Die Fahndung

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Maribu

Mitglied
In der Schrebergartenkolonie, an die ihr Bolzplatz grenzte, war in den letzten Wochen mehrmals eingebrochen worden.
Sie saßen nach dem Fußballspiel mit roten Wangen und verschwitzt
am Grasrand und machten eine Pause.
Der neunjährige Johannes sagte zu seinem gleichaltrigen Freund
Moritz: "Wollen wir jetzt mal durch die Schreber gehen? Vielleicht erwischen wir den Einbrecher."
Moritz schrie aber nur: "Igitt!" und schüttelte sich. Seine
sechsjährige Schwester Lilli hatte heimlich ihre Wasserpistole im nahen Tümpel geladen, war hinter ihn geschlichen und hatte ihm eine volle Ladung in den Nacken gespritzt.
Johannes lachte schadenfroh. Sein achtjähriger Bruder Lukas und die vierjährige Schwester Annika liefen Lilli zum Teich hinterher. "Ja, wir machen eine Wasserschlacht!" rief Lukas. Und Annika stimmte ein: "Ja, wir machen einen Wasserschlag, einen Wasserschlag!"
"Nein!" protestierte Moritz, der jetzt erst lächeln konnte,
"Wir laden unsere Pistolen und schleichen durch die Schreber!"
Er und Johannes sprangen auf und füllten ebenfalls ihre Waffen.

Sie sind Nachbarskinder. Dann und wann waren sie auch mal zerstritten und gingen sich einen Tag lang aus dem Weg.
Vor einigen Wochen hatten Moritz und Johannes die Idee gehabt, mit Lukas und anderen eine Bande zu gründen. Seitdem hielten sie zusammen und wollten durch dick und dünn gehen, das hatten sie geschworen. Da es in der näheren Umgebung an Jungen mangelte, durften auch Lilli und Annika Mitglieder werden. Wobei Annika sowieso immer überzeugend behauptet:
"Ich bin ein Junge!"
Der Name war schnell gefunden. Die 'Fünfer-Bande' gab es schon. So nannten sie sich nach der Straße in der sie wohnen:
'Fünfstück-Bande'.

