Die Geschichte von einem Mann und einer Frau

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Pauline

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Die Frau hatte eine Verabredung mit ihren Freunden in einer Kneipe, in der sie gemeinsam Karneval feiern wollten. In dieser Kneipe arbeitete ein Kellner, der der Frau bis dahin noch unbekannt war.

Die Frau hatte mit ihren Freunden einen sehr schönen Abend in dieser Kneipe. Im Laufe des Abends fiel der Frau dieser Kellner immer wieder auf, da er sie oft beobachtete und intensiver als normal anschaute. Auch der Frau gefiel der Kellner. Da der Mann als Bruder John und die Frau als Robin Hood verkleidet war, lachten sie gemeinsam über eine Filmpassage, in welcher Bruder John Robin über einen Bach trug.

Rosenmontag und Aschermittwoch war die Frau wieder in der Kneipe. Die Frau freute sich sehr, als der Mann die Frau wieder ansprach und mit ihr lachte.

Dann einige Tage später hörte die Frau über ihre Freundin, dass der Mann seinem Chef immer wieder von der Frau vorschwärmte. Der Chef erkundigte sich immer wieder bei der Freundin, ob die Frau wirklich alleine wäre und keinen Partner hätte. Der Mann, so sagte der Chef hätte sich in die Frau verliebt.

Wieder einige Tage später bekam die Frau von ihrer Freundin einen Anruf, dass der Chef nach der Telefonnummer von der Frau gefragt hätte. Der Chef wollte dem Mann behilflich sein, da der Mann sich nicht traute die Frau danach zu fragen. Die Freundin durfte natürlich die Telefonnummer bekannt geben, da die Frau den Mann näher kennen lerne wollte.

Die Frau war schon ganz nervös, ob und wann der Mann anrufen würde. Dann irgendwann rief er tatsächlich an. Die Frau freute sich sehr darüber und so verabredeten sich die beiden.

Schon Stunden vor der Verabredung war die Frau schrecklich aufgeregt, aber dem Mann ging es wohl nicht anders, so wie er vor dem Lokal stand.
Die beiden verbrachten einen sehr netten Abend miteinander, und am Ende des Abends war der Frau klar, dass sie sich in den Mann verliebt hatte.
Am nächsten Tag rief der Mann an und bedankte sich für den schönen Abend. Er schlug ein Treffen zum Frühstück vor. Die Frau sagte natürlich zu, obwohl ihr nicht klar war wie sie, da sie so verliebt war, überhaupt etwas essen sollte.
Nachdem die beiden das Frühstück hinter sich gebracht hatten (wie schon gesagt: verliebt und dann auch noch essen), gingen die beiden im nahegelegenen Park noch etwas spazieren, dort haben sich die beiden dann auch zum ersten mal geküsst.

Von nun an, rief der Mann zwei bis dreimal täglich an, nur um ihre Stimme zu hören. Die Frau war sehr glücklich und der Mann machte diesem Eindruck auch auf die Frau.

Da der Mann Kellner war und dadurch nur sehr spät am Abend Zeit hatte, trafen die beiden sich Abends oft auf ein Glas Wein in einer nahegelegenen Kneipe. Da diese Treffen oft bis in die Morgenstunden andauerten, bekam die Frau in dieser Zeit nur sehr wenig Schlaf, was ihr aber nichts ausmachte, da sie den Mann gerne öfter und länger gesehen hätte.

Eines Tages musste der Mann für einige Tage in eine andere Stadt fahren. Die Frau brachte den Mann frühmorgens zum Bahnhof und als der Zug abfuhr fühlte sich die Frau plötzlich sehr alleine und verlassen. Die Frau verbrachte die meiste Zeit neben dem Telefon und wartete auf einen Anruf von dem Mann.
Dann, nach einigen Tagen meldete er sich endlich, die Frau hatte so sehr darauf gewartet. Der Mann sagte; dass er sich freuen würde wieder zurück zukommen und das er so komische Schmerzen kurz unter dem Hals hätte. Die Frau hatte die gleichen Schmerzen.

Dann endlich war es soweit: Der Mann kam zurück.
Die Frau war so glücklich als der Zug in den Bahnhof einfuhr und als der Mann ausstieg, hätte sie vor Freude jubeln können. Auch der Mann machte auf die Frau diesen Eindruck.

Da der Mann und die Frau so unterschiedlichen Arbeitszeiten hatten, konnten sie sich nicht so oft sehen, wie die beiden es gerne gehabt hätten. Die beiden wurden immer unzufriedener und trauriger. Die Frau wollte aber mit dem Mann zusammen bleiben, auch wenn es ihr oft schwergefallen ist, dass sie ihn nicht sehen konnte.
Eines Tages erzählte der Mann, dass er noch immer seiner Ex-Freundin nachtrauerte. Er fragte die Frau, ob sie auf ihn warten würde. Die Frau konnte die Frage nicht beantworten, da ihr nicht klar war, wie lange sie warten sollte, die Frau wusste nur, dass sie den Mann sehr lieb hatte.

