Die Partybox

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Die Partybox von Markus Pließnig


Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, einem Partyflyer welchen ihr ein Unbekannter Schönling ein paar Tage zuvor in der Fussgängerzone in die Hand gedrückt hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Reisverschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt den so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr künstlich gelangweilt.
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", mit diesen bewusst scharf (zickig) gesprochenen Worten versuchte sie nun, so wie es unter Freundinnen manchmal so üblich ist, Joey ein wenig aus der Reserve zu locken. Und wie funktionierte das am Besten? Indem man so tat als würde einem die ganze Misere nicht mehr bekümmern und darüber hinaus, dem Gegenüber zu verstehen gab, dass dieser sich absolut umsonst und übermäßig aufregte - zumindest in Simones Gedankenwelt sah das so aus. Und es gelang ihr tatsächlich prompt Joeys Groll noch weiter anzuspornen.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkocht (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Denn was dachte sich Joey nur dabei sich so aufzuregen! Simone war es doch die diese Idee und den Flyer hatte. Joey war nur die Auserwählte, sie hatte gefälligst froh zu sein in den Genuss dieses Privileges zu kommen. Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen mich zu begleiten und zweitens werden wir schon noch hinkommen und drittens..."
Bevor Simone ihre Aufzählung noch weiter ausdehnen konnte, war ein leises, den beiden jedoch sehr vertrautes Dröhnen zu hören. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Simone und Joey sahen sich wissend in die Augen. Beide werteten dieses Dröhnen richtig als das tiefe Grummeln einer Bassdrum.
"Bingo Schätzchen! Ich sagte es dir doch, wir kommen da hin!", triumphierte Simone und der ganze Ärger von eben war Vergangenheit. Hektisch fingerte sie in ihrer weißen "Pradahandtasche" nach ihren Zigaretten und fragte Joey nach einem Feuerzeug.
"Weißt du was Joey?", sagte Simone während sie sich ihre Zigarette anzündete, "Ich sage dir, dass wird sicher geil heute, wetten?"
Joeys blauen Augen blitzten im Feuerschein kurz auf und Simone war sehr zufrieden als sie diesen berüchtigten "Na klar!" Blick ihrer Lieblingspartyfreundin Joey registrierte. Denn zum Feiern war Joey einfach die Beste. Nicht nur , dass mit ihr jede Menge Spass haben konnte, sie war es auch ein wahrer Männermagnet. Dieses blonde Luder, dachte sich Simone. Und das war wesentlich, denn Simone musste sich schon gehörig die Nase pudern um einen Typen aufzureißen. Nicht das Simone nicht gut aussah. Nein, sie sah sogar verdammt gut aus, das würde jeder Mann sofort bestätigen. Nur neigte sie leider dazu ein wenig arrogant zu wirken - auf die Männerwelt, unnahbar geradezu. Deshalb traute sich keiner sie anzusprechen. Nicht so bei Joey, denn die brauchte man gar nicht anzusprechen. Ohne sich groß Gedanken zu machen warf sie sich in die Menge, tanzte einfach so irgendwelche gut aussehenden Typen an und am Ende war auch für Simone einer dabei. Praktisch.
"Siehst du das Simi? Siehst du das?", röhrte Joey aufgeregt. Ja, Simone konnte es sehen. Mitten im Wald stand ein ca 15x15 Meter großer schwarzer Würfel. Einfach so.
"Das muss es sein Simi!", Joeys Stimme hatte einen gehörigen "Overflow" und klang somit extrem schrill. Während Simone bewusst gelassen den letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, zog sich Joey ihre wärmende pinke Zippjacke aus und schüttelte ihre blonde Mähne einmal kräftig durch. Simone staunte nicht schlecht, als unter der Jacke das wahrscheinlich knappste Oberteil der Welt zum Vorschein kam. Nicht schlecht, dachte sie sich. So wie Joey angezogen ist wird das bei ihr heute sicher noch was mit dem Poppen...
Simones Blick verweilte noch eine Zeit lang gebannt auf Joeys riesigem Ausschnitt. Also, wenn sie ein Mann wäre...
Aber dann streifte ihr Blick wieder dieses riesige Ding hier mitten im Nirgendwo. Mitten im Dschungel könnte man sagen. Irgendwie war das schon unheimlich.
Denn was sollte bitteschön dieser riesige schwarze Block hier im Wald? Welcher gottverdammte Freak würde sich denn so etwas antun? Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Wie lange man wohl dazu gebraucht haben mochte dieses riesige Teil hier aufzubauen? Und das für eine illegale Party. Schon verrückt!
Doch bevor Simone ihre Bedenken äußern konnte stand Joey schon direkt vor diesem monströsen Ding und suchte schnurstracks nach dem Eingang.
"Hey Simi! Wie man da wohl reinkommt? Ist ja voll irre, das Teil!", krächzte Joey. Ihre Stimme wurde vor lauter Aufregung immer schriller. Ein arger schräger Unterton hatte sich in ihren Stimmbändern eingenistet. Für Simone aber, war das völlig normal. Schließlich kannte sie ja ihre Joey. Diese Frau war so abgedreht, das gab es kein zweites Mal. Nicht verwunderlich, dass die sich nicht wunderte so ein abgefahrenes Teil hier anzutreffen.
"Keine Ahnung Schatz, geh doch einfach mal drum herum!", riet Simone vorsichtshalber. Eine innere Stimme gebot ihr, dass es besser wäre einfach hier stehen zu bleiben. Man konnte ja nicht sagen was hier wirklich los war. Freilich es klang alles verdammt nach Party, aber...
"Hey Simi! Hier drüben kommt man rein, du wirst nicht glauben wer hier ist! Hey Simi, los komm schon her du Angsthäschen!"
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch kam Simone der schrillen Aufforderung ihrer Freundin nach. Als sie schließlich vor dem Eingang angekommen war staunte sie nicht schlecht. Zunächst einmal war sie überwältigt von der schieren Größe dieses Kastens, der sogleich man vor ihm stand noch viel riesiger wirkte als man es aus einiger Entfernung für möglich gehalten hätte. Und außerdem war der Türsteher (oder Ticketverkäufer) oder sonst was, niemand geringerer als Brad Pitt. Oder täuschte sie sich da! Zugegeben, eine ziemlich "strange" Version von Brad, aber: War er das nicht?
Brad schien irgendwie bemerkt zu haben, für wen Simone und Joey ihn hielten. Also bemühte er sich gleich darum reinen Tisch zu machen.
"Hey ihr zwei Mädels, ich weiß genau was ihr jetzt denkt! Aber nein, ich bin nicht Brad Pitt! Ich sehe ihm nur verdammt ähnlich, wisst ihr!"
Verflucht ähnlich fand Simone. Von seinen vielen Piercings und dem schrägen Outfit einmal abgesehen. Als Simone dieses brillant gute Brad-Double genauer musterte und seine seltsame rosa Glockenhose bemerkte, musste sie beinahe lachen. In allerletzter Sekunde verbiss sie sich diese unhöfliche Ausdrucksform und fingerte sozusagen um sich selbst abzulenken in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Joey griff gleich ebenfalls nach einer Kippe und bot Simone abermals ihr Feuerzeug an. Brad beobachtete sie genauestens und konnte es nicht unterlassen sich begierig über die Lippen zu lecken als er sich in Joeys Ausschnitt verlor.
