Der wohlerzogene Richard

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Aligator

Mitglied
Immer wieder blickte ich auf die Tasche von Fr. Schniedel. Schuld war mein Hund. Ich war in meinem Atelier und gab mich wie jeden Freitagabend meines kreativen Schaffens hin. Vor mir entstand eine seltsame Situation, ich wusste nicht so recht, auf was ich eigentlich hinaus wollte. Eine Brücke und dort dieses Rot, wo kam es her? Mein Hund Richard stupste abermals mit der Schnauze an diese vermaledeite, rote - ah, von dort – Geschenktasche. Wie überaus geschickt er sich des Inhalts bemächtigen wollte! Es ist schon faszinierend, was diese Tiere mithilfe ihres Riechorgans erreichen können, verglichen mit uns Menschen.
Klirr! Mein Hund war erfolgreich, die Flasche aus der Tasche auf dem Boden gelandet und der Likör ergoss sich in Zeitlupe über die Holzdielen. Richard begann sich das Dankeschön von Fr. Schniedel einzuverleiben. Zuerst musste ich lachen, aber auf jeden Fall musste ich ihm Einhalt gebieten.
„Richard, git! Otur!“
Nicht wundern, mein Hund versteht nur türkisch. Wir haben ihn über eine Bekannte aus einem Tierasyl von drüben hergeholt. Er saß schon in der Todeszelle, wie all die von der Bekannten vermittelten Hunde übrigens. Ist ne gute Sache. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich nicht mit dem Deutschen anfreunden wollen. Und so musste sich sein Herrchen sprachlich weiterbilden, damit er auch Herrchen bleibt. Sein eigentlicher Name ist natürlich auch nicht Richard. Aber er scheint kein Problem damit zu haben.
Wo war blos wieder die Kehrschaufel? In der Not tat‘ s auch mein alter Kittel, der da am Haken hing. Richard war nicht sehr begeistert, denn das süße Zeug schien ihm zu munden.
„Git, git, blöder Hund!“
Mit einem Kniestups in die Flanke beförderte ich Richard aus der Gefahrenzone. Er schleckte sich das Maul, zog die Lefzen hoch und schien kurz seine Chancen abzuwägen. Doch dann warf er mir nur einen beleidigten Blick zu und ließ sich in seiner Ecke nieder. Mit dem berühmten, demonstrativen Abschlussschnauber.

Eine viertel Stunde später saß Richard neben mir auf dem Beifahrersitz und blickte verträumt in die Nacht. Meine kreative Phase war durch das Geschehene irreparabel beschädigt worden und ich wollte nur noch auf die Couch. Es sind nur 15 Minuten über die Landstraße bis nach Hause. Wir durchquerten gerade das Stückchen Wald, als es wieder passierte.
Ich dachte: „Wenn der Hund bei der nächsten Rechtskurve das dritte Mal umfällt, ist es amtlich, dass er besoffen ist.“ Ich bin ja eher ein gemütlicher Autofahrer und Richard hatte es immer vermocht, durch geschicktes Sich-in-die-Kurve-Legen der Fliehkraft entgegenwirken zu können. Und das ohne Physikunterricht. Die Biegung vor der Bachbrücke gab mir endgültige Gewissheit: Er war dicht.
Nun wäre dies nichts sonderlich Aufregendes gewesen, wenn nicht ausgerechnet heute eine Verkehrskontrolle am Ortseingang stattgefunden hätte. Ein Beamter winkte mich freundlich aber bestimmt in die Bushaltestelle.
„Schönen guten Abend, Verkehrskontrolle! Könnt ich mal den Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?“, begrüßte mich ein Freund in Blau, während sein Helfershelfer nervös mit der Taschenlampe den Innenraum meines nicht sonderlich aufgeräumten Fahrzeugs absuchte. Richards Beschützerinstinkte wurden durch diese Vorkommnisse keineswegs aktiviert. Er glotze treudoof schielend ins Licht.
„Au ja, Moment“, sagte ich in meinem Handschuhfach wühlend.
Der Beamte schnüffelte zweimal. „Sagen Sie mal, haben sie Alkohol getrunken?“
„Ich nicht, aber der Hund“, antwortete ich prompt.