Das Verhältnis der beiden kühlte stark ab, da der Frau nicht klar war, wie sie sich dem Mann gegenüber verhalten sollte. Sollte sie den Mann weiter in die Arme nehmen? Waren Zärtlichkeiten dem Mann zuviel? Dachte er dabei an die Ex-Freundin? Wollte der Mann die Frau überhaupt zur Freundin?
Die Anrufe des Mannes wurden immer weniger, er schottete sich immer mehr von der Frau ab und auch die Frau verschloss sich ebenfalls immer mehr. Sie hatte einfach Angst, dass ihr weh getan wird.

Eines Tages, der Mann und die Frau waren verabredet, kam überraschend ein Freund des Mannes zu Besuch, durch diesen Besuch wurde das Treffen der beiden sehr verkürzt. Vom Verstand her war es der Frau klar, dass dieses Treffen für den Mann sehr wichtig war, er war schließlich alleine ohne Freunde in einer neuen Stadt. Vom Gefühl her, war die Frau sehr traurig, sie hätte gerne mehr Zeit mit dem Mann verbracht.

Dann, wieder einige Zeit später, trafen sich die beiden nochmals zum Frühstück. Der Mann erzählte der Frau, dass er beruflich sehr unzufrieden wäre. Er hätte zwei Möglichkeiten: einen anderen Job suchen oder zurück in die andere Stadt.
Die Frau sagte dem Mann, dass sie ihm dabei nicht helfen könnte, sie könnte ihm diese Entscheidung nicht abnehmen. Die Frau konnte dazu nicht mehr sagen, weil sie ihre Gefühle für den Mann nicht zugeben wollte, sie wollte keine Angriffsfläche für Verletzungen bieten.
Die Frau machte sich große Sorgen, sie hatte den Eindruck der Mann wollte sich auf diese Art von ihr verabschieden.

In ihrer Verzweiflung sprach die Frau dem Mann einige böse Worte auf den Anrufbeantworter. Der Mann meldete sich kurz danach. Er erklärte der Frau, dass dies nicht so wäre, er würde sich bei Problemen immer zurückziehen und das er sich dafür selber nicht leiden könnte. Er fragte die Frau wieder, wie lange sie auf ihn warten würde und wieder konnte die Frau aus Angst etwas preiszugeben nicht antworten.
Der Mann schlug nochmals ein Treffen vor, was aber nicht stattfand.

Der Mann und die Frau hatten keinen Kontakt mehr miteinander. Der Mann kellnerte weiter und die Frau besuchte die Kneipe als ganz normaler Gast mit ihren Freunden.
Der Mann und die Frau sprachen auch nur noch das Nötigste miteinander, von dem was mal gewesen war, war nichts mehr übrig.
So schien es zumindest für Außenstehende. Der Frau ging es in dieser Zeit gar nicht gut. Sie versuchte den Mann zu vergessen, da sich aber ihre Freunde immer in dieser Kneipe trafen, war dies nicht einfach. Wären die Freunde nicht gewesen, hätte sie die Kneipe nicht mehr betreten.

Dann eines Tages, die Frau betrachtete den Mann schon fast als ganz normalen Kellner, fing der Mann wieder an mit der Frau zu sprechen. Die Freundin der Frau, wohnte ganz in der Nähe der Kneipe und wenn die Frau von einem Besuch der Freundin kam, steckten plötzlich Zettel unter dem Scheibenwischer des Autos. Mit diesen Zetteln fragte der Mann nach dem Befinden der Frau, oder er fragte danach, ob sie ausgeschlafen hätte und nun "Köpper" üben gehen würde.
Die Frau verstand die Welt nicht mehr! Was sollte das? Sie beschwerte sich bei ihrer Freundin: "Jetzt geht das wieder los! Mir geht es gerade wieder gut und jetzt das!".

Eines Tages, die Frau war mit ihren Freunden wieder in der Kneipe, bastelte sie aus Langeweile Papierschiffchen. Der Mann sagte, dass er so ein Schiff für seine Wohnung haben wolle und man sollte sich doch mal treffen, um bei ihm zu Hause so ein Schiff zu basteln.
Die Frau freute sich, dass der Mann Interesse an ihr zeigte, war aber mehr als misstrauisch wie sie sein Verhalten deuten sollte.
Die Papierschiffchen waren die nächsten Wochen noch oft Aufhänger für ein Gespräch.

