Dereinst

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NewDawnK

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

ein Text mit charismatischer Ausstrahlung. Er liest sich wie eine Einschwörung auf die Liebe bzw. auf das, was der Prot. darunter versteht.

"Ich liebe dich
und gleichso
wirst auch du lieben."
Das wirkt im ersten Moment auf Außenstehende wie mich eher aufdringlich. Ich vermute, der Empfänger wird den Absender dieser Worte schon sehr lieben müssen, damit sie zeitgleich bei ihm ankommen.
Die Zeit scheint eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen in Deinem Text - deshalb gefällt mir der Titel ganz besonders gut.

Schöne Grüße, NDK
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo NDK,

[blue]Was Mein ist, ist dein[/blue] das meint Schönheit, Süße und Wärme ist auch dir zu eigen in gleicher Weise, wie sie mir zu eigen sind. Deshalb wirst auch du lieben, wie ich liebe. Denn die Verwandtschaft dieser Beiden wurzelt in der Liebe.
Die Angesprochene ahnt das und was sie da vernimmt, hört sie ja nicht im eigentlichen Sinne dieses Wortes, sondern sie öffnet sich dieser Ahnung.

Es ist ein Unterschied, ob man eine Ahnung von etwas hat, oder ob diese Ahnung allmählich zu einer Gewissheit werden will. An diesem Punkt befindet sich die Person, die sich in diesem Text als die Angesprochene empfindet. Und bis sich diese "prophezeiten" Dinge erfüllen werden, wird noch viel Zeit vergehen.

Danke für Deine Antwort, die mir deutlich macht, dass dieser Text anzusprechen vermag. Das freut mich sehr.

Dir ganz liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Sonnenkreis

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

in unseren Texten finden wir immer wieder Dinge, die
wir beim schreiben selber gar nicht ahnten. Und im Ver-
bund erweitern sich diese Er-kenntnisse nochmal. Das
ist wohl der Teil, der die gemeinsame Textarbeit inhalt-
lich so spannend macht.

Auch hier finde ich in mehreren Lesegängen immer mehr:

"Dereinst"; das klang für mich zuerst nach "vorerst". Also
so lange, bis es sich wieder ändert. Und so ist das Leben
doch auch: Es verändert sich immer wieder. Bleiben wir
darin starr, dann haben wir irgendwann das nachsehen.
Weil das Leben uns "überholt" hat.

Wir empfinden alle verschieden; auch das macht das Leben
so spannend. Denn was NDK als aufdringlich empfindet, das
empfinde ich als ansprechend. Denn ich gehe hier in dem Ro-
senbild nicht von irgendeiner Rose aus, sondern eben von die-
ser Rose, die mich u.a. mit ihrer Wärme berührt. Es berührt
mich aber noch mehr an ihr: Sie weiß um ihre Wirkung, sie
weiß um ihre Liebeskraft. Und, wenn diese eine Rose nun mir
sagt das sie mich liebt; dabei spürt das auch ich sie lieben
werde, dann macht mich das glücklich.

Denn wie oft zweifeln wir an unsere Liebe? Nicht wirklich, aber
Zweifel sind doch fast immer dabei. Dann ist es eine Wohltat
von der Rose zu hören: Hey Du, erinnere dich: du liebst mich
wie ich dich liebe.

Und falls du es im Moment nicht spürst, dann gräme dich auch
daran nicht: du wirst mich lieben.

Bei aller Autonomie die ich nicht nur der Liebe abverlange ist es
auch einfach mal schön, sich einen Moment dieser Rose sich an-
vertrauen zu können. Sich einfach mal fallenlassen können....

Schön liebe Vera-Lena; ich nehme Dein Gedicht gerne mit in
meine Zeit!

Dir ganz viele

Liebe Grüße;))
Sonnenkreis
 
B

bonanza

Gast
ein sehr persönlich-religiöses gedicht, wenn ich mich nicht irre.
den titel finde ich gut. ein schönes wort: "dereinst".
das gedicht darunter ist mir zu eindimensional.

bon.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Sonnenkreis,

ja, das tut gut sich in eine Gewissheit fallen lassen zu können, dass man geliebt wird. Um das eigene Liebenkönnen ist es ja nicht immer so bestellt, dass man damit zufrieden wäre, aber wenn ich bedenke, dass die ganze Schöpfung "aus einem Guss" ist, dann kann es ja nicht anders sein, als dass auch meine Liebeskraft sich immer mehr entfalten muss über die Jahrtausende; und manchmal taucht man ja schon ein in einen dieser Augenblicke, der in Jahrtausenden vielleicht schon aus längeren irdischen Teilchen besteht, länger als einem Augenblich.

