San Martin
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Die Geliebte unterm Bett
„Unter meinem Bett wohnen seit jeher Spinnen, nur haben sich diese im Laufe der Zeit in Einigkeit zusammengefunden und aneinander gepresst, bis aus ihnen eine riesige Spinne mit hunderten von Beinen hervorgegangen ist. Sie ernährt sich von Krümeln und Fliegen, und derweil meine Nachbarn über Ungeziefer klagen, weiß ich genau, warum es davon keines bei mir gibt. Staub und Flusen sammeln sich in den feinen Härchen ihres angeschwollenen Leibes. Wenn Spinnen niesen könnten, sie würde es tun.
Nachts, wenn sie das tiefe Atmen meines Schlafes vernimmt, kommen ihre Beine unterm linken und rechten Rand des Bettes hervor, Zentimeter um Zentimeter, und krabbeln behände, unhörbar leise, gelegentlich vor Begierde zitternd, auf meine bewusstlose Gestalt zu. Drehe und wende ich mich, hält sie inne und verharrt, bis alles wieder still ist. Weiter, Millimeter nun um Millimeter, nähern sich die dünnen Enden ihrer Beine meiner nackten Haut, gleiten sanft zu mir unter die Decke, daran den Geruch meines Schlafes kostend, verweilend, dann vorsichtig weiter in die Wärme eindringend, sich behutsam vorwärts tastend, bis sie mich endlich berührt und erschauert, über meine Arme und Beine streichelt, über meine Schultern, Bauch und Brust, mein Herzklopfen befühlt, dann ein Bein zärtlich um meinen Hals schlingt, während vier andere sich wie Stahlseile mit unglaublicher Kraft um Hände und Füße legen, sie bräuchte jetzt nur ihre erbarmungslosen Muskeln einmal kurz anzuspannen…
Noch immer hat ein Rumoren im Gemäuer, das Aufheulen des Windes, der Schrei eines Nachtvogels sie um Haaresbreite um ihre Beute gebracht. Doch niemand will mir glauben, denn es hilft nicht, sie hervorlocken zu wollen, indem ich mich schlafend stelle – dafür ist sie viel zu gerissen. Sie merkt es, wenn ich unbewusst meinen Atem anhalte in Erwartung ihres Erscheinens. Lege ich mich abends nieder, weiß ich, dass ich nicht nur in die Umarmung meines Lakens sinke, sondern auch in ihre Umarmung. Manchmal drückt sie ihren Leib von unten so fest gegen das Bett, dass ich ihre festen Muskeln an meinem Bauch zu spüren glaube. Dann sehe ich sie in meinen Träumen, wo ich weiß, dass sie auf mich aufpasst, damit mir kein anderes Übel geschehe als das, was sie für mich plant.
In den schlimmen Träumen kommt sie ganz hervor und hockt sich über mich, alle meine Gliedmaßen mit ihren Beinen herunter drückend, und senkt ihren Leib auf mein Gesicht herab, herab auf die Nase und den offenen Mund, auf ihrer Unterseite ist eine Öffnung, eine feuchte, klaffende Höhle, und heraus strömt die unendliche Flut ihrer Kinder, sie schlüpfen durch meine Lippen, klettern über meine Zähne, über meine kribbelnde Zunge hinweg, am Gaumen vorbei tief in den Rachen, wo kein Finger mehr hinreicht, dann die Luftröhre hinab, zwängen sich durch die Bronchien in die Lungen hinein, wo sie Nahrung und Nistplatz zugleich finden, bis mein Atem schwer wird, immer schwerer, bis ich huste, röchle, endlich die Augen aufschlage und erkennen muss, was da so schwer auf meinem Gesicht liegt…“
Während ich dies hier in meinem Bett schreibe, meinen Rücken ans Kopfkissen gelehnt, in der winzigen Lichtinsel meiner Nachttischlampe, höre ich sie atmen, spüre ich, wie sie ihre Beine spannt und von unten den knarrenden Bettkasten umfasst, sie könnte ihn, wenn sie es wollte, mit einem flüchtigen Anspannen ihres Griffes zum Bersten bringen, sie presst sich gegen das Holz, sie will nicht, dass ich meine Geschichte zu Ende bringe, will nicht, dass andere von ihr erfahren, bevor sie mich erbeutet hat…
Da – plötzlich ein Geräusch! Was war das? Hat da jemand geniest?
***
Ich wollte die Geschichte erst unter Humor/Satire einstellen, aber sie hat ja auch einige evt gruselige Stellen, also...
