Der kleine Wörterdieb

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Der kleine Wörterdieb

Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum in manchen Büchern Buchstaben vertauscht sind oder sogar ganz fehlen? Ja? Aber ihr habt keine Erklärung dafür? Dann werden wir das ändern und ich erzähle euch die Geschichte vom kleinen Wörterdieb:

Simon war sauer. Obwohl er schon sieben Jahre alt war, erlaubten ihm seine Eltern einfach nicht, dass er zaubern lernte. Also nicht, dass ihr mich jetzt falsch versteht. Keine gewöhnlichen Zauberkunststückchen wie man sie in jedem Volkshochschulkurs lernen konnte. Nein, er wollte richtig zaubern lernen. „Dafür bist du noch zu klein!“, hörte er immer von allen.

„Alle“, das waren in diesem Fall seine Schwester, seine Eltern und Großeltern. Genau genommen waren seine Schwester Susanna und seiner Mutter Tamara keine Zauberer, sondern Hexen, aber sein Großvater Antonio, ja der war ein waschechter Zauberer. Simon seufzte. Es war einfach ungerecht. Seine, um nur zwei Jahre ältere Schwester durfte nachmittags in die Hexenschule. Zugegebenermaßen auch nur einmal in der Woche, aber immerhin!

Und er? „Zu klein!“ Wenn er das schon hörte. Beim Tischdecken oder Ausräumen der Geschirrspülmaschine, da war nie zu klein.
Schmollend setzte er sich im Schneidersitz auf sein Bett und dachte nach. Es musste doch einen Weg geben, zaubern zu lernen. Was brauchte man dafür? Einen Zauberstab und vor allem ein Zauberbuch! Genau! Er brauchte ein eigenes Zauberbuch! Aber woher?

Plötzlich hatte er eine Idee: In einem Zauberbuch stehen, wie in jedem anderen Buch auch, normale Wörter. Gut, manchmal klangen sie etwas merkwürdig, aber sie bestanden aus ganz gewöhnlichen Buchstaben.

Simon stand auf und holte sich Zettel und Stift. So jetzt konnte es losgehen! Aber es war wie verhext! Es wollten ihm einfach keine geeigneten Wörter einfallen. Er grübelte mindestens fünfzehn Minuten lang erfolglos (für einen Siebenjährigen eine ziemlich lange Zeit). Zu guter Letzt warf er Zettel und Stift wütend auf sein Bett und stürmte aus dem Zimmer.
„Mama! Mama!“
„Ich bin im Keller!“
Simon hüpfte die Treppe hinunter. „Was machst du, wenn dir ein Wort nicht einfällt?“, fragte er seine Mutter.
„Nun, ich schaue im Lexikon oder in einem anderen Buch nach. Käme ganz darauf an, welches Wort ich suchte.“
„Danke!“ Zufrieden verließ er den Keller.
Seine Mutter lächelte und blickte ihm kopfschüttelnd hinterher.

„Also“, sagte er, wieder in seinem Zimmer, zu sich selbst, „Wörter stehen in Büchern. Ich nehme am besten immer nur eines aus jedem Buch, dann fällt es nicht so auf.“
Und so stahl er in den nächsten Tagen viele Wörter und packte sie in eine Schachtel, die er sorgsam versteckte. Als diese voll war, setzte er sich auf sein Bett und kippte seine kostbare Beute aus.
Doch wie wurden jetzt aus den vielen einzelnen Wörtern Sätze für sein Zauberbuch? Zunächst noch voller Zuversicht schob er ein Wort hier und ein anderes dorthin, dann wieder zurück, oder doch an den Anfang? Ratlos blickte er auf das Chaos in seinem Zimmer. „So geht es nicht! Ich brauche Hilfe!“, dachte er. Stirnrunzelnd überlegte er. Er würde seine Schwester fragen. Susanna war zwar nur ein Mädchen, aber immerhin eine Hexe, eine ziemlich junge, aber trotzdem eine Hexe.
Simon ging über den Gang und drückte die Klinke zu Susannas Zimmer herunter.

