Die Fleischfresser

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Jonny

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DIE FLEISCHFRESSER

Ein Mann wird an den Strand einer Insel geschwemmt. Erschöpft öffnet er die Augen und sieht einen Einheimischen vor sich stehen. Der Einheimische reicht ihm freundlich die Hand und hilft ihm hoch. Taumelnd wird der Mann von dem Einheimischen zu einer kleinen Hütte im Inneren der Insel geführt. Währenddessen kann sich der Mann von der Insel ein Bild machen. Es ist eine sehr kleine, überschaubare Insel. Der Mann erhascht einen Blick auf eine Süßwasserquelle, die einen kleinen Fluss speist, der zum Meer führt und mehrere Obstbäume. Etwas fehlt jedoch auf dieser Insel und lässt sie dadurch unheimlich erscheinen. Dem Mann fällt aber nicht ein, was.

Wortlos wird der Mann auf ein Bett gelegt. Er schläft vor Erschöpfung sofort wieder ein. Zum Abend hin, kommt der Einheimische zurück in die Hütte und rüttelt an dem Mann, damit er aufwacht. Als der Mann endlich die Augen öffnet erhascht er nur noch, wie der Einheimische die Hütte wieder verlässt. Der Mann steht auf, reckt sich und folgt dem ihm. Draußen angelangt wundert sich der Mann, wie still es auf der Insel ist. Dann fällt ihm ein, was ihm auf der Insel fehlt. Es befinden sich keine Tiere auf ihr.

Der Mann geht zu dem Einheimischen, den er an einer Feuerstelle erblickt hat. Auf dem Weg dorthin sieht er noch mehrere kleine Hütten, in oder vor denen sich weitere Einheimische befinden. Der Einheimische blickt empor zu dem Mann und begrüßt ihn freundlich: „Willkommen auf unserer kleinen Insel. Ich hoffe, Sie konnten sich etwas erholen.“ Der Mann antwortet: „Ich bedanke mich für Ihre Rettung. Doch erklärt mir eines! Weshalb gibt es keine Tiere auf dieser Insel? Es erscheint mir höchst ungewöhnlich bei dieser sonst sehr üppigen Vegetation!“ „Unser Verlangen nach Fleisch hat alle Tiere auf dieser Insel schon vor Jahrhunderten sterben lassen. Zudem sind die Früchte, die die Bäume hier tragen, für uns leider nicht bekömmlich. Deshalb sind wir seitdem auf das Fleisch von Menschen angewiesen, die wir auf dieser Insel in einem Stall züchten. Ich hoffe Ihr könnt diese Tat verstehen! Wir müssen doch dafür sorgen, dass unser Stamm überlebt“, erklärt der Einheimische ruhig. Dem Mann wird sofort speiübel. Noch bevor er etwas entgegen kann, fährt der Einheimische erklärend fort: „Ihr müsst euch jedoch nicht ängstigen! Euch werden wir nicht essen. Ihr seid zu intelligent und zu schön! Wir fressen nur die Menschen, die wir hier selber züchten. Sie können nicht sprechen und sind hässlich. Nur so können wir unseren Instinkt überwinden. Zudem dürfen nur ich und der Schlachter den Stall betreten. Dadurch bleibt den anderen Einwohnern der Anblick erspart“.
Wortlos – der Mann ist nicht mehr im Stande seinen Mund zu öffnen, da er sich sonst übergeben würde - dreht sich der Mann um und verschwindet in der Hütte. Enttäuscht setzt sich der Einheimische wieder ans Feuer.