Der Mann und die Frau gingen nun wieder öfter zusammen essen oder ins Kino.
Der Frau war noch immer nicht klar, was sie über dieses Verhalten denken sollte. Auch kamen die beiden sich körperlich immer näher. Wollte der Mann nur seinen Spaß oder meinte er es diesmal so, wie die Frau es vor einigen Monaten gemeint hatte?

Die Frau hatte sich inzwischen, obwohl sie es nicht wollte, wieder in den Mann verliebt. Sie wollte dem Mann eigentlich keine Gelegenheit mehr geben, ihr noch einmal weh zu tun. Manchmal hat die Frau den Mann auch gefragt, was die beiden nun für ein Verhältnis miteinander hätten, sollte das eine Beziehung werden oder war es nur ein "praktisches Verhältnis". Auf diese Fragen antwortete der Mann nur immer sehr ausweichend.

Im Sommer fuhr die Frau mit ihrer Freundin in Urlaub und auch der Mann fuhr ins Ausland. Die Frau wusste, dass der Mann einige Tage eher als sie nach Hause käme. Beim Abschied sagte er, er würde sich melden, wenn er wieder da wäre. Der Mann meldete sich nicht.
Die Frau erinnerte sich sofort an die erste Zeit mit dem Mann, in der er oft gesagt hatte, er würde sich melden und es dann doch nicht tat. Der Mann erklärte der Frau, warum er sich nicht gemeldet hatte, aber sie blieb misstrauisch.

Sie hatte einfach zuviel Angst, dass sie noch mal verletzt wird.
Wenn der Mann sich in Laufe der Zeit, aus welchen Gründen auch immer, mal nicht wie verabredet meldete, hatte die Frau alle Mühe mit diesem Misstrauen umzugehen. Sie zweifelte dann sofort die ganze Beziehung an.

Im Sommer wurde die Frau und ihre Freundin, vom Chef der Kneipe zu einem Geburtstag eingeladen. Auch der Mann war anwesend. Es wurde ein sehr netter Abend für die beiden. Auch bei anderen Feiern waren der Mann und die Frau zusammen anwesend. Bei solchen Gelegenheiten war die Frau sich dann doch sicher, dass ihr Handeln richtig war und sie keinen Grund hatte sich Sorgen zu machen, dass der Mann sich mit ihr doch nur einen Spaß machen könnte.

Der Mann und die Frau verbrachten eine sehr schöne Zeit miteinander, sie gingen ins Kino, Wein trinken oder abends zum Essen aus. Die Frau verlor langsam aber sicher ihr Misstrauen. Sie war glücklich und auch der Mann machte diesen Eindruck.

Eines Tages erzählte der Mann, dass ein Freund von ihm einen sehr guten Arbeitsplatz für ihn in einer anderen Stadt hätte. Die Frau konnte es nicht fassen als sie davon erfuhr.

Einige Zeit später meldete sich diese Firma bei dem Mann und bat ihn zu einem Vorstellungsgespräch. Als der Mann von dort zurück war, konnte er der Frau nicht sagen, wie seine Chancen bei der Firma waren. Sie wünschte ihm zwar eine positive Antwort von der Firma, aber sie wollte den Mann nicht schon wieder verlieren, denn dass, was sie im Frühjahr erlebt und gefühlt hatte, war ihr noch zu genau in Erinnerung.
Die Frau versuchte diese Angelegenheit zu verdrängen, was ihr aber nur schlecht gelang.

Eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch bekam der Mann die Zusage von der Firma. Er sollte in vier Wochen dort beginnen.
Die Frau war an diesen Tag in einer anderen Stadt, einige Kilometer von zu Hause, unterwegs. Nach dem Gespräch, bei dem der Mann von der Zusage erzählte, blieb die Frau noch lange auf einen Autobahnparkplatz stehen. Sie versuchte, dass was sie eben gehört hatte zu verdauen.

Als die beiden sich einige Tage später trafen, sprachen sie darüber, was sie nun tun sollten. Der Mann und die Frau hatten die gleichen Überlegungen angestellt: entweder sie trennten sich sofort oder sie blieben zusammen und warteten einfach ab, was die Zeit bringen würde.
Die beiden blieben zusammen.

Es war eine seltsame Zeit für die Frau. Sie war glücklich und zufrieden mit dem Mann und wusste doch, dass sich die Beziehung in den nächsten Wochen und Monaten verändern und das sie Liebeskummer bekommen würde, weil der Mann ihr sehr fehlen wird. Die beiden würden sich nicht mehr so oft sehen können, Kinobesuche, Abendessen, lange gemeinsame Nächte und auch das morgendliche Wecken würden wohl wegfallen. Der Mann und die Frau würden das alles sehr vermissen.
Die Frau stellte sich auch die Frage, was aus ihnen werden würde. Würden sich die beiden aus den Augen verlieren und die Beziehung dadurch beendet werden?
Auch hatte die Frau Angst, dass sie wie am Anfang der Beziehung, neben dem Telefon auf einen Anruf warten würde und sich fragen musste, ob die Beziehung noch in Ordnung war oder nicht.
Auch dem Mann beschäftigten diese Fragen.

