Die Fahrradklingel

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Simone E.

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Der Doofe stand vor der Tür. Eigentlich hieß er Lothar, aber weil er den ganzen Tag einen Tyrannosaurus Rex an der Leine spazieren führte, nannten ihn einige von den Erwachsenen schwachsinnig, andere geistig zurückgeblieben. Die meisten nannten ihn nur den Doofen.

Frau Berwald rief ihn stets Lothar.

Abend für Abend erklang im alten Arbeiterviertel der Singsang der Kinder in den Straßen, nachdem ihre Mütter sie von den Klippen der Mietskasernen an den Abendbrottisch gerufen hatten: „Der Doofe hat einen Saurier und wird dabei immer trauriger!“

Lothar hatte auch eine Mutter, aber die ließ sich auf den Straßen nicht mehr blicken. Und sein Vater war schon lange fort, seit genau einem Tag vor Lothars Geburt vor dreiundzwanzig Jahren. Das ist von Zeitzeugen überliefert, die jenen Nachmittag mit einem Kissen unter den Armen auf der Fensterbank gelehnt hatten, weil sie nichts Besseres zu tun hatten. Als die grüne Minna den Vater zur kostenlosen Kur abgeholt hatte, aus der er nie mehr zurückgekehrt war.

Eine Minute stand die Tür schon offen und Frau Berwald sah ihrem Besucher entgegen. Der versunken die Wände betrachtete, den Kopf drehte und wendete unter forschendem Blick – weil kein Haarriss im Verputz seiner Analyse entgehen durfte.

Frau Berwald war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet.
„Ja, Lothar?“
Da wurde das Bewusstsein des jungen Mannes angerempelt, drehte unbeholfen eine Pirouette auf dem Eis und suchte Halt zu finden. Lothar starrte auf Frau Berwald, als müsse sie ihm das Stichwort geben für den Grund seines Besuchs.

Und dann erhellte eine Erkenntnis sein Gesicht und er stürzte ans Fenster. Eilig bat er in Zeichensprache den unten wartenden Schoßhund um Geduld.
„Ich kann den Dinosaurier doch nicht mit hoch bringen“, erklärte Lothar, als er wieder vor Frau Berwald stand, „er passt ja nicht durchs Treppenhaus!“
„Nein, Lothar, das tut er nicht.“
„Er ist ein liebes Tier!“
„Natürlich, Lothar.“

Der Schmerz in ihren Worten erreichte Lothar, und tiefe Sorgenfalten gaben Auskunft, dass ihr Kummer eine tonnenschwere Last auf seinem Gemüt abgeladen hatte.
„Meine Mutter hat Recht“, sagte er dann.
„Was meinst du damit, Lothar?“
Er kam ein kleines Stück näher, und so durchdringend war sein Blick, dass es Frau Berwald unangenehm wurde. Er sagte: „Sie müssen sehr traurig sein!“
„Ja“, sagte sie leise und dachte: Geh weg, bitte geh weg!
„Volker ist nicht mehr da ...“
„Nein.“

Lothar lächelte plötzlich. Und dann trat ein unschuldiges Frohlocken aus seinen Augen, das Frau Berwald die Hand reichen, sie zum Ball der Verzagten geleiten wollte. Aber sie mochte sich nicht dazu verführen lassen. Nur eine kurze Pause von der Schwerarbeit des Trauerns gönnte sie sich und sah zu, wie Lothar vor Freude zu tanzen begann.
„Ich habe etwas für Sie! Ich habe ein Geschenk für Sie!“
Er legte es behutsam in ihre Hand. Frau Berwald erschauerte. Die Fahrradklingel schmiegte sich in ihre Handfläche, und tiefe Kratzer kündeten vom tödlichen Aufprall.

„Ich habe sie im Rinnstein gefunden“, rief Lothar außer sich. Seine Begeisterung bedurfte keiner wärmenden Zustimmung, weil sie sich in unschuldiger Aufrichtigkeit sonnte. „Sie haben sie übersehen vor zwei Wochen, als sie die Teile vom Fahrrad von der Straße sammelten! Sie haben sie übersehen, aber ich habe sie gefunden! Ich schenke sie Ihnen!“

Da lief der Film wieder ab in Frau Berwalds Kopf: „Frau Berwald! Frau Berwald! Ihr Volker!“ Donnernde Schritte im Treppenhaus, als die Schmitz aus dem Parterre hinauf stob, der ahnungslosen Mutter zu berichten. Kurz nachdem die emsige Hausfrau die Laute unten auf der Straße hingenommen hatte: als Reifen quietschten und Kinder schrien - anders schrien als sonst. Da hatte der müde Geist die notwendigen Assoziationen nicht mehr zustande gebracht. Die Gedecke auszulegen fürs familiäre Abendbrot – zu mehr hatte es nicht mehr gelangt.