"Ja, ähm, Mädels! Dann mal rein mit euch würde ich sagen! Nicht?", Brad musste sich räuspern als sich Joey ein klein wenig weiter nach vorne beugte um einen der Flyer auf dem Tisch hinter dem Brad lässig posierte genauer zu betrachten.
"Aber ähm, seht her meine Süßen! Bevor ich euch reinlassen kann, müsst ihr euch noch einen Willkommensdrink genehmigen!", Brad griff unter den Tisch und stellte den Mädels unerwarteterweise 2 Getränkeflaschen hin. So ein eklig aussehendes grünes Zeug. Simone war bei diesem Anblick nicht ganz wohl zumute. Es sah einfach total abartig aus, irgendwie gefährlich grün. Für sie zumindest - bevor sie jedoch auch nur daran denken konnte sich zu erkundigen, worum es sich bei diesem Getränk denn handelte, hatte Joey auch schon die Flasche geöffnet und nahm einen ausgiebigen Schluck von deren Inhalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Verflixt noch mal, durchfuhr es Simone, dieses Weib war doch so unvorsichtig und so unüberlegt.
"Was ist den mit dir meine Süße?", Brads beinahe schon strenger Blick fixierte die Flasche welcher für Simone bestimmt war und noch unberührt vor ihr am Tisch stand:" Wird das heute noch was?", forderte er in einem Tonfall der Simone ganz und gar nicht gefallen wollte. Dazu grinste dieser Brad-Typ auch noch blöd. Simone fragte sich was mit diesem Kerl eigentlich los war. Sah aus wie Brad Pitt und machte hier einen auf Vollidioten. Was konnte er denn sonst sein? Kein normaler Typ würde ein Mädchen so bescheuert dazu auffordern aus einer Flasche zu trinken. Und dazu noch in diesem barschen Befehlston.
"Was ist denn das eigentlich da in dieser Flasche?", hörte sich Simone fragen.
"Ach mach dir keinen Kopf Simi, schmeckt total lecker!"
Ah ja Joey war ja auch noch da. Aber auf deren Urteil wollte sich Simone nun wirklich nicht verlassen. Alles hier war einfach zu schräg, zu irre, um nicht skeptisch zu werden. Irgendwie bereute sie es in diesem Moment ein wenig jemals hierher gekommen zu sein. Aber: Was Simone in diesem Augenblick noch nicht wusste war, dass es zumindest in diesem Moment alles noch recht gut lief für die beiden Mädels - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet.
"Hey Süße! Das ist unsere Eintrittskarte! Das musst du einfach trinken wenn du in die Box rein willst!"
"Aja, aber das beantwortet nicht meine Frage!", Simone nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch provozierend in das Gesicht dieses Brad-Typen.
"Und was ich noch wissen will! Was treibt jemanden dazu für eine illegale Party so einen irrsinnigen Aufwand zu betreiben!", als Simone so sprach, bemerkte sie im Augenwinkel, dass Joey einen leichten Ausfallschritt machte und sich an die Schläfe fasste.
"Hey Simi! Das Gesöff ist der reinste Wahnsinn, ach trink doch auch was davon, ist totaaal gut!". Joeys darauf folgendes Lachen erinnerte stark an das einer manischen Frau auf Extasy befand Simone. Bei Joey nichts Ungewöhnliches! Nur nicht nach dem Konsum eines alkoholischen Getränks! Und Pillen hatte sie ja auch keine genommen, oder?
Verflucht auch. Aber als Simone sich gerade an ihre Freundin wenden wollte beantwortete Brad ihre Frage. In einem ruhigen und beinahe zärtlichen Tonfall:" Bist du dir sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Und wie du bei deiner Freundin gut sehen kannst ist der Name Programm!"
Simone hasste Leute welche sie nicht kannten und gleich als "Schnucki" bezeichneten.
Und Brad stockte kurz als ihn Simone daraufhin mit einem geringschätzigen Blick abstrafte.
"Also gut Süße! Das Zeug ist in etwa mit Absinth zu vergleichen! Mit einer derben Mischung - ist unser Special hier! Wart mal ab bist du siehst wie die Tussies da drin - äh ich meine die Leute da drin abgehen.!", Brads Augen funkelten geheimnisvoll auf.
"Nun ja, dann gib mir halt die Flasche!", zischte Simone. Als Spielverderberin wollte sie nicht dastehen. Obendrein war sie es doch die dafür gesorgt hatte, dass sie und Joey jetzt hier vor diesem schwarzen Ungetüm standen. Mit triumphierender Geste händigte ihr Brad die Flasche mit dem gefährlich grünen Inhalt aus und grinste besonders dämlich. Simone war angewidert von dessen abnormaler Färbung, deshalb vermied sie es noch, gleich davon zu kosten.
"Aber wer steckt hinter dieser ganzen Veranstaltung? Würde mich nur interessieren."
"Ja äh, woher weißt du denn von der Party!", erkundigte sich der Brad Pitt Verschnitt in einem geradezu unschuldigen Tonfall.
"Von einem Typen auf der Straße, de gab mir so `nen Flyer und..."
"Hey Süße! Wir sind jetzt schon so was wie eine lebende Legende wenn es um illegal Festchen geht, verstehst du? Wenn du zuhause bist schau doch mal im Internet nach, ja!", Brad hatte scheinbar so was wie ein geniales Geschick dafür auf gezielte Fragen keine pointierte Antwort geben zu können. Simone nervte der Typ schon gewaltig. Aber die Internetadresse wollte sie dennoch haben und gleich testen. Der Typ schien scheinbar nicht zu wissen, dass man heutzutage ein Smartphone dabei hat und nicht erst daheim sein muss, um ins Netz gehen zu können. So erkundigte sie sich nach der Adresse, warf ihre Zigarette vor den Typen auf den Boden und zerrte Joey an Brad vorbei ein Stück weit vom Würfel weg. Die Flasche und Joey in der einen Hand das Handy in der anderen.
"Vergiss nicht Süße, du hältst deine Eintrittskarte in den Händen und ich kann dich sehen! Also nicht wegschütten!", hörte Simone Brad noch rufen.
"Ja ja du Freak...", grummelte Simone als sie die Internetadresse eingab.
"Mist Joey! Ich krieg hier keine Verbindung in diesem scheiß Wald..."
"Waaas? Keinen Anschluss? Hihihi! E.T will heim was?"; Joey beendete diesen Satz mit einem irren Lachen. Simone bereute es immer mehr hier zu sein. Irgendwie bekam sie heute keine Stimmung zusammen. Aber vielleicht würde sich das ja ändern, wenn sie einfach dieses grüne Zeugs in sich hineinkippte. Sie drehte sich so, dass Brad sie sehen konnte, fasste allen Mut zusammen, öffnete die Flasche und kippte das Zeug in ihren Rachen. Alles auf einmal. Und: Ja - es war in der Tat köstlich und just ein paar Sekunden später machte sich eine Leichtigkeit in ihr breit wie sie sie noch niemals zuvor in ihrem Leben empfunden hatte. Easy living!!!
Simone bemerkte gar nicht, dass Brad, der sie dabei genauestens beobachtete, sich zufrieden über seine blassen Lippen leckte. Ja: Zufrieden konnte er sein! Wieder ein paar Mädels für die Würfelpartie! Für die Partybox - 2 leckere, fruchtige Edeltussies.
