DerBrief

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Smartina

Mitglied
„Das willst du schreiben? Hast du sie noch alle?“ Julia kämpfte mit dem Lachen und prustete schließlich los.
„Vielen Dank für deine nette Art mich zu verbessern, Julia“, nörgelte ihr Bruder Peter und wandte sich wieder seinem Werk zu, das sie gerade so schonungslos als Müll deklariert hatte.
„Jetzt sei doch nicht beleidigt, Peter. Aber Tatsachen müssen gesagt werden.“
„Geht das nicht netter?“
Julia legte einen Finger an ihr Kinn, sah zur Decke empor und grinste ihn schließlich an. Mit schonungsloser Offenheit erklärte sie: „Nö!“
„Okay, Joy Fielding, dann sag mir mal, wie ich besser schreiben kann, dass er sich für sie interessiert.“ Er verspottete sie, doch er hoffte inständig, dass seine Schwester nicht merkte, dass er an einem Liebesbrief für eine Mitschülerin arbeitete. Mit „er“ hatte Peter sich selbst gemeint, mit „sie“ war Denise gemeint, die hübsche, wenn auch etwas schüchterne und unscheinbare Mitschülerin Peters. Er selbst hat sie erst spät bemerkt, da sie selten etwas zum Unterricht beitrug. Aber ihre schriftlichen Leistungen waren … unglaublich. Irgendwann hatte ein Lehrer ihn auf Denise aufmerksam gemacht, weil seine Leistungen immer schlechter wurden. Also hatte er sie gefragt, ob sie ihm Nachhilfe geben würde. Zögernd hatte sie zugestimmt. Und mit der Zeit wurden Peters Leistungen immer besser, ebenso wie seine Meinung von Denise. Sie wurden Freunde und er vernachlässigte sogar seine „Clique“ in den Pausen. Aber das musste Julia nicht wissen…
„PETER! Hörst du mir überhaupt zu?“ Die Stimme seiner großen Schwester riss ihn aus seinen Gedanken.
„Was? Nein, ich habe nicht zugehört. Aber einen Herzinfarkt!“ Er legte sein Herz auf die rechte Seite seiner Brust und lehnte sich zurück, den Kopf über die Lehne und tat, als würde er im Sterben liegen. „Idiot“, sagte Julia und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Dann schreib deinen Brief doch alleine. Jedenfalls wird deine Liebe nicht fröhlich angelaufen kommen, wenn du ihr ihren Körper beschreibst. Das weiß sie sehr wahrscheinlich alleine.“
Peter starrte sie an wie einen Geist. „Woher weißt du…?“
Sie hatte doch glatt die Frechheit, lauthals zu lachen. „Hör mal, Bruder, so dumm bin ich auch nicht. Und kein Freund würde für einen anderen so einen schwülstigen Scheiß fabrizieren.
Ich zitiere: Ich denke Tag und Nacht an dich, meine Schönheit, meine Liebe, an deinen Körper, der so schön ist, dass…“ Von ihrem übertrieben dramatischen Ton gereizt, riss Peter ihr den Brief aus der Hand und zerriss ihn in der Mitte.
„Vielen Dank, Julia. Kannst du mir vielleicht helfen oder nicht?“
„In Anbetracht der Tatsache, dass du wirklich verzweifelt sein musst, wenn du mich um Hilfe bittest, bin ich gewillt, dir dabei zu helfen. Also wo fangen wir an?“

Am nächsten Tag lag ein Brief auf dem Tisch in der Schule. Adressiert war er an ein junges Mädchen in der letzten Reihe: Denise. Erstaunt starrte sie darauf und sah sich schließlich verwirrt um. Niemand erwiderte ihren Blick. Jeder packte seine Sachen auf den Tisch für die nächste Stunde. Und sie tat das gleiche, nur ein wenig langsamer. Sie schlug das Buch auf, nahm den Brief, öffnete ihn und las:

Liebe Denise,
eigentlich habe ich keine Ahnung, wie man einen Brief schreibt, schon gar nicht an ein Mädchen wie dich. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache und ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich mich ein wenig ungeschickt anstelle, aber ich bin nicht so redegewandt wie du ja weist. Es gibt aber etwas, was ich dir sagen muss, und ich habe keine Ahnung wie. Ich habe deshalb beschlossen, offen zu sein. Also: Du bist faszinierend, wahnsinnig klug und schön. Du hast mich nicht nur Mathe gelehrt und all die anderen Fächer. Ich mag dich wirklich unheimlich gern und vielleicht sogar mehr. Ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich schreibe keinen Namen drunter, obwohl es ja wohl ziemlich offensichtlich ist. Aber du wirst wissen, wer ich bin, wenn du das gleiche fühlst.
Alles Liebe

Denise konnte ihre Freude kaum unterdrücken und presste eine Hand vor ihren Mund, während ihre Augen strahlten. Peter, der das aus den Augenwinkeln sah, fühlte eine unendliche Erleichterung in sich aufsteigen.

In der Lehrer-Wechsel Pause, kam Denise zu Peter und bat ihn in den Vorraum des Klassenzimmers. Ohne viele Worte kam sie gleich zur Sache: „Du hast ihn geschrieben.“
„Ja.“
„Gut.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn ganz kurz und leicht auf den Mund, bevor sie ihm einen viel versprechenden Blick zu warf, der ihm versprach, dass das erst der Anfang war und schließlich zurück in die Klasse ging.
 

Mumpf Lunse

Mitglied
hallo ;)
ich bin mir nicht ganz sicher ob das ein stilmittel ist:
Du hast mich nicht nur Mathe gelernt und all die anderen Fächer.
immerhin könnte sein anliegen ernsthaften schaden nehmen, oder möchtest du mit einem jungen gehn, der derartige sätze produziert?

du hast mich gelehrt ...
oder
du hast mit mir gelernt ...

lg
mumpf
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Smartina,

Der flotte, lockere Schreibstil passt gut zum Inhalt deiner Geschichte. Aber schau mal in die vorletzte Zeile, ich glaube, du hast dem "zu" ein "warf" geklaut.