„Unter meinem Bett wohnen seit jeher Spinnen, nur haben sich diese im Laufe der Zeit in Einigkeit zusammengefunden und aneinander gepresst, bis aus ihnen eine riesige Spinne mit hunderten von Beinen hervorgegangen ist. Sie ernährt sich von Krümeln und Fliegen, und derweil meine Nachbarn über Ungeziefer klagen, weiß ich genau, warum es davon keines bei mir gibt. Staub und Flusen sammeln sich in den feinen Härchen ihres angeschwollenen Leibes. Wenn Spinnen niesen könnten, sie würde es tun.
Nachts, wenn sie das tiefe Atmen meines Schlafes vernimmt, kommen ihre Beine unterm linken und rechten Rand des Bettes hervor, Zentimeter um Zentimeter, und krabbeln behände, unhörbar leise, gelegentlich vor Begierde zitternd, auf meine bewusstlose Gestalt zu. Drehe und wende ich mich, hält sie inne und verharrt, bis alles wieder still ist. Weiter, Millimeter nun um Millimeter, nähern sich die dünnen Enden ihrer Beine meiner nackten Haut, gleiten sanft zu mir unter die Decke, daran den Geruch meines Schlafes kostend, verweilend, dann vorsichtig weiter in die Wärme eindringend, sich behutsam vorwärts tastend, bis sie mich endlich berührt und erschauert, über meine Arme und Beine streichelt, über meine Schultern, Bauch und Brust, mein Herzklopfen befühlt, dann ein Bein zärtlich um meinen Hals schlingt, während vier andere sich wie Stahlseile mit unglaublicher Kraft um Hände und Füße legen, sie bräuchte jetzt nur ihre erbarmungslosen Muskeln einmal kurz anzuspannen…
Noch immer hat ein Rumoren im Gemäuer, das Aufheulen des Windes, der Schrei eines Nachtvogels sie um Haaresbreite um ihre Beute gebracht. Doch niemand will mir glauben, denn es hilft nicht, sie hervorlocken zu wollen, indem ich mich schlafend stelle – dafür ist sie viel zu gerissen. Sie merkt es, wenn ich unbewusst meinen Atem anhalte in Erwartung ihres Erscheinens. Lege ich mich abends nieder, weiß ich, dass ich nicht nur in die Umarmung meines Lakens sinke, sondern auch in ihre Umarmung. Manchmal drückt sie ihren Leib von unten so fest gegen das Bett, dass ich ihre festen Muskeln an meinem Bauch zu spüren glaube. Dann sehe ich sie in meinen Träumen, wo ich weiß, dass sie auf mich aufpasst, damit mir kein anderes Übel geschehe als das, was sie für mich plant.
In den schlimmen Träumen kommt sie ganz hervor und hockt sich über mich, alle meine Gliedmaßen mit ihren Beinen herunter drückend, und senkt ihren Leib auf mein Gesicht herab, herab auf die Nase und den offenen Mund, auf ihrer Unterseite ist eine Öffnung, eine feuchte, klaffende Höhle, und heraus strömt die unendliche Flut ihrer Kinder, sie schlüpfen durch meine Lippen, klettern über meine Zähne, über meine kribbelnde Zunge hinweg, am Gaumen vorbei tief in den Rachen, wo kein Finger mehr hinreicht, dann die Luftröhre hinab, zwängen sich durch die Bronchien in die Lungen hinein, wo sie Nahrung und Nistplatz zugleich finden, bis mein Atem schwer wird, immer schwerer, bis ich huste, röchle, endlich die Augen aufschlage und erkennen muss, was da so schwer auf meinem Gesicht liegt…“
Während ich dies hier in meinem Bett schreibe, meinen Rücken ans Kopfkissen gelehnt, in der winzigen Lichtinsel meiner Nachttischlampe, höre ich sie atmen, spüre ich, wie sie ihre Beine spannt und von unten den knarrenden Bettkasten umfasst, sie könnte ihn, wenn sie es wollte, mit einem flüchtigen Anspannen ihres Griffes zum Bersten bringen, sie presst sich gegen das Holz, sie will nicht, dass ich meine Geschichte zu Ende bringe, will nicht, dass andere von ihr erfahren, bevor sie mich erbeutet hat…
Da – plötzlich ein Geräusch! Was war das? Hat da jemand geniest?
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Ich wollte die Geschichte erst unter Humor/Satire einstellen, aber sie hat ja auch einige evt gruselige Stellen, also...