Und dann lief Säure über die Leinwand, Frau Berwald weinte stumm und schlug die Hände vors Gesicht. Das Geschenk fiel zu Boden.

Lothar hielt inne, als er es sah. Tiefe Anteilnahme trat in seine Augen. Mehr aus Solidarität, als dass er die Ursache begriffen hätte.
„Ich dachte doch, jetzt haben Sie ein schönes Andenken an Volker!“
Eine Sekunde, eine einzige Sekunde verging. Unter die Horden aus Schmerz und Trauer mischte sich die Wut als fanatischer Aufrührer, der ihnen einen Ausweg aus dem Verlies des Berwaldschen Gemüts weisen wollte: Lasst uns endlich Rache nehmen! Und ihre Arme ruckten vor, weil sie den verdammten Idioten erwürgen wollte. Eine furchtbare Energie durchströmte den Körper von Frau Berwald, der einen unscheinbar kleinen Schritt machte – der umso entschlossener war. Weil das Ziel in scharfer Kontur skizziert war …

Und dann kam die nächste Sekunde.
Lothar stand vor ihr. Die vage Erkenntnis eines Fehler klopfte an sein Bewusstsein, bei dessen Erschaffung der göttliche Baumeister die Tür vergessen hatte. Tief ließ er Arme und Kopf hängen, und aus tiefster Demut blickte Lothar hoch zu der kleineren Frau.

„Ich hab sie ihm doch letztes Jahr geschenkt“, sagte er, „zum Geburtstag, als er acht geworden ist ...“
„Ja“, sagte Frau Berwald mit der Stimme des Kapitäns, wenn das Schiff nach schwerem Sturm wieder ruhiger auf dem Wasser liegt, „ich weiß.“
„Ich hab ihm doch immer sein Fahrrad repariert.“
„Ja.“
„Wir hatten viel Spaß zusammen.“
„Das hattet ihr.“
„Ich hatte Volker sehr lieb.“

Frau Berwald bückte sich nach der Fahrradklingel und drückte sie an ihr Herz. Sie würde sie polieren müssen, bevor sie sie auf die Anrichte neben Volkers Bild legen konnte. Und sie hörte Volker sagen: „Lothar ist ein toller Mann, weil er nicht mal Angst vor einem Tyrannosaurus Rex hat!“
„Ja“, antwortete Frau Berwald leise, „das ist er.“
„Was haben Sie gesagt?“
„Dass er dich auch sehr lieb hatte!“

Die Heiterkeit eroberte im Blitzkrieg verlorenes Terrain zurück. Frau Berwald hatte nie in zwei dankbarere Augen geschaut.
„Möchtest du ein Glas Limonade, Lothar?“
Und beinahe hätte sie angefügt: Deinem Dinosaurier bringen wir etwas hinunter, dann sitzen wir wieder unten auf der Straße beisammen.

Wie in alten Zeiten ...
 

Wipfel

Mitglied
Simone, das ist saustark. Entschuldige den Ausdruck - ich bin bewegt und beeindruckt von deinem Text. Die Idee und die Umsetzung gefällt mir ausgesprochen gut.

Was dir gelingt: du vermischst Alltagsprobleme mit Besonderheiten. Achten des Nächsten - und in diesem Fall eines Behinderten. Und ganz stark herausgearbeitet - sie sind wertvoll (voller Werte).

Sehr gern gelesen, wirklich!

Grüße von wipfel
 
A

aligaga

Gast
Eine gute Idee und ein guter Ansatz, sprachlich aber leider (noch) recht ungeschickt. Schau mal:
Der Doofe stand vor [blue]ihrer[/blue] Tür. Eigentlich hieß er Lothar, aber weil er den ganzen Tag einen Tyrannosaurus Rex an der Leine spazieren führte, nannten ihn einige [blue]der[/blue] Erwachsenen schwachsinnig, andere geistig zurückgeblieben. Die meisten nannten ihn nur den Doofen.

Frau Berwald rief ihn stets Lothar.

Abend für Abend erklang im alten Arbeiterviertel der Singsang der Kinder in den Straßen, [blue]bis[/blue] [blue]aus[/blue] den Klippen der Mietskasernen die Mütter [blue]zum Abendbrot [/blue]gerufen hatten.