"Let your Eggs rock!"

Im Partywürfel...

Kurz darauf torkelten Joey und Simone auch schon gemeinsam, sich gegenseitig Halt gebend, durch den schmalen Korridor des Eingangsbereiches des großen schwarzen Würfels. Dicht gefolgt von Brad, der mit einer Art überdimensionaler Fernbedienung in der Hand auf ein großes rotes Symbol (welches stark an die Zeichnung am Hinterleib einer schwarzen Witwe erinnerte) direkt vor ihnen auf der schwarzen Wand oberhalb eines massiven Stahltores zielte. Hinter diesem schweren Tor dröhnte und poltere es gewaltig. Ja, man konnte es hören, da drin wurde ordentlich gefeiert, dachte sich Simone und war inzwischen etwa in der gleichen Verfassung wie ihre Lieblingpartyfreundin Joey und begann jedes mal wenn sie diese auch nur flüchtig ansah, lautstark und schrill zu lachen. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch der Rest ihres Verstandes gerade dabei sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Adieu!!!
"Hey Schätzchen, mein Knuddelwuddel - Tussiebärli, hahahah...!", grölte Simone während sich vor ihnen das schwarze Tor öffnete. Langsam kletterte es nach oben und mit jedem Zentimeter den es sich hob, trat mehr Licht in den Korridor und die Musik wurde immer lauter. Beinahe schon unerträglich laut. In Simones Kopf begann es leicht zu pochen. Aber der Tunnelbreaker in ihrer Blutbahn ermöglichte es ihr diese Tatsache gekonnt zu ignorieren - vorerst. Simones Blick war starr nach vorne gerichtet und hinter diesem Tor, im Inneren des Partybox konnte Simone schemenhaft dutzende wild tanzende Menschen erkennen. Als beide unter dem Tor durch waren, standen sie nun überwältigt und beinahe atemlos mitten in einem grellen, mit unzähligen Scheinwerfen bestückten Partyraum, welcher einem einfach keinen Grund zum Meckern gab. Party Deluxe!
"Viel Spass meine Schnuckis!", rief ihnen Brad lakonisch grinsend zu und das Tor senkte sich wieder langsam. Warum es sich senkte und aus welchem Grund es existierte war beiden Mädels so ziemlich egal und während es schließlich von einem tiefen Knarren begleitet im Schließmechanismus der Bodenplatte unter dem Tor einrastete, glaubte Simone im Paradies angelangt zu sein. Jawohl, Simone und Joey waren nun endlich da wo sie hinwollten und fühlten sich wie der Mittelpunkt dieses Partyuniversums. Es hat sich doch ausgezahlt kreischte eine hoch erregte Simone die sich daran aber schon bald nicht mehr erinnern würde können. Joey sah sie an und beide wussten was zu tun war. Die Bar musste gefunden werden um sich noch einen von diesen leckeren Tunnelbreakern zu ergattern. Simone fand, ebenso wie Joey, dass dieses Getränk der volle Bringer war. Echt total köstlich und man wurde so herrlich breit davon. Aber nicht auf einen unangenehme Art. Simones Augen wanderten suchend durch die Box und genau in dem Moment da sie glaubte die Bar gesichtet zu haben, wurde eine gigantische Nebelmaschine betätigt und der gesamte Raum füllte sich binnen einiger Sekunden vollends mit dickem blauen Nebel. Beinahe gleichzeitig ging ein wahres Trommelfeuer von Laserlichtern durch den gesamten Discobereich. Es war nunmehr geradezu unmöglich auch nur noch irgendwas zu erkennen - es herrschte höchste Epilepsie-Warnstufe. Und Simone hatte die Bar natürlich aus den Augen verloren. Trotzdem meinte sie noch die ungefähre Richtung zu kennen, packte Joey am Arm und schleppte sie kurzerhand mit, quer durch die tanzende Menge hindurch. Ohne Vorsicht walten zu lassen, denn dazu war sie nicht mehr fähig. So sehr beeinträchtigte dieses gefährliche grüne Zeugs ihre Wahrnehmung und ihren Gleichgewichtssinn. Aber es war ihr egal. Die Kollisionen mit diversen Körperteilen unterwegs spürte sie sowieso nicht mehr und einen Vorteil hatte das alles ja sowieso. Weil es ihr ohnehin nicht gelingen wollte sich gerade und ohne umzukippen fortzubewegen wurde sie auf dem Weg zur Bar wenigsten von den Körpern der tanzenden Leute abgefangen. Joey erging es ähnlich. Es schien so als wären hier alle so drauf wie die beiden Mädels. Gemeinsam bildeten sie ein instabiles Gebilde aus tanzenden Dominosteinen welches, würde man auch nur einen oder zwei entfernen in sich zusammenfallen würde. Eine Kettenreaktion mit ungewissem Ausgang wäre wohl die Folge. Nach schier endlosen Augenblicken erreichten die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz unbeschadet die lange Bar am hinteren Ende des Würfels. Gut, dachte sich Simone. Hier ist es ja. Mit zielgerichtetem Blick und den schemenhaften Umriss des Barmannes im Visier wankte sie mit Joey in der Hand schnellen aber unbeholfenen Schrittes auf das Zielobjekt zu, etwas zu flott und schlug mit ihrer Stirn auf der großen Theke vor der Bar auf und blieb einige Augenblicke reglos an der Theke hängen. Das Ganze hinterließ eine kleine Schramme oberhalb ihres linken Auges. Komisch zu beobachten war außerdem, dass es auch Joey so erging. Nur hatte die das Glück , auf Simones Schulter aufzuschlagen. Im selben Moment lichtete sich der blaue Nebel und die Laserlichter erloschen. Der Barmann, der Simones stürmische Ankunft mitverfolgt hatte trat vorsichtig einige Schritte näher an die beiden "Damen" heran.
"Aber hallo, hallo!", brüllte dieser mit extrem lauter und einer sehr bekannten Stimme. Aber Simone und Joey nahmen vorerst noch keine Notiz von ihm.
"Irre Siiimiii, Irrre, ja, ja ,ja...!", kreischte Joey und zog Simones Kopf an ihrem langen feuerroten Zopf unsanft von der Oberfläche der Theke nach hinten sodass diese sehen konnte was Joey gerade erspäht hatte.
"Guck dir diese Typen an, Simi, schau nur, schau! Alles voll die Chippendales! Hast du so was schon jemals gesehen auf einer Party?"
Unter normalen Umständen hätte Simone Joey, ob des Schmerzes den deren Haarreißaktion mit sich bringen hätte sollen, eine geknallt. Aber sie spürte den Schmerz ja nicht, also waren es keine normalen Umstände. Sie fühlte beinahe nichts mehr, schon gar nicht das Blut welches ihr in einem dünnen Rinnsaal über die Stirn lief und sich in ihrer linken Augenbrauen sammelte. Nur ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib als sie sah was Joey meinte. Auf dieser Party schienen beinahe ausnahmslos nur Männer zu sein und das von einem Kaliber, dass jeder halbwegs normalen Frau Hören und Sehen hätte vergehen können. Der pure Wahnwitz!
"Hallo meine Damen!"
Jetzt erst nahmen sie die eigenartig vertraute Stimme des Barmanns wahr und es durchfuhr sie wie die Offenbarung des Johannes. Es war - nein, ja...