„Was willst du? Kannst du nicht anklopfen?“, fauchte sie genervt.
„’Tschuldigung“, murmelte er kaum hörbar, „Kannst du mir helfen?“ „Bitte!“, fügte er noch schnell hinzu.
Seine Schwester überlegte kurz, dann durfte er hereinkommen. „Also, bei was soll ich dir helfen“, wollte sie wissen.
„Ich“, begann Simon stockend, „ich möchte zaubern können. Dazu bräuchte ich ein Zauberbuch! Und da habe ich ...!“
„Und da hast du ...?“, hakte Susanna nach.
„Ich habe Wörter gesammelt“, erwiderte er trotzig und fügte dann kläglich hinzu, „aber jetzt weiß ich nicht, wie ich aus den Wörtern ein Zauberbuch machen soll. Deshalb brauche ich deine Hilfe!“
„Aha! Und woher hast du die Wörter“, fragte Susanna misstrauisch.
„Na, aus Büchern natürlich“, erwiderte ihr Bruder, „aber immer nur eines aus jedem Buch!“
„Du hast was?“ Susanna sah ihn entsetzt an.
„Irgendwie musste ich doch mein Zauberbuch voll bekommen und mir sind keine eingefallen.“ Kleinlaut und mit hängendem Kopf stand Simon mitten im Zimmer.

Susanna zog die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. Plötzlich klatschte sie in die Hände. „Ja, so müsste es gehen! Komm!“ Sie liefen in Simons Zimmer.
Susanna stellte sich mit ausgestreckten Armen inmitten der verstreut herumliegenden Wörtern. Sie schloss die Augen und rief:

„Littera ad littera legatevia,
par essasere paroloea,
id loci cercatea,
questo libro ad queste pagine!“

Simon bekam eine Gänsehaut und mit weit aufgerissenen Augen starrte er seine Schwester an. Plötzlich bewegten sich die Wörter, erst wirr durcheinander, dann spiralförmig und verschwanden schließlich in dem leeren Schreibbuch, das Simon sich von seinem Taschengeld, extra für diesen Zweck, gekauft hatte.
Sekunden später war der ganze Spuk vorbei. Kein einziges Wort lag mehr herum. Stolz betrachtete Susanna ihr Werk und Simon war immer noch sprachlos.
„Wow!“, brachte er schließlich beeindruckt heraus. Überglücklich nahm er das Buch in die Hand und strich vorsichtig über, die nun mit Wörtern, gefüllten Seiten.
„Allerdings macht dich das Buch alleine noch zu keinem Zauberer“, dämpfte Susanna seine Freude.
„Das macht nichts“, entgegnete er leichthin.
„Was macht nichts?“, wollte eine Stimme hinter ihnen wissen. Ihre Mutter! Oje!

Schuldbewusst blickten die zwei betreten zu Boden. Dann begannen sie gleichzeitig loszuplappern, bis die Mutter die Geschwister mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte. „Der Reihe nach“, bat sie, „Simon, du beginnst!“ Simon wurde rot und stockend beichtete er alles. Als auch Susanna geendet hatte, herrschte minutenlang Grabesstille, dann wandte sich Tamara an ihre Tochter: „Und welchen Hexenspruch hast du angewendet?“
Susanna wiederholte ihn leise. Ihre Mutter seufzte!
„Der war leider nur teilweise richtig. Jetzt fehlen diese Worte in allen Büchern, aus denen sie entwendet wurden!“
„In allen?“ Susanna blickte ihre Mutter erschrocken an. Diese nickte ernst. „Ich werde versuchen es wieder in Ordnung zu bringen und ihr müsst mir helfen. Gib mir bitte das Buch!“ Simon reichte es ihr.
Stumm sahen die Geschwister zu, wie ihre Mutter einen Kreis auf den Boden malte und das Buch hineinlegte. „Ich spreche die Zauberworte vor, ihr wiederholt sie. Konzentriert euch, damit ihr euch nicht versprecht! Wir haben nur einen Versuch! Alles verstanden?"
Die beiden nickten, dann fassten sie sich an den Händen und Tamara erhob ihre Stimme.

