Die Liebe weint

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"Die Liebe weint"

Mein Herz, die Liebe weint.
Ich sehe wie ES weniger wird.
Du willst dich verabschieden.
Hast schon deinen Frohmut und
dein Lachen eingepackt.
Ich biete dir meinen Arm,
doch du hängst dich nicht an.
Diesen Weg willst du alleine gehen.
Du bist müde, am Tag und in der Nacht.
Deine sehnsüchtigen Blicke sehe ich wohl.
Dein Himmelbett ist nicht weit.
Willst dich aufatmend in die Stille legen.

Ich aber kann kaum atmen und stille liegen.
Die Angst gürtet mir einen eisernen Ring
um die Brust.
Ich glaubte wir hätten noch so viel Zeit.
Ich wollte in freudiger Eile zu dir rollen,
dich mit Zärtlichkeit wärmen,
mit Neckereien erheitern.
Als Zuverlässigkeit deine Stütze sein.

Mutter, mein Herz,
bitte pack die lebenshungrige Frau wieder aus,
siehst du nicht dass die Liebe um dich weint?

20.04.06 heike
 

erbsenrot

Mitglied
Liebe Heike,

deine Zeilen berühren mich sehr. Ich erkenne so vieles darin, was ich auch erlebt habe, wenn alte Menschen sich zurückziehen wenn ihr Leben zu Ende geht. Wie sie ihre Aktivitäten und ihre Interessen reduzieren, wie langsam ihre Lebensenergie erlöscht, wenn sie "des Lebens müde" werden.

Das ist für zurückbleibenden Angehörigen fast nicht auszuhalten, und ich finde, dass du dieses Gefühl sehr gut in Worte gefaßt hast. Die Hilflosigkeit und die Angst vor Verlust steigert sich von Zeile zu Zeile. Und der Aufschrei in der letzten Zeile tut mir fast körperlich weh.

Ich finde es ein bewegendes, sehr persönliches Gedicht und ich bewundere dich für deinen Mut, es hier zu platzieren!

Ein klitzekleines Fehlerchen:
2.Zeile (wirst=wird)

Liebe Grüße und ein wunderschönes Wochenende :)
Hilda
 
L

Larissa

Gast
Liebe Heike,

ein beklemmendes, zu Herzen gehendes Gedicht.
Erbsenrot hat schon treffend die Gefühle, die den Leser überfallen, beschrieben. Ich kann mich ihren Worten nur anschließen.

Bitter, das lange Abschiednehmen, bitter, der Weg ohne Hoffnung und bitter sind die Tränen, die um geliebte Scheidende geweint werden.
Nicht einen Tag, nicht eine Stunde des vergangenen Glücks können wir zurückholen. Die Erkenntnis tut verdammt weh.

Ich wünsche deinem lyrischen Ich viel Kraft, die vor ihm liegende schwere Zeit zu überstehen und der resignierenden Mutter Trost und Halt zu sein.

Auch mir ist noch ein kleiner Fehler aufgefallen: "...siehst du nicht, dass".

Herzlichst
Larissa
 
liebe hilda,

ja, ich las dein gedicht und dachte gleich, siehe da, ähnliches los.ist wohl so vom jahrgang her schon gegeben das wir uns mit diesen themen auseinander setzten müssen. man schiebt das tun von sich weg, bis es keinen aufschub mehr gibt. und erst mit der jetzt gewonnenen reife kann man all die opfer erkennen die eine mutter gegeben hat. seit wochen drückt mich das themea schwer.
"Die schönste" und "schenk mir noch ein jah" befassen sich mit gleichem thema.
ich glaube das es ok ist solche themen auch hier zu veröffentlichen. den jedes thema, welchens beschreibt ist ein thema das in irgend einer form persönlich berührt,
sei es nun hemmungslose erotik, liebesschwürde oder, oder, ich denke das gerade gedichte schreiben dazu dient emotionen auszudrücken.
meistens sind ja auch die authentischen werke diejenigen die uns am stärksten berühren.

