Die Kastanie

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Venus

Mitglied
Lieber Zarathustra,
ich habe diese Zeilen mit beiden Augen gelesen.
Ein offenes.
Ein blaues.

Der Titel erschließt sich mir insofern, als dass er die Kastanien assoziiert, welche aus dem Feuer geholt werden möchten –
Dennoch läuft Wortwiederholung Gefahr; der Aha-Moment setzt zu früh ein -

Ich würde mir wünschen, dass du dich eventuell von wenigen Füllwörtern trennst.
Da wäre einmal <lichterloh> und zum anderen, in der zweiten Strophe, die Wortwiederholung <Hand/Hände>. Auch die <Schale und das Gefäß> ließen sich komprimieren. Der Sinn braucht m.E. keine doppelte Betonung. Er ist klar und eindeutig; das Bild ruht.

Der Schluss ist wunderbar gelungen!
Er lässt Raum für eigene Denkmuster und schließt jede banale Phrase aus.

Hab Dank, für gelungenes Verweilen,

recht herzlich,
Gabi

mit vorsichtigem Vorschlag:

[blue]kohlen

als wir in jener
nacht unter dem angesicht
des quittengelben mondes beim
kastanienbaum brannten
über uns blütenkerzen
im feuer

wir nahmen uns
die hände
formten vergeblich eine schale zeit
zerrann im zu weit geknöpften
netz unserer wünsche

später
gingen wir nach hause
jeder für sich
[/blue]
 

Zarathustra

Mitglied
danke, vielen Dank

Hallo Venuns,

ganz lieben Dank für deinen Kommentar.

An die Assoziation .. Kastanien aus dem Feuer zu holen, dachte ich eigentlich gar nicht.

Aber es hat was, - das liegt gar nicht so fern.

Mit den Verdopplungen hast du recht,
da muss ich nochmal darüber nachdenken..

Jedenfalls..
Merci und einen schönen Tag..


L.G: Hans
 

hazweio

Mitglied
Schade, ich hätte den Komm von Venus nicht schon lesen sollen - der lenkt mich jetzt in eine bestimmte Richtung :)-

Nun trotzdem: Mir zeigt sich ein liebendes Paar,
eigene Erwartungen sollen sich erfüllen.
die gformte Schale soll die Zeit auffangen,was natürlich nicht gelingt sie zerinnt unaufhaltsam,
dann geht jeder wieder seinen Weg..
Die Straffung des Textes finde auch ich besser.
LG Lothar
 

Zarathustra

Mitglied
Hallo Lothar, hallo Venus,

nun, das was ihr sagt, mit der Straffung, das habe ich mir überlegt und umgesetzt.

Wichtig ist mir die Richtung, in der das Gedicht gehen sollte. Aber wichtig ist ja diese Richtung nur für micht.

Mir sagte es: Es ist ein sich ein liebendes Paar,
eigene Erwartungen sollen sich erfüllen. Und diese Ewartungen sind unglaublich vielfälltig, haben große innere Breite und Tiefe. Es geht nicht nur um Zeit, nicht nur um das Jetzt, es geht um viel, - viel mehr.
Die geformte Schale soll die Zeit auffangen, ... aber mit der Zeit auch das was sie bringt, was in ihr ist, all die Hoffnungen, Erwartungen und Wendungen der Geschichte..
Das gelingt natürlich nicht.

Dann geht jeder wieder seinen Weg..

Aber das heißt noch nicht ENTTÄUSCHUNG!! Das heißt: Das Auseinandergehen kann alles retten.

L.G. Hans
Die Straffung des Textes finde auch ich besser.
LG Lothar
 

Annabeth

Mitglied
Hallo Zarathustra...

deine Bilder gefallen mir, vor allem die Schale, ein Ausdruck dafür, dass wir natürlich immer wieder alles versuchen, die Zeit zu stoppen oder so viel wie möglich zu behalten von dem, was passiert.
Ich bin nicht ganz dahinter gekommen, ob es einen bestimmten Sinn hat, dass der Mond quittengelb ist und nicht sonstwie gelb, aber andererseits es ist auch eine schöne, originelle Beschreibung.
Insgesamt macht mich das Gedicht nachdenklich und ein bisschen melancholisch, aber nicht enttäuscht oder hoffnungslos. Etwas bleibt immer hängen, auch ohne Schale.
Ein schöner Eindruck.
(Ach, bevor ich es vergesse... ich glaube, ein Netz wird geknüpft und nicht geknöpft, aber ich kann mich auch irren.)

LG,
Anna
 

Inu

Mitglied
Hallo Zarathustra

So würde ich den Zeilenumbruch machen:

Die Kastanie

Als wir
in jener Nacht
im Angesicht [blue]d[/blue]es quitte[blue][strike]n[/strike]?[/blue]gelben Mondes
beim Kastanienbaum
brannten
über uns Blütenkerzen
lichterloh.

***

[blue]Wir nahmen uns
die Hände
formten vergeblich[/blue]
eine Schale Zeit zerrann
im zu weit geknüpften
Netz unserer Wünsche.
Das [blue]blaue[/blue] war Venus Vorschlag, den ich auch richtig finde, denn: 'wir nahmen uns die Hände'? Das ist m. E. in diesem Zusammenhang ein etwas irreführender Satz
***


Später
gingen wir nach Hause
jeder für sich.

Dein ursprüngliches Gedicht hätte ich gern auch gesehen. Schade.


Liebe Grüße
Inu
 

Inu

Mitglied
Lieber Zarathustra

solltest 'quittegelb' in ein Wort schreiben. Das kam bei meiner Korrektur falsch rüber. :)

Lieben Gruß
Inu
 



 
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