Die nächsten fünf Minuten wurde ich ausgiebig und erfolglos auf illegalen Alkoholgenuss im Straßenverkehr hin überprüft. Ich klärte währenddessen über Richards Missgeschick mit dem Likör auf. Danach rückte Beamte Schulze sich die Mütze zurecht, räusperte sich und sagte: „Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe, aber man bekommt in dem Beruf schon einiges zu hören.“
„Was meinen Sie, was ich heut noch von meiner Frau zu hören bekomme“, fügte ich hinzu. „Noch dazu ist der Hund Moslem.“
„Naja, dann wünsch ich Ihnen noch einen ruhigen …“ Weiter kam er nicht, denn was jetzt geschah, hatte der Schutzmann in seinen 35 Dienstjahren noch nicht gesehen:
Richard hängte Kopfüber aus dem immer noch geöffneten Autofenster und kotzte auf die Straße.
„Da haben sie aber einen gut erzogenen Hund“, sagte Schulze anerkennend.
„Ja, das hat er von mir“, stimmte ich zu.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Aligator,

ich stell mir das gerade bildlich vor … ein echter Kracher! Ich habe sehr lachen müssen.
Ein paar kleine Verbesserungen hätte ich allerdings noch.

Warum schreibst Du Fr. Schniedel? Ich würde Frau ausschreiben.

[red]gab mich wie jeden Freitagabend meines kreativen Schaffens hin[/red] - [blue]meinem kreativen Schaffen[/blue]

[red]blos[/red] - [blue]bloß[/blue]

[red]viertel Stunde[/red] - [blue]Viertelstunde[/blue]

[red]Richard hatte es immer vermocht, durch geschicktes Sich-in-die-Kurve-Legen der Fliehkraft entgegenwirken zu können[/red] – Klingt ein wenig kompliziert. Es reicht: [blue]hatte es vermocht …. entgegenzuwirken[/blue]

[red]Richard hängte Kopfüber[/red] – [blue]hing kopfüber[/blue]

Ich hoffe, Du nimmst mir diese Hinweise nicht übel.

Gruß Ciconia
 

Aligator

Mitglied
Immer wieder blickte ich auf die Tasche von Fr. Schniedel. Schuld war mein Hund. Ich war in meinem Atelier und gab mich wie jeden Freitagabend meinem kreativen Schaffen hin. Vor mir entstand eine seltsame Situation, ich wusste nicht so recht, auf was ich eigentlich hinaus wollte. Eine Brücke und dort dieses Rot, wo kam es her? Mein Hund Richard stupste abermals mit der Schnauze an diese vermaledeite, rote - ah, von dort – Geschenktasche. Wie überaus geschickt er sich des Inhalts bemächtigen wollte! Es ist schon faszinierend, was diese Tiere mithilfe ihres Riechorgans erreichen können, verglichen mit uns Menschen.
Klirr! Mein Hund war erfolgreich, die Flasche aus der Tasche auf dem Boden gelandet und der Likör ergoss sich in Zeitlupe über die Holzdielen. Richard begann sich das Dankeschön von Fr. Schniedel einzuverleiben. Zuerst musste ich lachen, aber auf jeden Fall musste ich ihm Einhalt gebieten.
„Richard, git! Otur!“
Nicht wundern, mein Hund versteht nur türkisch. Wir haben ihn über eine Bekannte aus einem Tierasyl von drüben hergeholt. Er saß schon in der Todeszelle, wie all die von der Bekannten vermittelten Hunde übrigens. Ist ne gute Sache. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich nicht mit dem Deutschen anfreunden wollen. Und so musste sich sein Herrchen sprachlich weiterbilden, damit er auch Herrchen bleibt. Sein eigentlicher Name ist natürlich auch nicht Richard. Aber er scheint kein Problem damit zu haben.

Wo war bloß wieder die Kehrschaufel? In der Not tat‘ s auch mein alter Kittel, der da am Haken hing. Richard war nicht sehr begeistert, denn das süße Zeug schien ihm zu munden.
„Git, git, blöder Hund!“
Mit einem Kniestups in die Flanke beförderte ich Richard aus der Gefahrenzone. Er schleckte sich das Maul, zog die Lefzen hoch und schien kurz seine Chancen abzuwägen. Doch dann warf er mir nur einen beleidigten Blick zu und ließ sich in seiner Ecke nieder. Mit dem berühmten, demonstrativen Abschlussschnauber.

