Der lärmende Einbrecher

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Eines schönen Abends, nach einem warmen und sonnigen Tage, lag Mara gemütlich in ihrem Bett und sah fern. Spät war es geworden und schwül war es auch jetzt noch. Die Müdigkeit begann bereits sich ihrer zu bemächtigen, doch den Fernseher ausschalten mochte sie nicht. Zu spannend war der Film, ein Streifen aus der Horrorecke, scheußlich und fesselnd zugleich.
Weit geöffneten Mundes war Mara gerade im Begriff, ein langgezogenes Gähnen von sich zu geben, als sie plötzlich durch ein lautes Geräusch gestört wurde. Vor lauter Schreck verschwand die Schläfrigkeit. Was könnte das nur gewesen sein? Mit Bedauern schaltete sie den Ton ab, lauschte stattdessen aufmerksam in die Stille. Und still blieb es. Nach einer Weile beschloss sie, zu glauben, sich das Geräusch nur eingebildet zu haben.
Erneut widmete sie ihre gesamte Konzentration dem Film, in dem gerade eine junge, hübsche Frau von einem Mörder mit missgestaltetem Körper und steifem Gang verfolgt wurde. Ihre Augen trotz Müdigkeit weit aufgerissen, fühlte Mara mit der Frau mit. Da hörte sie, ebenso plötzlich wie zuvor, wieder das laute Geräusch. Es war ein Klappern und Rütteln, so heftig, dass sie sehen konnte, wie die faltbare Tür, die ihr Schlafzimmer von ihrem Badezimmer trennte, sich bewegte.
Angst und Bange machten sich bei Mara breit. War da jemand in ihrer Wohnung? Oder spielte ihre Fantasie ihr einen Streich? Letzteres wäre sie sich gerne sicher gewesen. Zum ersten Mal fühlte sie sich in ihrer Wohnung allein und schutzlos. Die Decke über den Kopf gezogen, den Film längst aus dem Sinn, versteckte sie sich in ihrem Bett und wusste zugleich, wie albern und wenig hilfreich dies war.
Das Poltern dauerte dieses Mal länger an und Mara tauchte erst wieder unter der Decke auf, nachdem es eine Weile aufgehört hatte. Sie sprang aus dem Bett, schnappte sich das Telefon und griff mit der anderen Hand nach dem Hammer in der Werkzeugschublade. Ihre Angst war bereits so stark angeschwollen, dass sie für keine Logik mehr zugänglich war. Stattdessen war sie in größter Panik, einen Einbrecher oder Mörder hinter der Tür vorzufinden, der nur darauf wartete, dass sie die Tür von sich aus öffnete.
Das Telefon unbenutzt und leblos in ihrer Hand, tat sie Schritt für Schritt in Richtung Falttür. Noch drei Schritte. Wer erwartet mich hinter der Tür? Noch zwei Schritte. Ich muss schnell mit dem Hammer zuschlagen! Noch ein Schritt. Was soll ich nur tun? Mara zitterte am ganzen Leib, doch wahr nahm sie es nicht. Ein kurzes Zögern, dann wollte sie die Tür aufreißen. Doch Stopp! Sie hatte keine Hand frei. Das Telefon warf sie auf ihr Bett, am liebsten wäre sie hinterher gesprungen. Den Hammer hoch erhoben riss sie nun mit einem schnellen Ruck die Tür auf und machte einen großen Satz in den angrenzenden Raum hinein.
Dann stand sie still, denn wider erwarten hatte sie niemand angegriffen. Panisch blickte Mara sich um, es war jedoch kein Mensch zu entdecken. Gerade wollte sich ihr Körper entspannen, ein lautes Seufzen von sich geben, da nahm sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Ihr Instinkt sagte ihr, sie solle weglaufen, doch Mara schwenkte mutig den Hammer durch die Luft. Fast hätte sie den Eindringling erwischt.
Unendlich erleichtert durfte sie feststellen, dass sie ihn verfehlt hatte. Mara hätte es sich nie verzeihen können, hätte sie den lieblichen Vogel, der durch ihr weit geöffnetes Badezimmerfenster hinein geflogen war, Schaden zugefügt hätte. In dieser Nacht schlief sie besonders friedlich.
 



 
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