Die letzten gemeinsamen Wochen und Tage waren sehr schön für die beiden. Die Frau bemühte sich sehr den Mann mit ihrer Angst nicht zu nerven und ihm die Freude an der neuen Stelle nicht zu verderben. Und auch der Mann war sehr vorsichtig, er sagte nur ein einziges Mal, dass er sich auf den neuen Arbeitsplatz freuen würde, er wollte der Frau nicht noch mehr weh tun.

Nun begann langsam das Abschiednehmen.

Der Mann und die Frau genossen die Zeit die sie noch zusammen hatten sehr. Sie versuchten sich so oft wie möglich zu sehen. Die beiden waren dann sehr glücklich, auch wenn es nicht immer einfach war.
Die Frau war oft still, weil sie an das denken musste, was in ein paar Wochen kommen würde. Immer, wenn der Mann davon sprach, dass er zum Beispiel seine Wohnung kündigen müsste, fuhr der Frau der Schreck in die Glieder. Etwas wissen und etwas bestätigt zu bekommen war wohl doch ein Unterschied.
Der Mann ließ es sich nicht so sehr anmerken, vielleicht war er auch schon zu sehr mit den kommenden Veränderungen beschäftigt oder er zeigte es einfach nicht.
Erst als der Mann zum letzten Mal zur Arbeit in die Kneipe fuhr, mailte er der Frau, dass er sich nicht gut fühlen würde.

Als die letzten Tage anbrachen nahm die Frau sich Urlaub, um diese Zeit mit dem Mann verbringen zu können.
Es war eine sehr schöne Zeit. Der Mann und die Frau gingen sehr liebevoll miteinander um, sie suchten viel öfter als vorher die Nähe des anderen.

Dann brach der letzte Abend an.

Sie fuhren gemeinsam in die Kneipe. Der Mann hatte für seinen Chef ein Geschenk und auch von einigen lieben Gästen wollte sich der Mann verabschieden. Es war ein sehr netter Abend, es wurde gelacht und erzählt. Für Fremde ein ganz normaler Abend, nur Betroffenen war klar, dass dies doch ein besonderer Abend war.

Als der Abend vorüber war, fuhren der Mann und die Frau zu ihr nach Hause. Dort verbrachten sie, für längere Zeit die letzte Nacht miteinander. Auch dies war seltsam. Eigentlich war es wie immer und doch ganz anders als sonst.

Als die beiden in der Wohnung des Mannes ankamen musste dieser nun endgültig mit Packen beginnen. Der Mann und die Frau unterhielten sich über den Abend und über Dinge, die sie gemeinsam erlebt hatten. Keiner von ihnen wollte über den Abschied sprechen.
Der Mann sagte öfter, dass beide versuchen müssten beim Abschied so tapfer wie möglich zu sein.
Am frühen Morgen war es dann soweit.

Die beiden schafften es tapfer zu sein.
Die Frau fuhr nach Hause. Auf der Fahrt und auch zu Hause war die Frau gar nicht mehr tapfer.

Am Tag als der Mann weg war hatte die Frau abends in der Kneipe kegeln. Als sie die Kneipe betrat scherzte der Chef, dass sie schuld wäre, dass der Mann nicht mehr da wäre. Die Frau brach in Tränen aus.

Es war eine schwere Zeit für die Frau, sie wusste zwar, dass sie den Mann in einigen Wochen wiedersehen würde, aber das war noch lange hin. Er fehlte ihr sehr.
Die Frau versuchte sich mit Verabredungen abzulenken, aber wenn sie danach alleine zu Hause war, viel es ihr sehr schwer.
Auch der Mann versuchte sich mit Verabredungen abzulenken.

Der Mann und die Frau telefonierten in dieser Zeit sehr oft miteinander. Oftmals nur kurz, aber das allein tat den beiden schon gut.

Der Mann erzählte, dass er noch nicht sehr begeistert von dem neuen Job war. Auch äußerte er Zweifel, ob das was er machen würde alles so richtig wäre. Er sagte auch mal, dass er was die Arbeitszeiten betraf, in der Kneipe hätte bleiben können. Es hörte sich für die Frau so an, als müsste sich der Mann selber Mut zusprechen.