Am nächsten Tag findet der Mann neben seinem Bett Wasser und eine Schale voll mit einer Art Gulasch auf. Er trinkt das Wasser, jedoch lässt er die Schale unberührt stehen, da ihm schaurig klar wird, woraus das Gulasch gemacht ist. Der Mann verlässt wieder die Hütte. Sein Magen knurrt. „Es muss doch irgendetwas Essbares auf dieser Insel zu finden sein“, denkt sich der Mann. So zieht er los und erkundet diese. Von jeder Frucht, von jedem Blatt und selbst von jeder Rinde beißt der Mann ab, spuckt sie jedoch sofort wieder aus, da er den Geschmack nicht ertragen kann. Gefrustet kehrt er am Abend zurück zu der Hütte. Der Einheimische empfängt ihn: „Haben Sie sich nun selbst davon überzeugt, dass es keine andere Lösung gibt? Ich möchte gastfreundlich bleiben. Ich werde Sie zu nichts zwingen und niemand wird Sie auf dieser Insel stören. Sie dürfen machen was Sie wollen und sich frei bewegen! Jeden Morgen und jeden Abend wird etwas zu trinken und zu essen für Sie bereit stehen.“ Der Mann antwortet: „Ich bedanke mich für ihre Gastfreundschaft. Jedoch werde ich die Speisen nicht anrühren! Bitte fassen Sie dieses nicht als Beleidigung auf. Ich kann es nicht!“ Daraufhin wird der Einheimische wieder traurig und verschwindet.

Nach diesem Tag wird der Mann von niemandem mehr angesprochen. Selbst der Einheimische lässt sich nicht mehr blicken. Tag für Tag steht jedoch wie versprochen jeden Morgen und jeden Abend etwas zu trinken und etwas zu essen neben dem Bett. Das Essen ist jeden Tag sehr appetitlich und verschieden zubereitet. Doch der Mann rührt es keinen Tag an. Er verbringt seine ganze Zeit nur damit jeden kleinsten Winkel der Insel nach etwas Essbarem abzusuchen. Akribisch wendet er jeden Stein, hebt jedes Blatt und probiert jede kleinste Frucht. Doch es ist nichts zu finden. Sein Hunger wird Tag für Tag unerträglicher und er hat bald kaum noch Kraft sich zu bewegen. Der wunderbare Duft von dem Essen, dass ihm jeden Tag bereitet wird, bringt ihn zudem langsam in den Wahnsinn, da er widerstehen muss, es nicht zu essen.
Nach ungezählten Tagen, wacht er eines Morgens auf. Sein Hunger hat sich ins Unerträgliche gesteigert. Wieder steht ein lecker duftendes und sehr ansprechend zubereitetes Essen für ihn bereit. Jedoch wieder nur aus Menschenfleisch.
Vielleicht könnte er ja nur mal dran lecken?
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Jonny,
Was mir an Deiner Geschichte gefällt: Sie ist außergewöhnlich….
Was mir nicht so gefällt: So außergewöhnlich ist die Clue am Ende nicht.
Ein paar Fragen begleiteten mich während des Lesens: Wieso sind die Früchte nicht bekömmlich? Das muss doch hinzukriegen sein.
Der Text klingt ein wenig wie ein Drehbuch (wiederholungen des Wortes „Der Mann“, „Der Einheimische“, etc), aber das ist wohl Dein Stil (Tschüss).:D

Am Ende, nachdem „Der Mann“ begreift, dass es nix zu essen gibt...kommt er in die erste Versuchung.

Aber das ist „menschlich“...“Mensch“ macht viel blablabla, aber im Dschungelcamp (wenns drauf ankommt, im Bild zu bleiben und die Kohle zu kassieren) stopft er sich sogar gebratenen Känguruhpenis rein.

Mich hätten die Gedanken des Mannes interessiert, während er die menschlichen Teile kaut. Welcher Gedanke war letztendlich der ausschlaggebende? ;)
Mit Gruß,
Ji
http://www.hna.de/welt/absturz-anden-schockierte-jahren-welt-2543080.html
 

Wipfel

Mitglied
dürfen Geschichten wirklich alles erzählen? Hi Jonny, ´ja dürfen sie, aber die Autoren müssen auch das Echo vertragen. Ich halte deine Geschichte für unreflektierten Mist. Mal abgesehen von der sprachlichen Qualität. Es gab in den 50iger Jahren nach einem Flugzeugabsturz in den Anden für eine kleine Gruppe nur eine (kurzfristrige) Überlebenschance. Sie aßen die Verstorbenen und haben dadurch überlebt, wurden wenige Wochen später gefunden und gerettet.