Eine Viertelstunde später saß Richard neben mir auf dem Beifahrersitz und blickte verträumt in die Nacht. Meine kreative Phase war durch das Geschehene irreparabel beschädigt worden und ich wollte nur noch auf die Couch. Es sind nur 15 Minuten über die Landstraße bis nach Hause. Wir durchquerten gerade das Stückchen Wald, als es wieder passierte.
Ich dachte: „Wenn der Hund bei der nächsten Rechtskurve das dritte Mal umfällt, ist es amtlich, dass er besoffen ist.“ Ich bin ja eher ein gemütlicher Autofahrer und Richard hatte es immer vermocht, durch geschicktes Sich-in-die-Kurve-Legen der Fliehkraft entgegenzuwirken. Und das ohne Physikunterricht. Die Biegung vor der Bachbrücke gab mir endgültige Gewissheit: Er war dicht.
Nun wäre dies nichts sonderlich Aufregendes gewesen, wenn nicht ausgerechnet heute eine Verkehrskontrolle am Ortseingang stattgefunden hätte. Ein Beamter winkte mich freundlich aber bestimmt in die Bushaltestelle.
„Schönen guten Abend, Verkehrskontrolle! Könnt ich mal den Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?“, begrüßte mich ein Freund in Blau, während sein Helfershelfer nervös mit der Taschenlampe den Innenraum meines nicht sonderlich aufgeräumten Fahrzeugs absuchte. Richards Beschützerinstinkte wurden durch diese Vorkommnisse keineswegs aktiviert. Er glotze treudoof schielend ins Licht.
„Au ja, Moment“, sagte ich in meinem Handschuhfach wühlend.
Der Beamte schnüffelte zweimal. „Sagen Sie mal, haben sie Alkohol getrunken?“
„Ich nicht, aber der Hund“, antwortete ich prompt.

Die nächsten fünf Minuten wurde ich ausgiebig und erfolglos auf illegalen Alkoholgenuss im Straßenverkehr hin überprüft. Ich klärte währenddessen über Richards Missgeschick mit dem Likör auf. Danach rückte Beamte Schulze sich die Mütze zurecht, räusperte sich und sagte: „Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe, aber man bekommt in dem Beruf schon einiges zu hören.“
„Was meinen Sie, was ich heut noch von meiner Frau zu hören bekomme“, fügte ich hinzu. „Noch dazu ist der Hund Moslem.“
„Naja, dann wünsch ich Ihnen noch einen ruhigen …“ Weiter kam er nicht, denn was jetzt geschah, hatte der Schutzmann in seinen 35 Dienstjahren noch nicht gesehen:
Richard hängte Kopfüber aus dem immer noch geöffneten Autofenster und kotzte auf die Straße.
„Da haben sie aber einen gut erzogenen Hund“, sagte Schulze anerkennend.
„Ja, das hat er von mir“, stimmte ich zu.
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Aligator, Plot witzig, Interaktion Herr/Hund gut beobachtet. Die Ausführung: don´t tell, show it. Der erste Absatz z.B. könnte in einem Satz zusammengefasst werden. Ein Hund, der kopfüber aus dem geöffneten Autofenster hängt ? Ich weiß, was Du sagen willst, aber ... die Geschichte ist ungenau gearbeitet, wie ein Entwurf, hat aber Potential. Also mach, dass Du es kannst, haben wir bereits mehrfach gelesen :) LG - herziblatti
 