Die Frau konnte sich noch gut an das Gefühl erinnern, das sie hatte, als der Mann sich im Frühjahr nach einigen Wochen nicht mehr meldete. Aus diesem Grund hatten die beiden verabredet, dass sie die verabredeten Zeitpunkte zu denen sie telefonieren wollten, versuchen würden einzuhalten.
Jetzt, als der Mann in der anderen Stadt war, konnte er diese Termine nicht immer einhalten, da er sehr viel und auch oft bis in den Abend hinein arbeite musste. Die Frau hatte aber trotzdem nie das Gefühl, dass sie dem Mann misstrauen oder das sie Angst um den ihn haben muss.

Dann war es nur noch eine Woche bis die beiden sich wiedersahen. Die Frau zählte die Tage. Sie freute sich sehr den Mann zu sehen.

Die Frau freute sich sehr als sie den Mann zu Silvester sah.
Sie hatte damit gerechnet, dass die beiden viel Zeit miteinander verbringen würden, was dann aber doch anders kam.
Hätte die Frau nüchterner darüber nachgedacht, wäre sie darauf gekommen, dass der Mann die meiste Zeit in der Kneipe verbringen würde.
Aber als er direkt am ersten Abend den Wunsch äußerte in die Kneipe zu fahren, war sie schon sehr enttäuscht. Von den Tagen hatten die beiden auch nicht viel, da sie entweder schliefen oder der Mann auf dem Sprung in die Kneipe war.
Das der Mann Zeit in der Kneipe verbringen würde war der Frau klar, schließlich war es kein normales Angestelltenverhältnis, sondern Freundschaft geworden. Aber das die Frau soweit zurückstecken musste, damit hatte sie dann doch nicht gerechnet. Und als in der Silvesternacht der Wirt der Frau erklären wollte, sie müsse Verständnis dafür haben, schließlich hätte der Wirt den Mann lange nicht gesehen, hätte sie ihn am liebsten auf den Mond geballert. Hat der Wirt denn nicht darüber nachgedacht, dass die Frau den Mann genauso lange nicht gesehen hat? Was sollte die Frau denn machen? Sollte sie dem Mann eine Szene machen und die kurze Zeit die sie hatten mit so etwas verderben? Und wie hatte überhaupt der Mann sich das Wochenende vorgestellt?
Vielleicht hatte die Frau zu hohe Erwartungen und sah die ganze Geschichte viel zu ernst an.

Auch hatte die Frau den Eindruck, dass die Vertrautheit zwischen den beiden verschwunden war, und diese Vertrautheit hatte die Frau sehr schön gefunden, als der Mann noch in der Stadt war. Klar, freute sie sich sehr den Mann zu sehen, zu fühlen und mit ihm zu sprechen, aber die Gespräche drehten sich um Arbeit und Freunde. Was war mit Ihnen? Wie sollte es weiter gehen? Die Frau war in Gedanken bestimmt schon weiter als der Mann. Der Mann war mit seiner neuen Arbeit so sehr beschäftigt, was auch mehr als verständlich ist, dass er für solche Gedanken überhaupt keine Zeit hatte. Für die Frau war das Leben aber normal weitergegangen und somit hat sie viel Zeit über solche Dinge nachzudenken.

Sicher war auf jeden Fall, das es den beiden und auch der Beziehung sehr gut getan hatte, dass sie sich gesehen hatten.

Dann kam die Zeit in der der Mann zum Telefonieren kaum Zeit hatte, auch schaffte er es öfter noch nicht mal eine Mail zu schicken. Die Frau war sehr verunsichert in dieser Zeit. Die Frau begann sich Sorgen zu machen. Auch war nicht sicher, wann die beiden sich wiedersehen würden. Der Mann sagte, bei den weniger gewordenen Telefonaten zwar immer, dass er die Frau lieb hätte, aber die Frau war so unsicher. Sie hatte den Eindruck, dass sie mehr Gefühl einsetzten würde als der Mann. Sie befürchtete verletzt zu werden. Auch hatte sie Angst den Mann mit ihren Ansprüchen an eine Beziehung einzuengen oder zu überfordern. Sie fand diese Zeit sehr schwierig.

An einem Wochenende telefonierten die beiden recht lange miteinander. Die Frau war sehr froh, als der Mann ihr erklärte, dass sie sich unnötig Gedanken gemacht hätte und das alles in Ordnung war.
Und als der Mann sie fragte, ob sie zu ihm in die fremde Stadt ziehen würde, war sie sehr überrascht. Damit hatte sie nun überhaupt nicht gerechnet. Sie freute sich sehr.

An einem Wochenende Ende Januar sahen sich die beiden wieder.
Der Mann war beruflich so eingespannt, dass er nur eine Nacht und einen Tag bei der Frau bleiben konnte. Er hatte auch in der Kneipe niemandem erzählt, dass er in der Stadt war, weil er sonst dort einen Besuch hätte machen müssen.
Bei einem Telefongespräch sagte er, er würde sich an diesem Wochenende nur zwischen Bett, Kühlschrank und Bad bewegen wollen. Die Frau amüsierte sich in Gedanken oft über diese Äußerung und sie war sich wieder sicher, dass die Sache richtig lief.
Es war ein sehr schönes Wochenende. Dem Mann und der Frau ging es sehr gut, beide fühlten sich in der Anwesenheit des anderen sehr wohl. Als der Abschied kam, fiel es der Frau wieder einmal sehr schwer. Eigentlich sollte sie im Abschiednehmen langsam Übung haben!