„Der Doofe hat einen Saurier und wird [blue]doch[/blue] immer trauriger!“,[blue] sagten die Kinder oft zu ihren Müttern[/blue].

Lothar hatte auch eine Mutter, aber die ließ sich auf den Straßen nicht mehr blicken. [strike][blue]Und[/blue][/strike] [blue]S[/blue]ein Vater war schon lange fort, seit [blue]dreiundzwanzig Jahren,[/blue] genau einem Tag vor Lothars Geburt. Das [blue]wurde[/blue] von Zeitzeugen überliefert, die jenen Nachmittag mit einem Kissen unter den Armen [blue]aus den Fenstern [/blue][blue]lehnten[/blue], weil sie nichts Besseres zu tun hatten. Als die grüne Minna den Vater [blue]zu einer [/blue]Kur abgeholt hatte, aus der er nie mehr zurückgekehrt war.

[blue]D[/blue]ie Tür [blue]stand minutenlang [/blue]offen[blue];[/blue] Frau Berwald sah [blue]dem[/blue] Besucher entgegen[blue], der [/blue][blue]sinnend[/blue] die Wände betrachtete, den Kopf [blue]dabei[/blue] drehte und wendete, weil [blue]er[/blue] [blue]offenbar[/blue] kein[blue]en[/blue] Haarriss im Verputz [blue]übersehen wollte[/blue].

Frau Berwald war [blue]ganz[/blue] in Schwarz gekleidet. „Ja, Lothar?“

[strike][blue]Da wurde[/blue][/strike] [blue]D[/blue]as Bewusstsein des jungen Mannes [blue]schien wie [/blue]angerempelt[blue]; er [/blue]drehte unbeholfen eine Pirouette wie auf Eis und suchte Halt zu finden. [blue]Er[/blue] starrte Frau Berwald [blue]an[/blue], als müss[blue]te[/blue] sie ihm das Stichwort geben für den Grund seines Besuchs.

[blue]Plötzlich[/blue] [strike][blue]er[/blue][/strike]hellte [strike][blue]eine[/blue][/strike] [blue]Erkennen[/blue] sein Gesicht[blue]; [strike]und[/strike][/blue] er stürzte ans Fenster und [strike][blue]Eilig[/blue][/strike] bat [strike][blue]er[/blue][/strike] [strike][blue]in Zeichensprache [/blue][/strike][blue]das[/blue] unten zurückgelassene [blue]Spieltier[/blue][blue] mit stummer Gebärde[/blue] um Geduld.

„Ich kann den Dinosaurier doch nicht mit hoch bringen“, erklärte [blue]er[/blue], als er wieder vor Frau Berwald stand, „[blue]der[/blue] passt ja nicht durchs Treppenhaus!“

„Nein, Lothar, das tut er nicht.“

„Er ist ein liebes Tier!“

„Natürlich, Lothar.“

Lothar hörte den Schmerz aus ihren Worten heraus; [blue]er wirkte plötzlich bedrückt, als ob[/blue] [strike][blue]Gesicht und tiefe Sorgenfalten gaben Auskunft, dass[/blue][/strike] ihr Kummer eine tonnenschwere Last auf seinem Gemüt abgeladen h[blue]ä[/blue]tte.

„Meine Mutter hat Recht“, sagte er [strike][blue]dann[/blue][/strike].

„Was meinst du damit, Lothar?“

Er kam ein kleines Stück näher, und so durchdringend war sein Blick, dass [blue]er[/blue] Frau Berwald unangenehm wurde. Er sagte: „Sie müssen sehr traurig sein!“

„Ja“, sagte sie leise und dachte: Geh weg, bitte geh weg!

„Volker ist nicht mehr da ...“ [blue](sagte Lothar?)

[/blue]„Nein.“

[blue]Plötzlich lächelte [/blue]Lothar. [strike][blue]Und dann trat[/blue][/strike] [blue]E[/blue]in Leuchten [blue]kam in seine [/blue]Augen, [blue]als er[/blue] Frau Berwald die Hand reichen [blue]wollte[/blue], [blue]um sie zu seinem[/blue] [blue]"[/blue]Ball der Verzagten[blue]"[/blue] [blue]zu[/blue] geleiten [strike][blue]wollte[/blue][/strike]. Aber sie mochte sich nicht dazu [blue]hergeben[/blue] [strike][blue]lassen[/blue][/strike]. Nur eine kurze Pause von der Schwerarbeit des Trauerns gönnte sie sich und sah zu, wie Lothar [strike][blue]vor Freude[/blue][/strike] [blue]allein[/blue] zu tanzen begann.

