Die Moorgeister
Sie war so schön, ihr langes rotes Haar fiel wie Lava über ihre schmalen Schultern.
So jung.
Ihr Vater weinte in ihre Haare. Konnte nicht fassen was geschehen war in dieser Nacht.
Neumond.
Die Menschen im Dorf waren wie die Wölfe über sie hergefallen. „Schande! Schande!“ Er meinte ihr Gebrüll noch immer zu hören.
„Tötet den Bastard in ihr!“
Der Vater hatte die Menge angefleht, geweint, gebettelt und den Priester aus der nahen Kirche geholt.
Der Priester hatte nur die Hände gefaltet und gesungen. Gesungen!
Die Leute aus dem Dorf, es waren so viele, rissen das Mädchen zu Boden. Sie wehrte sich nicht, war wie erstarrt. Keine Träne weinte sie aus ihren meergrünen Augen
Für den Vater war sie seine Meerjungfrau. Er liebte sie so sehr.
Die Mutter lebte nicht mehr und so war seine Tochter sein einziger Schatz.
Der Wirt hielt ihn fest: „Deine Tochter war beim Soldaten! Eine Schande! Eine Schande für unser Dorf. Sie trägt den Bastard in sich! Sie muss sterben!“
Es war so dunkel. Fast schwarz, als hätte der Himmel sich versteckt als sie starb. Ermordet von der Meute.
Die Leute im Dorf hatten sie verbrennen wollen. Doch er nahm sie an sich, bahnte sich den Weg durch die Menge die nun ruhig geworden war. Stille die niemand durchdrang.
Der Vater trug seine Tochter tief ins Moor, dorthin wo niemand sonst hinging. Dort wo die Moorgeister wohnten. Er kannte den Weg.
Er wusste nichts von den Geistern, hörte nicht den Totengesang, der den schweren Weg begleitete. Spürte nicht, dass er geführt wurde, zu einem großen Baum.
Der Vater sah auf seine Tochter und küsste sie ein letztes Mal. Ihr Haar duftete noch immer nach Orangen.
Er ließ sie sanft in das Moor gleiten.
„Da hast du es warm“, flüsterte er, „da wird dich niemand finden, mein Herz.“
Der Vater betete und machte sich bei Sonnenaufgang wieder auf den Heimweg. Die Leute im Dorf starrten ihn an, aber niemand sprach ein Wort zu ihm.
Sein Haus empfing ihn allein.
Viele Jahre später, an einem warmen Sommertag, kam der Soldat zurück ins Dorf und er klopfte an die Tür des Vaters.
„Wo, wo nur bist du so lange geblieben?“ fragte der Vater den Soldaten.
Der Soldat antwortete: „Ich musste weiterziehen in den Krieg und konnte nicht fort. Doch nun bin ich hier und werde meine Liebste heiraten! Wo ist sie, deine Tochter?“
Der Vater umarmte den Soldaten und er erzählte ihm von den Menschen, die zur Meute Wölfe geworden waren und von dem Tot der Tochter.
„Ich schieß sie alle tot!“ schrie der Soldat von Sinnen. Doch der Vater nahm ihn in den Arm und sagte: „Ich bringe dich zu meiner Tochter.“
So gingen sie, der Vater und der Soldat. Sie gingen den weiten Weg durch das Moor.
Als sie an dem schönen Baum ankamen, zeigte der Vater auf die Stelle wo er seine Tochter dem Moor überlassen hatte. Er nahm den Soldaten kurz in die Arme und ging dann davon, um den Mann in Ruhe seiner Trauer zu überlassen.
Als der Tag zur Nacht wurde, versammelten sich die Moorgeister um den Soldaten und das Grab.
Die Geister legten dem Soldaten seine Liebste in die Arme. Sie war wunderschön und dem Soldat brach das Herz.
Vereint. Nicht im Leben nur im Tot.
Der Soldat und seine Liebste versanken im Moor. Die Geister weinten um diese Liebe, sicher drei Nächte lang.
Dort wo die meisten Tränen den Boden benetzten, wuchs eine Blume wunderschön, rot leuchtend und groß. Die Tränen der Moorgeister hatten das Ungeborene erweckt.