Diesmal stand beim Abschied fest, dass sie sich in drei Wochen wiedersahen.

Der Mann arbeitete weiterhin sehr viel. Er hatte kaum Zeit die Frau anzurufen, Freunde zu treffen oder nach einer Wohnung zu suchen.

Die Frau schaffte es zwei Wochen lang sich keine Gedanken um die Beziehung zu machen.
Sie schaffte es sogar in dieser Zeit ihre Freundin nicht mit der Geschichte zu nerven. Aber an einem Sonntag war es dann wieder soweit.
War das alles richtig was da lief? War das, was da lief nicht viel zuwenig? Sie hatte den Mann sehr lieb, das war wenigsten sicher. War es heute nicht schon fast normal, dass der Freund der Arbeit wegen in eine andere Stadt zog? Die Frau hatte immer mehr das Gefühl, dass ihr das alles nicht reichte.

Die Frau hatte keine Ahnung was richtig und was falsch war. Hätte der Mann sie nach einer Lösung gefragt, hätte sie keine Antwort gefunden, die beiden gerecht käme.

Dann häuften sich auch langsam die Fragen von Freunden und Bekannten wie die Geschichte weitergehen sollte. Sie fragten, ob es der Frau denn reichen würde, den Mann alle paar Wochen zu sehen. Ob sie denn, wenn sie sich dann sahen, Zeit hätten mal ins Kino zugehen oder andere Dinge zu unternehmen. Auch fragten sie, ob der Mann zurück käme oder ob die Frau zu dem Mann gehen würde. Die Frau konnte diese Fragen nur schlecht oder gar nicht beantworten. Eine Beziehung wie diese hatte sie noch nie gehabt. Die Frau fühlte sich in ihren Zweifeln bestätigt, wenn sie die Fragen nicht beantworten konnte und sie die Blicke der anderen sah. Auch aus einem anderen Grund war diese Frage nicht leicht zu beantworten.

Der Mann hatte der Frau zu Anfang oft gemailt, dass sie ihm fehlen würde. Jetzt war es so, dass der Mann dies gar nicht mehr schrieb und auch nicht darauf antwortete, wenn die Frau dies äußerte. Der neue Job ließ dem Mann wohl gar keine Zeit die Frau zu vermissen. Was die Frau ja auch verstand. Die Frau hoffte zumindest, das es an dem Job lag, dass er die Frau nicht vermisste. Die Frau wollte nichts hören, was nicht wahr war.

Die Frau war die ständige Berg und Talfahrt oft so leid.
Sie wusste aber auch, wenn sie den Mann zu Karneval sah, würde alles wieder gut und schön sein. Sie hatte den Mann einfach sehr lieb.

Dann, am Tag als der Mann wieder mal zu Besuch kam, war die Frau von ihrer Firma zu einer Konferenz eingeladen. Bei der Begrüßung bot einer der Geschäftsführer der Frau an, in der Stadt in der der Mann lebte zuarbeiten. Die Frau freute sich im ersten Moment sehr über dieses Angebot.

Spät in der Nacht kam der Mann an. Die beiden freuten sich sehr. Sie tranken Wein und erzählten ( mit sehr angenehmen Unterbrechungen) was sie erlebt hatten. Die Frau erzählte von dem Angebot ihrer Firma nichts, sie musste erst alleine darüber nachdenken und ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.
Der Mann und die Frau verbrachten eine sehr schöne Nacht miteinander, es tat so gut, das der andere da war.

Erst am nächsten Morgen erzählte die Frau von dem Angebot. Der Mann freute sich über die Aussicht, dass die Frau zu ihm kommen könnte. Die Frau war überrascht, dass der Mann sich so darüber freute. Sie hatte angenommen, dass der Mann es gar nicht so schlecht fand, das die Frau soweit weg von ihm wohnte. Sie hatte mit so einer Reaktion nicht gerechnet, vielleicht war die Frau auch einfach nur eine dumme Pute und dachte zu schlecht von Männern!