An diesem Nachmittag, mit leichtem Nieselregen, war nicht viel los in der Kolonie. In einigen Gärten sahen sie Männer im Rentenalter, die verwelkte Blumen köpften oder ein paar
nachgewachsene Zweige ihrer Hecke kappten. Über einen Schreber
konnten Johannes und Moritz sogar lachen, weil der seinen Gartenzwerg mit einem karierten Geschirrtuch trocken rieb.
Die Jüngeren mit Kindern kamen erst am frühen Abend oder am Wochenende.
Sie schlenderten durch den hinteren Teil, der in der Nähe
des Bahngleises lag. Eine Hochbahn donnerte vorbei und trotzdem meinten Johannes und Moritz, ein Klirren gehört zu haben. Sie blieben stehen. War da eine Scheibe eingeschlagen worden?
Die anderen waren vorweg gelaufen, hatten 'Kriegen' gespielt und kamen außer Atem wieder zu ihnen zurück. Lukas hatte einen dicken Knüppel in der Hand, mit dem er am Wegrand stehende Brennessel abgeschlagen hatte.
Moritz legte den Zeigefinger an die Lippen, dämpfte seine Stimme und sagte: "Seid mal still!" Sie duckten sich hinter einer Hecke und lauschten. Auf einmal hörten sie Geräusche.
Johannes lugte durch eine trockene Stelle und beobachtete, wie ein Mann aus dem Fenster der hinter der Hecke stehenden Laube sprang. Er hatte etwas in der rechten Hand, das er auf den Boden stellte. Dann bemerkte Johannes, dass die untere Hälfte der Scheibe fehlte. Spitze Zacken ragten gefährlich herunter. Und trotzdem wagte der es ein zweites Mal, durch diese Lücke hindurch zu kriechen. Die anderen waren neugierig und wollten sich aufrichten. Moritz drückte die Köpfe wieder nach unten und flüsterte: "Wartet! Wir geben euch ein Zeichen!" Er spähte ebenfalls durch zur Seite geschobene Zweige. Sie brauchten nicht lange zu warten. Er erschien wieder am Fenster, hatte einen Fernseher vor der Brust und sprang hinunter.
"Los!" rief Johannes. Kreischend rannten sie zur Schreberhütte und überraschten den Mann von vielleicht zwanzig
Jahren. "Was wollt ihr Rasselbande denn hier?" schrie er.
"Haut sofort ab, sonst gibt es Schläge!"
Sie hatten sich vor ihm aufgebaut, ihn umzingelt. Johannes gelang es, hinter seinen Rücken zu kommen. Mit einem vor einer Woche gelernten Judogriff packte er einen Arm und drückte ihn nach oben. Der schrie auf und rief: "Lass mich los, du kleine Ratte!"
"Feuert!" kommandierte Moritz und im selben Augenblick wurde der Einbrecher von Wasserstrahlen aus vier Pistolen getroffen.
Lilli hatte besonders gut gezielt und das linke Auge erwischt, Lukas die Haare klitschnass gemacht. Er sah jetzt nicht mehr gefährlich aus, sondern lächerlich wie ein begossener Pudel!
Mit der freien Hand wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht und schrie: "Na wartet! Euch werde ich Beine machen!"
Gleichzeitig versuchte er, den Arm frei zu bekommen, trat nach hinten aus und traf Johannes am Schienbein. Der Schmerz
zwang ihn, sofort los zu lassen. Der Mann stürzte sich auf ihn und warf ihn zu Boden. Lukas kam sofort zu Hilfe und wollte mit dem Stock zuschlagen. Doch der Mann entriss ihn ihm und schleuderte ihn in den Garten.
Zufall oder Glück? In dem Moment kam ein Radfahrer vorbei und
Moritz rief: "Können Sie uns helfen?!"
Der stieg sofort ab, sah Johannes am Boden liegen, der Erwachsene über ihm, und schrie: "Lassen Sie sofort das Kind in Ruh!" Dann bemerkte er die eingeschlagene Scheibe und das
unter dem Fenster stehende Ferensehgerät und einen Ventilator. "Ach, Schurke, haben wir dich endlich erwischt!"
Er ging auf den Einbrecher zu, der inzwischen von Johannes abgelassen und sich wieder aufgerichtet hatte. "Was geht dich das an, du Penner?!" pöbelte er und legte gleichzeitig seine Hände um den Hals des Radfahrers und würgte ihn.
Die Kinder konnten es gar nicht so schnell verfolgen, wie der reagierte. Ein Aufwärtshaken traf das Kinn des 'Würgers' und fällte ihn. Lautlos sackte er zu Boden und verdrehte die Augen. Erstaunt und bewundernd blickten sie auf ihren Retter, der jetzt auf seinem Handy 110 eintippte. "Nun geht mal nach Hause, Kinder!" sagte er dann. "Das andere erledige ich. Ihr wart sehr mutig. Aber macht das nie wieder ohne Erwachsene, das ist viel zu gefährlich! - Und nun sagt mir mal eure Namen!"
Johannes und Moritz antworteten stolz, wie aus einem Munde:
"Wir sind die Fünfstück-Bande!"
Bevor sie gingen, warfen sie noch einen Blick auf den am Boden liegenden, der wieder zu sich gekommen war, aber keine Chance hatte aufzustehen, bei dem harten Griff seines Gegners.
Johannes fragte noch: "Was war das für ein doller Schlag? Den hab ich beim Judo noch nicht gelernt."
Ihr Helfer lachte. "Den wirst du dort auch nicht lernen! Ich bin im Boxverein. Und diesen Haken nennt man Uppercut."
"Geil!" entfuhr es Moritz. "Den müssen wir in unserer Bande aufnehmen!"
"Ja, den müssen wir haben!" stimmte Lukas ein. Und Lilli hatte ein neues Wort von ihrem Bruder aufgeschnappt und faselte etwas vom geilen Schlag. Nur Annika war etwas zurückhaltender und plapperte vor sich hin: "Das war ein Papacut, ein richtiger Papacut!"
Am nächsten Mittwoch konnten sie im Wochenblatt lesen:
"Die Fünfstück-Bande überlistete Einbrecher mit
Wasserpistolen..."

