Die Lilalich

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Lilalich

Du willst die Geschichte von den Lilalich hören? Na gut, aber ich erzähle sie nur das eine Mal, klar? Also es waren einmal zwei gute Freunde, die hießen Astelan und Bastelan.
Kichere nicht, die Geschichte hat nichts mit dem Alphabet zu tun, die Freunde hießen rein zufällig wirklich so. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Astelan und Bastelan. Sie gingen gern zwischen den Kohleflözen spazieren, wie auch du das gerne tust. Noch lieber aber gingen sie zu den Schwefelfeldern, um die herrlichen Blüten anzuschauen, die blassgelbe Sulfura sulfunella, die goldgelbe Sulfura Sulfinata und die gerade erst gezüchtete rotstichige Sulfura Eosina.
Sie sättigten sich an der kühlen Quecksilberquelle und legten sich in das weiche Goldbett. Leider konnten sie nicht nebeneinander liegen, so breit war die Goldader nun auch wieder nicht.
Eines Tages belauschte Atintea unbemerkt ihr lustiges Gespräch. Er wollte auch etwas zur Heiterkeit beitragen und warf einen Klumpen Schlamm nach den Freunden. Auf Bastelan kamen nur ein paar unbedeutende Spritzer, Astelan aber hatte eine ganze Weile zu tun, um den Schlamm loszuwerden. Und als er danach an sich hinunter blickte, bemerkte er, dass sich die Flüssigkeit, die in dem Schlamm gewesen war, einen Weg in sein Inneres gesucht hatte. Faser für Faser, Strang für Strang schimmerte plötzlich in lila Licht.
Astelan wurde sehr wütend. Er fühlte sich jetzt auch innerlich beschmutzt. Er lief nach Hause und scharrte in großer Eile alle Stoffe zusammen, die man zur Erschaffung eines neuen Siliziden braucht. Er beachtete nur geringfügig die richtige Zusammensetzung, scharrte viele kleine Häufchen zurecht. Er brauchte recht viele Nachkommen, er wollte Atintea restlos zerstören. Er zupfte hastig sein Mastura Nottig aus sich heraus und spritzte es auf die Häufchen. Mit hämischer Freude sah er zu, wie sich die Mineralien und Metalle mit den anderen Stoffen mischten und vereinten, und bald erhob sich der erste Nachkomme.
Astelan hatte die ganze Zeit über gesagt: „Ihr müsst Atintea schlagen, er hat mich beschmutzt von außen und von innen, diese Schmach ist nur zu tilgen in seiner restlosen Zerstörung! Wie eine Himmelsgewalt sollt ihr über ihn herfallen!“
So fragte der Erstgeborene sofort: „Wo ist Atintea?“
Astelan beruhigte ihn vorerst, denn seine Nachkommen sollten vereint losziehen. Seinen guten Freund hatte er in diesen Tagen nicht gesehen, weil er sich in seiner Wohnung eingeschlossen hatte.
Dann zogen die Kinder Astelans grölend durch die Gegend, suchten und fanden Atintea, zerschlugen und zertrampelten ihn, sein Haus und alles, was ihm lieb und teuer war. Astelan sah aus der Ferne zu und freute sich, dass gleich der erste Angriff so überaus erfolgreich war.
Bastelan war auch in der Nähe und er war entsetzt über das, was er sah. Er stellte Astelan zur Rede: „Warum tust du das?“
„Weil Atintea mich beschmutzt hat.“
„Was, dafür, dass er einmal einen dummen Scherz gemacht hat, musst du ihn gleich umbringen? Und du tust es nicht einmal selber, sondern stiftest deine Nachkommen dazu an? Das sind doch deine Nachkommen, sie haben ja alle den selben lila Schimmer in ihren Körpern.“
Astelan schrie: „Ja, lila, das ist so gemein, so abscheulich! Ich sehe anders aus als alle anderen, das ist widerlich!“
Bastelan staunte. Er wäre nie darauf gekommen, dass Astelan sich wegen der Farbe so aufregen könnte. Er versuchte, ihn zu beruhigen: „Sag mal, hast du schon in den Spiegel gesehen? Du siehst hinreißend aus! Du bist jetzt etwas ganz Besonderes, alle werden dich beneiden! Das hat doch kein Zweiter, so einen herrlichen lila Schimmer!“
„Meinst du wirklich?“
„Ja! Komm, schau mal in den Spiegel.“
Er zog ihn hin zum klaren Wasser und Astelan erkannte, dass das Lila in seinem Innern wirklich sehr apart war. Er bereute, was er Atintea angetan hatte, erzog in mühevoller Kleinarbeit seine Nachkommen um und seitdem gibt es auf unserem Planeten den Stamm der Lilalich. So, nun weißt du es. Merke es dir, damit du es später deinen Kindern erzählen kannst.
 
R

Rote Socke

Gast
Liebe Oldicke,

eine interessante Zeugungsgeschichte. Prima Einstieg und prima erzählt. Was will man mehr!

Humorige Grüße
Volkmar
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
danke,

danke, liebes söckchen. ja, in der geschichte gehts eigentlich mehr um spaß, den ich allen wünsche.
ganz lieb grüßt
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Also flamme,

deine Geschichtenerzählende Oma schreckt auch vor nichts zurück. Jetzt sucht sie sich schon auf fernen Planeten ihre Zuhörer!
Sei's drum. Ich fand die Mini-Geschichte niedlich.

Gruß Ralph
 



 
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