Aligator

Mitglied
Immer wieder blickte ich auf die Tasche von Fr. Schniedel. Schuld war mein Hund. Ich war in meinem Atelier und gab mich wie jeden Freitagabend meinem kreativen Schaffen hin. Vor mir entstand eine seltsame Situation, ich wusste nicht so recht, auf was ich eigentlich hinaus wollte. Eine Brücke und dort dieses Rot, wo kam es her? Mein Hund Richard stupste abermals mit der Schnauze an diese vermaledeite, rote - ah, von dort – Geschenktasche. Wie überaus geschickt er sich des Inhalts bemächtigen wollte! Es ist schon faszinierend, was diese Tiere mithilfe ihres Riechorgans erreichen können, verglichen mit uns Menschen.
Klirr! Mein Hund war erfolgreich, die Flasche aus der Tasche auf dem Boden gelandet und der Likör ergoss sich in Zeitlupe über die Holzdielen. Richard begann sich das Dankeschön von Fr. Schniedel einzuverleiben. Zuerst musste ich lachen, aber auf jeden Fall musste ich ihm Einhalt gebieten.
„Richard, git! Otur!“
Nicht wundern, mein Hund versteht nur türkisch. Wir haben ihn über eine Bekannte aus einem Tierasyl von drüben hergeholt. Er saß schon in der Todeszelle, wie all die von der Bekannten vermittelten Hunde übrigens. Ist ne gute Sache. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich nicht mit dem Deutschen anfreunden wollen. Und so musste sich sein Herrchen sprachlich weiterbilden, damit er auch Herrchen bleibt. Sein eigentlicher Name ist natürlich auch nicht Richard. Aber er scheint kein Problem damit zu haben.

Wo war bloß wieder die Kehrschaufel? In der Not tat‘ s auch mein alter Kittel, der da am Haken hing. Richard war nicht sehr begeistert, denn das süße Zeug schien ihm zu munden.
„Git, git, blöder Hund!“
Mit einem Kniestups in die Flanke beförderte ich Richard aus der Gefahrenzone. Er schleckte sich das Maul, zog die Lefzen hoch und schien kurz seine Chancen abzuwägen. Doch dann warf er mir nur einen beleidigten Blick zu und ließ sich in seiner Ecke nieder. Mit dem berühmten, demonstrativen Abschlussschnauber.

Eine Viertelstunde später saß Richard neben mir auf dem Beifahrersitz und blickte verträumt in die Nacht. Meine kreative Phase war durch das Geschehene irreparabel beschädigt worden und ich wollte nur noch auf die Couch. Es sind nur 15 Minuten über die Landstraße bis nach Hause. Wir durchquerten gerade das Stückchen Wald, als es wieder passierte.
Ich dachte: „Wenn der Hund bei der nächsten Rechtskurve das dritte Mal umfällt, ist es amtlich, dass er besoffen ist.“ Ich bin ja eher ein gemütlicher Autofahrer und Richard hatte es immer vermocht, durch geschicktes Sich-in-die-Kurve-Legen der Fliehkraft entgegenzuwirken. Und das ohne Physikunterricht. Die Biegung vor der Bachbrücke gab mir endgültige Gewissheit: Er war dicht.
Nun wäre dies nichts sonderlich Aufregendes gewesen, wenn nicht ausgerechnet heute eine Verkehrskontrolle am Ortseingang stattgefunden hätte. Ein Beamter winkte mich freundlich aber bestimmt in die Bushaltestelle.
„Schönen guten Abend, Verkehrskontrolle! Könnt ich mal den Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?“, begrüßte mich ein Freund in Blau, während sein Helfershelfer nervös mit der Taschenlampe den Innenraum meines nicht sonderlich aufgeräumten Fahrzeugs absuchte. Richards Beschützerinstinkte wurden durch diese Vorkommnisse keineswegs aktiviert. Er glotze treudoof schielend ins Licht.
„Au ja, Moment“, sagte ich in meinem Handschuhfach wühlend.
Der Beamte schnüffelte zweimal. „Sagen Sie mal, haben sie Alkohol getrunken?“
„Ich nicht, aber der Hund“, antwortete ich prompt.