(Für Kinder von vier bis zwölf Jahren und für alle Erwachsenen, die Kinder oder Enkelkinder haben und selber mal einer Bande angehörten.)


,
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Das ist für mich keine Kindergeschichte, schon gar nicht für Vierjährige! Satzbau und Wortwahl sind meines Erachtens nicht kindgerecht.

Gruß Ciconia
 
E

eisblume

Gast
Hallo Maribu,

die Altersangabe deiner Zielgruppe ist sehr weit gesteckt. Zwischen 4-12-Jährigen liegen Welten. Es ist ein Riesenunterschied, ob du Geschichten für Kleinere schreibst, die selbst noch nicht lesen können und denen eben vorgelesen wird oder für schon ältere Kinder. Zudem ist es so, dass sich junge Leser eher für die Erlebnisse von Protas interessieren, die älter sind als sie selbst. Insofern interessiert sich ein 12-jähriger Leser eher für Geschichten, die Erlebnisse von ca. 14-Jährigen zum Thema haben. Daher dürfte das Alter der Leser für deine Geschichte so bei 6/7 anzusetzen sein. Für jüngere Kinder müsste die Erzählsprache angepasst werden.

Zu der Geschichte selbst:
Der Einstiegssatz kommt mir ein bisserl so hingeworfen vor, so, als ob du den fix mal vorangestellt hast, damit Johannes Vorschlag, durch den Schreber zu gehen, auch seine Berechtigung hat. Der Satz an sich ist ok, müsste dann aber geschickter mit dem Folgenden verbunden werden, vor allem weil der zweite Satz dann recht unglücklich formuliert ist.
Auch dieses „Sie sind Nachbarskinder ...“ finde ich unschön, vor allem, weil es eine unnötige Distanz aufbaut.

Was ich auch verwirrend finde, sind die Namens- samt zugehörigen Atersangaben. Freilich ist es wichtig, zu wissen, wer da alles mitspielt und wie alt jeder ist, aber ich meine, das könnte man „eleganter“ lösen.
Bei der „Angriffsszene“ bin ich mir nicht sicher, ob es einem Neunjährigen gelingen würde, den Arm eines Erwachsenen so zu erwischen, dass er den jetzt so packen und nach oben drücken könnte. Aber in dem Punkt kann ich mich täuschen. Ich meine auch, dass es für die (Kinder)Geschichte stimmiger wäre, wenn der Dieb ein Stück weit jünger wäre. Ich denke, so 13/14 könnte besser passen (vielleicht mit dem Hintergrund einer Art Mutprobe?).

Jedenfalls stimmt dieser Satz so nicht:
Mit einem vor einer Woche gelernten Judogriff packte er einen Arm und drückte ihn nach oben. Der schrie auf und rief: "Lass mich los, du kleine Ratte!"
So wie das da steht, schreit der Arm auf und ruft.

Es tut mir leid, aber als Kindergeschichte überzeugt mich dieser Text jetzt leider nicht. Aus dem Plot kannst du allerdings etwas machen, da müsstest du halt nur nochmals ran.
 

Maribu

Mitglied
In der Schrebergartenkolonie, an die ihr Bolzplatz grenzte, war in den letzten Wochen mehrmals eingebrochen worden.
Sie saßen nach dem Fußballspiel mit roten Wangen und verschwitzt
am Grasrand und machten eine Pause.
Der neunjährige Johannes sagte zu seinem gleichaltrigen Freund
Moritz: "Wollen wir jetzt mal durch die Schreber gehen? Vielleicht erwischen wir den Einbrecher."
Moritz schrie aber nur: "Igitt!" und schüttelte sich. Seine
sechsjährige Schwester Lilli hatte heimlich ihre Wasserpistole im nahen Tümpel geladen, war hinter ihn geschlichen und hatte ihm eine volle Ladung in den Nacken gespritzt.
Johannes lachte schadenfroh. Sein achtjähriger Bruder Lukas und die vierjährige Schwester Annika liefen Lilli zum Teich hinterher. "Ja, wir machen eine Wasserschlacht!" rief Lukas. Und Annika stimmte ein: "Ja, wir machen einen Wasserschlag, einen Wasserschlag!"
"Nein!" protestierte Moritz, der jetzt erst lächeln konnte,
"Wir laden unsere Pistolen und schleichen durch die Schreber!"
Er und Johannes sprangen auf und füllten ebenfalls ihre Waffen.