Als der Vater nach dem Soldaten sehen wollte, fand er die Blume. Wieder war es Nacht und wieder sangen die Moorgeister.
Doch diesmal war es ein Wiegenlied. Ganz weich und zart war ihr Gesang anzuhören und der Vater stutzte.
Er sah wie die Blume sich bewegte, wie durch eine leichte Windböe. .Ein Ärmchen zart und rosa, streckte sich ihm entgegen und der Vater sah das Baby, sah den kurzen roten Haarflaum und den kleine braunen Leberfleck am Kinn, den auch der Soldat an dieser Stelle hatte.
Die Moorgeister gaben dem Vater eine Decke aus vielen tausend gewebter Spinnennetze in die Hand und er wickelte das Kind darin ein.
Der Vater konnte sein Glück kaum fassen und er sank auf die Knie um Gott zu danken.
Später sahen die Moorgeister dem Vater und dem Kind wehmütig hinterher.
Der Vater ging mit dem Kind an einen anderen Ort, einem Ort am Meer, denn auch dieses Kind sah wie eine Meerjungfrau aus und er sah das als Omen.
Sie wurden alt, sehr alt und wenn einer von den Beiden in Not geriet, dann waren sie da, die Moorgeister und halfen.
Und wenn man sie sehen will, die Moorgeister, dann muss man nur mit Liebe im Herzen, den langen Weg ins Moor finden.
Denn sie sind dort, an ihrem Baum und halten Ausschau.
Und manchmal, ganz leise kann man ihre Lieder auch zur Nachtzeit, an wohligen Orten hören und den lieblichen Gesang lauschen.
Diese Geschichte von den Moorgeistern, hatte mir in meiner Kindheit, meine Urgroßmutter regelmäßig zur blauen Stunde erzählt.
Sie musste es wissen, denn sie war die Tochter von den toten Liebenden im Moor.
Und wir schauten zusammen durch das Fenster über die glitzernde See. Wenn der Wind auffrischte, dann verwehten unsere roten Haare miteinander und die Moorgeister lächelten.
Sie war so schön, ihr langes rotes Haar fiel wie Lava über ihre schmalen Schultern.
So jung.
Ihr Vater weinte in ihre Haare. Konnte nicht fassen was geschehen war in dieser Nacht.
Neumond.
Die Menschen im Dorf waren wie die Wölfe über sie hergefallen. „Schande! Schande!“ Er meinte ihr Gebrüll noch immer zu hören.
„Tötet den Bastard in ihr!“
Der Vater hatte die Menge angefleht, geweint, gebettelt und den Priester aus der nahen Kirche geholt.
Der Priester hatte nur die Hände gefaltet und gesungen. Gesungen!
Die Leute aus dem Dorf, es waren so viele, rissen das Mädchen zu Boden. Sie wehrte sich nicht, war wie erstarrt. Keine Träne weinte sie aus ihren meergrünen Augen
Für den Vater war sie seine Meerjungfrau. Er liebte sie so sehr.
Die Mutter lebte nicht mehr und so war seine Tochter sein einziger Schatz.
Der Wirt hielt ihn fest: „Deine Tochter war beim Soldaten! Eine Schande! Eine Schande für unser Dorf. Sie trägt den Bastard in sich! Sie muss sterben!“
Es war so dunkel. Fast schwarz, als hätte der Himmel sich versteckt als sie starb. Ermordet von der Meute.
Die Leute im Dorf hatten sie verbrennen wollen. Doch er nahm sie an sich, bahnte sich den Weg durch die Menge die nun ruhig geworden war. Stille die niemand durchdrang.
Der Vater trug seine Tochter tief ins Moor, dorthin wo niemand sonst hinging. Dort wo die Moorgeister wohnten. Er kannte den Weg.
Er wusste nichts von den Geistern, hörte nicht den Totengesang, der den schweren Weg begleitete. Spürte nicht, dass er geführt wurde, zu einem großen Baum.
Der Vater sah auf seine Tochter und küsste sie ein letztes Mal. Ihr Haar duftete noch immer nach Orangen.
Er ließ sie sanft in das Moor gleiten.