Die Frau hatte viele Zweifel. Sie war, was den Mann betraf, oft so unsicher. War es da überhaupt richtig zu dem Mann zu. gehen? Sie zweifelte so oft die ganze Geschichte an. Sie hatte den Mann sehr lieb, er fehlte ihr so oft, sie hätte gerne öfter mit ihm gesprochen, ihn gesehen oder nur öfter seine Nähe gespürt.
Würde sie in die fremde Stadt gehen, könnte sie dies alles haben, nicht immer, aber doch öfter als jetzt.
Aber was wäre, wenn die Geschichte ein Ende hätte? Dann wäre die Frau alleine in einer fremden Stadt. Das wäre ein Erlebnis was die Frau nicht haben musste.
Der Mann hatte die Frau schnell durchschaut, dass dies ihr größtes Problem war.

An diesem Karnevalswochenende sahen sich die beiden wieder nicht viel, der Mann arbeitete in der Kneipe und auch für den Sonntag hatte der Wirt eine Verabredung mit dem Mann. Sicher war die Frau traurig darüber, das Wochenende war eigentlich anders geplant gewesen, ( die Frau musste ein bisschen zicken! ), aber so hatte sie viel Zeit über das Angebot nachzudenken.

Beim Abschied sagte der Mann, dass es nicht schlimm wäre, wenn die Frau nicht zu ihm käme. Er könnte auch in die Stadt der Frau zurückkommen. Er wusste auch einen Stadtteil indem er dann wohnen wollte. Die Frau war froh, dass der Mann die Sache so sah, er wusste schließlich das dies keine leichte Entscheidung für sie sein würde.

Die Frau entschied sich für die fremde Stadt.

Die Frau hätte dem Mann ihre Entscheidung gerne mitgeteilt, konnte ihn aber telefonisch nicht erreichen. Sie hätte ihm gerne gesagt, dass sie sich auf die gemeinsame Zeit sehr freute, auf die Wochenenden und die Nächte die sie zusammen hätten. Sie war auch neugierig auf die große Stadt und die Menschen die dort lebten.

Eine Woche später bekam die Frau eine Absage von ihrer Firma.

Sie war so enttäuscht. Enttäuscht, weil die Beziehung erst mal so bleiben würde wie sie war.

Die Frau konnte dem Mann die Absage nur telefonisch mitteilen. Sie wäre in diesem Moment so gerne bei dem Mann gewesen, es hätte ihr gut getan, wenn der Mann sie in die Arme genommen hätte. Der Mann schlug eine Familienzusammenführung vor und die Frau musste schon fast wieder lachen. Es war schade, aber es war nun mal so.

Etwas Gutes hatte die Geschichte dann aber doch. Die Frau war, was den Mann betraf nicht mehr so unsicher. Natürlich regte die Frau sich noch immer auf, wenn der Mann sich nicht meldete, aber das mehr aus Sorge als aus Unsicherheit.

Der Mann und die Frau sahen sich erst acht Wochen später wieder. Inzwischen war es Frühling geworden.
Es war ein komisches Treffen. Die Frau hatte immer mehr den Eindruck, dass sie den Mann nicht mehr erreichen könne, er hatte sich so weit von ihr entfernt. Die Frau konnte nicht sagen woran das lag. Er hatte ihr gemailt, dass er sich auf sie freuen würde. Sie glaubte ihm das auch, aber sie hatte trotzdem ein komisches Gefühl im Bauch.

Der Mann und die Frau gingen im nahegelegenen Park spazieren und die Frau fragte den Mann, ob er sich langweilen würde. Er verneinte dies, aber die Frau wusste, dass es nicht ganz der Wahrheit entsprach.

Der Mann musste an einem der Tage zu einem Seminar und die Frau half dem Mann sich auf dieses Seminar vorzubereiten. Es war schön dem Mann bei dieser Sache zu helfen, die Frau hatte endlich mal wieder das Gefühl, dass der Mann und die Frau etwas gemeinsames taten. Sicher schliefen, aßen und lachten die beiden zusammen, aber das war doch mal eine andere Situation.

Als der Mann einige Tage später wieder in die fremde Stadt fahren musste, verabschiedeten sich die beiden am Bahnsteig von einander. Die Frau hatte wieder ein komisches Gefühl im Bauch. Der Mann ging so leichtfertig von ihr weg, sie ahnte schon fast, dass dies das letzte Treffen mit ihm war. Auch hatte der Mann nicht gesagt, wann sie sich wiedersehen würden.

Dann kam die Zeit in der der Mann sich überhaupt nicht mehr meldete, oder Termine zum Telefonieren nicht einhielt.
Der Mann hatte einmal gesagt, er würde sich Sonntags melden und Mittwochs hatte die Frau noch immer nichts von ihm gehört. Die Frau wurde fast verrückt vor Sorge um den Mann. Was war da los? War dem Mann etwas passiert? Wollte oder konnte der Mann sich nicht melden?
Die Frau erreichte den Mann dann endlich und er war ganz verwundert, dass die Frau über sein Verhalten so böse und enttäuscht war. Wenn man einen Menschen lieb hat, geht man nicht so mit ihm um, man lässt den Menschen nicht tagelang auf einen Anruf warten. Zeit für ein kurzes Gespräch gab es immer.
Der Mann hatte sich wohl innerlich schon von der Frau verabschiedet. Die Frau hatte Angst den Mann zu verlieren. Sie hatte ihn so schrecklich lieb.

