Ehren. Dies alles wusste er von seinen älteren Kameraden. Der kleine Baum seufzte tief.
„Sicherlich hätte man mich auch mitgenommen, wenn ich nicht von so kleinem Wuchs wäre. Nun stehe ich hier ganz allein“, weinte er laut auf, „alle meine Tannenfreunde sind fort.“ Das hörte ein zufällig vorbei fliegendes Englein. Es hatte vom Weihnachtsmann den Auftrag, die Wunschzettel der Kinder einzusammeln.
„Warum bist du so traurig?“, fragte der Himmelsbote voller Mitleid. „Es ist bald Weihnachten, das Fest der Freude.“
„Für mich nicht“, antwortete die kleine Tanne leise mit hängenden Zweigen, und erzählte ihm von ihrem Kummer. Der Engel überlegte hin und her, sie tat ihm von Herzen leid. „Sei nicht bekümmert“, sagte er, „ich bin in Eile und muss weiterfliegen, doch ich habe eine Idee, glaube mir, alles wird gut.“

Nachdem das Englein seine Anweisung erledigt hatte, erzählte es dem Weihnachtsmann von der unglücklichen Tanne. „Da wird sich schon was machen lassen“, lächelte der gute, alte Mann und klappte das goldene Buch, indem er gerade las, zu. „Wir werden das traurige Bäumchen auf unserem Weg zu den Kindern besuchen.“
Am Heiligen Abend spannte Knecht Ruprecht sechs Rentiere mit prächtigen Geweihen vor einen wunderschönen, großen Schlitten. Er hatte goldene Kufen und war mit vielen Glöckchen geschmückt. Danach halfen ihm das Engelchen und die anderen Himmelsboten beim Beladen der Geschenke. Dann ging es durch dichtes Schneegestöber in Richtung Erde. Viele Kinder schauten jetzt schon sehnsüchtig zum Himmel, und so manches meinte, von weitem ein helles Glöckchenklingeln hören zu können.

Als sie sich dem Wald näherten, rief der Weihnachtsmann den Rentieren zu: „Hoho, ihr braven Tiere, landet dort auf der Lichtung bei dem kleinen Tannenbaum.“
Na, da staunte das Bäumchen nicht schlecht als es sah, wer da plötzlich neben ihm stand.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass du gerne mal ein echter Christbaum sein möchtest“, sagte der Weihnachtsmann, sprang mit seinen roten Stiefeln vom Schlitten und schüttelte sich den Schnee von seiner Mütze.
„Oh, ja“, meinte das Tännchen ehrfurchtsvoll, „davon träume ich schon lange.“
„Na gut“, lächelte der Alte mit dem langen, weißen Bart. Er gab den Engeln ein Zeichen, die den kleinen Baum daraufhin mit dem schönsten Zierrat herausputzten. Goldene Kugeln und Glöckchen hingen jetzt an seinen Zweigen, silberne Zapfen und glitzerndes Lametta. Silberne Vögelchen mit langen, seidigen Schwanzfedern saßen in seinem Geäst. „Jetzt bist du der prächtigste Weihnachtsbaum weit und breit“, lachten sie fröhlich.

Ein großer Uhu flog über die Lichtung. Erstaunt rief er: „Oh, was ist denn hier los? Das muss ich sofort den anderen Waldbewohnern erzählen.“
Neugierig näherte sich kurz darauf eine hungrige,bunte Tierschar. Ein Hirsch mit seiner Familie, einige Häschen, ein Dachs, Eichhörnchen und sogar kleine Waldmäuse kämpften sich durch den hohen Schnee. Schon seit Tagen hatten sie nichts Fressbares mehr finden können. Sprachlos bewunderten sie den strahlenden Baum.
„Nein, so was“, sagten sie, „solch eine Pracht.“
„Frohes Fest, kommt nur näher“, rief der Weihnachtsmann ihnen zu, „wir haben auch für euch etwas im Schlitten.“ Schon kam Knecht Ruprecht mit einem prall gefüllten Sack herbei und leerte ihn. Wunderbare Leckereien wie Kastanien, Eicheln, Nüsse, Möhren und vieles mehr was Waldtiere so mögen, kam zum Vorschein.

„So, meine Lieben“, sagte der Weihnachtsmann, „wir müssen nun weiter, die Kinder warten schon sehnlich auf ihre Bescherung.“ Ehe sich Tiere und Christbaum versahen, war der Schlitten wieder verschwunden. Nur das Klingeln der Glöckchen war noch eine Weile zu hören.
Die kleine Tanne war überglücklich. In ihrer ganzen Schönheit stand sie mitten auf der Lichtung und feierte zusammen mit den Tieren den Heiligen Abend.

Märchentante
 

maerchenhexe

Mitglied
ein putziges

Weihnachtsmärchen ist dir da gelungen, aber über zwei Stellen im Text bin ich ein bißchen gestolpert. Die kleine Tanne könnte doch so laut geschluchzt haben, dass der vielbeschäftigte Engel trotz echtem Stress, weil er Zettel für Zettel möglichst schnell transportieren muss, das Weinen hört. Und der Weihnachtsmann könnte mit seiner tollen Idee doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, weil die Waldtiere auch ganz traurig sind, weil keiner an sie denkt und sie an Weihnachten nie einen Tannenbaum haben.
Sa könnte vielleicht noch ein bißchen mehr Spannung in das Märchen kommen.

ganz lieber Gruß

maerchenhexe
 
Hallo Märchenhexe,

ich freue mich, dass Dir die kleine Geschichte gefällt. Sie ist für 3jährige Kita-Kinder gedacht. Der Vorschlag mit den Waldtieren ist sehr gut, danke dafür. Werde nachher mal echt darüber nachdenken.

Lieber Gruß
Märchentante
 



 
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