„Ich habe etwas für Sie! Ich habe ein Geschenk für Sie!“

Er legte es behutsam in ihre Hand. Frau Berwald erschauerte. Die Fahrradklingel schmiegte sich in ihre Handfläche, und tiefe Kratzer kündeten vom [blue]damaligen[/blue], tödlichen Aufprall.

„Ich habe sie im Rinnstein gefunden“, rief Lothar außer sich. Seine Begeisterung [blue]wartete nicht auf Zustimmung[/blue], [strike][blue]weil sie sich in unschuldiger Aufrichtigkeit sonnte[/blue][/strike]. „Sie haben sie übersehen vor zwei Wochen, als sie die Teile vom Fahrrad von der Straße sammelten! Sie haben sie übersehen, aber ich habe sie gefunden! Ich schenke sie Ihnen!“

Da lief der Film wieder ab in [blue]ihr[/blue]: „Frau Berwald! Frau Berwald! Ihr Volker!“ Donnernde Schritte im Treppenhaus, als die Schmitz aus dem Parterre [blue]herauf[/blue]stob, der ahnungslosen Mutter zu berichten. Kurz zuvor hatte [blue]Frau Berwald [/blue]die Laute [strike]unten auf der Straße [/strike] [blue]noch selbst [/blue]wahrgenommen[blue]:[/blue] [blue][strike]als[/strike][/blue] Reifen quietschten[blue],[/blue] [strike][blue]und[/blue][/strike] Kinder schrien anders als sonst. [blue]Ihr[/blue] müde[blue]r[/blue] Geist [blue]hatte damals diese Laute mit nichts mehr in Verbindung bringen können[/blue]. [strike][blue]notwendigen Assoziationen nicht mehr zustande [/blue]gebracht[/strike]. Die Gedecke auszulegen fürs familiäre Abendbrot – zu mehr hatte es nicht mehr gelangt.

[blue][strike]Und dann[/strike][/blue] Säure lief über die Leinwand[blue];[/blue] Frau Berwald weinte stumm und schlug die Hände vors Gesicht. Das Geschenk fiel zu Boden.

Lothar hielt [blue]im Tanzen [/blue]inne, als er es sah. [blue][strike]Tiefe[/strike][/blue] Anteilnahme trat in seine Augen, [strike][blue]Mehr aus Solidarität, als[/blue][/strike] ohne dass er die Ursache [blue]von Frau Berwalds Trauer wohl begriffen hatte[/blue].

„Ich dachte doch, jetzt haben Sie ein schönes Andenken an Volker!“
Und so weiter. Den Rest könntest du sicher selber ausbessern, wenn du möchtest: Du erklärst vieles (nota bene sehr umständlich) zu Tode, statt dem Leser den Spielraum für das eigene Kopfkino zu erlauben. Weniger ist da oft viel mehr!

Heiter immer weiter

aligaga
 

Simone E.

Mitglied
Hallo Wipfel,

vielen Dank für das große Kompliment, ich fühle mich sehr geschmeichelt. Und das bewusste Adjektiv entschuldige ich nur zu gerne. ;-)



Hallo aligaga,

wow, da hast du dir aber viel Mühe gegeben. Ich bin beeindruckt. Vielen Dank!


Liebe Grüße

Simone
 
A

aligaga

Gast
... und so könnt's zünftig weitergehen:
[strike][blue]Eine Sekunde, eine einzige Sekunde verging[/blue][/strike]. [blue]In nur einer Sekunde schlug ihre Trauer um in helle Wut: Lasst uns endlich Rache nehmen! Ihre Finger zuckten, [/blue][strike][blue]Arme ruckten vor, weil[/blue] [/strike][blue] sie wollte[/blue] den verdammten Idioten erwürgen[blue]![/blue] [blue]Tödliche[/blue] Energie durchströmte [strike][blue]den Körper von[/blue][/strike] sie[blue] und sie tat einen entschlossenen Schritt auf ihren Feind zu.[/blue] [strike][blue]der einen unscheinbar kleinen Schritt machte – der umso entschlossener war. Weil das Ziel in scharfer Kontur skizziert war …[/blue][/strike]