Das war er! Johnny Depp! Als Barmann! War das nicht des Zufalls zuviel? Zuerst Brad Pitt und jetzt - Johnny Depp!
Simone konnte es trotz des starken Einflusses des Tunnelbreakers nicht so recht glauben. Wäre sie nicht so angetrunken gewesen hätte sie spätestens jetzt eine Panikattacke bekommen. So war sie nur angenehm überrascht und fand es sogar sehr aufregend. Joey erging es ebenso.
"Ist das hier eine Verarsche?", fragte Simone in einem belustigten Tonfall. "Sag mir, wo habt ihr alle diese schrägen Verkleidungen her. Oder nein - hihihi! Ich weiß schon, du bist der Bruder von diesem Brad-Freak, stimmts!", sagte Simone und war versucht ihre Erregung mit dem Griff nach einer Zigarette zu überspielen, unterließ es dann aber. Johnny zog nur die Augenbrauen nach oben und meinte trocken, dass er nicht der Bruder des erwähnten Freaks sei und das er keineswegs nachvollziehen konnte wie sie ihn mit diesem in Verbindung bringen konnte. Aber ein gutes Getränk könne er ihnen anbieten. Während er das sagte, löste sich ein kleiner Blutstropfen von Simones Augenbrauen und fiel in Zeitlupentempo auf die spiegelglatte Thekenoberfläche vor Johnny. Sein Blick wurde düster und für einen kurzen Moment konnte man seine wahre Natur erkennen, hinter der Fassade seiner Augen - glanzlos, animalisch und schrecklich.. Doch bevor dies nur irgendjemand bemerken konnte schloss er sie schnell, atmete tief durch und versuchte wieder freundlich und wie der echte Johnny zu wirken. Diese Vorgehensweise wäre jedoch im Prinzip nicht nötig gewesen, denn Joey und Simone waren ohnehin nicht in der Lage noch irgendwas zu bemerken, außer das warme Ziehen zwischen ihren Schenkeln wenn sie sich hier drinnen umsahen. Aber noch musste Johnny ein wenig Vorsicht walten lassen, noch waren die beiden Mädels nicht so weit...
"Ja- hihihi! Wir hätten glaube ich gerne noch einen Tunnelbreaker, ähm Johnny! Hihi...!", lallte Joey und stützte sich unbeholfen an der Bar ab. Sie wirkte dabei so als hätte sie gerade ein Betäubungspfeil getroffen. Und es stimmte, wäre sie irgendwo im offenen Raum gestanden hätte es sie vermutlich umgehauen.
"Tut mir leid meine Damen!", meinte Johnny höflich. "Tunnelbreaker gibts nur vorne am Eingang, wir haben hier nur "Bloodtwister". Wollen sich die Damen vielleicht einen genehmigen?" In Johnnys Stimme machte sich ein bedrohlich lauernder Unterton breit. Doch um diesen hätte wahrnehmen können, hätte man keinen Tunnelbreaker in der Blutbahn haben dürfen. So nickten die beiden "Damen" nur zustimmend und Joey machte einen kleinen Freudensprung: "Oh ja! Bloodtwister! Wie das schon klingt! Aufregend...!" Als ihre Beine wieder den Boden berührten hatte sie verfluchtes Glück, dass ihre weichen Knie noch dazu in der Lage waren den Sprung noch halbwegs abzufedern. Lediglich ein kleiner unbeholfener Griff nach Simones rechtem Arm genügte, um nicht auf dem Boden zu landen. Johnny beobachtete das sehr genau und leckte sich voll Vorfreude über seine blassen Lippen. Ja, er konnte wirklich froh sein, dass heute alles so reibungslos funktionierte. In der Box war eine nicht unwesentliche Anzahl köstlich knackiger Tussies vertreten. Seltsamerweise waren diese beinahe alle nicht mehr auf der gerade grün leuchtenden Tanzfläche anzutreffen! Aus zwei bestimmten Gründen. Den zweiten Grund stellte er den beiden Mädels gerade auf die Theke.
"Bitte sehr meine Damen! Lasst es euch schmecken!"
Doch Johnnys Glück und Vorfreude wurden plötzlich und völlig unerwartet einfach weggeblasen. Exakt in dem Moment als Joey schon das halbe Glas mit dem gefährlich roten Inhalt geleert hatte und Simone es gerade an ihre feuerroten Lippen führte, fiel das Glas ohne Vorwarnung aus deren Hand und Simone sackte blitzschnell in sich zusammen und landete ungebremst auf dem harten Boden vor der Bar, jedoch ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der kleine Aufprall an der Theke zuvor war eben nicht ohne Folgen geblieben. Simones Gehirn war inzwischen leicht angeschwollen, ihr war schwindlig und ihr war, wie jeder sehen konnte, kotzübel; denn sie hatte eine Gehirnerschütterung. Dieser Umstand führte dazu, dass sich ihr gesamter Mageninhalt vor der Theke auf den Boden ergoss und diesen an der betreffenden Stelle giftgrün einfärbte. Das war beinahe der gesamte Tunneltwister vor welchem Simone nun hockte und plötzlich von schlimmen Kopfschmerzen geplagt wurde. Mit den Kopfschmerzen machte sich auch wieder eine gewisse Klarheit in ihren Gedanken breit. Bevor diese Klarheit jedoch ein wenig Licht in ihren Verstand bringen würde zog sie sich an der Theke nach oben und teilte einer inzwischen schon unzurechnungsfähigen Joey und einem erschrocken aussehenden Johnny mit, dass sie schnell die Toilette aufsuchen würde um sich kurz zu erfrischen. Als sie sich wie in Trance von der Bar abwenden wollte beugte sich Johnny, der die Situation noch irgendwie retten wollte, über die Theke und versuchte sie an der Schulter zurückzuhalten.
"Hey meine Dame!" Hier nimm doch diesen Tunnelbreaker den ich eigentlich für mich zurückbehalten habe! Nimm ihn, dann wird es dir gleich wieder besser gehen!"
Aber jenes gerade wieder aktiv gewordene Gehirnareal in Simones Kopf dachte nicht im Traum daran. Wütend riss sie sich los und präsentierte Johnny, einem starken inneren Bedürfnis folgend, den erhobenen Mittelfinger ihrer Linken Hand. "Das kommt vom Herzen Arschloch!", keifte sie und wandte sich von ihm ab.
Ja, Simone war beinahe schon wieder sie selbst wie Johnny zu seinem Unbehagen feststellen musste. Er konnte nichts machen, zunächst einmal, aber dieses Mädel musste von nun an im Auge behalten werden. Als Simone wankend im tanzenden Männerrudel verschwand betätigte er eine roten Knopf unter der Thekeninnenseite und wandte sich gleich wieder der anderen Tussie zu - Joey. Blauer Nebel stieg auf und die Laser durchschnitten wieder den gesamten Raum...

Das Erwachen...

