nachtsicht
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Immer wenn die Wände der Wohnung mich auffressen wollen, wenn die Abende nach leeren und kurzen Tagen meine Einsamkeit zunächst erträglicher, verständlicher machen, mein Leben aber dann schwarz anmalen, so dass es vom Tot kaum noch zu unterscheiden ist, streife ich alte, liebgewonnene Kleidung über und steige die 43 Treppenstufen hinab um das Haus über den Hinterausgang zu verlassen. Den Nachbarn begegne ich an solchen Tagesenden nur selten, sie wohnen nie allein und sind die meiste Zeit auf Arbeit, in Vereinen oder in der kleinen Eckkneipe mit den hübschen Bedienungen, dort wo auch nachts noch gedämpfte und vermischte Wörter nach draußen dringen, die ich nicht verstehen kann.
Draußen ist immer da wo ich bin. Es ist dort, wo meine Hände in den Hosentaschen und mein Dasein in der Dunkelheit versteckt ist, wo Wolken vom Mond angestrahlt werden, so schön, dass ich manchmal für ein paar Minuten stehen bleibe und ihnen beim Reisen in die Ferne zuschaue. Schwermütig setze ich doch wieder einen Fuß voran, unsicher ob ich nicht einfach aufhören sollte, mit den Schritten, mit der Traurigkeit, mit dem Essen und Trinken.
Moosbewachsene Mauern schützen mich rechts und links vor Wind und dem Verlust meiner Erinnerungen an Zeiten, in denen ich mit Frauen hier lachend vorüberzog. Gelacht über die Welt und über die Unglücklichen, die Verlierer, oft mit dem besten Wein im Blut und der größten Freude in den Augen. Heute prasseln winzige Tröpfchen hinunter, so zart, dass mich der Aufprall jedes einzelnen auf den Boden schmerzt, kleine Kinder der Wolken verwischen die Tinte der Vergangenheit und säubern mein Fenster zur Realität. Ich bin allein.
Wie immer streifen meine Blicke die Schaufenster der gemütlichen Läden mit ihrem Charme und ihren Besitzern, die sich für ihren Traum, selbstständig zu sein, aufopfern, die ihre Hilfe freundlich aber mit Nachdruck anbieten, um letztlich das verdiente Geld im Laden nebenan wieder auszugeben. Hätte ich die Wahl, ich würde die Leere in meiner Brust sofort umtauschen gegen die Leere im Portemonnaie und erfahren was es heißt, einen Platz, einen Sinn in der Welt zu haben. Das Leben treibt Menschen wie mich nicht einfach irgendwo hin, nein, es ignoriert sie und lässt sie nur zuschauen, wie der Fluss aus wunderbaren und niederschmetternden Erlebnissen von der Geburt bis zum Ende an ihnen vorbeifließt, ohne dass sie jemals mehr als einen Spritzer abbekommen. Sie verdorren dann wie Blumen, die niemand gießt.
Vor mir baut sich nun langsam die einzige Erhebung in der Gegend auf, im Frühjahr treffen sich Verliebte oben, um noch näher am Himmel zu sein. Küsse und Umarmungen streicheln dann den Hügel, der von mir bisher nur einige Tropfen Einsamkeit abbekommen hat, heute Nacht werde ich ihm mehr geben. Je näher ich komme, je mehr spüre ich seine Kraft, Kraft die ich nicht mehr habe. Oben gehe ich zu der Stelle, von der man die ganze trüb erleuchtete Stadt sehen kann. Ich schreie so laut es geht, weil ich das noch nie getan habe, bevor mir die Holzbank an der Aussicht einen Platz anbietet, ich lehne ab und mich nur daran an, auch wenn der Boden etwas kalt ist. Aus der Innentasche kommt das Messer und spendet dem Berg mein Blut.
Draußen ist immer da wo ich bin. Es ist dort, wo meine Hände in den Hosentaschen und mein Dasein in der Dunkelheit versteckt ist, wo Wolken vom Mond angestrahlt werden, so schön, dass ich manchmal für ein paar Minuten stehen bleibe und ihnen beim Reisen in die Ferne zuschaue. Schwermütig setze ich doch wieder einen Fuß voran, unsicher ob ich nicht einfach aufhören sollte, mit den Schritten, mit der Traurigkeit, mit dem Essen und Trinken.
Moosbewachsene Mauern schützen mich rechts und links vor Wind und dem Verlust meiner Erinnerungen an Zeiten, in denen ich mit Frauen hier lachend vorüberzog. Gelacht über die Welt und über die Unglücklichen, die Verlierer, oft mit dem besten Wein im Blut und der größten Freude in den Augen. Heute prasseln winzige Tröpfchen hinunter, so zart, dass mich der Aufprall jedes einzelnen auf den Boden schmerzt, kleine Kinder der Wolken verwischen die Tinte der Vergangenheit und säubern mein Fenster zur Realität. Ich bin allein.
Wie immer streifen meine Blicke die Schaufenster der gemütlichen Läden mit ihrem Charme und ihren Besitzern, die sich für ihren Traum, selbstständig zu sein, aufopfern, die ihre Hilfe freundlich aber mit Nachdruck anbieten, um letztlich das verdiente Geld im Laden nebenan wieder auszugeben. Hätte ich die Wahl, ich würde die Leere in meiner Brust sofort umtauschen gegen die Leere im Portemonnaie und erfahren was es heißt, einen Platz, einen Sinn in der Welt zu haben. Das Leben treibt Menschen wie mich nicht einfach irgendwo hin, nein, es ignoriert sie und lässt sie nur zuschauen, wie der Fluss aus wunderbaren und niederschmetternden Erlebnissen von der Geburt bis zum Ende an ihnen vorbeifließt, ohne dass sie jemals mehr als einen Spritzer abbekommen. Sie verdorren dann wie Blumen, die niemand gießt.
Vor mir baut sich nun langsam die einzige Erhebung in der Gegend auf, im Frühjahr treffen sich Verliebte oben, um noch näher am Himmel zu sein. Küsse und Umarmungen streicheln dann den Hügel, der von mir bisher nur einige Tropfen Einsamkeit abbekommen hat, heute Nacht werde ich ihm mehr geben. Je näher ich komme, je mehr spüre ich seine Kraft, Kraft die ich nicht mehr habe. Oben gehe ich zu der Stelle, von der man die ganze trüb erleuchtete Stadt sehen kann. Ich schreie so laut es geht, weil ich das noch nie getan habe, bevor mir die Holzbank an der Aussicht einen Platz anbietet, ich lehne ab und mich nur daran an, auch wenn der Boden etwas kalt ist. Aus der Innentasche kommt das Messer und spendet dem Berg mein Blut.