Deine Geschichte hat aber eine andere, für mich wirklich fragwürdige Aussage. Menschen züchten um sie hernach zu verspeisen? Sorry, das ist widerwertig. Und eine ganz einfache Frage: wie haben diese Menschen denn ihre "Züchtung" ernährt? Die EierlegendeWollmichsau wird es da nicht gegebn haben, oder?

Da müssen aber einige Schrauben locker sitzen, wenn man solchen - ich wiederhole mich - Mist in die Tastaur drückt.

Grüße von wipfel
 

TaugeniX

Mitglied
Nun, Menschen, die Menschen züchten um sie dann zu fressen, gab es schon bei Herbert Wells https://de.wikipedia.org/wiki/H._G._Wells in seiner "Zeitmaschine" https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Zeitmaschine Allerdings hat seine Geschichte einen starken politischen und gesellschaftskritischen Hintergrund.

Sprachlich finde ich diesen Text allerdings wirklich etwas ärmlich. Gerade für einen Autor, der so eine rührende und lebendige "Tschüss" Erzählen geschrieben hat.

Ich glaube, dass hier die Lebendigkeit der Protagonisten der "Moral der Geschichte" geopfert wurde. - Gerade muss ich daran denken, dass ich diesen Satz vor wenigen Tagen hier im Forum schon geschrieben habe. Es ist eine starke Versuchung, Parabeln zu schreiben, - diesen Schuh muss ich mir selbst auch anziehen. Aber eine gute Parabel zu schreiben, die wirklich keine "lebenden" Figuren braucht, sondern wie eine byzantinische Ikone in ihrer "Zweidimensionalität" vollkommen ist, ist sehr sehr schwer.
 

Jonny

Mitglied
Hey ihr Lieben!

Jetzt muss ich mal zu meiner Geschichte Stellung nehmen.
Ich glaube Taugenix hat es in seinem Kommentar ganz gut erklärt, dass mir wohl der Versuch eine Parabel zu schreiben nicht wirklich gut gelungen ist.

Denn ich wollte mit der Geschichte eigentlich viel mehr zum nachdenken anregen, als sie so wörtlich hin zu nehmen, wie es wohl viele von euch getan haben.

Nur kurz etwas zu dem Thema welches ich in der Geschichte eigentlich zum Ausdruck bringen wollte, was aber anscheinend nicht so gut geklappt hat:

Es ging mir dabei um die heutige "Fresskultur" von Lebewesen. Nicht nur die Massentierhaltung sondern viel mehr das verschließen der Augen. Dass viele Menschen sich empört zeigen, wenn sie irgendwelche grauenhaften Bilder im Fernsehen oder Zeitung von misshandelten oder gequälten Zuchttieren sehen. Sich dann sehr darüber aufregen, aber über kurz oder lang auch nicht viel an Ihrem Essverhalten ändern. Also ganz nach dem Sprichwort: " Aus den Augen aus dem Sinn"

Dies also nur ganz kurz einmal erklärt, um jetzt hier keine Diskussion über Massentierhaltung etc. anzufangen. Und noch etwas Interpretationsfreiraum zu lassen für die diejenigen, denen die Geschichte vielleicht doch noch gefallen könnte :D
Zudem sind anscheinend noch viele von euch von dem Flugzeugabsturz in den Anden geprägt. Dies war lange, lange vor meiner Zeit deshalb war es nicht wirklich in meinem Gedächtnis.

