Die Außerirdische (eine Satire)

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Außerirdische

Grüß Gott, guten Tag, Hallo! Das sind hier ja wohl die gängigsten Begrüßungsformeln. Ich freue mich außerordentlich, heute vor Ihnen reden zu dürfen. Ich komme vom anderen Ende der Galaxis, von einem Stern, den Ihr noch gar nicht entdeckt habt. Ich lebe schon ein paar Jahre un-sichtbar in dieser Stadt und denke, daß ich nun alles weiß, was uns voneinander unterscheidet. In den ersten Tagen erschrak ich immer wieder darüber, daß Ihr so unterschiedlich ausseht! Bei uns sehen alle so aus wie ich, und das ist gut und richtig so. Wenn bei uns jemand so unvernünftig ist, so dünn wie die meisten der hier Anwesenden zu sein, oder so stark mit Haaren bewachsen (von den unter-schiedlichen Hautfarben will ich gar nicht erst reden, auf so etwas entsetzliches käme bei uns nie-mand!), wird er, wenn alle ärztliche Kunst versagt, auf einen fernen Planeten geschossen. So regeln wir unsere Probleme. Wenn alle gleich sind, gibt es keinen Streit. Und erst recht keine Kriege! So et-was primitives! Wenn eine Granate explodiert, dann tötet sie ja nicht nur die bösen Männer, sondern auch andere! Und was das schlimmste ist, sie vernichtet auch so viel Schönes, was die Touristen sich so gern anschauen, und dann könnt Ihr wieder Jahrhunderte warten, ehe ein Mensch geboren wird, dessen Werk allgemeine Anerkennung findet!
Aber ich bin ja nicht hier, um Ihnen Vorwürfe zu machen. Ich wollte etwas aus unserem ganz normalen Alltag erzählen. Also zurück zur Figur. Bei unseren Kindern haben wir es sehr gern, wenn sie schlank und zierlich sind, sie lassen sich dann leichter tragen und handhaben. Wie kommen wir nun aber auf unserem Planeten zu Kindern? Sehen Sie, nun spreche ich über den gravierendsten Unterschied zwischen Ihnen und uns. Wir legen Eier. Das ist bei weitem nicht so anstrengend wie Ihre Methode der Nachwuchserzeugung. Wenn bei uns eine Frau Lust verspürt, Eier zu legen, dann geht sie zum nächstgelegenen Nestersee und legt ihre Eier unter Wasser ab. Wenn sie das Nest verlassen hat, stürzen die samenschweren Männer auf den Strand und kämpfen um das Recht der Befruchtung. Wenn der Kampf zu lange dauert, wird er von den Wachrobotern entschieden.
Nach der Befruchtung bleibt der Mann drei Monate lang am Nest, um es zu schützen. Er wird während dieser Zeit von den am Ufer wartenden Männern mit Nahrung versorgt. Nach einem Monat kann er durch die dünne Eischale hindurch sehen, ob der Nachwuchs männlich, weiblich oder gar mißgebildet ist. Letztere Eier werden sofort aussortiert. Der Mann kann sie zum Frühstück essen oder an die Vögel verfüttern, ganz nach Belieben.
Die Nester bieten maximal sechs Eiern Platz. Kein Mann erzieht sechs Kinder! Wenn alle Nestlinge geschlüpft sind, entscheidet der Mann, ob er einen Jungen oder ein Mädchen behalten möchte. Mit dem Nestling seiner Wahl geht er dann zur Teststation am Strand. Hier wird er nach inneren Defekten untersucht. Da löste sich schon mancher Blütentraume in Tränen auf! Aber meistens geht alles gut. Die verlassene Brut wird für wissenschaftliche Experimente genutzt.
Viele Männer sind ja schon froh und glücklich, ein gesundes Kind auf dem Arm zu halten, aber manch einer wünscht, daß sein Kind mindestens einen IQ von 100 haben muß, und wenn keines dieser Erwartung entspricht, nimmt er sie nicht an und legt sich erneut auf den Strand, um auf eine laichbereite Frau zu warten.
Nun müssen Sie nicht denken, daß wir Frauen so herzlos sind, den Mann mit der Aufzucht des Nachwuchses allein zu lassen. Oh nein, wenn wir sehen, daß ein Mann mit seiner Brut nicht klarkommt, oder wenn ein Kind ganz besonders süß ist, dann geben wir uns als Mutter zu erkennen und übernehmen das Kommando in dieser Familie. Der Mann hat das zu akzeptieren, denn das Forschen nach der Mutterschaft ist verboten! So leben wir stets in Frieden und Eintracht, und ich wünsche Ihnen, daß auch auf diesem Planeten bald so glückliche Zeiten anbrechen mögen. Tschüß, auf Wiedersehen, grüß Gott!
 
B

beisswenger

Gast
Oh Gott, oh Gott,
bewahre mich vor dieser Außerirdischen.
Mögen wir nie in diese Galaxie vorstoßen!
 

Andrea

Mitglied
3 von 10 Punkten

Der Text scheint zweigeteilt: im ersten die lockere Rede, die recht plakativ verschiedene Vorwürfe präsentiert (der primitive Krieg, die Unterschiede), von denen nur der Ansatz der Unterschiedlichkeit satirisch ist, im zweiten Teil dann eine Art Sachtext über den fremden Planeten.

Du solltest dich auf einen Stil einigen, wobei mir der erstere besser erscheint. Außerdem fehlt so ein wenig der rote Faden: von den Unterschieden über den Krieg zum Aussehen und davon zu den Kindern.. etwas umständlich. Ließe sich da kein besserer Ansatz finden? Zuletzt endet der Text etwas abrupt. Vergleicht man es mit einer Art Gerichtsrede, fehlt mir das abschließende Plädoyer.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja, lieber beisswenger,

ich möchte mit derart leuten auch nichts zu tun haben. aber sie sind mitten unter uns! lieben gruß
nun zu dir, andrea. danke für die kostruktive kritik. es ging mir aber nur darum, die borniertheit einiger unserer zeitgenossen aufzuzeigen. ging wohl daneben . . .
sorry. lieben gruß
 



 
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