und danke für den hinweis...
fehler nr.1...
habs nicht gemerkt.

kommt von wiederholten kleine aussagen ändern, stand zunächst, " du weniger wirst..." was ichdann aber doch nicht so geschickt fand.
 
liebe larissa,

mit der rechtschreibung stand ich schon immer auf kriegsfuss, nun aber seit es die reform der reformen gibt, bin ich völlig platt. und das "dass" macht mir sowieso probleme, denn ein rechtschreibprogramm hilft ja nur bedingt. danke für deine aufmerksamkeit. dieses gedicht schrieb ich wie in trance, als micheine angst und einegefühlswelle überkam,da ist schreiben ja eine gute möglichkeit. ich schrieb es ohne viel korrigieren zu müssen.
und ich will dazu stehen so wie es ist, den wieich aus deinem schreiben erkenne ist sind dir solche situationen sehr vertraut. thema abschied, hinnehmen müssen wie es ist, werdenwir alle zuweilen durchleben müssen. jetzt bin ich mit meinen geschwistern dran. es tut, meine ich, besonders weh wenn man sensibel und offen durch leben geht. das schutzcape ist im laufe des lebens löchrig geworden.
hab ein schönes wochenende heike
 
ihr beiden Lieben,

ich vergaß ganz euch für die liebevollen und auch einfühlenden Worte zu danken. Sie sind mir ein trost.
schön, das es auch so etwas in der Lupe gibt.
Eure Heike
 
B

bonanza

Gast
emotionsstark jedenfalls.
gefühle flattern wie kanarienvögel um unsere köpfe.
eine schöne verwirrung.

bon.
 
hallo ralph,

danke das du dichzu meinem text äußerst. ja die gefühle, besonders die der angst sind zur zeit vom wind gebeutelt.
umarme dich lieb und grüße dich aus der ferne
heike
 
B

bonanza

Gast
ja, danke. bestimmt habe ich angst davor, wenn meine
mutter den letzten weg geht.
das abschiednehmen beginnt vorher. dein gedicht ist ein
schönes zeugnis davon.

bon.
 
ja ralph,

nach einem krankenhausaufenthalt wird es plötzlich so präsent, dank der lyrik habe ich ein ventil mich auf eine gute weise mit den themen zu beschäftigen. was ich ja auch von dir kenne. die zeit läuft und die batterien werden schwach. wie lange noch...tickt die uhr für unsere zeit.
danke für deinen Kommentar.
bis bald
heike
 
B

bonanza

Gast
heike, in der zweiten hälfte rinnt uns das leben schier
aus den händen. es ist normal und gut, dass wir angst vor
dem letzten weg haben.
neben der angst erwartet uns auch trost.
die liebe weint viel, weil das leben eine tragik ist.
und sie lacht, wenn wir wollen, bis zuletzt, weil es
komisch ist. wir wissen schon, dass man über manche "witze"
lachen und weinen kann.
dafür brauchen wir kraft.

bon.
 

Meral Vurgun

Mitglied
Es ist ein tief wirkendes Gedicht.

Ich wünsche mir, dass meine Mutter noch ein paar Jahre lebt.
Sie ist 66. Vielleicht sie will sich nicht verabschiden, bis ich sie umarme.

Liebe Grüsse.
 
S

Seelenblume

Gast
Liebe Heike,
es ist ein berührendes, anrührendes Gedicht....
Ich danke dir dafür!
Seelenblume
 

LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4][ 4]

Liebe Heike,

meine Mutter war "anders".
Daher überlegte ich mir meinen Kommentar gut.
Weil ich da in etwas hineinschaue, das mir
fremd ist.
Trotzdem bin ich sehr gerührt bei diesem Werk.
Bei aller Traurigkeit, die ich hier fühle, muss
es wunderbar sein, eine Mutter zu haben, für die
Du ein so zartes Gedicht schreibst.

