Die Antwort des Echos

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ENachtigall

Mitglied
Das Echo antwortet

wenn an Hundstagen
kurze dicke Nächte mit
spitzen Ohren wachsen
darin der Katzen Jammergesang
otitisch ziept
liebt längst der Mäusemond diese
Triebeslieder ohne Wenn und
Aber sogar ganz kleine Nager
verlassen flugs und flügge
ihr Lager
am Rande des Himmels
läuft die Gefahr Gefahr
sich anzuhimmeln
eigenmächtig

unbefragt



© Elke Nachtigall
September 2009
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Elke!

Ich lese hier die Eigendynamik mancher Nächte heraus. Man kann es aber auch auf Taten übertragen. Auch dass das Echo (Antwort) auf unsere Taten nicht beeinflussbar ist, kommt bei mir mir diesem Gedicht an.

Besonders grandios finde ich den Einstieg:

wenn an Hundstagen
kurze dicke Nächte mit
spitzen Ohren wachsen
Du ziehst das Tierbild dann konsequent durch dein Gedicht.
Dieses Tierbild ist auch stimmig in diesem Zusammenhang, da Tiere nicht überlegt handeln, sondern eben eigenmächtig und unbefragt.

Der eilige Leser kann sich die Kernaussage deines Gedicht auch dadurch ziehen, indem er den ersten und letzten Vers zusammenfügt.

Sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Manfred
 

ENachtigall

Mitglied
Danke, lieber Manfred, für den ausführlichen Kommentar zu dem Gedichtversuch, das in uneindeutiger Absicht eine Art Bildergeschichte darstellt, in der das spannende Verhältnis Hund/Katze/Maus eine gewisse Nebenrolle spielt. Die Hauptrolle des Echos in seiner "einnehmenden Art" hast Du sehr schön anschaulich herausgestellt.

Dein Lob ob des gelungenen Einstiegs hat mich bewogen, den etwas schwammigen Fortlauf des Geschehens, der mir selbst noch nicht vollends zusagte, teils abzuspecken und leserfreundlicher zu strukturieren. So kommt´s nun in etwas anderem Gewand daher.
(In meinen Augen kein Text auf den die Welt gewartet hat, aber ein gutes Stück, um in Übung zu bleiben.) Freut mich, dass er Dir trotzdem gefallen hat!

Eine guten sonntäglichen Ausklang dir, wünscht

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Das Echo antwortet

wenn den Hundstagen
kurze dicke Nächte mit
spitzen Ohren wachsen

der Katzen Jammer juckt
und ziept der Mäusemond
lauert und liebt Triebeslieder

und noch ganz kleine Nager
verlassen flugs und flügge
das Loch am Rande dessen

das den Namen Himmel nicht
verdient läuft die Gefahr Gefahr
sich dauerhaft anzuhimmeln

eigenmächtig

ungefragt



© Elke Nachtigall
September 2009
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Elke,

"die Gefahr läuft Gefahr, sich dauerhaft anzuhimmeln" daraus lese ich, dass die Gefahr sich in Abenteuerlustverwandelt innerhalb dieses Textes und dass das Lyri echomäßig auf diese Abenteuerlust einsteigen wird, obgleich es das doch gar nicht wollte, aber wenn die Hundstage so dicke Nächte, mit den spitzen Ohren haben, so dass sie nichts aber auch gar nichts überhören können, noch nicht einmal die Geräusche der kleinen Nager, dann ist die Versuchung viel zu groß, auf ein Abenteuer zu verzichten.

So lese ich Deinen Text.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

ENachtigall

Mitglied
Danke Vera-Lena,

das hast Du sehr gut in eigene Worte gefasst und vor Allem: durch den Begriff Abenteuerlust hast Du es auf den Punkt gebracht, der eine wertfreie Auslegung/Sichtweise ermöglicht. Das war mir bislang noch nicht so aufgegangen! (Ich tendierte da mehr zur negativen Färbung.)

Liebe Grüße,

Elke
 



 
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