„Littera ad littera legatevia,
par essasere paroloea-
ad id loci cercatea-
questo libro ad queste pagine-
sia re impisconie!“

Mucksmäuschenstill war es im Zimmer. „Das war alles?“ Erstaunt sahen die Kinder die Mutter an.
„Ich hoffe es!“, erwiderte diese lächelnd, „Es war ein ziemlich komplizierter Spruch!“
„Und woher wissen wir, dass es geklappt hat?“, fragte Susanna neugierig.
Ihre Mutter lächelte geheimnisvoll: „Das wird sich zeigen!“
„Bekomme ich es wieder?“, fragte Simon ängstlich, deutete auf sein Buch und musste schlucken.
„Ja! Aber - mein kleiner Wörterdieb - in Zukunft wird nur gezaubert, wenn ein Ermächtigter anwesend ist und das ist nicht deine Schwester. Verstanden?“ Simon nickte erleichtert und wurde rot vor Freunde, als seine Mutter weitersprach: „Du hast übrigens zum ersten Mal gezaubert. Gut gemacht! Die Zaubersprüche muss man lernen, aber die Gabe zum Zaubern, die steckt bereits in dir und was du aus ihr machst, liegt allein an dir!“
Daraufhin bekam er sein Buch zurück und drückte es überglücklich und ein bisschen stolz an sich.
„Ach noch etwas!“, Tamara grinste spitzbübisch, „Eigentlich ist solch ein Spruch nur den Oberhexen gestattet! Doch die müssen ja nicht alles wissen, nicht wahr?“ Die beiden nickten erleichtert und ihre Mutter verließ das Kinderzimmer.

Und wenn ihr zufällig doch einmal ein Buch in der Hand halten solltet, in dem Buchstaben vertauscht sind oder gar fehlen, dann wisst ihr jetzt, wer dafür verantwortlich ist. Genau! Simon, der kleine Wörterdieb!
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Christa,
eine "zauberhafte" Geschichte, ich habe sie gerne gelesen.
Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind.

Hier war der Wörterdieb aktiv. :D
Beim Tischdecken oder Ausräumen der Geschirrspülmaschine, da war [blue]er[/blue] nie zu klein.
Meiner Meinung nach, reicht eins.
[red]Schuldbewusst [/red]blickten die zwei [red]betreten [/red]zu Boden.
Die Sprüche würde ich auf Deutsch schreiben. Kinder verstehen sie nicht. Außerdem hätten sie bestimmt Spaß dabei, verrückte Sprüche auswendig zu lernen.

Hier bin ich mir nicht sicher, ob es für eine Kindergeschichte geeignet ist. Die Oberhexe findet es in Ordnung eine verbotene Sache zu tun und rät noch es besser nicht zu erzählen?!
Tamara grinste spitzbübisch, „Eigentlich ist solch ein Spruch nur den Oberhexen gestattet! Doch die müssen ja nicht alles wissen, nicht wahr?“
 
Hallo Christina,
Ich finde die Idee ganz zauberhaft :) Denn ich wundere mich immer wieder, dass ich in richtig echten, abgesegneten Büchern Wörter oder Buchstaben vermissen muss.
Den Schluss mit der Oberhexe würde ich - wie Ilona auch schon anmerkt - einfach weglassen oder durch etwas anderes ersetzten.
Weiter so!
 
Der kleine Wörterdieb

Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum in manchen Büchern Buchstaben vertauscht sind oder sogar ganz fehlen? Ja? Aber ihr habt keine Erklärung dafür? Dann werden wir das ändern und ich erzähle euch die Geschichte vom kleinen Wörterdieb:

Simon war sauer. Obwohl er schon sieben Jahre alt war, erlaubten ihm seine Eltern einfach nicht, dass er zaubern lernte. Also nicht, dass ihr mich jetzt falsch versteht. Keine gewöhnlichen Zauberkunststückchen wie man sie in jedem Volkshochschulkurs lernen konnte. Nein, er wollte richtig zaubern lernen. „Dafür bist du noch zu klein!“, hörte er immer von allen.

„Alle“, das waren in diesem Fall seine Schwester, seine Eltern und Großeltern. Genau genommen waren seine Schwester Susanna und seiner Mutter Tamara keine Zauberer, sondern Hexen, aber sein Großvater Antonio, ja der war ein waschechter Zauberer. Simon seufzte. Es war einfach ungerecht. Seine, um nur zwei Jahre ältere Schwester durfte nachmittags in die Hexenschule. Zugegebenermaßen auch nur einmal in der Woche, aber immerhin!

Und er? „Zu klein!“ Wenn er das schon hörte. Beim Tischdecken oder Ausräumen der Geschirrspülmaschine, da war er nie zu klein.
Schmollend setzte er sich im Schneidersitz auf sein Bett und dachte nach. Es musste doch einen Weg geben, zaubern zu lernen. Was brauchte man dafür? Einen Zauberstab und vor allem ein Zauberbuch! Genau! Er brauchte ein eigenes Zauberbuch! Aber woher?