Ich freue mich, über das, was Du aus meinem Text herauslesen konntest.

Dir ganz liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo bonanza,

ja, es ist ein religiöses Gedicht. Ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir noch eine Erläuterung zu Deinem Wort "eindimensional" geben wolltest, denn so sehr ich mich bemühe, ich kann es mir nicht deuten
Auch wenn ich
[blue]Eva.......Maria[/blue] geschrieben habe, so habe ich die Entwicklung von Eva aus dem Alten Testament zu Maria im Neuen Testament stellvertretend genommen für die ganze Menschheit. Diese Entwicklung hat ja auch nicht etwa in Maria einen Endpunkt gefunden. Alles geht immer weiter, denn alles Vorwärtsstreben, Weiterentwickeln ist im Universum unendlich, ja es setzt sich auch fort von Universum zu Universum, denn das Universum selbst ist ja nicht unendlich und wird eines Tages durch ein anderes abgelöst werden.

Danke für Deinen Kommentar!
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

NewDawnK

Mitglied
"... denn das Universum selbst ist ja nicht unendlich und wird eines Tages durch ein anderes abgelöst werden."

Hallo Vera-Lena,

wie kommst Du darauf?

Schöne Grüße, NDK
 
B

bonanza

Gast
eindimensional finde ich botschaft und sprache deines
textes. sicherlich ist das so bei einem menschen, der sich
wie du ganz von der göttlichen liebe in bann gezogen fühlt.

bon.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo bonanza,

verstehe ich es jetzt richtig, dass dir gere entgegengesetzte Aspekt in diesem Text fehlt, also die Möglichkeit des Menschen auch hassen zu dürfen und zu können? Ich weiß einfach nicht, welche zweite Dimension Dir hier fehlt.

Hallo NDK,

dies ist leider nicht der Platz für philosophische Erörterungen, darum beantworte ich Dir Deine Frage in der Plauderecke. Ich eröffne dort einen Thread. "Der Atem Gottes".

Liebe Grüße Euch Beiden!
Vera-Lena
 
B

bonanza

Gast
auch die liebe hat mehr dimensionen.
mir kommt dein gedicht wie ein "religiöser schlager" vor.
 

Vera-Lena

Mitglied
Ach so,
danke bonanza, jetzt habe ich es verstanden. Ja, solche Songs gibt es tatsächlich, wieviel Verwandschaft mein Text dazu aufweist, kann ich selbst nicht beurteilen.

LG
Vera-Lena
 

Dorothea

Mitglied
Eindimensional?

Liebe Vera-Lena,

mit Interesse habe ich Deine Zeilen gelesen und vor allem auch die Kommentare dazu. Religiöse Texte sind ja heute nicht "in", sie betreffen Erlebnisebenen und Begriffliches, das nicht mehr vielen zugänglich ist, und daher finde ich Dein Bekenntnis imposant, das Dir erlaubt, solche Texte immer wieder anzubieten.

Nun zu meinen Fragen in Bezug auf den Text.

Keinen Klang hatte Deine Stimme
bedeutet für mich: Hier spricht der Protagonist.Der verborgene Gott ist für ihn (wie für alle Menschen) nicht einfach wahrnehmbar, hörbar.
Der Rest der ersten Strophe beschreibt in Bildern, deren sprachlicher Gestus von archaischer Schlichtheit ist, dass Gott doch wahrnehmbar ist in seiner Schöpfung, und dass aus seiner Schöpfung die Liebe spricht.

{quote]Was Mein ist, ist dein[/quote]
Hier spricht wohl nicht der Protagonist, sonder es wird eine Aussage Gottes zitiert???? Er will die Schöpfung, wie auch die Fähigkeit zu lieben mit uns teilen.
Schön bist du, Meine Geliebte. ...
Wer spricht hier? Gott zu seinem Geschöpf? Die Rose zu ihrem Betrachter? Der Protagonist zur Rose als einer Metapher für seine Geliebte? Das ist einerseits in seiner Offenheit spannend, andererseits verwirrend für manchen Leser.

