Desaster

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DESASTER

Die Produktion hier sei zu teuer,
es bleibe davon kein Gewinn,
die Nebenkosten und die Steuer
sind zu hoch, und ohnehin....

Die Firmen, wie sie alle heißen:
ob Bosch, ob Siemens, oder wie,
sie gehen ungeniert auf Reisen;
ade nun: "Made in Germany!"

Die Firmenköpfe sind beweglich,
was sich nicht dreht, wie ein Rotor
gilt wirtschaftlich als unverträglich,
bilanztechnisch als Störfaktor.

Was man verdient, das frisst die "Holding",
wo diese sitzt, das weiß allein
der liebe Gott, doch der muss schweigen,
wie unsre Bank in Liechtenstein.

Die Kirchen und die Presse klagen;
die Republik ist arbeitslos.
Minister und Verbände tagen
so pausen- wie ergebnislos.

Und wer ist schuld an dem Desaster?
Welch riesiges Rhinozeros
verschleuderte den ganzen Zaster,
der früher doch so reichlich floss?

Sanierungspläne, die misslingen,
Appelle wiederholen sich:
wir alle müssten Opfer bringen!
Wir alle... nur nicht du und ich.
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo, Bernhard,

du sprichst mir aus dem Herzen. Ich kann einfach nicht verstehen, daß Leute für sich selbst immer höhere Gehälter einfordern, wenn sie doch inzwischen wissen müßten, daß andere dadurch arbeitslos werden. Gestern Abend dachte ich mir zwei Dinge:
1. Der Bundespräsident(wozu haben wir einen?)müßte jetzt endlich mal nachdrücklich apellieren.
2. Bestimmt steht morgen etwas zu diesem Thema in der LL.

Meinen zweiten Gedanken hast Du wahr gemacht. Ich könnte so etwas nie schreiben, deshalb danke!!!

Liebe Grüße Vera-Lena
 

LuMen

Mitglied
Hallo Bernhard,

eine zeitkritische Satire, die ins Schwarze trifft!

Darf ich Dich, pedantisch wie ich bin (grins), nur auf zwei kleine Schönheitsfehler aufmerksam machen:
In der 2. Zeile der vorletzten Strophe muß es wohl "riesiges" statt "riesige" Rhinozeros heißen.
In der 1. Strophe fällt die letzte Zeile aus der Metrik des übrigen Gedichts, die Betonung liegt da auf der 1. statt der 2. Silbe. Eine von sicher mehreren Lösungsmöglichkeiten wäre zu sagen:
"... die Nebenkosten und die Steuer -
das frißt den Wert der Arbeit hin."

Beste Grüße und weiterhin so gute Einfälle
LuMen
 
Hallo Vera-Lena,
es freut mich, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Die Lage ist so traurig, dass man als Satiriker verpflichtet ist, darüber zu lachen. Die gerade beendete Tarifauseinandersetzung war aber eigentlich nicht der Auslöser für meinen Beitrag. Als ehemaliger aktiver Gewerkschafter kann ich mich nicht daran erinnern, dass die Gegenseite jemals Geld für eine geforderte Lohnerhöhung übrig hatte. Aber momentan ist die Lage wirklich beschissen.

Lieber Lu Men,
das mit der fehlenden Silbe stimmt. Nur, wenn so ein Gedicht in der Leselupe erscheint, ist es meist "frisch gebacken", wenn man seinen Text einige Wochen später wieder liest, stolpert man als Verfasser selbst über solche Stellen. Nichts auf der Welt ist vollkommen und ein Gedicht ist nie ganz fertig. Trotzdem, vielen Dank für deine Aufmerksamkeit!
-Bernhard-
 

B.Wahr

Mitglied
Trifft den Nagel auf den Kopf

Hallo Bernhard,
Deine lustig-traurige Realsatire gefällt mir, obwohl ich Politgedichte eigentlich nicht so sehr mag. Wahrscheinlich weil Du den Nagel auf den Kopf getroffen hast...
LG
B.Wahr
 

Psyche

Mitglied
Die Lage ist hoffnugslos, aber nicht ernst......

Hallo lieber Bernhard,

alles Gute zum neuen Jahr wünscht Dir Psyche.
Dein Text ist wirklich klasse...... Du spricht mir aus dem Herzen.
Beneidenswert wenn man den alltäglichen Wahnsinn so auf die Schippe nehmen kann.
Drum verzweifle nicht Du Erdenwurm,
wir alle müssen bluten .......
( ich weiß nicht mehr weiter )

Liebe Grüße Psyche
 
Hallo Psyche, vielen Dank für deinen Neujahrsgruß, ich hab mich gefreut, auch über deine Lob. Leider kann man dir kein Mail schicken, das ist manchmal schade!!
Liebe Grüße, -Bernhard-
 



 
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