Der pensionierte General

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helmut ganze

Mitglied
Der pensionierte General

Er war in seinem ganzen Leben
Staat und Regierung treu ergeben,
zog in den Kampf mit Ross und Wagen,
den Feind wohl aus dem Feld zu schlagen.

Sein Mut und seine Tapferkeit,
die rühmte man zu jeder Zeit
und Siege in so manchen Schlachten
ihn auch zum Friedensbringer machten.

Die Pensionierung fällt ihm schwer,
er lebte nur für`s Militär,
die Brust am Schluss geschmückt mit Orden.
Die Welt ist besser nicht geworden.

Heidenau, den 14. 08. 2009
 

anbas

Mitglied
Hallo Helmut,

ich tue mich oft sehr schwer mit politischen oder kritischen Gedichten, da sie oft sehr stark auf eine Botschaft abzielen, dem Leser / Hörer keinen Freiraum für eigene Bilder lassen und häufig auch einen sehr moralischen Zeigefinger schwingen. Dieses Gedicht hebt sich für mein Empfinden sehr angenehm aus solchen Texten hervor. Im letzten Satz steckt die Botschaft, kein langatmiges Beschreiben vom Elend der Welt durch Kriege, keine Friedenstauben, die mir ihre Botschaft zubrüllen, und auch keine moralische Aussage darüber, wie wir alles besser machen könnten. Nein, dadurch, dass all das fehlt, ist es für mich ein sehr gut gewordenes Gedicht.

Liebe Grüße

Andreas
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber anbas,

ich bin dir sehr dankbar darüber, dass du auf die Minimalisierung meines Textes hinweist.
Die Kunst liegt oftmals im weglassen.
Dieses Gedicht ist heut` Nacht über mich gekommen.

Liebe Grüße
Helmut
 
H

Heidrun D.

Gast
keine Friedenstauben, die mir ihre Botschaft zubrüllen, und auch keine moralische Aussage darüber, wie wir alles besser machen könnten ... *grins
Dem schließe ich mich gern an. :p

Liebe Grüße
Heidrun
 

Ecki

Mitglied
Lieber Helmut, gefällt auch mit recht gut. Letzte Zeile stört mich nur aus grammatischen Gründen.
" Die Welt ist besser nicht geworden. "
Das klingt ein wenig polnisch-deutsch.
Es müsste heißen: " Die Welt ist nicht besser geworden." Natürlich haue ich deinen schonen Rhythmus damit kaputt.

LG.Ecki
 

Walther

Mitglied
Yep, Helmut,

in der Kürze liegt zumeist die Würze, was man hier hervorragend bewundern kann. Klasse gemacht!

Gruß W.
 

helmut ganze

Mitglied
Der pensionierte General

Er war in seinem ganzen Leben
Staat und Regierung treu ergeben,
zog in den Kampf mit Ross und Wagen,
den Feind wohl aus dem Feld zu schlagen.

Sein Mut und seine Tapferkeit,
die rühmte man zu jeder Zeit
und Siege in so manchen Schlachten
ihn auch zum Friedensbringer machten.

Die Pensionierung fällt ihm schwer,
er lebte nur für`s Militär,
die Brust am Schluss geschmückt mit Orden.
Nicht besser ist die Welt geworden.

Heidenau, den 15. 08. 2009
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Heidrun,

Danke für Deine Einschätzung meiner kleinen Reimerei.

Lieber Ecki,

ich habe Deinen Vorschlag aufgegriffen und den letzten Vers verändert, aber so, dass er nicht holpert.
Vielen Dank für Deinen Hinweis.

Lieber Walther,

auch Dir meinen besten Dank für Deine Zustimmung zu meinem Text.

Liebe Grüße an alle

Helmut
 

JeanJeudi

Mitglied
Lieber Helmut,

es ist ausgesprochen schwer Wahres in wenige Worte zu fassen. Militärische Schiksale in solche zu fassen und sie mit ihrer winzigen Konsequenz zu erfassen, ist ungleich schwerer. Ich empfinde Dein Gedicht preussisch-wahr. Und ausgesprochen gelungen!

Merci.
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber JeanJeudi,

ich bin erfreut und auch angenehm überrascht, dass mein kleines Gedicht, das nur eine kleine Fingerübung sein sollte, gefällt. Ich danke Dir für Deine lobende Einschätzung meiner kleinen Reimerei.