Ich hoffe meine kommenden Geschichten werden euch wieder besser gefallen ;)

Liebe Grüße Jonas
 

Wipfel

Mitglied
nö, nö. So einfach kommst du mir nicht davon. Ich will dir zeigen, was du schreibst:
Euch werden wir nicht essen. Ihr seid zu intelligent und zu schön! Wir fressen nur die Menschen, die wir hier selber züchten. Sie können nicht sprechen und sind hässlich. Nur so können wir unseren Instinkt überwinden. Zudem dürfen nur ich und der Schlachter den Stall betreten. Dadurch bleibt den anderen Einwohnern der Anblick erspart“.
Das ist das Geländer, welches du mir in der Geschichte anbietest. An das halte ich mich. Ihr seid zu intelligent und zu schön (und gehört damit zu den Auserwählten). Die nicht sprechen können und hässlich sind, sind minderwertig. So, wie das unreflektiert da steht, ist es nicht nur eine Diffarmierung behinderter Menschen sondern geht glasklar in Richtung Rassenwahn. Diese Untermenschen, die zu nichts taugen. Den Anblick müssen wir doch uns ersparen. Wegsperren, raus aus dem öffentlichen Leben. Sorry, wehret den Anfängen. Das geht mir in jedweder literarischen Form zu weit. Das hatten wir in Deutschland schon mal, dass man solche Geschichten gerne las.

Parabel? Ich sage zu diesem Text: Großer Mist.

Grüße von wipfel
 

Jonny

Mitglied
Gut, bevor ich hier noch weiter unterschwellig als Nazi benannt werde gehe ich noch weiter auf meine Geschichte ein. Zu der stelle die du zitiert hast:
Euch werden wir nicht essen. Ihr seid zu intelligent und zu schön! Wir fressen nur die Menschen, die wir hier selber züchten. Sie können nicht sprechen und sind hässlich. Nur so können wir unseren Instinkt überwinden. Zudem dürfen nur ich und der Schlachter den Stall betreten. Dadurch bleibt den anderen Einwohnern der Anblick erspart“.
Damit wollte ich auf das Thema ansprechen mit welchem Unverständnis darauf reagiert wird, dass in anderen Regionen der Welt Hund, Katze, Meerschweinchen etc. gegessen werden (abgesehen davon wie sie dort geschlachtet werden). Da sie ja so süß sind und man so tolle Tiere doch nicht essen kann.
Ihr seid zu intelligent und zu schön!
(Achtung jetzt kommt Übertreibung) Aber unsere hässlichen und dummen Schweine oder Hühner usw.
Sie können nicht sprechen und sind hässlich.
die kann man ja dicht an dicht einsperren und fressen. Dabei ist doch nichts, solange man nicht mit ansehen muss wie sie in diesen Haltungen "leben".
Zudem dürfen nur ich und der Schlachter den Stall betreten. Dadurch bleibt den anderen Einwohnern der Anblick erspart
Aber ich finde mit dem Wort "Untermenschen" hast du es gut getroffen was ich ausdrücken wollte. Das wir leider bei den Tieren sehr stark zwischen Unter- und Übertieren differenzieren. Und darüber vielleicht mal nachgedacht werden sollte.

Es tut mir leid, dass ich anscheinend hier bei manchen den Anschein erweckt habe rechtspolitische Schriften zu veröffentlichen und möchte mich davon stark distanzieren. Ich hoffe ich konnte die Geschichte jetzt etwas mehr aufschlüsseln.

Liebe Grüße Jonas
 

TaugeniX

Mitglied
Da bewegen wir uns meiner Meinung nach im Lieblingsbereich des Philosophen Peter Singer, der den Begriff "Artenrassismus" prägte.

Dieser meinte nämlich, dass die Überhebung, der zugedachte höhere Wert des menschlichen Lebens gegenüber dem tierischen auch eine Art Rassismus ist.

Ich glaube nicht, dass der Autor dieser Parabel die Teilung auf Unter- und Übermenschen vertritt. Vielmehr will er uns aufzeigen, dass auch Tiere keine "Unterwesen" sind.
 

Jonny

Mitglied
Danke TaugeniX, dass wenigstens einer etwas meine Geschichte und den Sinn dahinter nachvollziehen kann...
 

TaugeniX

Mitglied
Ich habe mich meiner Zeit mit Peter Singer befasst und mußte sofort an ihn denken. Ich habe diese Assoziation nicht gleich eingeworfen, weil ich die "heiße" Diskussion vermeiden wollte.

Doch so wie es sich hier entwickelt, ist Peter Singer eher noch ein Feuerlöscher.
 



 
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