Der verschenkte Moment

oder: die Lehre der Natur


Jetzt kurz mal nicht an Arbeit denken.
Ich ahne, dass dies sinnvoll ist.
Einen Moment will ich verschenken.
Dem Vogel, der dort singend sitzt.

Er schaut herein, zu mir, ins Zimmer.
Dort draußen, von der Fensterbank.
Trällert sein Lied, wofür auch immer.
Vielleicht für mich? Dann lieben Dank!

Die kleinen Augen blicken munter.
Sie schauen mich so glänzend an.
Die ganze Welt ist plötzlich bunter.
Das Lied scheint wie ein Lobgesang.

Na, Vogel, bringst du mir ein Ständchen?
Was kann ich tun? Ich lächle nur!
Als wenn du mich verstehen könntest.
Hebst du die Flügel, schwebst empor.

Jetzt darf ich wieder weiter machen.
Nach diesem sinnvollen Moment.
Denn die Natur bringt gute Sachen.
Weil sie sich ungefragt verschenkt.

Liebe Feder,

ja die Natur hält schon schöne Dinge für uns bereit, doch leider würdigt man all das viel zu wenig oder gar nicht. Man schießt auf Vögel, die sich im Baum vor dem Haus ein Nest bauen, oder auf Katzen, die des Nachts nur ihrem Instinkt folgen, fällt Bäume, weil sie einem Parkplatz o.ä. weichen müssen, Frösche müssen weg, weil ihr quaken die Nachtruhe stört, Wälder werden abgeholzt und uns dabei der Sauerstoff entzogen und, und, und.........
Stell Dir vor, Du wachst eines morgens auf, es ist Frühling, schon hell und ...totenstille, kein Vogel zwitschert mehr, kein Hahn kräht von irgendwoher, oder es ist Abend, hat das Fenster auf und man hört keine Nachtvögel mehr, keine Grillen, ich stelle mir das als Anfang vom Ende vor.
Mache jetzt auch Schluß und gönne mir etwas Schlaf.
Ich wünsch dir was!
deine Brigitte

Ja Brigitte, das wäre schrecklich. Leider ist es nur so, dass wir nur in Momenten, wo die Seele lacht, offen dafür sind, es auch zu würdigen.

Ich gehe jetzt auch schlafen. Die Woche war anstrengend und der heutige Tag ganz besonders.

Lieben Gruß und schlaf gut,
deine Feder

Geschenkt

Hallo liebe Feder,
hast du dich nicht im Titel vertan? könnte es nicht heißen: Der GESCHENKTE Moment?Wer so liebevoll beobachtet und beschreibt hat ein großes Herz auch für die kleinen Dinge die letztendllich das LEBEN sind.
Liebe grüße Sansibar aus Sansibar

Demnach, wie man es betrachtet ....

könntest du Recht haben. Aber weißt du, weshalb ich "verschenkt" und nicht "geschenkt" geschrieben habe?
Wenn mich etwas berührt - wie du sagst, an meinem großen Herzen; hab Dank dafür - dann ist es immer so, dass ich mich dem, was mich berührt, VERSCHENKE, dem Gefühl hingebe. Letztlich ist es ein Geschenk - in dem Fall an Mutter Natur.

Der Morgen hier hatte etwas so Zauberhaftes ... dann der Vogel ... ich wollte mich "verschenken", um zu erhalten ... auch die Liebe zur Natur kommt immer nur in dem Maße zurück, wie wir uns ihr öffnen ...

Liebe Sonntagsgrüße nach Sansibar (wo hoffentlich die Sonne scheint),
deine Feder