„Da hast du es warm“, flüsterte er, „da wird dich niemand finden, mein Herz.“
Der Vater betete und machte sich bei Sonnenaufgang wieder auf den Heimweg. Die Leute im Dorf starrten ihn an, aber niemand sprach ein Wort zu ihm.
Sein Haus empfing ihn allein.
Viele Jahre später, an einem warmen Sommertag, kam der Soldat zurück ins Dorf und er klopfte an die Tür des Vaters.
„Wo, wo nur bist du so lange geblieben?“ fragte der Vater den Soldaten.
Der Soldat antwortete: „Ich musste weiterziehen in den Krieg und konnte nicht fort. Doch nun bin ich hier und werde meine Liebste heiraten! Wo ist sie, deine Tochter?“
Der Vater umarmte den Soldaten und er erzählte ihm von den Menschen, die zur Meute Wölfe geworden waren und von dem Tot der Tochter.
„Ich schieß sie alle tot!“ schrie der Soldat von Sinnen. Doch der Vater nahm ihn in den Arm und sagte: „Ich bringe dich zu meiner Tochter.“
So gingen sie, der Vater und der Soldat. Sie gingen den weiten Weg durch das Moor.
Als sie an dem schönen Baum ankamen, zeigte der Vater auf die Stelle wo er seine Tochter dem Moor überlassen hatte. Er nahm den Soldaten kurz in die Arme und ging dann davon, um den Mann in Ruhe seiner Trauer zu überlassen.
Als der Tag zur Nacht wurde, versammelten sich die Moorgeister um den Soldaten und das Grab.
Die Geister legten dem Soldaten seine Liebste in die Arme. Sie war wunderschön und dem Soldat brach das Herz.
Vereint. Nicht im Leben nur im Tot.
Der Soldat und seine Liebste versanken im Moor. Die Geister weinten um diese Liebe, sicher drei Nächte lang.
Dort wo die meisten Tränen den Boden benetzten, wuchs eine Blume wunderschön, rot leuchtend und groß. Die Tränen der Moorgeister hatten das Ungeborene erweckt.
Als der Vater nach dem Soldaten sehen wollte, fand er die Blume. Wieder war es Nacht und wieder sangen die Moorgeister.
Doch diesmal war es ein Wiegenlied. Ganz weich und zart war ihr Gesang anzuhören und der Vater stutzte.
Er sah wie die Blume sich bewegte, wie durch eine leichte Windböe. .Ein Ärmchen zart und rosa, streckte sich ihm entgegen und der Vater sah das Baby, sah den kurzen roten Haarflaum und den kleine braunen Leberfleck am Kinn, den auch der Soldat an dieser Stelle hatte.
Die Moorgeister gaben dem Vater eine Decke aus vielen tausend gewebter Spinnennetze in die Hand und er wickelte das Kind darin ein.
Der Vater konnte sein Glück kaum fassen und er sank auf die Knie um Gott zu danken.
Später sahen die Moorgeister dem Vater und dem Kind wehmütig hinterher.
Der Vater ging mit dem Kind an einen anderen Ort, einem Ort am Meer, denn auch dieses Kind sah wie eine Meerjungfrau aus und er sah das als Omen.
Sie wurden alt, sehr alt und wenn einer von den Beiden in Not geriet, dann waren sie da, die Moorgeister und halfen.
Und wenn man sie sehen will, die Moorgeister, dann muss man nur mit Liebe im Herzen, den langen Weg ins Moor finden.
Denn sie sind dort, an ihrem Baum und halten Ausschau.
Und manchmal, ganz leise kann man ihre Lieder auch zur Nachtzeit, an wohligen Orten hören und den lieblichen Gesang lauschen.
Diese Geschichte von den Moorgeistern, hatte mir in meiner Kindheit, meine Urgroßmutter regelmäßig zur blauen Stunde erzählt.
Sie musste es wissen, denn sie war die Tochter von den toten Liebenden im Moor.
Und wir schauten zusammen durch das Fenster über die glitzernde See. Wenn der Wind auffrischte, dann verwehten unsere roten Haare miteinander und die Moorgeister lächelten.