Die Fremde im Zug

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Die Fremde im Zug

In einem Zug traf ich einst auf eine Frau,
schwarz war die Nacht und ihr Kleid gar dunkelblau.
In ihrem Sitz schlief sie, den Kopf geneigt,
hat meinen Augen keine Regung mehr gezeigt.

Ich ging zu ihr und berührte ihr Gesicht
um sie zu wecken, doch sie spürte meine Finger nicht,
kein Atem erfüllte mehr ihren zarten Leib
und ich setzte mich zu diesem schönen, ewig ruhendem Weib.

Sie schien so jung und viel zu früh verschieden.
Was ist von ihr und ihrem Leben denn geblieben?
Von ihren Träumen, ihrem Lachen, all ihren Taten?
Ich sah sie an, doch schien sie nichts von alldem zu verraten.

Könnt ich deine Zeit verlängern, ich würd es gerne tun
und lieber würde ich an deiner Stelle dort so friedlich ruhn,
würde zurückdrehen wieder und wieder deine Uhr,
meine Zeit soll dir gehören nur.

Und während ich noch bei ihr verweil
hält der Zug. Ich verlasse mein Abteil,
Hektik und Stimmen überall, nur ich bin es, der schweigt,
in Gedanken noch bei ihr und der Zeit, die mir noch bleibt.
 



 
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