Die nächsten fünf Minuten wurde ich ausgiebig und erfolglos auf illegalen Alkoholgenuss im Straßenverkehr hin überprüft. Ich klärte währenddessen über Richards Missgeschick mit dem Likör auf. Danach rückte Beamte Schulze sich die Mütze zurecht, räusperte sich und sagte: „Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe, aber man bekommt in dem Beruf schon einiges zu hören.“
„Was meinen Sie, was ich heut noch von meiner Frau zu hören bekomme“, fügte ich hinzu. „Noch dazu ist der Hund Moslem.“
„Naja, dann wünsch ich Ihnen noch einen ruhigen …“ Weiter kam er nicht, denn was jetzt geschah, hatte der Schutzmann in seinen 35 Dienstjahren noch nicht gesehen:
Richard hing kopfüber aus dem immer noch geöffneten Autofenster und kotzte auf die Straße.
„Da haben sie aber einen gut erzogenen Hund“, sagte Schulze anerkennend.
„Ja, das hat er von mir“, stimmte ich zu.
 

Aligator

Mitglied
Friede sei mit dir, herziblatti!

Erstmaldankefürskommentieren!

Oha, jetzt steck ich ner Zwickmühle, denn auf ein "mach!", kommt bei mir ein "wasn?". Wenn du sagst "zu ungenau", dann kommt ein "wo denn?". Und auf ein "du packst das scho" ein "niemals!".
Jetzt muss ichs det halt so lassen. :(

Liebe Grüße,
Aligator
 

herziblatti

Mitglied
Hallo Aligator, heute habe ich endlich etwas Zeit, also will ich Dir aufdröseln, was ich meine mit Genauigkeit beim Schreiben. Beispiel: Tasche. Was soll ich mir vorstellen, eine Hand- Einkaufs- Stoff-Tasche, schickes Lacktütchen aus der Schnapsboutique oder Penny-Tüte? Detaillierte Angaben sind aussagekräftig. Bis irgendwann die nähere, aber ebenso unklare Bezeichnung "rot" kommt, habe ich bereits ein beliebiges Bild im Kopf oder eben keines und zucke die Schulter.
Vor mir entstand eine seltsame Situation, ich wusste nicht so recht, auf was ich eigentlich hinaus wollte. Eine Brücke und dort dieses Rot, wo kam es her?
Was ist damit gemeint? Hat es mit dem Gemälde zu tun, an dem garbeitet wird? Sags doch einfacher. Der Witz kommt durch die Präzision der Schilderung, verlass Dich drauf. Diese gewollt witzige Sprache bringt nichts, außer man ist Wolf Haas und kann das.
Wie überaus geschickt er sich des Inhalts bemächtigen wollte! Es ist schon faszinierend, was diese Tiere mithilfe ihres Riechorgans erreichen können, verglichen mit uns Menschen.
Was ist geschickt daran, wenn er mit der Schnaunze stupst? Das tut jeder Hund, ich sehe die Geschicklichkeit nicht. Was erreicht das Tier mittels Riechorgan? Das Wort ist hier falsch verwendet, weil "riech", große Leistung, beim Fährtenlesen etc. aber hier?
Ich meine zu wissen, was Du hier darstellen willst: der Hund will gaanz gaanz unauffällig an den Inhalt kommen, er erscheint ihm interessant, weil ihn die Frau Schniedel mit großer Geste überreicht hatte und von Dir ebenso entgegengenommen wurde. Und Du bist hin- und hergerissen zwischen Hund beobachten und malen.
Die Geschichte ist witzig, erzähle sie in einer klaren, schlichten, möglichst präzisen Sprache, der Witz kommt so am besten raus.
(So ähnlich würde ich vielleicht beginnen: Da liegt diese Tasche, rot, aus Stoff/Leder, mit/oder ohne Aufdruck, und Richard ... oder: ich bin Wochenendmaler, und der Freitagabend ...)
Und jetzt meine Bitte: nicht löschen, ich werde Dir Hilfestellung geben, so gut ich es kann, versprochen :) LG vom herziblatti
 

molly

Mitglied
Hallo Aligator

der Künstler fragt sich, wo das Rot herkommt. Natürlich von der roten Geschenktasche, auf die er immer wieder schauen muss, wegen seinem nur türkisch verstehenden Schnüffel-Hund!

Einfach köstlich.

Viele Grüße

molly
 

Aligator

Mitglied
Hallo Herziblatti!