mit liebem Gruß
maerchenhexe
 

Smartina

Mitglied
„Das willst du schreiben? Hast du sie noch alle?“ Julia kämpfte mit dem Lachen und prustete schließlich los.
„Vielen Dank für deine nette Art mich zu verbessern, Julia“, nörgelte ihr Bruder Peter und wandte sich wieder seinem Werk zu, das sie gerade so schonungslos als Müll deklariert hatte.
„Jetzt sei doch nicht beleidigt, Peter. Aber Tatsachen müssen gesagt werden.“
„Geht das nicht netter?“
Julia legte einen Finger an ihr Kinn, sah zur Decke empor und grinste ihn schließlich an. Mit schonungsloser Offenheit erklärte sie: „Nö!“
„Okay, Joy Fielding, dann sag mir mal, wie ich besser schreiben kann, dass er sich für sie interessiert.“ Er verspottete sie, doch er hoffte inständig, dass seine Schwester nicht merkte, dass er an einem Liebesbrief für eine Mitschülerin arbeitete. Mit „er“ hatte Peter sich selbst gemeint, mit „sie“ war Denise gemeint, die hübsche, wenn auch etwas schüchterne und unscheinbare Mitschülerin Peters. Er selbst hat sie erst spät bemerkt, da sie selten etwas zum Unterricht beitrug. Aber ihre schriftlichen Leistungen waren … unglaublich. Irgendwann hatte ein Lehrer ihn auf Denise aufmerksam gemacht, weil seine Leistungen immer schlechter wurden. Also hatte er sie gefragt, ob sie ihm Nachhilfe geben würde. Zögernd hatte sie zugestimmt. Und mit der Zeit wurden Peters Leistungen immer besser, ebenso wie seine Meinung von Denise. Sie wurden Freunde und er vernachlässigte sogar seine „Clique“ in den Pausen. Aber das musste Julia nicht wissen…
„PETER! Hörst du mir überhaupt zu?“ Die Stimme seiner großen Schwester riss ihn aus seinen Gedanken.
„Was? Nein, ich habe nicht zugehört. Aber einen Herzinfarkt!“ Er legte seine Hand auf die rechte Seite seiner Brust und lehnte sich zurück, den Kopf über die Lehne und tat, als würde er im Sterben liegen. „Idiot“, sagte Julia und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Dann schreib deinen Brief doch alleine. Jedenfalls wird deine Liebe nicht fröhlich angelaufen kommen, wenn du ihr ihren Körper beschreibst. Das weiß sie sehr wahrscheinlich alleine.“
Peter starrte sie an wie einen Geist. „Woher weißt du…?“
Sie hatte doch glatt die Frechheit, lauthals zu lachen. „Hör mal, Bruder, so dumm bin ich auch nicht. Und kein Freund würde für einen anderen so einen schwülstigen Scheiß fabrizieren.
Ich zitiere: Ich denke Tag und Nacht an dich, meine Schönheit, meine Liebe, an deinen Körper, der so schön ist, dass…“ Von ihrem übertrieben dramatischen Ton gereizt, riss Peter ihr den Brief aus der Hand und zerriss ihn in der Mitte.
„Vielen Dank, Julia. Kannst du mir vielleicht helfen oder nicht?“
„In Anbetracht der Tatsache, dass du wirklich verzweifelt sein musst, wenn du mich um Hilfe bittest, bin ich gewillt, dir dabei zu helfen. Also wo fangen wir an?“

Am nächsten Tag lag ein Brief auf dem Tisch in der Schule. Adressiert war er an ein junges Mädchen in der letzten Reihe: Denise. Erstaunt starrte sie darauf und sah sich schließlich verwirrt um. Niemand erwiderte ihren Blick. Jeder packte seine Sachen auf den Tisch für die nächste Stunde. Und sie tat das gleiche, nur ein wenig langsamer. Sie schlug das Buch auf, nahm den Brief, öffnete ihn und las:

Liebe Denise,
eigentlich habe ich keine Ahnung, wie man einen Brief schreibt, schon gar nicht an ein Mädchen wie dich. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache und ich hoffe, du verzeihst mir, wenn ich mich ein wenig ungeschickt anstelle, aber ich bin nicht so redegewandt wie du ja weist. Es gibt aber etwas, was ich dir sagen muss, und ich habe keine Ahnung wie. Ich habe deshalb beschlossen, offen zu sein. Also: Du bist faszinierend, wahnsinnig klug und schön. Du hast mich nicht nur Mathe gelehrt und all die anderen Fächer. Ich mag dich wirklich unheimlich gern und vielleicht sogar mehr. Ich glaube, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich schreibe keinen Namen drunter, obwohl es ja wohl ziemlich offensichtlich ist. Aber du wirst wissen, wer ich bin, wenn du das gleiche fühlst.
Alles Liebe

Denise konnte ihre Freude kaum unterdrücken und presste eine Hand vor ihren Mund, während ihre Augen strahlten. Peter, der das aus den Augenwinkeln sah, fühlte eine unendliche Erleichterung in sich aufsteigen.

In der Lehrer-Wechsel Pause, kam Denise zu Peter und bat ihn in den Vorraum des Klassenzimmers. Ohne viele Worte kam sie gleich zur Sache: „Du hast ihn geschrieben.“
„Ja.“
„Gut.“ Sie beugte sich vor und küsste ihn ganz kurz und leicht auf den Mund, bevor sie ihm einen viel versprechenden Blick zu warf, der ihm versprach, dass das erst der Anfang war und schließlich zurück in die Klasse ging.
 



 
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