Sie sind Nachbarskinder. Dann und wann waren sie auch mal zerstritten und gingen sich einen Tag lang aus dem Weg.
Vor einigen Wochen hatten Moritz und Johannes die Idee gehabt, mit Lukas und anderen eine Bande zu gründen. Seitdem hielten sie zusammen und wollten durch dick und dünn gehen, das hatten sie geschworen. Da es in der näheren Umgebung an Jungen mangelte, durften auch Lilli und Annika Mitglieder werden. Wobei Annika sowieso immer überzeugend behauptet:
"Ich bin ein Junge!"
Der Name war schnell gefunden. Die 'Fünfer-Bande' gab es schon. So nannten sie sich nach der Straße in der sie wohnen:
'Fünfstück-Bande'.

An diesem Nachmittag, mit leichtem Nieselregen, war nicht viel los in der Kolonie. In einigen Gärten sahen sie Männer im Rentenalter, die verwelkte Blumen köpften oder ein paar
nachgewachsene Zweige ihrer Hecke kappten. Über einen Schreber
konnten Johannes und Moritz sogar lachen, weil der seinen Gartenzwerg mit einem karierten Geschirrtuch trocken rieb.
Die Jüngeren mit Kindern kamen erst am frühen Abend oder am Wochenende.
Sie schlenderten durch den hinteren Teil, der in der Nähe
des Bahngleises lag. Eine Hochbahn donnerte vorbei und trotzdem meinten Johannes und Moritz, ein Klirren gehört zu haben. Sie blieben stehen. War da eine Scheibe eingeschlagen worden?
Die anderen waren vorweg gelaufen, hatten 'Kriegen' gespielt und kamen außer Atem wieder zu ihnen zurück. Lukas hatte einen dicken Knüppel in der Hand, mit dem er am Wegrand stehende Brennessel abgeschlagen hatte.
Moritz legte den Zeigefinger an die Lippen, dämpfte seine Stimme und sagte: "Seid mal still!" Sie duckten sich hinter einer Hecke und lauschten. Auf einmal hörten sie Geräusche.
Johannes lugte durch eine trockene Stelle und beobachtete, wie ein Mann aus dem Fenster der hinter der Hecke stehenden Laube sprang. Er hatte etwas in der rechten Hand, das er auf den Boden stellte. Dann bemerkte Johannes, dass die untere Hälfte der Scheibe fehlte. Spitze Zacken ragten bedrohlich herunter. Und trotzdem wagte der es ein zweites Mal, durch diese Lücke hindurch zu kriechen. Die anderen waren neugierig und wollten sich aufrichten. Moritz drückte die Köpfe wieder nach unten und flüsterte: "Wartet! Wir geben euch ein Zeichen!" Er spähte ebenfalls durch zur Seite geschobene Zweige. Sie brauchten nicht lange zu warten. Er erschien wieder am Fenster, hatte einen Fernseher vor der Brust und sprang hinunter.
"Los!" rief Johannes. Kreischend rannten sie zur Schreberhütte und überraschten den Mann von vielleicht zwanzig
Jahren. "Was wollt ihr Rasselbande denn hier?" schrie er.
"Haut sofort ab, sonst gibt es Schläge!"
Sie hatten sich vor ihm aufgebaut, ihn umzingelt. Johannes gelang es, hinter seinen Rücken zu kommen. Mit einem vor einer Woche gelernten Judogriff packte er einen Arm und drückte ihn nach oben. Der Überlistete schrie auf und rief wütend wegen dieser Blamage: "Lass mich los, du kleine Ratte!"