Ja, jetzt kapier ich, was du gemeint hast. Ich werde versuchen einige Stellen umzuformulieren. Mit dieser gewollt komplizierten Sprache schießt man sich häufig ein Eigentor. Einfache Sätze find ich aber auch nicht so der Hit. Ich versuche eine bunte Mischung hinzukriegen. Vor allem lange Sätze und dann nur so ein halber, dass groovt irgendwie. Dann z.B Riechorgan, das hab ich absichtlich gewählt, aber Schnauze ist dann mit Bezug auf den Menschen wohl witziger. Will nichts rechtfertigen, nur so.
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, ich nehme Kritik immer dankbar an und beherzige sie. Ist ja auch Sinn der Sache, odr?

Grüßle von Aligator
 

Aligator

Mitglied
Hallo molly!

Ja da wollt ich, dass er eine Art Vision von der baldigen Verkehrskontrolle hat. Aber die Blaulichter wären zu viel gewesen. wadauchimmer

Cok sükür,
aligütür
 

Aligator

Mitglied
Ich war in meinem Atelier und gab mich wie jeden Freitagabend meinem kreativen Schaffen hin. Auf der Leinwand entstand eine seltsame Situation, ich wusste nicht so recht, auf was ich eigentlich hinaus wollte. Eine Brücke und dort dieses Rot, wo kam es her? Mein Hund Richard stupste abermals mit der Schnauze an diese vermaledeite, rote - ah, von dort – Geschenktasche von Frau Schniedel. Er tat es ganz behutsam, sich der Halblegalität seines Handelns bewusst. Als eine Geste der Dankbarkeit, wegen meiner erfolgreichen Behandlung ihres Gesäßekzems nämlich, hatte Frau Schniedel mir feierlich die Tasche an der Tür vor einer Stunde überreicht und es hatte mich einiges an Mühe gekostet, die nette Dame wieder loszuwerden.
Klirr! Mein Hund war erfolgreich, die Flasche aus der Tasche auf dem Boden gelandet und der Likör ergoss sich in Zeitlupe über die Holzdielen. Richard hatte sich erschrocken, begann aber nach einer unweigerlichen Schnupperprüfung dennoch in der Pfütze zu schlabbern. Zuerst musste ich lachen, aber auf jeden Fall musste ich ihm Einhalt gebieten.
„Richard, git! Otur!“
Nicht wundern, mein Hund versteht nur türkisch. Wir haben ihn über eine Bekannte aus einem Tierasyl von drüben hergeholt. Er saß schon in der Todeszelle, wie all die von der Bekannten vermittelten Hunde übrigens. Ist ne gute Sache. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich nicht mit dem Deutschen anfreunden wollen. Und so musste sich sein Herrchen sprachlich weiterbilden, damit er auch Herrchen bleibt. Sein eigentlicher Name ist natürlich auch nicht Richard. Aber er scheint kein Problem damit zu haben.

Wo war bloß wieder die Kehrschaufel? In der Not tat‘ s auch mein alter Kittel, der da am Haken hing. Richard war nicht sehr begeistert, denn das süße Zeug schien ihm zu munden.
„Git, git, blöder Hund!“
Mit einem Kniestups in die Flanke beförderte ich Richard aus der Gefahrenzone. Er schleckte sich das Maul, zog die Lefzen hoch und schien kurz seine Chancen abzuwägen. Doch dann warf er mir nur einen beleidigten Blick zu und ließ sich in seiner Ecke nieder. Mit dem berühmten, demonstrativen Abschlussschnauber.

