Die Obszöne (nach Georges Brassens)

Die Obszöne


Ich beschwöre den Tod, das fällt mir nicht schwer,
Mir ist alles zu viel, ein Bestatter muss her,
Der ein Grab mir verkauft, und der Preis ist egal -
Meine Schöne liebt klammheimlich ihren Gemahl.
Meine Schöne - die Obszöne


Ich war sicher, ich hätt einen guten Fang gemacht,
Meine Fahne war allein Frau Dupont zugedacht,
Aber alles ist aus, seit ich abends im Wald
Zeuge ward, wie sie dort ihren Ehemann knallt.
Meine Schöne - die Obszöne


Fänd ich ein Attribut, fänd ich Worte dazu,
Die die Dummheit erklärn dieses Kinds einer Kuh,
Die den Gatten erwählt und den Liebhaber foppt,
Und mein Fähnlein des Ehebruchs unbedarft toppt.


War ich blind, taub und stumm, oder war ich borniert,
Es war länger schon so, warum hab ichs nicht kapiert,
Denn die Küsse von ihr waren ohne Begier,
Und die Kinder Dupont schlugen auch nicht nach mir.
Meine Schöne - die Obszöne


Aber was mir den Stachel ins arme Herz trieb,
War ein teuflischer, wohl ausgeklügelter Hieb,
Denn in deutlichem Ton sagt die Schöne zu mir:
Wer die Hörner hier trägt, ist bestimmt nicht mein Stier.
Meine Schöne - die Obszöne


Ich war Zeuge der Duponts, diesem schurkischen Paar,
Die bei Null neu begannen wie vor dem Altar;
Ich war Zeuge im Wald, in aller Zweideutigkeit,
Wie die Schöne erneut um den Hahnrei gefreit.
Meine Schöne - die Obszöne
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist ein wuderbar ironisches Werk in vollendetem unregelmäßigem Rhythmus. Ich spüre die Synkopen.
Es ist ein Lied.
Oder es sollte doch eins sein.
Sprechgesang.
Gibt es dazu eine Melodie?
 
Georges Brassens

Der Text ist die Übersetzung des Chansons "La traitresse" von Georges Brassens, dem französischen Sänger und Anarchisten, den ich sehr bewundere. Wie auch die anderen Liedertexte, die ich in die Leselupe gestellt habe, kann man es tatsächlich singen (oder summen). Viel Spaß dabei, Marcel
 

Schakim

Mitglied
Hi, Marcel!

Ich lese Dich mitten nun hier in der Nacht
und habe natürlich dazu was gedacht -
Der Mond hinter den Wolken schimmert nur fahl -
Ich wünsche mir Träume im Schlaf bald zum Mahl!
Da kommt die Moderation, diese schöne:
Was sind denn das nur für Töne!

Die Antwort fällt mir bei Dir hier nicht schwer -
Es sind nur Ansätze im Denken - nicht mehr!
Da formt sich ein Bilderreigen im Nu,
und staunend tritt man als Leser hinzu -
Bald kommt die Moderation, diese schöne:
Was sind denn das nur für Töne!

Ein Stern hoch am Himmel leuchtet und fällt -
Ein Wunsch auf den Lippen in Atem mich hält -
Der Wunsch lächelt heimlich aus nächtlichem Mund,
verschwindet bald wieder zur Geisterstund' ...
Da kommt die Moderation, diese schöne:
Was sind denn das nur für Töne ...


Ja, Deine Übersetzung von Brassin hat Spass gemacht. Dankeschön!

Grüsse durch die Nacht!
Schakim
 



 
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