"Feuert!" kommandierte Moritz und im selben Augenblick wurde der Einbrecher von Wasserstrahlen aus vier Pistolen getroffen.
Lilli hatte besonders gut gezielt und das linke Auge erwischt, Lukas die Haare klitschnass gemacht. Er sah jetzt nicht mehr gefährlich aus, sondern lächerlich wie ein begossener Pudel!
Mit der freien Hand wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht und schrie: "Na wartet! Euch werde ich Beine machen!"
Gleichzeitig versuchte er, den Arm frei zu bekommen, trat nach hinten aus und traf Johannes am Schienbein. Der Schmerz
zwang ihn, sofort los zu lassen. Der Mann stürzte sich auf ihn und warf ihn zu Boden. Lukas kam sofort zu Hilfe und wollte mit dem Stock zuschlagen. Doch der Mann entriss ihn ihm und schleuderte ihn in den Garten.
Zufall oder Glück? In dem Moment kam ein Radfahrer vorbei und
Moritz rief: "Können Sie uns helfen?!"
Der stieg sofort ab, sah Johannes am Boden liegen, der Erwachsene über ihm, und schrie: "Lassen Sie sofort das Kind in Ruh!" Dann bemerkte er die eingeschlagene Scheibe und das
unter dem Fenster stehende Ferensehgerät und einen Ventilator. "Ach, Schurke, haben wir dich endlich erwischt!"
Er ging auf den Einbrecher zu, der inzwischen von Johannes abgelassen und sich wieder aufgerichtet hatte. "Was geht dich das an, du Penner?!" pöbelte er und legte gleichzeitig seine Hände um den Hals des Radfahrers und würgte ihn.
Die Kinder konnten es gar nicht so schnell verfolgen, wie der reagierte. Ein Aufwärtshaken traf das Kinn des 'Würgers' und fällte ihn. Lautlos sackte er zu Boden und verdrehte die Augen. Erstaunt und bewundernd blickten sie auf ihren Retter, der jetzt auf seinem Handy 110 eintippte. "Nun geht mal nach Hause, Kinder!" sagte er dann. "Das andere erledige ich. Ihr wart sehr mutig. Aber macht das nie wieder ohne Erwachsene, das ist viel zu gefährlich! - Und nun sagt mir mal eure Namen!"
Johannes und Moritz antworteten stolz, wie aus einem Munde:
"Wir sind die Fünfstück-Bande!"
Bevor sie gingen, warfen sie noch einen Blick auf den am Boden liegenden, der wieder zu sich gekommen war, aber keine Chance hatte aufzustehen, bei dem harten Griff seines Gegners.
Johannes fragte noch: "Was war das für ein doller Schlag? Den hab ich beim Judo noch nicht gelernt."
Ihr Helfer lachte. "Den wirst du dort auch nicht lernen! Ich bin im Boxverein. Und diesen Haken nennt man Uppercut."
"Geil!" entfuhr es Moritz. "Den müssen wir in unserer Bande aufnehmen!"
"Ja, den müssen wir haben!" stimmte Lukas ein. Und Lilli hatte ein neues Wort von ihrem Bruder aufgeschnappt und faselte etwas vom geilen Schlag. Nur Annika war etwas zurückhaltender und plapperte vor sich hin: "Das war ein Papacut, ein richtiger Papacut!"
Am nächsten Mittwoch konnten sie im Wochenblatt lesen:
"Die Fünfstück-Bande überlistete Einbrecher mit
Wasserpistolen..."

(Für Kinder von sechs bis zehn Jahren und für Erwachsene, die im Herzen jung geblieben sind.)