lieben Gruß
ladyhellena
 
Liebe meral,

danke dir.
ich las ja inzwischen schon einige deiner gedichte und war meistens ebenso sehr berührt.
meinemutter ist und wa rimmer eine normale frau mit schwächen wie alle anderen. doch gab sie ihr leben für ihre familie. frauen sind so stark.
doch sie hatte einen krankenhausaufenthalt und ist seit dem nicht mehr so recht, so etwa jedes jahr 1. tag und nacht gearbeitet. ihr körper ist sehr schwach.

je erwachsener mein inneres wurde um so mehr liebte ich sie. jetzt hätte ich zeit mich um sie zu kümmern. ich hoffe sie bleibt uns noch ne weile. ich zittere wennich soso daliegen sehe, die powerfrau von einst... im mai wird sie 79.

auf das wir unsere mütter mit all ihren schwächen lieben können.
herzlichst heike
 
liebes Seelenblümche ,

es ist mir eine große freude wenn du von diesem gedicht für dich selbst profitieren kannst.
das thema mutter ist ja ein ewig aktuelles.
inzwischen kann ich ein gutes verständnis für da smuttersein aufbringen ich lebe diese rolle meines lebens ja selbst.
ich wünsche dir das du das glück und die aufgabe von muttersein mit dem herzen siehst.
herzlichst heike
 
Liebe lady,

entschuldige bitte das ich erst jetzt auf deinen komm eingehe, manchmal komme ich mit den kommentaren ins schwitzen, schaffe nicht alle. aber mir war es wichtig dir zu deinem kommwntar nochwas zu schreiben.

natürlich hatte meine mutter auch ihre schatten seiten.
natürlich war ich bei weitem nicht immer einverstanden mit ihr. natürlich hatten wir unsere kämpfe.
doch gott sei dank, konnte ich mit der geburt meines ersten kindes schon viele ihrer reaktionen verstehen und vor allen dingen mußte ich ihr ab diesem zeitpunkt ihre fehler nicht mehr vorhalten.

ich bekam die augen der liebe geschenkt. ob ich sie jemals verdient habe?

ich weiß es nicht. aber mit zunehmender reife kann ich diese liebe bewußt leben und muß nichts mehr abarbeiten was irgend wann einmal schief gelaufen ist.

diese frau, die meine Mutter ist, hätte schon viel, viel früher die liebende umarmung ihrer zehn kinder verdient.

ich kann ihr vavon nur einen bruchteil vermitteln, genaugenommen den 7. teil.
vielen dank für deine worte.

herzlichst heike
 

LADYHELLENA

Mitglied
[ 4][ 4][ 4]

danke, liebe Heike,

für deinen schönen "Brief". Ich beglückwünsche dich.
Denn man trägt schwer im wahrsten Sinne des Wortes - mit
"der Frau, die die Mutter ist" ein Leben lang
gefühlsmässig nicht zu Rande zu kommen. Obwohl wir es
beide möchten, können wir uns nicht nahekommen. Die
Mauern, früh aufgebaut, sind zu hoch!


Daher hat mich auch dein Werk und dein
Kommentar sehr sehr berührt.

Schönen Sonntag noch, liebe Heike!
ladyhellena
 
wie nett von dir,

und wie mutig dich in aller öffentlichkeit so zu outen.
auch ich habe schweres und sehr unfaires erlebt.
aber irgendwie war die Liebe immer stärker. vielleicht auch nur weil ich mich so sehr nach bedingungsloser liebe gesehnt habe.
wir haben es besonders gut lady, weil wir die lyrik als ventil entdeckt haben. zudem treffen auch noch in der lupe immer wieder gleichgesinnte.
ich wünsche dir zu diesem thema die leichtigkeit des seins die dir die vergangenheit tragen oder besser noch ablegen hilft.
zu letzterem lese doch vielleicht mal freiflug ... es geht in diesem werk ums loslassen... oder sich lösen...

herzlichst heike
 



 
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