[blue]Da erkannte sie plötzlich Lothar wieder. Lothar in seiner ganzen, unschuldigen Fehlerhaftigkeit.[/blue] [strike][blue]Und dann kam die nächste Sekunde. Lothar stand vor ihr. Die vage Erkenntnis eines Fehler klopfte an sein Bewusstsein, bei dessen Erschaffung der göttliche Baumeister die Tür vergessen hatte. Tief ließ er Arme und Kopf hängen, und aus tiefster [/blue][/strike][blue]Verschreckt[/blue] [blue]sah[/blue] [blue]der[/blue] [strike][blue]hoch zu[/blue][/strike] [blue]auf die kleine, schwarz gekleidete Frau.[/blue]

„Ich hab sie ihm doch letztes Jahr geschenkt“, sagte er, „zum Geburtstag, als er acht geworden ist ...“

„Ja“, sagte Frau Berwald mit der Stimme [blue]eines[/blue] Kapitäns, [strike][blue]wenn[/blue][/strike] [blue]dessen[/blue] Schiff nach schwerem Sturm wieder [blue]in ruhiges Wasser gekommen war[/blue], „ich weiß.“

„Ich hab ihm doch immer sein Fahrrad repariert.“

„Ja.“

„Wir hatten viel Spaß zusammen.“

„Das hattet ihr.“

„Ich hatte Volker sehr lieb.“

Frau Berwald bückte sich nach der Fahrradklingel und drückte sie an ihr Herz. Sie würde [blue]das Teil [/blue]polieren müssen, bevor sie [blue]es[/blue] auf die Anrichte neben Volkers Bild legen k[blue]ö[/blue]nnte. [strike][blue]Und[/blue][/strike] [blue]S[/blue]ie hörte [blue]eine Kinderstimme [/blue]sagen: „Lothar ist ein toller [blue]Kerl[/blue], weil er nicht mal Angst vor einem Tyrannosaurus Rex hat!“

„Ja“, flüsterte Frau Berwald, „das ist er.“

„Was haben Sie gesagt?“

„Dass [blue]Volker[/blue] dich auch sehr lieb hatte!“

[strike][blue]Die Heiterkeit eroberte im Blitzkrieg verlorenes Terrain zurück[/blue].[/strike] Frau Berwald hatte nie in zwei dankbarere Augen geschaut. „Möchtest du ein Glas Limonade, Lothar?“[strike][blue]Und[/blue][/strike] [blue]B[/blue]einahe hätte sie [blue]hinzu[/blue]gefügt: [blue]"Und d[/blue]einem Dinosaurier bringen wir [blue]auch[/blue] etwas[blue].[/blue] [strike][blue]hinunter[/blue],[/strike] [blue]D[/blue]ann sitzen wir wieder unten auf der Straße beisammen, [blue]wie früher."[/blue]

[strike][blue]Wie in alten Zeiten [/blue].[/strike]..
Wie immer natürlich alles kostenlos und unverbindlich.

Froh und munter

aligaga
 
Hallo Simone,
wie Wipfel, bin auch ich ganz begeistert von deiner Geschichte. Sie hat mich sehr berührt.
Gerne hätte ich dir die Note „8“ gegeben, doch nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe, in dem du dich dafür bedankst, dass der immer heitere, manchmal auch quietschvergnügte @ali so viel geändert hat, befürchte ich, dass du Änderungen vornimmst.
Dann würde nämlich die „8“ nicht mehr stimmen.

Es grüßt dich herzlich
Marie-Luise
 
A

aligaga

Gast
Gerne hätte ich dir die Note „8“ gegeben, doch nachdem ich deinen Kommentar gelesen habe, in dem du dich dafür bedankst, dass der immer heitere, manchmal auch quietschvergnügte @ali so viel geändert hat, befürchte ich, dass du Änderungen vornimmst.
Dann würde nämlich die „8“ nicht mehr stimmen.
Du bist sicher, dass du den lektorierten Text gelesen hast, o @Luise?

Nein?

Dann mach's. Und gib der Autorin eine 10. Alles andere wäre pillepalle.

Heiter immer weiter

aligaga
 

Simone E.

Mitglied
Hallo Marie-Luise,

vielen Dank für deinen schmeichelhaften Kommentar.

Oh, da kann ich dich beruhigen. Aligaga hat sich sehr viel Mühe mit meinem Text gegeben - dafür bin ich ihm dankbar. Und natürlich auch, dass mir sein Kommentar Ansporn war, mir die Geschichte noch einmal vorzunehmen. Aber meinen Text bei der Überarbeitung derart zu entstellen, nein, das hatte ich nicht vor. Denn: Simone möchte wie Simone schreiben, und nicht wie aligaga (auch wenn der, das räume ich bereitwillig ein, verdammt gut schreiben kann). Ich hoffe, meine Ansicht erscheint nicht arrogant, denn so ist es nicht gemeint.