Eine Viertelstunde später saß Richard neben mir auf dem Beifahrersitz und blickte verträumt in die Nacht. Meine kreative Phase war durch das Geschehene irreparabel beschädigt worden und ich wollte nur noch auf die Couch. Es sind nur 15 Minuten über die Landstraße bis nach Hause. Wir durchquerten gerade das Stückchen Wald, als es wieder passierte.
Ich dachte: „Wenn der Hund bei der nächsten Rechtskurve das dritte Mal umfällt, ist es amtlich, dass er besoffen ist.“ Ich bin ja eher ein gemütlicher Autofahrer und Richard hatte es immer vermocht, durch geschicktes Sich-in-die-Kurve-Legen der Fliehkraft entgegenzuwirken. Und das ohne Physikunterricht. Die Biegung vor der Bachbrücke gab mir endgültige Gewissheit: Er war dicht.
Nun wäre dies nichts sonderlich Aufregendes gewesen, wenn nicht ausgerechnet heute eine Verkehrskontrolle am Ortseingang stattgefunden hätte. Ein Beamter winkte mich freundlich aber bestimmt in die Bushaltestelle.
„Schönen guten Abend, Verkehrskontrolle! Könnt ich mal den Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?“, begrüßte mich ein Freund in Blau, während sein Helfershelfer nervös mit der Taschenlampe den Innenraum meines nicht sonderlich aufgeräumten Fahrzeugs absuchte. Richards Beschützerinstinkte wurden durch diese Vorkommnisse keineswegs aktiviert. Er glotze treudoof schielend ins Licht.
„Au ja, Moment“, sagte ich in meinem Handschuhfach wühlend.
Der Beamte schnüffelte zweimal. „Sagen Sie mal, haben sie Alkohol getrunken?“
„Ich nicht, aber der Hund“, antwortete ich prompt.

Die nächsten fünf Minuten wurde ich ausgiebig und erfolglos auf illegalen Alkoholgenuss im Straßenverkehr hin überprüft. Ich klärte währenddessen über Richards Missgeschick mit dem Likör auf. Danach rückte Beamte Schulze sich die Mütze zurecht, räusperte sich und sagte: „Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe, aber man bekommt in dem Beruf schon einiges zu hören.“
„Was meinen Sie, was ich heut noch von meiner Frau zu hören bekomme“, fügte ich hinzu. „Noch dazu ist der Hund Moslem.“
„Naja, dann wünsch ich Ihnen noch einen ruhigen …“ Weiter kam er nicht, denn was jetzt geschah, hatte der Schutzmann in seinen 35 Dienstjahren noch nicht gesehen:
Richard hing kopfüber aus dem immer noch geöffneten Autofenster und kotzte auf die Straße.
„Da haben sie aber einen gut erzogenen Hund“, sagte Schulze anerkennend.
„Ja, das hat er von mir“, stimmte ich zu.
 

Aligator

Mitglied
Ich war in meinem Atelier und gab mich wie jeden Freitagabend meinem kreativen Schaffen hin. Auf der Leinwand entstand eine seltsame Situation, ich wusste nicht so recht, auf was ich eigentlich hinaus wollte. Eine Brücke und dort dieses Rot, wo kam es her? Mein Hund Richard stupste abermals mit der Schnauze an diese vermaledeite, rote - ah, von dort – Geschenktasche von Frau Schniedel. Er tat es ganz behutsam, sich der Halblegalität seines Handelns bewusst. Als eine Geste der Dankbarkeit, wegen meiner erfolgreichen Behandlung ihres Gesäßekzems nämlich, hatte Frau Schniedel mir feierlich die Tasche an der Tür vor einer Stunde überreicht und es hatte mich einiges an Mühe gekostet, die nette Dame wieder loszuwerden.
Klirr! Mein Hund war erfolgreich, die Flasche aus der Tasche auf dem Boden gelandet und der Likör ergoss sich in Zeitlupe über die Holzdielen. Richard hatte sich erschrocken, begann aber nach einer unweigerlichen Schnupperprüfung dennoch in der Pfütze zu schlabbern. Zuerst musste ich lachen, aber auf jeden Fall musste ich ihm Einhalt gebieten.
„Richard, git! Otur!“
Nicht wundern, mein Hund versteht nur türkisch. Wir haben ihn über eine Bekannte aus einem Tierasyl von drüben hergeholt. Er saß schon in der Todeszelle, wie all die von der Bekannten vermittelten Hunde übrigens. Ist ne gute Sache. Aber aus irgendeinem Grund hat er sich nicht mit dem Deutschen anfreunden wollen. Und so musste sich sein Herrchen sprachlich weiterbilden, damit er auch Herrchen bleibt. Sein eigentlicher Name ist natürlich auch nicht Richard. Aber er scheint kein Problem damit zu haben.