Liebe Grüße
Helmut
 
D

DerKleinePrinz

Gast
Guten Tag helmut ganze,

dieses Forum hier ist ein wenig anders strukturiert als gedichte.com, hat aber auch seinen Reiz, da hier einige Autoren zu sein scheinen, welche sich nicht in den anderen Foren tummeln, ich hoffe doch, du gehörst dazu.

Dein Gedicht hat trotz des Paarreimes etwas Melancholisches an sich. Hättest du es z.B. im Kreuzreim geschrieben, wäre es wohl bedauerlich traurig geworden, aber so verfehlt es sein Ziel auf keinen Fall und lässt einen leicht ironischen Unterton erkennen, welcher wunderbar zum Thema passt.

Meiner Meinung nach kann man das Gedicht an einer Stelle noch dichter machen, zumindest wäre das ganz nach meinem Geschmack:

Sein Mut und seine Tapferkeit,
[blue]die[/blue] rühmte man zu jeder Zeit
Hier könnte man z.B. schreiben:

verehrte oder vllt. auch lobpreiste

Am Ende deines Gedichtes hast du noch eine Syntaxverdrehung drin, evtl. könnte man das auch noch runter abschließen, aber das sind natürlich alles Lappalien, welche meinem Lesevergnügen keinen Abbruch taten.

Wie ich finde ein gutes Gedicht!

Liebe Grüße
Der Kleine Prinz*
 

helmut ganze

Mitglied
s.o,

Guten Tag, Kleiner Prinz,

wer denkt da nicht sofort an Saint-Exupèry, der es viel, vlel besser konnte als ich.
Zunächst vielen Dank für deine Beschäftigung mit meinem Gedicht, was von mir aus gesehen nicht melancholisch gedacht war. Ich wollte die politisch unsinnigen Ansichten, dass geführte Kriege zur Verbesserung der Welt führen, zu ad absurdum bringen. Eine leichte Ironie war natürlich mit im Spiel.
Über deine Vorschläge denke ich nach.

LIebe Grüße
Helmut
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo helmut ganze,

ich finds inhaltlich lasch im Sinne von nicht treffend.
Wahrscheinlich weil es sich nicht auf eine konkrete Person bezieht. Zumindest ist mir aus der öffentlichen Wahrnehmung kein General bekannt, auf den die zweite Strophe zutrifft.

Der moralische Schluss in der letzten Strophe wechselt zudem den Blickpunkt. Vorher sind seine Erfolge zu jeder Zeit von der Allgemeinheit (man) gerühmt und nun plötzlich werden sie auktorial als sinnlos bewertet.
Es wird nichtmal gesagt, worin nun das Versagen bestand. Ist es die Aufgabe eines Generals, die Welt zu verbessern?

Ich sehe nicht so recht wofür oder wogegen das Gedicht ist. Letztlich wirkt es mehr wie die Schelte eines Klischees.

cu
lap
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Hallo lapismont alias Steinberg,

natürlich hast du Recht, ich habe in meinem Gedicht durchaus nicht an eine bestimmte Person gedacht, das muss ich bei meiner gewählten Thematik auch gar nicht. Mir kam es darauf an, den Wunderglauben der Menschheit an die Verfügbarkeit der Gewalt zur Lösung aller Probleme der Welt darzustellen. Es ist also eine Metamorphose von dem Allgemeinen auf eine Person,um den Widerspruch zwischen zwischen Euphorie und Realität darzustellen. Was geschieht denn noch heute?
Gegen die Piraterie vor Somalia der Einsatz von Kriegsschiffen,obwohl soziale Probleme und Verarmung des somalischen Volkes die wahren Ursachen der Enterung von ausländischen Schiffen sind.
Seit acht Jahren Kriegsspiele gegen die religiös ausgerichteten islamistischen Fundamentalisten in Afghanistan, ohne Aussicht auf Erfolg in einem asymmetrischen Krieg trotz herbeigeredeter Erfolge.
Die Welt wird nicht besser durch das Schwert.

Liebe Grüße
Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s

Mein Gedicht vom August 2009 war nicht in jedem Falle auf Verständnis gestoßen, zumal es als zu allgemein angesehen wurde. Nun wurde ein verdienstvoller und hochdekorierter US-General in Pension geschickt. Acht Jahre Krieg in Afghanistan haben an der Sachlage nichts verändert, der Krieg geht weiter.
Ich frage, ist die Welt besser geworden?

Liebe Grüße

Helmut
 



 
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