Ich werde mir die Geschichte noch einmal vornehmen, weiß aber nicht, wann ich dazu komme. Lieber "verplempere" ich nämlich meine Freizeit mit der Arbeit an meinem Roman .. ;-)

Liebe Grüße

Simone
 
A

aligaga

Gast
Aber meinen Text bei der Überarbeitung derart zu entstellen, nein, das hatte ich nicht vor.
Der Text wurde doch nicht "entstellt", @Simone, sondern von den gröbsten Ungeschicklichkeiten befreit - falsche Bezüge wurden korrigiert, überflüssige "und danns" entfernt, Doppelmoppelungen umschifft und ein paar Unbstimmigkeiten geradegebogen. Solche Sachen haben mit "eigenem Stil" nicht viel zu tun, sondern sind schlichte sprachliche Mängel, über die sich jeder Leerer und jeder Rezensent aufhält. Falls du je einen Text in einem seriösen Verlag oder Ambiente veröffentlichen möchtest, kommst du an einem entsprechenden Lektorat nicht vorbei.

Wenn du Glück hast, triffst du einen wie @ali, der's dir (einmalig) kostenlos macht. Wenn du Pech hast, bekommst du nur die üblichen, nichts sagenden Betroffenheitsbekundungen aus dem Publikum, wo vor lauter Rührung nicht auf Form und Stil geachtet wird.

Dein Stückerl ist zwar erkennbar, aber bei jedem dritten Takt stimmt die Intonation nicht. Leute mit einem feineren Gehör kriegen da Ohrenschmerzen.

Heiter immer weiter

aligaga
 

molly

Mitglied
Hallo Simone,

"Ich werde mir die Geschichte noch einmal vornehmen."

Deine wirklich berührende Geschichte hat das auch verdient, ein bisschen Feinschlifff eben. Wenn ich Tipps bekomme und finde sie passend für meinen Text, nehme ich sie gern an, egal, von wem sie kommen.
Ein paar "und" und überflüssige Wörter weniger nehmen nichts von der Kraft Deiner Erzählung. Wie auch immer, es ist Deine Geschichte.

" Lieber "verplempere" ich nämlich meine Freizeit mit der Arbeit an meinem Roman .. ;-)"

Viel Spaß dabei, ich schreibe eben auch gerade einen Roman, oder wollte jedenfalls schon einmal damit anfangen. ;)

Liebe Grüße

molly
 
Natürlich, liebe molly, soll man auch manchmal auf die selbsternannten Lektoren hören, doch nicht alles ist besser, was diese verbessern nennen.

Ich habe mir mal etwas herausgepickt.

Simone schreibt:
Abend für Abend erklang im alten Arbeiterviertel der Singsang der Kinder in den Straßen, nachdem ihre Mütter sie von den Klippen der Mietskasernen an den Abendbrottisch gerufen hatten: „Der Doofe hat einen Saurier und wird dabei immer trauriger!“
Ich habe mir vorgestellt, dass die Kinder auf dem Heimweg diesen Satz immer wieder rufen.

Ich glaube nicht, dass sie das zu ihren Müttern sagten, wie @ali meint.

Mehr rauszusuchen ist mir zu mühsam.

Gruß,
Marie-Luise
 
A

aligaga

Gast
Abend für Abend erklang im alten Arbeiterviertel der Singsang der Kinder in den Straßen, nachdem ihre Mütter sie von den Klippen der Mietskasernen an den Abendbrottisch gerufen hatten: „Der Doofe hat einen Saurier und wird dabei immer trauriger!“
strotzt von falschen Bezügen: Die Kinder turnen in den Klippen der Mietskasernen herum, bis sie von ihren Müttern mit den Worten: „Der Doofe hat einen Saurier und wird dabei immer trauriger!“ auf die Straße heruntergeholt werden und zu sangsingen beginnen??

Das keiner guten Doitsch daher @ali probieren vebressern und mache logisch.

Er hat sich nicht ungefragter geäußert als Luise - nur, dass ihm die Durchsicht des gesamten Texterls nicht zu mühsam war. Das macht den Unterschied, auf den's in einem seriösen LiFo ankommt. Seine User leben davon.

Alles andere ist pillepalle.

heiter

aligaga
 
Er hat sich nicht ungefragter geäußert als Luise - nur, dass ihm die Durchsicht des gesamten Texterls nicht zu mühsam war.
O @ ali hat mich ganz falsch verstanden.
Es war mir nicht zu mühsam Simones Text zu lesen, sondern den Vergleich zwischen dem für mich einwandfreien Text von Simone und @alis Änderungen anzustellen.