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Maribu

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In der Schrebergartenkolonie, an die ihr Bolzplatz grenzte, war in den letzten Wochen mehrmals eingebrochen worden.
Sie saßen nach dem Fußballspiel mit roten Wangen und verschwitzt
am Grasrand und machten eine Pause.
Der neunjährige Johannes sagte zu seinem gleichaltrigen Freund
Moritz: "Wollen wir jetzt mal durch die Schreber gehen? Vielleicht erwischen wir den Einbrecher."
Moritz schrie aber nur: "Igitt!" und schüttelte sich. Seine
sechsjährige Schwester Lilli hatte heimlich ihre Wasserpistole im nahen Tümpel geladen, war hinter ihn geschlichen und hatte ihm eine volle Ladung in den Nacken gespritzt.
Johannes lachte schadenfroh. Sein achtjähriger Bruder Lukas und die vierjährige Schwester Annika liefen Lilli zum Teich hinterher. "Ja, wir machen eine Wasserschlacht!" rief Lukas. Und Annika stimmte ein: "Ja, wir machen einen Wasserschlag, einen Wasserschlag!"
"Nein!" protestierte Moritz, der jetzt erst lächeln konnte,
"Wir laden unsere Pistolen und schleichen durch die Schreber!"
Er und Johannes sprangen auf und füllten ebenfalls ihre Waffen.

Sie sind Nachbarskinder. Dann und wann waren sie auch mal zerstritten und gingen sich einen Tag lang aus dem Weg.
Vor einigen Wochen hatten Moritz und Johannes die Idee gehabt, mit Lukas und anderen eine Bande zu gründen. Seitdem hielten sie zusammen und wollten durch dick und dünn gehen, das hatten sie geschworen. Da es in der näheren Umgebung an Jungen mangelte, durften auch Lilli und Annika Mitglieder werden. Wobei Annika sowieso immer überzeugend behauptet:
"Ich bin ein Junge!"
Der Name war schnell gefunden. Die 'Fünfer-Bande' gab es schon. So nannten sie sich nach der Straße in der sie wohnen:
'Fünfstück-Bande'.