Der Mann hielt keine Telefontermine mehr ein. Er mailte der Frau wohl noch ein paar mal, dass er sich zu einem bestimmten Termin melden würde, aber er hielt diese Termine nicht ein.
Die Frau versuchte zwei Wochen lang den Mann zu erreichen und irgendwann war sie so sauer und enttäuscht, dass sie ihm mailte, dass er sich nicht mehr melden bräuchte.

Die Frau war schrecklich unglücklich.
Sie konnte nicht verstehen, dass ein Mensch so feige sein konnte und nicht in der Lage war, zu sagen, dass man eine Beziehung beenden möchte. Was war bloß los mit dem Mann?
Sicher, war die Sache von Anfang an seltsam gewesen. Der Mann hatte der Frau nie die Telefonnummer des Freundes gegeben, bei dem er wohnte, auch hatte die Frau nie die Nummer von dem Büro des Mannes bekommen. Sie hatte nur die Handynummer des Mannes gehabt. Vielleicht hätte sie da schon Wachwerden müssen. War der Mann in die Wohnung der Exfreundin eingezogen? Er hatte mal erzählt, dass die beiden sich eigentlich sehr gut verstanden hätten, nur das es zwischen ihnen wie Bruder und Schwester ablief.

Es ging der Frau in dieser Zeit gar nicht gut.

Eines Tages im Sommer sprach der Wirt die Frau an, ob sie etwas von dem Mann gehört hätte. Er erzählte, dass sich der Mann bei ihm und auch bei der Wirtin nicht mehr gemeldet hätte. Auch er konnte das Verhalten des Mannes nicht verstehen. Der Wirt vermutete, dass es dem Mann in der fremden Stadt nicht gut ging und dass der Mann dies nicht zugeben wolle und er sich deshalb nicht mehr melden würde. Die Frau glaubte dies nicht. Sie war mehr davon überzeugt, dass der Mann einfach nur im Hierundjetzt lebte und nicht an vergangenes zurück dachte. Auch der Wirt war sehr enttäuscht von dem Verhalten des Mannes.

Im September feierte die Frau ihren Geburtstag. Zu dieser Feier war auch ein Freund und Kollege aus der Kneipe in der der Mann gearbeitet hatte, eingeladen.
Der Freund erzählte von einem Abend, der sich in der Kneipe abgespielt hatte. Er sagte, dass der Mann abends in der Kneipe eine Mail von der Frau erhalten hätte. Der Freund fragte den Mann, ob die Mail von der Frau wäre und was mit der Exfreundin von dem Freund wäre. Der Freund schlug vor, dass er doch die Frau nehmen könne und der Mann solle die Exfreundin behalten. Der Mann sagte, dass er die Frau behalten wolle.
Der Freund erzählte der Frau, dass er den Eindruck hatte, dass der Mann zweigleisig fuhr. Seine Exfreundin hatte ihn mal gefragt, was denn mit dem Mann los wäre, er hätte sich bei ihr nicht mehr gemeldet.

Die Frau war an dem Abend der Feier so abgelenkt, dass ihr das Erzählte nichts ausmachte. Aber als am Morgen auch die letzten Gäste gegangen waren und sie die Wohnung in Ordnung brachte, kam die ganze Geschichte wieder hoch. Es ging ihr nicht gut. Sie war so enttäuscht und gekränkt. Sie wäre damals so gerne mit dem Mann zusammen geblieben. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Mann sich schon zu der Zeit als sie noch zusammen waren, nicht aufrichtig verhalten hatte. Sie hatte zwar sehr oft ein komisches Gefühl gehabt, aber das es so war, hatte sie nicht erwartet.

Sie hoffte, dass sie den Mann nie wieder sehen würde.


Das war das Ende der Geschichte von einem Mann und einer Frau. Kein Happy End, eine Geschichte die das Leben schrieb und wie sie schon tausendfach passiert ist.
 

anemone

Mitglied
hallo Pauline,

welch einen widerlichen Macho beschreibst du denn da?
und wie blöd kann eine Frau noch sein, um sich in sowas zu verlieben? Ganz abgesehen davon, dass die Bezeichnung "die Frau" und "der Mann" bei der Länge der Geschichte sich ruhig mal ändern könnten in "er" und "sie"

Mag sein, dass es so beknackte Typen gibt! Auf solche Bekanntschaften kann "Frau" verzichten.

l.G.
anemone
 



 
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