Ohrenschützer
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Weiterführende Gedanken zu "Der Selbstmörder"
Ist der Anblick eines soeben vom Zug Überfahrenen dem Menschen zumutbar? Soll man sich mit dieser Seite des Lebens auseinandersetzen? Ist man feig und bieder, wenn man behauptet, dafür zu schwach zu sein? Macht man sich lächerlich, wenn man betroffen davon ist? Sollte man nicht damit umzugehen lernen; dem Tod in seinem Leben einen Platz lassen, und nicht ganz hinten?
Ein guter Bekannter von mir ist Polizist und fährt zusätzlich noch als Volontär Einsätze für das Rote Kreuz. Man kann sagen, dass er schon einiges gesehen hat. Er wirkt bärig, humorvoll, fest im Leben stehend, ein Optimist und Pragmatiker. „Es passiert eben viel, und man muss das Beste daraus machen und helfen“, sagt er. Ob ihm das nicht manchmal schon zu nahe gehe, frage ich. Das Schlimmste seien Unfälle mit Kindern, meint er.
In dem Moment sehe ich, wie er mit den Worten kämpft. Vielleicht auch mit den Emotionen. „Wenn Dir ein Kind hinten stirbt…“ beginnt er, und ich sehe ihn vor mir, wie er hilflos „hinten“ im Krankenwagen bei einem sterbenden Kind sitzt. Als ob er das Bild physisch vor sich hätte, dreht er sich weg, hebt den Kopf ein wenig und macht ein explosives „Bah“. Seine Hand fährt über Nase und Mund. Ich frage nicht nach; ich habe schon mehr erfahren, als er mir mit Worten hätte sagen können.
Es erinnert mich an eine Szene in „Ben Hur“, wo Jesus Christus dem frisch versklavten Titelhelden zu trinken gibt, und der römische Sklaventreiber das verhindern will. Letzterer ist grobschlächtig, bullig und laut, als er jedoch Jesus gegenübertritt, blinzelt er zunächst verblüfft und hält inne; schließlich senkt er fast betreten den Blick und dreht sich um, ohne dass ein Wort gefallen wäre, und insistiert nicht mehr. Die Kamera zeigt dabei nicht das heilige Antlitz Christi oder einen bombastischen Heiligenschein, sondern nur das Gesicht des Römers, in dem sich das besondere Charisma Jesu widerspiegelt.
So ähnlich erging es mir, als ich die Szene mit dem sterbenden Kind im Gesicht meines Bekannten sah. Und zwar nicht, was im Detail passiert war, sondern wie er dabei empfunden hatte. Und das wollte ich eigentlich wissen.
Ist der Anblick eines soeben vom Zug Überfahrenen dem Menschen zumutbar? Soll man sich mit dieser Seite des Lebens auseinandersetzen? Ist man feig und bieder, wenn man behauptet, dafür zu schwach zu sein? Macht man sich lächerlich, wenn man betroffen davon ist? Sollte man nicht damit umzugehen lernen; dem Tod in seinem Leben einen Platz lassen, und nicht ganz hinten?
Ein guter Bekannter von mir ist Polizist und fährt zusätzlich noch als Volontär Einsätze für das Rote Kreuz. Man kann sagen, dass er schon einiges gesehen hat. Er wirkt bärig, humorvoll, fest im Leben stehend, ein Optimist und Pragmatiker. „Es passiert eben viel, und man muss das Beste daraus machen und helfen“, sagt er. Ob ihm das nicht manchmal schon zu nahe gehe, frage ich. Das Schlimmste seien Unfälle mit Kindern, meint er.
In dem Moment sehe ich, wie er mit den Worten kämpft. Vielleicht auch mit den Emotionen. „Wenn Dir ein Kind hinten stirbt…“ beginnt er, und ich sehe ihn vor mir, wie er hilflos „hinten“ im Krankenwagen bei einem sterbenden Kind sitzt. Als ob er das Bild physisch vor sich hätte, dreht er sich weg, hebt den Kopf ein wenig und macht ein explosives „Bah“. Seine Hand fährt über Nase und Mund. Ich frage nicht nach; ich habe schon mehr erfahren, als er mir mit Worten hätte sagen können.
Es erinnert mich an eine Szene in „Ben Hur“, wo Jesus Christus dem frisch versklavten Titelhelden zu trinken gibt, und der römische Sklaventreiber das verhindern will. Letzterer ist grobschlächtig, bullig und laut, als er jedoch Jesus gegenübertritt, blinzelt er zunächst verblüfft und hält inne; schließlich senkt er fast betreten den Blick und dreht sich um, ohne dass ein Wort gefallen wäre, und insistiert nicht mehr. Die Kamera zeigt dabei nicht das heilige Antlitz Christi oder einen bombastischen Heiligenschein, sondern nur das Gesicht des Römers, in dem sich das besondere Charisma Jesu widerspiegelt.
So ähnlich erging es mir, als ich die Szene mit dem sterbenden Kind im Gesicht meines Bekannten sah. Und zwar nicht, was im Detail passiert war, sondern wie er dabei empfunden hatte. Und das wollte ich eigentlich wissen.