Die Geldbörse

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Branton

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Der Tag neigte sich langsam dem Abend zu und Ruhe kehrte ein.
Rauchend stand Tim in der Nähe des Bahnhofs und wartete auf seine beiden Freunde, Kalle und Sandro.
„Ey, Timbo, Alter!“ ertönte es hinter ihm und er erkannte Sandro der auf ihn zustürmte.
„Hey, Alter, wo warst Du denn so lange?“ fragte Tim daraufhin.
Sandro antwortete mit einer Gegenfrage: „Sag Du mir lieber mal, wo Du warst, war echt kaum auszuhalten heute in der Schule. Voll langweilig, sag ich Dir.“
„Ach, ich musste doch wieder in das scheiß Krankenhaus. Weißt doch, mein Diabetes.“
„Ach so, haste schon wieder Probleme mit dem Scheiß?“
„Geht schon, musste nur neu eingestellt werden.“
Sandro merkte, das dieses Thema seinem Freund unangenehm war und antwortete deshalb nur: „ Ach ja.“
Dann schaute Sandro auf und schrie: „Schau mal, da hinten, da kommt ja der Kalle!“
„Na, ihr zwei Versager.“ schallte es ihnen entgegen, dabei legte Kalle seinen typischen coolen Gesichtsausdruck auf.
„Geile Klamotten. Neu?“ wollte Sandro wissen.
„Tja, Sandro, die hat mir meine Alte bezahlt. Sind echt geil, ne?“ erwiderte Kalle voller Stolz.
„Du hast echt ein Schwein. Ich kann mir noch nicht mal `nen Hamburger kaufen von meinem mickrigen Taschengeld.“ beneidete Tim ihn.
„Tja, hättest Dir halt andere Eltern aussuchen müssen.“ entgegnete Kalle mit einem breiten Grinsen.

„O.K., Jungs. Ich muss weiter. Muss für meine Mutter noch eine Fahrkarte holen, ihr wisst doch, die fährt bald wieder die Oma besuchen. Treffen wir uns dann später an der Tanke?“
fragte Tim.
„Klaro, Timbo! Bis acht dann. Wir besorgen ein Sixpack Bier. Sei pünktlich, Alter!“
meinte daraufhin Kalle und machte sich mit Sandro auf den Weg.
Tim steuerte den Bahnhof an, seine Mutter hatte ihm 50 Euro für die Zugfahrkarte gegeben, er würde sie gleich kaufen und dann zu Hause abliefern, nicht das sie noch verloren ging.
Seine Mutter hatte schließlich nicht so oft die Gelegenheit zu Oma zu fahren, wegen der Scheiß Kohle.
Am Bahnhof angekommen, steuerte Tim sofort den Schalter an.
Geduldig stellte er sich an der Warteschlange an.
Nach kurzer Zeit wurde er aber schon ungeduldig und begann seine Geldbörse hervorzukramen.
Als er sie öffnete, bekam er das Gefühl, sein Herzschlag würde für einen Moment aussetzen und jegliches Blut aus seinem Kopf weichen.
Es befand sich kein 50 Euro-Schein in seiner Geldbörse.
„Warum nicht?“ ging es ihm durch den Kopf.
Tim konnte sich das einfach nicht erklären.
Er war sich doch so sicher, das Geld eingesteckt zu haben.
Hatte er es verloren? War er sogar bestohlen worden?
Niedergeschlagenheit machte sich in Tim breit.
„Es ist einfach ungerecht, ungerecht, ungerecht. Immer trifft es die, die sowieso keine Kohle haben.“ Murmelte er fluchend vor sich hin.
Tim trat aus der Schlange heraus und überlegte krampfhaft, was er jetzt tun sollte.
Warum hatte er auch nicht besser aufgepasst.
In Tim kämpften Verzweiflung und Wut.
Seine Mutter würde enttäuscht sein, wenn sie auch nicht mit ihm schimpfen würde.
Tim würde ihre Enttäuschung spüren und dabei wissen, das er die Schuld daran trägt.
Außerdem wollte er doch noch die Flasche Wodka für heute Abend besorgen.
Er hatte es satt immer nur von seinen Freunden zu profitieren.
Auch er wollte einmal etwas zur abendlichen Party beisteuern.
„Verdammter Mist“, dachte er, während er sich auf den Ausgang zu bewegte.
Plötzlich entdeckte er einen Mann, der vor dem Fahrplan stand und ihn konzentriert studierte.
Eigentlich hatte er nicht zuerst den Mann entdeckt, sondern seinen Mantel mit Manteltasche, aus der eine Geldbörse lugte
Tim verlangsamte seinen Schritt.
Soll ich oder soll ich nicht?
Sein Herz klopfte schneller.
Seine Knie wurden weich und seine Hände zitterten leicht bevor er eine von ihnen ausstreckte und im Vorbeigehen die Geldbörse an sich nahm.
Er ging einfach weiter mit der Geldbörse und seine Angst wuchs.
Gleich würde jemand hinter ihm schreien: „Haltet den Dieb!“ oder etwas ähnliches, doch bis jetzt schrie niemand.
Als Tim den Ausgang des Bahnhofgebäudes erreichte, atmete er tief durch, er hatte das Gefühl seit Minuten nicht mehr geatmet zu haben.
„Das war ja ganz einfach.“ dachte er.
Erleichterung machte sich in ihm breit.
Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht, er fühlte sich sogar euphorisiert.
Tim verzog sich in eine vom Bahnhof entfernte Telefonzelle und durchsuchte die Geldbörse.
Und siehe da, er hatte eine Beute von 132,30 Euro gemacht.
Nun musste er aber schleunigst die Geldbörse los werden.
Er räumte sie aus und warf sie in den nächsten Mülleimer.
Daraufhin steuerte er noch einmal das Bahnhofsgebäude an und kaufte endlich die Fahrkarte.
Anschließend machte er sich auf den Weg zu Gleis 1, er wollte schließlich noch nach Hause fahren.
Während Markus sich auf den weg zu Gleis 1 begab, wartete seine Mutter zuhause.
Ihr Sohn musste doch noch einmal vorbeikommen, wunderte sie sich, er hatte doch den 50 Euro-Schein liegen lassen.
Mittlerweile war es schon dunkel.
Gleis 1 war menschenleer.
Markus fror.
Auf einmal wurde ihm schwarz vor Augen.
Das konnte doch nicht sein, er hatte definitiv sein Insulin, wie ärztlich angeraten, gespritzt.
Hoffentlich war sein Blutzuckerspiegel nicht zu weit abgefallen.
Tim taumelte.
„Alle in Ordnung, Junge?“ fragte eine warme Männerstimme hinter ihm.
Tim sank in die Arme des Mannes und konnte nur noch stottern: „Zucker, ich brauche Zucker.....Diabetiker.“
Der Mann schaute sich hektisch um, er bekam Panik, doch da sah er ihn.
Mit gelber Leuchtschrift stand der kleine Lebensretter ruhig da.
Der Mann las: „Snacks und Co.“
„Ein Süßigkeitenautomat, die Rettung!“ schoss es ihm durch den Kopf.
Er hastete los, denn er wusste, das er sich beeilen musste.
„O.K., ich brauche nur Schokolade.“ beruhigte er sich, als er vor dem Automaten stand und nach seiner Geldbörse tastete.
Panik kroch wieder in ihm hoch, die Geldbörse war weg.
 

