Dichterwahn

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Rhea_Gift

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Dichterwahn

Alles verrinnet, verflüchtigt sich,
löst sich auf, vom Winde verweht,
alles Werden leicht zerfällt,
ruhig, wie der Zeiger geht,
wertlos, ohne Gültigkeit
scheinet jeder Tat Bestreben,
nichts weist auf Unendlichkeit,
keine Wahrheit steht im Leben.

Ach, man würfe es doch fort,
einmal illusionsentspiegelt,
gäb es nicht der Tinte Wort,
das das Flüchtige versiegelt,
aufbewahrt, gerinnen lässt
Ratio und Emotion,
still erdacht im Lauf der Zeit
glänzet schwarz der Dichter-Mohn.

Ach, verführt und bald verfallen
ist dem Wahn das Dichterherz,
wähnt sich pressen Diamanten
unter all dem Weltenschmerz,
wirft um sich den dunklen Mantel
absichtsvoller Einsamkeit,
denn bis heut schrieb jeder Dichter
noch allein an seinem Leid.

Ach, ob Kiesel, Diamanten,
reiner Schmu, ob reine Kunst,
diese Wertung liegt wie immer
in der Hand der Lesergunst.
Diese wankend und vergehend,
wie nun mal das Leben ist,
so dass sicher jedes Wort
irgendwann die Zeit auffrisst

(wer sich über Doppeldeutung dieses Satzes arg beschwert,
diesem sei nun hier versichert, er gilt durchaus umgekehrt)
.

Wissend um die hier erkannte
sinnlos scheinend Dichterei,
lässt der Zwang sich doch nicht lösen,
süchtig, bis die Zeit vorbei
und das allerletzte Wort
auf ein Blatt Papier gebannt
mit der allerletzten Zuckung
eines sterbend Dichters Hand.​
 
B

bonanza

Gast
ein anflug von goethe.

holpern mir zu arg die verse. ich mags auch nicht schön-lesen.

bon.
 



 
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