Mit getrübtem Blick und einem starken pulsierenden Schmerz in ihrem Kopf stand Simone völlig aufgelöst und zutiefst überrascht auf der übertrieben sauberen Damentoilette dieses riesigen Undings. Mit hängendem Kopf beugte sich über das unbenutzt aussehende Waschbecken um sich abermals zu übergeben. Sie würgte den letzten Rest des Tunnelbreaker hervor und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stelle wo ihr Kopf vor einigen Minuten auf der Theke aufgeschlagen war. Es fühlte sich nass an und sie bemerkte erst in diesem Augenblick die Wunde oder ihrem linken Auge. Erstaunt begutachtete sie den kleinen Riss aus dem noch immer ein wenig Blut strömte im Spiegel und musste erschrocken feststellen, dass ihre Gesichtsmuskeln wie gelähmt zu sein schienen. Im grellen Licht der Damentoilette ähnelte das ganze stark dem Antlitz einer schlecht gemachten Porzellanpuppe, selbst ihre Augen glänzten auf diese leblose stundenglasartige Art und Weise. Sie sah aus wie ein Zombie. All ihre Attraktivität war wie weggewischt. Fort! Was war nur los mit ihr, fragte sie sich. Die vergangene Viertelstunde war plötzlich so weít entfernt und sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an diesen Zeitabschnitt erinnern. Nur eine Sache konnte sie noch mit Gewissheit sagen. Dieses grüne Gesöff war brandgefährlich. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran wie bei ihr schon einige Sekunden nach dessen Konsum alle Lichtlein ausgegangen waren und sie wie eine leere willenlose Hülle von diesem Brad-Typen, der sie "Schnucki" genannt hatte, in die Box geschleust wurde, zusammen mit Joey - danach wurde es dunkel. Wie sehr sie sich auch anstrengte, an die Ereignisse danach hatte sie absolut keine Erinnerung mehr. Nicht an die Bar, nicht an Johnny und an Joey die wie eine irre Glucke und mit gierigem Blick die Männer ringsum beäugte. Alles war wie weggeblasen. Es war schrecklich! Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Joey in Gefahr war. Aber wo war Joey überhaupt? Simone wusste es nicht. Ihr Erinnerungsvermögen setzte erst ab dem Moment wieder ein als sie die Toilette erreicht hatte. Was war nur los? Panik machte sich in ihr breit und sie beschloss erstmal gar nichts zu tun und sich einfach nur auf den blitzblanken fast peinlich sauberen schneeweißen Toilettenboden hinzusetzten. Durchatmen musste sie, einfach durchatmen und entscheiden was sie als nächstes tun sollte. Während sie das tat, drehte sich die kleine Kamera in einer der Deckenleuchten so, dass sich Simone wieder in deren Fokus befand. Ihr blieb das jedoch verborgen. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern was passiert war. Nach endlos scheinenden Minuten entschloss sie sich schließlich dazu, trotz ihrer immensen Kopfschmerzen wieder in den von lauter Musik durchdrungenen Raum jenseits der weißen Toilettentüre zu wagen. Sie musste ja schon einmal dort gewesen sein, dachte sie sich, sonst wäre sie ja jetzt nicht hier auf dem WC. Ingeheim hoffte sie, dass die Wunde auf ihrer Stirn der Grund für ihre Amnesie war. Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das war ein arger Trugschluss.
Als sie die Toilette mit schweren Schritten ein Stück weit hinter sich gelassen hatte und aus dem Gang, welcher zu dieser führte, wieder in den gerammelt vollen Partybereich trat, stach ihr gleich ins Auge, dass sich hier drinnen scheinbar ausschließlich nur gut aussehende Männer tummelten. Sollte das ein schlechter Scherz sein! War dies eine Modelparty - nur für männliche Models? Es stockte ihr der Atem als George Clooney mit einem breiten aber doch nicht freundlichen Grinsen an ihr vorüber schritt. Sie konnte nicht umhin ihm nachzugaffen. Mit offenem Mund. "Okay Süße! Draußen Pitt, hier Clooney...! Das ist mehr als nur ein Zufall!", dachte sie erstaunt. Zu ihrem Glück konnte sie sich an Johnny nicht mehr erinnern. Als sie daraufhin die sie umgebenden anderen Männer genauer inspizierte beschlich sie das Gefühl, dass hier alles so war um ihr, um allen Frauen auf dieser den Kopf zu verdrehen. Lauter gestählte und durchtrainierte Männerkörper, wohin man den Blick auch schweifen ließ. Alle hübsch, alle sexy. Zum Dahinschmachten. Simone hatte zwar den Verdacht aber noch nicht die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Und sie hatte recht. Und dies hier war natürlich alles kein Zufall, es gehörte zum Plan - außer einer winzig kleinen Sache. Und diese Sache war nämlich die, dass sie beinahe wieder völlig nüchtern und mit relativ klarem Verstand hier durch diese schwarze Box wandelte. Als sie noch ein Stück weiter gegangen war und die Musik noch lauter wurde als sie das jemals erlebt hatte, glaubte sie, dass ihr jeden Moment der Schädel bersten würde. Sie konnte kaum noch etwas sehen und ihr wurde abermals übel. So sah sie sich plötzlich dazu gezwungen so schnell es nur irgendwie ging einen Sitzplatz zu finden. Irgend einen! Egal welchen! Der Zufall wollte es so, dass sie jedoch nicht weit zu gehen brauchte. Im hinter Teil der Box, in Toilettenähe, wo sie sich gerade befand, gab es eine große Anzahl von kleinen niederen Sofastühlen mit dazu passenden runden Beistelltischchen. Diese sahen zwar so aus als wären sie nicht zum längeren Verweilen bestimmt, aber für Simones Zweck waren sie genau richtig. Bevor sie glaubte vor Schmerzen ohnmächtig zu werden, erreichte sie einen freien Platz und ließ sich ohne ihr Gewicht zu bremsen einfach in einen der Sofasessel plumpsen. Und da hockte sie nun. Gleich als sie sich gesetzt hatte wurden ihre Kopfschmerzen einen Grad besser und sie war wieder dazu in der Lage die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Abermals erschrak sie. Auf den Sitzplätzen saßen nur lauter Frauen, auch neben ihr am Tisch. Bei näherer Betrachtung stieg pures Entsetzten in ihr hoch. Diese und scheinbar jede andere dieser Frauen hatte einen Gesichtsausdruck wie sie bei sich selbst am Klo bemerkt hatte. Nur lief ihnen zusätzlich weißer Sabber aus den nach unten gezogenen Mundwinkeln, so als hätten sie Tollwut. Was Simone nicht wissen konnte: Das war das Ergebnis des Bloodwisters, der zweiten Stufe des ihr unbekannten Planes. Zudem drängten sich ihr nun sowieso immer mehr Fragen auf welche dringend beantwortet werden wollten. Beispiel: Zum ersten: "Was ging denn hier ab?" Zum zweiten: " Wo zum Kuckuck war Joey?" Die Tussies ringsum, dessen war sie sich 100%ig sicher, brauchte sie erst gar nicht um eine Antwort auf eine der unzähligen Fragen, welche ihr in diesem Moment durch den dröhnende Schädel schossen, zu bemühen. Als ihr Blick beiläufig an ihrer sabbernden Tischgenossin