Die Frau des Weihnachtsmannes

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lintschi

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Lintschi war aufgeregt. Seit Tagen trug sie ein Geheimnis mit sich. Aber heute hielt sie es nicht mehr aus, sie musste es einfach ihren Freunden im Kindergarten erzählen.
"Der Weihnachtsmann wohnt in unserem Nachbarhaus", flüsterte sie geheimnisvoll.
Ihre Freundin Kathi riss in gebührender Bewunderung Augen und Mund auf.
Maxi runzelte die Stirn.
"Der Weichnachtsmann? Der Weihnachtsmann wohnt im Himmel!"
Lintschi nickte bedeutungsvoll.
"Du hast sowas von keine Ahnung. Er wohnt in unserem Nachbarhaus. Ich habe ihn gesehen."
Maxi tippte an die Stirn.
"Das glaube ich nicht", rief er, warf sich auf sein Dreirad und radelte mit wissendem Blick davon.
"Männer", zischte Lintschi verächtlich und wechselte einen verschwörerischen Blick mit Kathi.

Am nächsten Tag, als Lintschi mit ihrer Mutter bei besagtem Haus vorbeiging, öffnete sich das Tor und eine grauhaarige Dame trat heraus.
"Guten Tag, Frau Santa", grüßte Lintschis Mutter.
"Wie geht es Ihnen? Haben Sie schon viel Arbeit?"
Lintschi löste sich von der Hand ihrer Mutter und schlich ganz leise an das Haustor heran. Sie öffnete es einen Spalt und lugte in den Hausflur.
Niemand war zu sehen. Vor dem Stiegenaufgang allerdings gab es eine verräterische Spur. Dort lag ein kleines Tannenzweiglein.
Lintschi konnte sich nur schwer von dem Anblick los reißen, aber ihre Mutter rief schon nach ihr.
Sie überlegte blitzschnell.
"Wissen Sie", sagte sie zu der Dame, "dass in ihrem Haus der Weihnachtsmann wohnt?"
Die Dame schaute sie freundlich lächelnd an.
"Ja", antwortete sie. "Ich bin seine Frau."
Lintschi warf einen triumphierenden Blick zu ihrer Mutter. Sie hatte es ja gewusst..
"Kann ich ihn einmal besuchen", fragte sie mutig.
Frau Santa wechselte einen raschen Blick mit Lintschis Mutter und sagte dann lächelnd:
"Nun, Liebes, den Weihnachtsmann kann man nicht besuchen. In seiner Wohnung ist er gar nicht zu sehen."
"Aber ich habe ihn doch schon aus dem Haus kommen gesehen. Und er stieg in einen Wagen, mit rotgeschmückten Pferden."
"Ja, auf der Straße ist er natürlich schon zu sehen. Da geht er ja herum und verteilt kleine Geschenke an die Kinder und sammelt ihre Wunschzettel ein. Aber in seiner Wohnung zieht er seinen Mantel aus und ist unsichtbar."
Das hatte Lintschi noch nie gehört. Dass der Weihnachtsmann ohne Mantel unsichtbar war. Und Maxi sicher auch nicht, das hätte er sicher erzählt.
"Aber wenn du magst, kannst du mich besuchen", sagte da die Frau des Weihnachtsmannes.
"Du kannst mir beim Keksebacken und Basteln helfen. Und ich zeige dir den Mantel und die Stiefel des Weihnachtsmannes."
"Oh ja!" Lintschi klatschte in die Hände.
"Darf ich Kathi auch mitbringen und Maxi?"
"Lintschi, bitte!" bremste ihre Mutter ein wenig deren Überschwang.
Doch Frau Santa lächelte wieder.
"Aber ja, gerne", sagte sie.
Und zu Lintschis Mutter gewandt: "Lassen Sie nur, ich freue mich so sehr, ich habe doch keine eigenen Kinder."
Sie verabredeten einen Termin und Lintschi stürmte in den Kindergarten.
"Wir sind bei der Frau des Weihnachtsmannes eingeladen", schrie sie.
Kathi riss wieder in ehrfurchtsvoller Bewunderung Augen und Mund auf.
Maxi stand stumm vor Lintschi, zuckte ein wenig mit den Achseln und dann sagte er cool:
"Magst du eine Runde mit meinem Dreirad fahren?"
 

lintschi

Mitglied
danke flammarion,

du hast natürlich recht. es ist so, dass ich angeregt wurde, kleine weihnachtsgeschichten zu schreiben, eher kurzprosa - was bisher überhaupt nicht mein genre war, sind meine ersten versuche ...
ich habe sie dann unter kindergeschichten gepostet, weil sie mir für die kurzprosa-rubrik eben zu kindbezogen war.
aber für diese rubrik, da hast du recht, fehlt dann natürlich noch einiges.

ich wollte eigentlich mit meiner geschichte in bisschen über den sensiblen umgang mit kinderfantasien und deren auflösungsmöglichkeiten rüberbringen.
dein kommentar ist aber vielleicht eine nette anregung, diese KINDERgeschichte weiterzuschreiben.

danke dafür!
lg lintschi
 



 
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