Plötzlich hatte er eine Idee: In einem Zauberbuch stehen, wie in jedem anderen Buch auch, normale Wörter. Gut, manchmal klangen sie etwas merkwürdig, aber sie bestanden aus ganz gewöhnlichen Buchstaben.

Simon stand auf und holte sich Zettel und Stift. So jetzt konnte es losgehen! Aber es war wie verhext! Es wollten ihm einfach keine geeigneten Wörter einfallen. Er grübelte mindestens fünfzehn Minuten lang erfolglos (für einen Siebenjährigen eine ziemlich lange Zeit). Zu guter Letzt warf er Zettel und Stift wütend auf sein Bett und stürmte aus dem Zimmer.
„Mama! Mama!“
„Ich bin im Keller!“
Simon hüpfte die Treppe hinunter. „Was machst du, wenn dir ein Wort nicht einfällt?“, fragte er seine Mutter.
„Nun, ich schaue im Lexikon oder in einem anderen Buch nach. Käme ganz darauf an, welches Wort ich suchte.“
„Danke!“ Zufrieden verließ er den Keller.
Seine Mutter lächelte und blickte ihm kopfschüttelnd hinterher.

„Also“, sagte er, wieder in seinem Zimmer, zu sich selbst, „Wörter stehen in Büchern. Ich nehme am besten immer nur eines aus jedem Buch, dann fällt es nicht so auf.“
Und so stahl er in den nächsten Tagen viele Wörter und packte sie in eine Schachtel, die er sorgsam versteckte. Als diese voll war, setzte er sich auf sein Bett und kippte seine kostbare Beute aus.
Doch wie wurden jetzt aus den vielen einzelnen Wörtern Sätze für sein Zauberbuch? Zunächst noch voller Zuversicht schob er ein Wort hier und ein anderes dorthin, dann wieder zurück, oder doch an den Anfang? Ratlos blickte er auf das Chaos in seinem Zimmer. „So geht es nicht! Ich brauche Hilfe!“, dachte er. Stirnrunzelnd überlegte er. Er würde seine Schwester fragen. Susanna war zwar nur ein Mädchen, aber immerhin eine Hexe, eine ziemlich junge, aber trotzdem eine Hexe.
Simon ging über den Gang und drückte die Klinke zu Susannas Zimmer herunter.

„Was willst du? Kannst du nicht anklopfen?“, fauchte sie genervt.
„’Tschuldigung“, murmelte er kaum hörbar, „Kannst du mir helfen?“ „Bitte!“, fügte er noch schnell hinzu.
Seine Schwester überlegte kurz, dann durfte er hereinkommen. „Also, bei was soll ich dir helfen“, wollte sie wissen.
„Ich“, begann Simon stockend, „ich möchte zaubern können. Dazu bräuchte ich ein Zauberbuch! Und da habe ich ...!“
„Und da hast du ...?“, hakte Susanna nach.
„Ich habe Wörter gesammelt“, erwiderte er trotzig und fügte dann kläglich hinzu, „aber jetzt weiß ich nicht, wie ich aus den Wörtern ein Zauberbuch machen soll. Deshalb brauche ich deine Hilfe!“
„Aha! Und woher hast du die Wörter“, fragte Susanna misstrauisch.
„Na, aus Büchern natürlich“, erwiderte ihr Bruder, „aber immer nur eines aus jedem Buch!“
„Du hast was?“ Susanna sah ihn entsetzt an.
„Irgendwie musste ich doch mein Zauberbuch voll bekommen und mir sind keine eingefallen.“ Kleinlaut und mit hängendem Kopf stand Simon mitten im Zimmer.