vorbei, rüber zur Tanzfläche hüpfte und dabei einen Tisch unweit von dem ihren, flüchtig streifte, musste sie mit noch größerem Entsetzten feststellen, dass dort Leonardo di Caprio mit einer dieser Frauen am Tisch saß und dass er nunmehr sie mit einem wilden, Furcht einflößenden Blick anstarrte. Nur wenige Augenblicke konnte Simone diesem wilden Blick standhalten. Mehr war auch nicht nötig um ein paar kleine Einzelheiten aufzuschnappen. Sie sah, dass seine Hände zwischen den Beinen dieser sabbernden Tussie rumfummelten und kurz nach dem Simone ihren Blick abgewendet hatte, erhoben sich die beiden Turteltäubchen und verließen den Partyraum durch eine schwarze Nebentüre unweit von ihr. Es war das selben rote Symbol auf der Außenseite zu erkennen wie anfangs auf dem Eingangstor. Im selben Moment da sie sich fragen wollte wohin die denn nun gegangen waren, setzte sich niemand geringerer als Johnny Depp zu ihr an den Tisch und stellte ihr ein Glas mit giftgrünem Inhalt unter das erschrockenen Gesicht. "Genug!", dachte sich Simone. Das war zu viel. Obwohl sie sich nicht mehr an vorhin an der Bar erinnern konnte, wusste sie sehr wohl worum es sich bei diesem grünen Gesöff handelte. Johnnys durchdringender Blick schien ihr klar zu verstehen zu geben, dass sie dies nun zu trinken hatte. Simone wollte nicht, stand blitzartig auf und torkelte so schnell sie ihre Beine tragen konnte und ohne das sich Johnny die Mühe machte ihr zu folgen, wieder in Richtung Damentoiletten. Die Kopfschmerzen kehrten unvermittelt auf Ausgangsniveau zurück und bevor sie die Türe erreicht hatte ergoss sich ein, von einem säuerlichen Geschmack begleitetes, übelriechendes Gemisch aus Magensaft und Galle direkt auf ihre teuren Lackstiefeletten. Diese Tatsache konnte sie nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie, die im normalen Alltag allergisch auf jede auch noch so geringe Verunreinigung ihrer Kleidung reagierte, stolperte dem gegenüber vollkommen gleichgültig, mit getrübtem Blick in das grell beleuchtete, von ihrem letzten Besuch besudelte aber ansonsten unberührte WC dieser Horrorbox. Genau das dachte sie - Horrorbox. Im selben Zeitraum da sie sich ihr weiteres Vorgehen überlegte erbrach sie noch weitere 2 mal sich zitternd am Waschbecken abstützend in selbiges und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie unbedingt hier raus musste. Schnell weg. Sie wollte keinem Richard Geere begegnen, keinem Heathe Legder oder sonst wem. Sie wollte ihre überdrehte Freundin finden und dieses Gruselkabinett so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ihren Enkelkindern wollte sie davon erzählen können, aber nicht hier drinnen draufgehen. Der letzte Gedanke erschien ihr selbst unweigerlich seltsam, jedoch war es so, dass es sich bei diesem Gedankenspiel keineswegs um ein abwegiges handelte. Sie war dem Tod näher als sie dachte. Einem absonderlich grausamen Tod, jedoch noch nicht so nahe wie ihre Freundin Joey, wie sie in naher Zukunft feststellen würde. Abermals fasste Simone ihren gesamten Mut zusammen, wankte zurück zu jener weißen Türe welche sie vor diesem Wahnsinn da draußen abschirmte und wagte es, als sie dort war diese nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unterdessen schweißgebadet lugte sie durch den kleinen Spalt und versuchte zu eruieren, ob dieser Johnny noch auf ihren Platz saß. Er war nicht mehr dort, konnte sie zu ihrer Beruhigung feststellen. Nur das Glas mit dem giftigen Inhalt stand noch einsam dort und als sie den ersten zaghaften Schritt zurück in die Partyzone setzte, sah sie noch beiläufig wie dieser Johnny-Typ gemeinsam mit einer sabbernden Joey eilig durch diese schwarze Nebentüre, durch die schon Leonardo seine Abgang gemacht hatte, verschwand. Dann stieg wieder blauer Nebel auf und unglaublich viele Laserlichter durchschnitten die Luft. Simone beschloss, Joey zu folgen...

Let your Eggs rockt...

Die schwarze Türe lag nun hinter ihr und Simone befand sich völlig überraschend auf einem Gang der so lang war, dass wenn man von den Außenabmessungen diesen Undings ausging, nicht so sein konnte wie er eben war. Waren es 100 Meter? Waren es 200 Meter? Egal, dachte sich Simone. Es schien nun unwichtig wie lange er war, warum er so war, es zählte nur noch das er so war. Unmöglich lang. 100te ebenfalls schwarze Türen mit dem Symbol der Schwarzen Witwe verziert, zweigten links und rechts vom Gang ab. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf kündeten von einem Ereignis, welches ihr den Bruchteil einer Sekunde später abermals die Stiefeletten hinab lief. Sie übergab sich schon wieder. Und plötzlich waren die Kopfschmerzen verschwunden. Ehe sie sich darüber freuen konnte vernahm sie ein Geräusch welches irgendwie und auf schreckliche Art und Weise an das Platzen eines Käfers erinnerte. Simone kannte dieses Geräusch noch aus ihren Kindheitstagen, als sie zusammen mit ihrem Bruder dutzende Junikäfer in einem Nylonstrumpf gegen eine Hausmauer schnalzen ließ. Ein ekliges Geräusch und es kam von der Türe neben der sie gerade stand. Von der linken Türe. Eine unbändige Neugierde erwachte in ihr und seltsamer Weise völlig furchtlos, legte sie ihre linke Hand vorsichtig auf die silberne Klinke der schwarzen Türe und drückte sie geräuschlos nach unten. Dann beugte sie sich ein wenig nach vorne, gerade so weit, dass sie einen kleinen Blick in das ominöse Zimmer dahinter werfen konnte. Was sie dann sah, ließ ihr Herz einen kleinen Sprung machen...
Ein keuchender Leonardo lag scheinbar völlig erschöpft und auf bemerkenswerte Art aufgebläht vor dieser sabbernden Tussie von vorhin auf einem blutüberströmten Fliesenboden. Simone konnte gar keinen Gedanken mehr darauf verwenden sich zu fragen, welch ein Zufall hierbei wohl mitspielte, dass sie genau jenes Zimmer mit Di Caprio erwischt hatte. Abwechselnd starrte sie fassungslos auf Leonardo, dessen Hinterteil sich immer weiter aufblähte und auf diese Tussie deren Bauch sich schon so weit aufgebläht hatte, dass er eben jenes Geräusch produziert hatte welches sie angelockt hatte und somit dafür verantwortlich war, dass sie sich das hier mit ansehen musste. Simones lückenhaftes Verständnis von der Natur und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen war in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr noch, sie glaubte sie hätte nie eines gehabt. Um diese Erkenntnis zu untermauern explodierte Leonardos Kopf und etwas neues, nie gekanntes, thronte anstatt Leonardos Kopf auf dem kläglichen Rest des nunmehr immer weniger einem Menschenkörper ähnlich sehenden, pulsierenden - Hinterleib!!!