Wo war bloß wieder die Kehrschaufel? In der Not tat‘ s auch mein alter Kittel, der da am Haken hing. Richard war nicht sehr begeistert, denn das süße Zeug schien ihm zu munden.
„Git, git, blöder Hund!“
Mit einem Kniestups in die Flanke beförderte ich Richard aus der Gefahrenzone. Er schleckte sich das Maul, zog die Lefzen hoch und schien kurz seine Chancen abzuwägen. Doch dann warf er mir nur einen beleidigten Blick zu und ließ sich in seiner Ecke nieder. Mit dem berühmten, demonstrativen Abschlussschnauber.

Eine Viertelstunde später saß Richard neben mir auf dem Beifahrersitz und blickte verträumt in die Nacht. Meine kreative Phase war durch das Geschehene irreparabel beschädigt worden und ich wollte nur noch auf die Couch. Es sind nur 15 Minuten über die Landstraße bis nach Hause. Wir durchquerten gerade das Stückchen Wald, als es wieder passierte.
Ich dachte: „Wenn der Hund bei der nächsten Rechtskurve das dritte Mal umfällt, ist es amtlich, dass er besoffen ist.“ Ich bin ja eher ein gemütlicher Autofahrer und Richard hatte es immer vermocht, durch geschicktes Sich-in-die-Kurve-Legen der Fliehkraft entgegenzuwirken. Und das ohne Physikunterricht. Die Biegung vor der Bachbrücke gab mir endgültige Gewissheit: Er war dicht.
Nun wäre dies nichts sonderlich Aufregendes gewesen, wenn nicht ausgerechnet heute eine Verkehrskontrolle am Ortseingang stattgefunden hätte. Ein Beamter winkte mich freundlich aber bestimmt in die Bushaltestelle.
„Schönen guten Abend, Verkehrskontrolle! Könnt ich mal den Führerschein und die Fahrzeugpapiere sehen?“, begrüßte mich der Freund in Blau, während sein Helfershelfer nervös mit der Taschenlampe den Innenraum meines nicht sonderlich aufgeräumten Fahrzeugs absuchte. Richards Beschützerinstinkte wurden durch diese Vorkommnisse keineswegs aktiviert. Er glotze treudoof schielend ins Licht.
„Au ja, Moment“, sagte ich in meinem Handschuhfach wühlend.
Der Beamte schnüffelte zweimal. „Sagen Sie mal, haben sie Alkohol getrunken?“
„Ich nicht, aber der Hund“, antwortete ich prompt.

Die nächsten fünf Minuten wurde ich ausgiebig und erfolglos auf illegalen Alkoholgenuss im Straßenverkehr hin überprüft. Ich klärte währenddessen über Richards Missgeschick mit dem Likör auf. Danach rückte Beamte Schulze sich die Mütze zurecht, räusperte sich und sagte: „Sie müssen entschuldigen, dass ich Ihnen nicht geglaubt habe, aber man bekommt in dem Beruf schon einiges zu hören.“
„Was meinen Sie, was ich heut noch von meiner Frau zu hören bekomme“, fügte ich hinzu. „Noch dazu ist der Hund Moslem.“
„Naja, dann wünsch ich Ihnen noch einen ruhigen …“ Weiter kam er nicht, denn was jetzt geschah, hatte der Schutzmann in seinen 35 Dienstjahren noch nicht gesehen:
Richard hing kopfüber aus dem immer noch geöffneten Autofenster und kotzte auf die Straße.
„Da haben sie aber einen gut erzogenen Hund“, sagte Schulze anerkennend.
„Ja, das hat er von mir“, stimmte ich zu.
 
Hallo Aligator: Hübsche Story, flott erzählt, viele Pointen, vor allem am Ende. Köstlich z. B.: „Mein Hund ist Moslem.“ Die etwas unästhetische Schlusspointe hätte ich nicht gebraucht, aber sie ist für dich offensichtlich zentral, denn danach hast du den Titel der Geschichte ausgewählt. Gruß Stefan Sternau
 
K

Karn Hardt

Gast
Chapeau!
Ein lustiger Plot. Klar kann man noch ein bisschen dran feilen, vor allem was Sprach-/Sinn-Zusammenhänge betrifft, aber wenn man nur mal so kurz rein liest, greifen an erster Stelle die Pointen - und das haben sie getan (zumindest bei mir)

:)

lg
 



 
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