Susanna zog die Stirn in Falten und dachte angestrengt nach. Plötzlich klatschte sie in die Hände. „Ja, so müsste es gehen! Komm!“ Sie liefen in Simons Zimmer.
Susanna stellte sich mit ausgestreckten Armen inmitten der verstreut herumliegenden Wörtern. Sie schloss die Augen und rief:

„Littera ad littera legatevia,
par essasere paroloea,
id loci cercatea,
questo libro ad queste pagine!“

Simon bekam eine Gänsehaut und mit weit aufgerissenen Augen starrte er seine Schwester an. Plötzlich bewegten sich die Wörter, erst wirr durcheinander, dann spiralförmig und verschwanden schließlich in dem leeren Schreibbuch, das Simon sich von seinem Taschengeld, extra für diesen Zweck, gekauft hatte.
Sekunden später war der ganze Spuk vorbei. Kein einziges Wort lag mehr herum. Stolz betrachtete Susanna ihr Werk und Simon war immer noch sprachlos.
„Wow!“, brachte er schließlich beeindruckt heraus. Überglücklich nahm er das Buch in die Hand und strich vorsichtig über, die nun mit Wörtern, gefüllten Seiten.
„Allerdings macht dich das Buch alleine noch zu keinem Zauberer“, dämpfte Susanna seine Freude.
„Das macht nichts“, entgegnete er leichthin.
„Was macht nichts?“, wollte eine Stimme hinter ihnen wissen. Ihre Mutter! Oje!

Schuldbewusst blickten die zwei zu Boden. Dann begannen sie gleichzeitig loszuplappern, bis die Mutter die Geschwister mit einer Handbewegung zum Schweigen brachte. „Der Reihe nach“, bat sie, „Simon, du beginnst!“ Simon wurde rot und stockend beichtete er alles. Als auch Susanna geendet hatte, herrschte minutenlang Grabesstille, dann wandte sich Tamara an ihre Tochter: „Und welchen Hexenspruch hast du angewendet?“
Susanna wiederholte ihn leise. Ihre Mutter seufzte!
„Der war leider nur teilweise richtig. Jetzt fehlen diese Worte in allen Büchern, aus denen sie entwendet wurden!“
„In allen?“ Susanna blickte ihre Mutter erschrocken an. Diese nickte ernst. „Ich werde versuchen es wieder in Ordnung zu bringen und ihr müsst mir helfen. Gib mir bitte das Buch!“ Simon reichte es ihr.
Stumm sahen die Geschwister zu, wie ihre Mutter einen Kreis auf den Boden malte und das Buch hineinlegte. „Ich spreche die Zauberworte vor, ihr wiederholt sie. Konzentriert euch, damit ihr euch nicht versprecht! Wir haben nur einen Versuch! Alles verstanden?"
Die beiden nickten, dann fassten sie sich an den Händen und Tamara erhob ihre Stimme.

„Littera ad littera legatevia,
par essasere paroloea-
ad id loci cercatea-
questo libro ad queste pagine-
sia re impisconie!“

Mucksmäuschenstill war es im Zimmer. „Das war alles?“ Erstaunt sahen die Kinder die Mutter an.
„Ich hoffe es!“, erwiderte diese lächelnd, „Es war ein ziemlich komplizierter Spruch!“
„Und woher wissen wir, dass es geklappt hat?“, fragte Susanna neugierig.
Ihre Mutter lächelte geheimnisvoll: „Das wird sich zeigen!“
„Bekomme ich es wieder?“, fragte Simon ängstlich, deutete auf sein Buch und musste schlucken.
„Ja! Aber - mein kleiner Wörterdieb - in Zukunft wird nur gezaubert, wenn ein Ermächtigter anwesend ist und das ist nicht deine Schwester. Verstanden?“ Simon nickte erleichtert und wurde rot vor Freunde, als seine Mutter weitersprach: „Du hast übrigens zum ersten Mal gezaubert. Gut gemacht! Die Zaubersprüche muss man lernen, aber die Gabe zum Zaubern, die steckt bereits in dir und was du aus ihr machst, liegt allein an dir!“
Daraufhin bekam er sein Buch zurück und drückte es überglücklich und ein bisschen stolz an sich.
„Ach noch etwas!“, Tamara grinste spitzbübisch, „Gehext wird in Zukunft nur in Gegenwart einer richtigen Hexe oder eines wahren Zauberers; Hexen- oder Zauberlehrlinge zählen dazu nicht. Verstanden?" Die beiden nickten erleichtert und ihre Mutter verließ das Kinderzimmer.

Und wenn ihr zufällig doch einmal ein Buch in der Hand halten solltet, in dem Buchstaben vertauscht sind oder gar fehlen, dann wisst ihr jetzt, wer dafür verantwortlich ist. Genau! Simon, der kleine Wörterdieb!
 



 
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