Gruß,
Marie-Luise
 

molly

Mitglied
Ich habe den von dir ausgesuchten Text so wie du gelesen, liebe Marie Luise. Mir ging es hauptsächlich um solche Sätze:

Und dann trat ein unschuldiges Frohlocken

Und dann lief Säure über die Leinwand...

Viele Grüße

molly
 
Liebe molly,
du hast wohl Recht. Beeindruckt durch die Tragik in der Geschichte habe ich das übersehen.
Es kommen zu viele „und dann“ vor. Das sollte Simone wirklich ändern.
Nochmals Grüße von mir
 
A

aligaga

Gast
Es war mir nicht zu mühsam Simones Text zu lesen, sondern den Vergleich zwischen dem für mich einwandfreien Text von Simone und @alis Änderungen anzustellen.
Der Text hat - unabhängig von seiner hübschen Idee und seinem guten Ansatz - leider jede Menge sprachlicher Mängel, wie zu zeigen war.

Dass sie dir nicht auffielen (oder du nur zu bequem warst, sich damit auseinanderzusetzen), o @Luise, mag dahinstehen. @Ali für seine sachliche Textkritik anzupöbeln, bringt jedenphalls weder dich noch die AutorIn des Stückerls weiter.

Was, fofftest du denn, mit deinem persönlichen Angriff erreichen zu können?

Gleichwohl heiter wie immer

aligaga
 
A

aligaga

Gast
Sorry, @Luise - es hätte natürlich hoffest heißen sollen.

quietschvergnügt

aligaga
 
E

eisblume

Gast
Hallo Simone,

mir gefällt die Idee deiner Geschichte auch sehr gut.
Wenn du zwischendrin mal eine Romanschreibepause brauchst, vielleicht magst du dich dann ja doch noch mal mit der Fahrradklingel auseinandersetzen, denn so einige sprachliche Verfeinerungen täten ihr wirklich gut - und die hätte diese Geschichte auch verdient.

Über den aktuell diskutierten Singsang-Satz bin ich gestolpert. Ich musste ihn mehrmals lesen, bis ich für mich ordnen konnte, wie er gemeint war. Und so etwas müsste bei einer klareren Formulierung nicht sein, und würde den Leser nicht aus dem Lesefluss reißen.

Auch hier bin ich gestolpert:
Eine Minute stand die Tür schon offen und Frau Berwald sah ihrem Besucher entgegen.
Wie kann Frau Berwald ihm entgegensehen und dabei schon eine Minute in der geöffneten Tür stehen, wenn Lothar ja schon gleich von Beginn an vor eben dieser Tür steht?

Insgesamt sind das jetzt nur Kleinigkeiten, die sich schnell beheben lassen würden und wofür du die Geschichte ja keineswegs umschreiben müsstest. Feinarbeit eben.

herzlichst
eisblume
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Simone E.
Zunächst ein herzliches Willkommen von mir auf und unter der Leselupe.

Mir hat Dein Text gut gefallen. Eindrucksvoll erzählst Du uns die Geschichte einer Frau, die ihr Kind verloren hat, bei einem Unfall mit einem Fahrrad, welches von einem Freund des Jungen repariert worden war. Im Zentrum der Trauer um ihr Kind, wird sie von jenem behinderten Freund besucht. Es wird nicht ganz deutlich, ob Lothar etwas mit dem Unfall zu tun hatte (weil sie an ihm in ihrer Wut Rache nehmen möchte) oder nicht, das ist auch nicht wichtig. Die Differenzierung zwischen der Wut auf den Auslöser eines Unfalls oder dem Verursacher eines Unfalls ist so kurz (wohl gerade zwei Wochen) danach nicht möglich. Als trauernde Person gibt man Notfalls auch dem Wellensittich eine Mitschuld.

Über „sprachliche Schwächen“ wurde schon einiges gesagt. Nach meiner zweiten Lesung des Textes bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob man es wirklich „sprachliche Schwächen“ nennen sollte – oder sogar Absicht.

Abend für Abend erklang im alten Arbeiterviertel der Singsang der Kinder in den Straßen, nachdem ihre Mütter sie von den Klippen der Mietskasernen an den Abendbrottisch gerufen hatten: „Der Doofe hat einen Saurier und wird dabei immer trauriger!“
Dies ist wirklich erst nach wiederholter Lesung verständlich. Um den Lesern den Einstieg zu erleichtern, könntest Du diesen Satz vielleicht etwas umstellen:
Abend für Abend erklang im alten Arbeiterviertel der Singsang der Kinder in den Straßen: „Der Doofe hat einen Saurier und wird dabei immer trauriger!“, auch nachdem ihre Mütter sie von den Klippen der Mietskasernen an den Abendbrottisch gerufen hatten.
(Klippen der Mietskasernen – starkes Bild. Es ruft bei mir Assoziationen an Arbeitersiedlungen zu Beginn der 70er Jahre hervor.)

