Die Geschichte vom liebestollen Franz G. aus Buer (Schüttelballade)

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Es schätzte einst in Buer der Franz Behagen,
man kann noch heut den Bruder Hans befragen.
Als Junggeselle war der Franz ein Schätzchen,
bis ihn becircte Hilde Schanz, ein Frätzchen.

Denn eines Tags, sagt Hans, packt Franz der Geier:
Er war bei dieser jungen Gans der Freier.
Was Kleidung anbetraf, war Franz ein Geckchen,
doch was sie trug, die junge Gans: ein Fräckchen.

Das passte gar nicht zu dem Franz: ein Gänschen,
doch ihm versprach, schimpft Hans, die Gans ein Fränzchen.
Schon trug sie um den Hals vom Franz ein Kettchen,
Wie herzig! Besser stünd der Gans ein Frettchen!

Beweist denn, lästert Hans, mein Franz, du Geist,
wenn fast mit sechzig, Franz, die Gans, du freist?
Abgöttisch liebe er, sagt Franz, die Hilde Schanz.
Sie führt gewiss auch nichts im Schilde, Hans.

Doch war das Gänschen nach dem Franz so gierig.
Denk ich, sagt Hans, an diese Gans, so frier ich.
Bald war durch Eheschwur der Franz verbunden,
doch plötzlich war aus Buer der Franz verschwunden.

Ein letztes Mahl hat noch der Franz gegessen.
Dann, munkelt man, hätt ihn die Gans gefressen.
Am Sonntag ratschten vor der Kanzel Frauen,
sie würde gar noch heut am Franzel kauen.

Zwei Jahre später kam’s im Aktenzeichen,
am Kegelclubhaus bei gezackten Eichen:
Zwei Kegler, die grad einen Kranz vergaben,
sie fanden Franz, den dort die Gans vergraben.

Ein Kriminaler, der in Vordermuhr
im Urlaub von dem dreisten Mord erfuhr,
entdeckte Hilde, sprach: Jetzt san'S verhaftet!
Sie hätte fast noch Schwager Hans versaftet.
 

Schreibfan

Mitglied
Ich glaube wirklich, in dir hat leselupe.de ihren Schüttelmeister gefunden. Von Form und Inhalt sehr angetan. Verstehe nicht, warum dieses gelungene Werk Bisher nicht kommentiert wurde.
Lg Schreibfan
 
Schreibfan schrieb:

Ich glaube wirklich, in dir hat leselupe.de ihren Schüttelmeister gefunden. Von Form und Inhalt sehr angetan. Verstehe nicht, warum dieses gelungene Werk Bisher nicht kommentiert wurde.
Lg Schreibfan
Danke für die Blumen. Aber mein Bestreben hier war nicht, in mir einen Schüttelmeister zu finden. Ich wollte nur Interesse für diese - wie ich finde - unterbewertete Form der Lyrik zu wecken. Das ist mir leider in dem von mir erhofften Ausmaß nicht gelungen. Da ich, wie du weißt, leider gesundheitlich sehr angeschlagen bin, bin ich gezwungen, meine Aktiviäten, wo auch immer, stark einzuschränken.

LG Lupenleser Friedhelm
 



 
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