"Joey!", dachte Simone. Hätte sie gewusst, das dies hier die dritte Stufte des ihr unbekannten Planes war und wofür die beiden andern, nämlich der Tunnelbreaker und der Bloodtwister gut waren, hätten sie sich niemals hier rein gewagt. Doch um zu begreifen warum die beiden Getränke vor diesem finalen Akt, dem sie gerade beiwohnte, so wichtig waren, hätte sie jemanden fragen müssen. Aber hätten ihr diese Informationen etwas genützt? Hätte sie es besser ertragen können, hiervon Zeuge zu sein? Zu sehen, dass der Bauch der sabbernden Tussie gerade vollends aufbrach und dutzende handballengroße schwarze Spinnen aus ihrem Leib drangen. Sich hungrig und scheinbar unersättlich über den Rest der Frau und Leonardo hermachten. Dabei quietschten und auf unerträgliche Art schmatzten und sie dabei anstarrten, sie als nächstes Opfer erkennend - falls sie sich nicht schleunigst aus dem Staub machen würde? Hätte es was gebracht zu wissen, das das grüne Zeug die Sinne trüben und sexuell stimulieren sollte und dass der Bloodtwister dazu führte, dass die Eierstöcke alle noch darin enthaltenen Eier auf einmal auswarfen, damit sie letztlich allesamt von dem teuflischen Sperma der Spinnenmänner befruchtet werden konnten damit dann das hier zum Vorschein kam? Nein, es hätte ihr nichts gebracht! Was hätte ihr denn was gebracht? Zu Laufen zum Beispiel! Zu Rennen wie niemals zuvor. Und das tat sie. Simone schlug die Tür ins Schloss, ließ die Spinnen zurück und rannte so schnell wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Nur wohin? Längst war ihr klar geworden, dass Joey verloren war, längst hatte sie eingesehen, dass dies höchstwahrscheinlich auch ihre letzte Party gewesen war. Als sie keuchend in den Partyraum zurückkehrte, rannte sie einfach weiter, auf direktem Weg zum Eingangstor. Von dutzenden argwöhnischen und hasserfüllten Blicken verfolgt, erreichte sie es. Simone schrie, Simone setzte ihre gesamte Kraft ein. Doch egal wie sehr sie es auch wollte, die Tür ließ sich von innen nicht öffnen. Sie begann noch lauter kreischen und zu toben. Und in ihrer finalen Verzweiflung fing sie damit an, gegen dieses scheiß Tor zu hämmern, mit den Händen mit den Füssen, mit all ihrem Eifer - vergebens. Dann als sie von innerer Panik angetrieben, dazu über ging, sogar mit dem Kopf gegen die Türe zu hämmern spürte sie auf einmal eine wärmende Hand auf ihrer Schulter. So als wollte sie ihr Trost spenden. Dann drehte sie sich um und begann zu weinen...
" Bist du dir nicht sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Tunnelbreaker...", sagte eine sehr bekannte Stimme und Brads dämliches Grinsen brannte sich in Simones Gehirn. Jedoch nicht mehr für lange.
Let your Eggs rock...
 
Die Partybox von Markus Pließnig


Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, einem Partyflyer welchen ihr ein Unbekannter Schönling ein paar Tage zuvor in der Fussgängerzone in die Hand gedrückt hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Reisverschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt den so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr künstlich gelangweilt.
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", mit diesen bewusst scharf (zickig) gesprochenen Worten versuchte sie nun, so wie es unter Freundinnen manchmal so üblich ist, Joey ein wenig aus der Reserve zu locken. Und wie funktionierte das am Besten? Indem man so tat als würde einem die ganze Misere nicht mehr bekümmern und darüber hinaus, dem Gegenüber zu verstehen gab, dass dieser sich absolut umsonst und übermäßig aufregte - zumindest in Simones Gedankenwelt sah das so aus. Und es gelang ihr tatsächlich prompt Joeys Groll noch weiter anzuspornen.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkocht (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Denn was dachte sich Joey nur dabei sich so aufzuregen! Simone war es doch die diese Idee und den Flyer hatte. Joey war nur die Auserwählte, sie hatte gefälligst froh zu sein in den Genuss dieses Privileges zu kommen. Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen mich zu begleiten und zweitens werden wir schon noch hinkommen und drittens..."
Bevor Simone ihre Aufzählung noch weiter ausdehnen konnte, war ein leises, den beiden jedoch sehr vertrautes Dröhnen zu hören. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Simone und Joey sahen sich wissend in die Augen. Beide werteten dieses Dröhnen richtig als das tiefe Grummeln einer Bassdrum.
"Bingo Schätzchen! Ich sagte es dir doch, wir kommen da hin!", triumphierte Simone und der ganze Ärger von eben war Vergangenheit. Hektisch fingerte sie in ihrer weißen "Pradahandtasche" nach ihren Zigaretten und fragte Joey nach einem Feuerzeug.
"Weißt du was Joey?", sagte Simone während sie sich ihre Zigarette anzündete, "Ich sage dir, dass wird sicher geil heute, wetten?"
Joeys blauen Augen blitzten im Feuerschein kurz auf und Simone war sehr zufrieden als sie diesen berüchtigten "Na klar!" Blick ihrer Lieblingspartyfreundin Joey registrierte. Denn zum Feiern war Joey einfach die Beste. Nicht nur , dass mit ihr jede Menge Spass haben konnte, sie war es auch ein wahrer Männermagnet. Dieses blonde Luder, dachte sich Simone. Und das war wesentlich, denn Simone musste sich schon gehörig die Nase pudern um einen Typen aufzureißen. Nicht das Simone nicht gut aussah. Nein, sie sah sogar verdammt gut aus, das würde jeder Mann sofort bestätigen. Nur neigte sie leider dazu ein wenig arrogant zu wirken - auf die Männerwelt, unnahbar geradezu. Deshalb traute sich keiner sie anzusprechen. Nicht so bei Joey, denn die brauchte man gar nicht anzusprechen. Ohne sich groß Gedanken zu machen warf sie sich in die Menge, tanzte einfach so irgendwelche gut aussehenden Typen an und am Ende war auch für Simone einer dabei. Praktisch.
"Siehst du das Simi? Siehst du das?", röhrte Joey aufgeregt. Ja, Simone konnte es sehen. Mitten im Wald stand ein ca 15x15 Meter großer schwarzer Würfel. Einfach so.
"Das muss es sein Simi!", Joeys Stimme hatte einen gehörigen "Overflow" und klang somit extrem schrill. Während Simone bewusst gelassen den letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, zog sich Joey ihre wärmende pinke Zippjacke aus und schüttelte ihre blonde Mähne einmal kräftig durch. Simone staunte nicht schlecht, als unter der Jacke das wahrscheinlich knappste Oberteil der Welt zum Vorschein kam. Nicht schlecht, dachte sie sich. So wie Joey angezogen ist wird das bei ihr heute sicher noch was mit dem Poppen...
Simones Blick verweilte noch eine Zeit lang gebannt auf Joeys riesigem Ausschnitt. Also, wenn sie ein Mann wäre...
Aber dann streifte ihr Blick wieder dieses riesige Ding hier mitten im Nirgendwo. Mitten im Dschungel könnte man sagen. Irgendwie war das schon unheimlich.
Denn was sollte bitteschön dieser riesige schwarze Block hier im Wald? Welcher gottverdammte Freak würde sich denn so etwas antun? Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Wie lange man wohl dazu gebraucht haben mochte dieses riesige Teil hier aufzubauen? Und das für eine illegale Party. Schon verrückt!
Doch bevor Simone ihre Bedenken äußern konnte stand Joey schon direkt vor diesem monströsen Ding und suchte schnurstracks nach dem Eingang.