Die Sprache wirkt wie ein Zitat aus dem Hohen Lied (was ich nicht negativ meine!

Nun zum Vorwurf der Eindimensionalität. Das Gebrochene, Widersprüchliche und Vielschichtige darzustellen, ist immer eine Herausforderung und eine Notwendigkeit angesichts unserer Realität. Deswegen aber den Versuch das "Heile" bzw. Sinngebende oder mögliche Wege zum Heilwerden darzustellen, total abzulehnen, finde ich nun wiederum eindimensional. In einer Zeit der Dekadenz, des ethischen Bankrotts und der Versuchung darauf entweder mit Hedonismus oder Nihilismus zu antworten (also zu kapitulieren!), muss beides möglich sein, das Zerstörende wie das möglicherweise Heilende zu benennen.

Vielleicht geht das Folgende ja zu weit, aber ich möchte damit versuchsweise zeigen, dass so eindimensional die schlichten Bilder des Religiösen doch nicht sind.

Auf einer Pflegestation betreue ich ehrenamtlich eine schwerstkranke Frau, die sich nicht allein aus dem Bett bewegen oder umlagern kann, und die auch Hilfe beim Essen benötigt. Mehrmals ist es geschehen, dass diese Frau stundenlang in ihren Fäkalien liegen musste, weil das unterbesetzte Personal auf der Station nicht etwa bösartig, unmotiviert, sondern hoffnungslos überlastet war. Für mich ist das strukturelle Gewalt.
Was hat das jetzt mit Deinem Gedicht zu tun? Diese Situation konfrontiert mich direkt mit der Notwendigkeit zu reagieren, wenn Begriffe wie Menschenwürde, Liebe bzw. Nächstenliebe nicht zu Schrott verkommen sollen! Außerdem könnte ich solche Situationen nicht aushalten ohne eine "Kraftquelle" - belassen wir es dabei, obwohl das Wort nicht alles aussagt, was ich damit meine.

Ups - war wohl etwas viel, oder?
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Dorothea,

über Deine Antwort freue ich mich sehr!:)

Ja, ob man immer herauslesen können wird, wer hier spricht und wer der Angesprochene ist, das hat mir beim Schreiben dieses Textes auch große Probleme gemacht. Deshalb habe ich, wenn Gott zu seinem Geschöpf spricht, alle Pronomen groß geschrieben. Ich hoffte, dass dadurch rein optisch etwas deutlich wird, aber Lyrik muss man natürlich auch verstehen können, wenn sie nicht geschrieben zu jemandem kommt, sondern nur gelesen. Insofern bin ich mit dem Text auch nicht so ganz zufrieden.

Ich meine hier schon, dass Gott von seinem Geschöpf entzückt ist.
Wie weit es sich auch von Ihm entfernt haben mag (Eva und Adam), so weiß er sie doch beständig als seine Kinder und weiß beständig, dass sie, auf welchen Wegen auch immer, zu Ihm heimkehrem werden, in Seine Liebe hineinwachsen werden.

Ich denke auch, dass Texte mit religiösem Inhalt "Nahrungsmittel" sein können, vergleichbar mit einem Lächeln oder einer Hilfestellung in der Not, denn sie haben ja dieselbe Quelle, denselben Ursprung, die Liebe zum Anderen, die, wenn man sich das bewusst machen möchte, in der Liebe zu Gott, und im Geliebtwerden von Gott wurzelt.

Wenn ich mir klar mache, wie sehr Gott sein Geschöpf liebt, kann ich mir nicht mehr wünschen, es mutwillig verletzen zu wollen, das funktioniert dann vielleicht noch in momentanen Wutausbrüchen, aber nicht mehr im tiefsten Inneren.

So viel zur "Berechtigung" solcher Texte.

Dein Lob zur Sprache meines Textes nehme ich sehr gerne dankbar entgegen. So wie Du es empfindest, habe ich es auch gemeint.

Ich danke Dir für Deinen ausführlichen Kommentar,wünsche Dir weiterhin Mut und Kraft für Deine anspruchsvolle Arbeit.

Sei herzlich gegrüßt!:)
Vera-Lena
 



 
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