An diesem Nachmittag, mit leichtem Nieselregen, war nicht viel los in der Kolonie. In einigen Gärten sahen sie Männer im Rentenalter, die verwelkte Blumen köpften oder ein paar
nachgewachsene Zweige ihrer Hecke kappten. Über einen Schreber
konnten Johannes und Moritz sogar lachen, weil der seinen Gartenzwerg mit einem karierten Geschirrtuch trocken rieb.
Die Jüngeren mit Kindern kamen erst am frühen Abend oder am Wochenende.
Sie schlenderten durch den hinteren Teil, der in der Nähe
des Bahngleises lag. Eine Hochbahn donnerte vorbei und trotzdem meinten Johannes und Moritz, ein Klirren gehört zu haben. Sie blieben stehen. War da eine Scheibe eingeschlagen worden?
Die anderen waren vorweg gelaufen, hatten 'Kriegen' gespielt und kamen außer Atem wieder zu ihnen zurück. Lukas hatte einen dicken Knüppel in der Hand, mit dem er am Wegrand stehende Brennessel abgeschlagen hatte.
Moritz legte den Zeigefinger an die Lippen, dämpfte seine Stimme und sagte: "Seid mal still!" Sie duckten sich hinter einer Hecke und lauschten. Auf einmal hörten sie Geräusche.
Johannes lugte durch eine trockene Stelle und beobachtete, wie ein Mann aus dem Fenster der hinter der Hecke stehenden Laube sprang. Er hatte etwas in der rechten Hand, das er auf den Boden stellte. Dann bemerkte Johannes, dass die untere Hälfte der Scheibe fehlte. Spitze Zacken ragten bedrohlich herunter. Und trotzdem wagte der es ein zweites Mal, durch diese Lücke hindurch zu kriechen. Die anderen waren neugierig und wollten sich aufrichten. Moritz drückte die Köpfe wieder nach unten und flüsterte: "Wartet! Wir geben euch ein Zeichen!" Er spähte ebenfalls durch zur Seite geschobene Zweige. Sie brauchten nicht lange zu warten. Er erschien wieder am Fenster, hatte einen Fernseher vor der Brust und sprang hinunter.
"Los!" rief Johannes. Kreischend rannten sie zur Schreberhütte und überraschten den Mann von vielleicht zwanzig
Jahren. "Was wollt ihr Rasselbande denn hier?" schrie er.
"Haut sofort ab, sonst gibt es Schläge!"
Sie hatten sich vor ihm aufgebaut, ihn umzingelt. Johannes gelang es, hinter seinen Rücken zu kommen. Mit einem vor einer Woche gelernten Judogriff packte er einen Arm und drückte ihn nach oben. Der Überlistete schrie auf und rief wütend wegen dieser Blamage: "Lass mich los, du kleine Ratte!"
"Feuert!" kommandierte Moritz und im selben Augenblick wurde der Einbrecher von Wasserstrahlen aus vier Pistolen getroffen.
Lilli hatte besonders gut gezielt und das linke Auge erwischt, Lukas die Haare klitschnass gemacht. Er sah jetzt nicht mehr gefährlich aus, sondern lächerlich wie ein begossener Pudel!
Mit der freien Hand wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht und schrie: "Na wartet! Euch werde ich Beine machen!"
Gleichzeitig versuchte er, den Arm frei zu bekommen, trat nach hinten aus und traf Johannes am Schienbein. Der Schmerz
zwang ihn, sofort los zu lassen. Der Mann stürzte sich auf ihn und warf ihn zu Boden. Lukas kam sofort zu Hilfe und wollte mit dem Stock zuschlagen. Doch der Mann entriss ihn ihm und schleuderte ihn in den Garten.
Zufall oder Glück? In dem Moment kam ein Radfahrer vorbei und
Moritz rief: "Können Sie uns helfen?!"
Der stieg sofort ab, sah Johannes am Boden liegen, der Erwachsene über ihm, und schrie: "Lassen Sie sofort das Kind in Ruh!" Dann bemerkte er die eingeschlagene Scheibe und das
unter dem Fenster stehende Fernsehgerät und einen Ventilator. "Ach, Schurke, haben wir dich endlich erwischt!"
Er ging auf den Einbrecher zu, der inzwischen von Johannes abgelassen und sich wieder aufgerichtet hatte. "Was geht dich das an, du Penner?!" pöbelte er und legte gleichzeitig seine Hände um den Hals des Radfahrers und würgte ihn.
Die Kinder konnten es gar nicht so schnell verfolgen, wie der reagierte. Ein Aufwärtshaken traf das Kinn des 'Würgers' und fällte ihn. Lautlos sackte er zu Boden und verdrehte die Augen. Erstaunt und bewundernd blickten sie auf ihren Retter, der jetzt auf seinem Handy 110 eintippte. "Nun geht mal nach Hause, Kinder!" sagte er dann. "Das andere erledige ich. Ihr wart sehr mutig. Aber macht das nie wieder ohne Erwachsene, das ist viel zu gefährlich! - Und nun sagt mir mal eure Namen!"
Johannes und Moritz antworteten stolz, wie aus einem Munde:
"Wir sind die Fünfstück-Bande!"
Bevor sie gingen, warfen sie noch einen Blick auf den am Boden liegenden, der wieder zu sich gekommen war, aber keine Chance hatte aufzustehen, bei dem harten Griff seines Gegners.
Johannes fragte noch: "Was war das für ein doller Schlag? Den hab ich beim Judo noch nicht gelernt."
Ihr Helfer lachte. "Den wirst du dort auch nicht lernen! Ich bin im Boxverein. Und diesen Haken nennt man Uppercut."
"Geil!" entfuhr es Moritz. "Den müssen wir in unserer Bande aufnehmen!"
"Ja, den müssen wir haben!" stimmte Lukas ein. Und Lilli hatte ein neues Wort von ihrem Bruder aufgeschnappt und faselte etwas vom geilen Schlag. Nur Annika war etwas zurückhaltender und plapperte vor sich hin: "Das war ein Papacut, ein richtiger Papacut!"
Am nächsten Mittwoch konnten sie im Wochenblatt lesen:
"Die Fünfstück-Bande überlistete Einbrecher mit
Wasserpistolen..."

(Für Kinder von sechs bis zehn Jahren und für Erwachsene, die im Herzen jung geblieben sind.)


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