Das [red]ist[/red] von Zeitzeugen überliefert, die jenen Nachmittag mit einem Kissen unter den Armen auf der Fensterbank gelehnt [blue]hatten[/blue], weil sie nichts Besseres zu tun [blue]hatten[/blue]. Als die grüne Minna den Vater zur kostenlosen Kur abgeholt [blue]hatte[/blue], aus der er nie mehr zurückgekehrt war.
Zeitfehler – hier gehört ein „war“ hin.
Unschöne Dopplung mit den zwei „hatten“ und dem „hatte“. Der Nachsatz „... weil sie nichts besseres zu tun hatten.“ Könnte eigentlich entfallen. Es ergibt sich indirekt aus dem typischen Bild der Leute mit dem Kissen auf der Fensterbank.


Eine Minute stand die Tür schon offen und Frau Berwald sah ihrem Besucher [blue]entgegen. Der[/blue] versunken die Wände betrachtete, den Kopf drehte und wendete unter forschendem Blick – weil kein Haarriss im Verputz seiner Analyse entgehen durfte.
Hieraus könnte man einen homogenen Satz machen, den Punkt durch ein Komma ersetzen.
Den Einschub „unter forschenden Blick“ würde ich vorne und hinten entweder mit zwei Kommata oder zwei Gedankenstrichen einfassen.
(Die Tür steht also schon eine Minute offen, Frau Berwald schaut Lothar entgegen, dieser ist aber geistig noch mit etwas anderem beschäftigt – gut dargestellt.)

Und dann erhellte eine Erkenntnis sein Gesicht ...
...
Und dann trat ein unschuldiges Frohlocken ...
...
Und dann lief Säure über die Leinwand, Frau Berwald ...
...
Und dann kam die nächste Sekunde.
Hmm – auch diese „Und dann“ wurden bemängelt. Die ersten beiden passen recht gut, sie verdeutlichen die Reaktionsverzögerung in Lothars geistiger Wahrnehmung. Das dritte passt nicht wirklich – die Perspektive ist hier auf Frau Berwald gerichtet. Du solltest versuchen, die Situation aus Lothars Sicht zu schildern.
Das vierte passt überhaupt nicht. Im Vorfeld wurden „Sekunden“ schon mehrfach erwähnt. Auch hier solltest Du wieder versuchen, die Perspektive direkt auf Lothar zu richten und die Sekunden zu vermeiden. Möglicherweise in dieser Art:
Und dann klopfte die vage Erkenntnis eines Fehlers an Lothars Bewusstsein ...

Die vage Erkenntnis eines [red]Fehler[/red] klopfte an sein Bewusstsein
Wie schon im Vorschlag korrigiert: Fehlers

[blue]Tief[/blue] ließ er Arme und Kopf hängen, und aus [blue]tiefster[/blue] Demut blickte Lothar hoch zu der kleineren Frau.
Noch eine unschöne Dopplung.

Mehr ist mir nicht aufgefallen.
Das sollte auch reichen, mehr als Feinschliff ist nicht nötig.


Danke, für dieses kurzweilige Lesevergnügen.

Aufmunternde Grüße
Frank
 
A

aligaga

Gast
Der olle Valentin hat mal anlässlich einer Rede bemerkt, dass alles schon mal gesagt sei, nur halt noch nicht von jedem.

Lass dich von dem
Das sollte auch reichen, mehr als Feinschliff ist nicht nötig.
nicht irremachen - die meisten Schnitzer, die der böhse @ali längst redigierte, hat sein Vorredner gar nicht erkannt.

Ein seriöses Lektorat erfordert Zeit, Sorgfalt und Sprachkenntnis. Es enthält keine persönlichen Statements, sondern beschränkt sich auf Fakten. Es ähnelt stark der Korrektur eins Schulaufsatzes, und es gilt (leider) der Grundsatz, dass nur die bitter schmeckende Medizin wirklich hilft.

Schmuseleien helfen dagegen niemandem weiter - am allerwenigsten dem Schmeichler.

TTip: Tapfer sein und die Fehler ausbessern!

Heiter

aligaga
 



 
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