Rainer

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hallo branton,

willkommen in grünland und dir noch viel spaß hier.


die deiner geschichte zu grunde liegende idee finde ich gut. auch einige teilsaspekte der umsetzung gefallen mir, vor allem das konsequente aufbauen des gesamtem plots.

vielleicht solltest du den anfang etwas kürzen, z.b. die dialoge, den mittelteil etwas ausbauen, und den schluss nicht mit nebensächlichkeiten (z.b. snack und co) verwässern.
außerdem sind mir noch einige rechtschreibfehler aufgefallen; es wäre schön, wenn du diese verbessern würdest.


viele grüße

rainer
 

Andrea

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5 von 10 Punkten

Ich finde den Text sprachlich uneben, und dadurch stockt der Erzählfluß bisweilen. V.a. der Anfang wirkt träge. Das schreckt dann leider vom Lesen ab, und wer nicht bis etwa zum zweiten Drittel dranbleibt, verpaßt den besten Teil. Der Schluß ist nämlich gut, und wenn man etwas daran arbeitet, wird es sicher die ganze Geschichte.

Du solltest den ganzen Anfangsdialog streichen. Er gibt keine Informationen, die der folgende Text nicht auch gibt, außer der Sache mit der Zuckerkrankheit, und die kannst du beim Anfall sicherlich gut einfügen. Beginn damit, daß Tim den Bahnhof betritt.

In der Warteschlange solltest du Sätze wie "Tim konnte sich das einfach nicht erklären.", "Niedergeschlagenheit machte sich in Tim breit." und "In Tim kämpften Verzweiflung und Wut." streichen, dafür vielleicht ein wenig mehr Gewicht auf die eigentlichen Gedanken legen.

Die Erklärung, daß er das Geld schlicht vergessen hat, würde ich auch streichen. Es ist doch eigentlich irrelevant, oder? Wichtig ist, daß er sich Neues besorgt.

Ach ja, ein kleines Detail bitte noch ändern: "Während Markus (...)" und "Markus fror." - wer bitteschön ist Markus? ;)
 



 
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