"Hey Simi! Wie man da wohl reinkommt? Ist ja voll irre, das Teil!", krächzte Joey. Ihre Stimme wurde vor lauter Aufregung immer schriller. Ein arger schräger Unterton hatte sich in ihren Stimmbändern eingenistet. Für Simone aber, war das völlig normal. Schließlich kannte sie ja ihre Joey. Diese Frau war so abgedreht, das gab es kein zweites Mal. Nicht verwunderlich, dass die sich nicht wunderte so ein abgefahrenes Teil hier anzutreffen.
"Keine Ahnung Schatz, geh doch einfach mal drum herum!", riet Simone vorsichtshalber. Eine innere Stimme gebot ihr, dass es besser wäre einfach hier stehen zu bleiben. Man konnte ja nicht sagen was hier wirklich los war. Freilich es klang alles verdammt nach Party, aber...
"Hey Simi! Hier drüben kommt man rein, du wirst nicht glauben wer hier ist! Hey Simi, los komm schon her du Angsthäschen!"
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch kam Simone der schrillen Aufforderung ihrer Freundin nach. Als sie schließlich vor dem Eingang angekommen war staunte sie nicht schlecht. Zunächst einmal war sie überwältigt von der schieren Größe dieses Kastens, der sogleich man vor ihm stand noch viel riesiger wirkte als man es aus einiger Entfernung für möglich gehalten hätte. Und außerdem war der Türsteher (oder Ticketverkäufer) oder sonst was, niemand geringerer als Brad Pitt. Oder täuschte sie sich da! Zugegeben, eine ziemlich "strange" Version von Brad, aber: War er das nicht?
Brad schien irgendwie bemerkt zu haben, für wen Simone und Joey ihn hielten. Also bemühte er sich gleich darum reinen Tisch zu machen.
"Hey ihr zwei Mädels, ich weiß genau was ihr jetzt denkt! Aber nein, ich bin nicht Brad Pitt! Ich sehe ihm nur verdammt ähnlich, wisst ihr!"
Verflucht ähnlich fand Simone. Von seinen vielen Piercings und dem schrägen Outfit einmal abgesehen. Als Simone dieses brillant gute Brad-Double genauer musterte und seine seltsame rosa Glockenhose bemerkte, musste sie beinahe lachen. In allerletzter Sekunde verbiss sie sich diese unhöfliche Ausdrucksform und fingerte sozusagen um sich selbst abzulenken in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Joey griff gleich ebenfalls nach einer Kippe und bot Simone abermals ihr Feuerzeug an. Brad beobachtete sie genauestens und konnte es nicht unterlassen sich begierig über die Lippen zu lecken als er sich in Joeys Ausschnitt verlor.
"Ja, ähm, Mädels! Dann mal rein mit euch würde ich sagen! Nicht?", Brad musste sich räuspern als sich Joey ein klein wenig weiter nach vorne beugte um einen der Flyer auf dem Tisch hinter dem Brad lässig posierte genauer zu betrachten.
"Aber ähm, seht her meine Süßen! Bevor ich euch reinlassen kann, müsst ihr euch noch einen Willkommensdrink genehmigen!", Brad griff unter den Tisch und stellte den Mädels unerwarteterweise 2 Getränkeflaschen hin. So ein eklig aussehendes grünes Zeug. Simone war bei diesem Anblick nicht ganz wohl zumute. Es sah einfach total abartig aus, irgendwie gefährlich grün. Für sie zumindest - bevor sie jedoch auch nur daran denken konnte sich zu erkundigen, worum es sich bei diesem Getränk denn handelte, hatte Joey auch schon die Flasche geöffnet und nahm einen ausgiebigen Schluck von deren Inhalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Verflixt noch mal, durchfuhr es Simone, dieses Weib war doch so unvorsichtig und so unüberlegt.
"Was ist den mit dir meine Süße?", Brads beinahe schon strenger Blick fixierte die Flasche welcher für Simone bestimmt war und noch unberührt vor ihr am Tisch stand:" Wird das heute noch was?", forderte er in einem Tonfall der Simone ganz und gar nicht gefallen wollte. Dazu grinste dieser Brad-Typ auch noch blöd. Simone fragte sich was mit diesem Kerl eigentlich los war. Sah aus wie Brad Pitt und machte hier einen auf Vollidioten. Was konnte er denn sonst sein? Kein normaler Typ würde ein Mädchen so bescheuert dazu auffordern aus einer Flasche zu trinken. Und dazu noch in diesem barschen Befehlston.
"Was ist denn das eigentlich da in dieser Flasche?", hörte sich Simone fragen.
"Ach mach dir keinen Kopf Simi, schmeckt total lecker!"
Ah ja Joey war ja auch noch da. Aber auf deren Urteil wollte sich Simone nun wirklich nicht verlassen. Alles hier war einfach zu schräg, zu irre, um nicht skeptisch zu werden. Irgendwie bereute sie es in diesem Moment ein wenig jemals hierher gekommen zu sein. Aber: Was Simone in diesem Augenblick noch nicht wusste war, dass es zumindest in diesem Moment alles noch recht gut lief für die beiden Mädels - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet.
"Hey Süße! Das ist unsere Eintrittskarte! Das musst du einfach trinken wenn du in die Box rein willst!"
"Aja, aber das beantwortet nicht meine Frage!", Simone nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch provozierend in das Gesicht dieses Brad-Typen.
"Und was ich noch wissen will! Was treibt jemanden dazu für eine illegale Party so einen irrsinnigen Aufwand zu betreiben!", als Simone so sprach, bemerkte sie im Augenwinkel, dass Joey einen leichten Ausfallschritt machte und sich an die Schläfe fasste.
"Hey Simi! Das Gesöff ist der reinste Wahnsinn, ach trink doch auch was davon, ist totaaal gut!". Joeys darauf folgendes Lachen erinnerte stark an das einer manischen Frau auf Extasy befand Simone. Bei Joey nichts Ungewöhnliches! Nur nicht nach dem Konsum eines alkoholischen Getränks! Und Pillen hatte sie ja auch keine genommen, oder?
Verflucht auch. Aber als Simone sich gerade an ihre Freundin wenden wollte beantwortete Brad ihre Frage. In einem ruhigen und beinahe zärtlichen Tonfall:" Bist du dir sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Und wie du bei deiner Freundin gut sehen kannst ist der Name Programm!"
Simone hasste Leute welche sie nicht kannten und gleich als "Schnucki" bezeichneten.
Und Brad stockte kurz als ihn Simone daraufhin mit einem geringschätzigen Blick abstrafte.
"Also gut Süße! Das Zeug ist in etwa mit Absinth zu vergleichen! Mit einer derben Mischung - ist unser Special hier! Wart mal ab bist du siehst wie die Tussies da drin - äh ich meine die Leute da drin abgehen.!", Brads Augen funkelten geheimnisvoll auf.
"Nun ja, dann gib mir halt die Flasche!", zischte Simone. Als Spielverderberin wollte sie nicht dastehen. Obendrein war sie es doch die dafür gesorgt hatte, dass sie und Joey jetzt hier vor diesem schwarzen Ungetüm standen. Mit triumphierender Geste händigte ihr Brad die Flasche mit dem gefährlich grünen Inhalt aus und grinste besonders dämlich. Simone war angewidert von dessen abnormaler Färbung, deshalb vermied sie es noch, gleich davon zu kosten.
"Aber wer steckt hinter dieser ganzen Veranstaltung? Würde mich nur interessieren."
"Ja äh, woher weißt du denn von der Party!", erkundigte sich der Brad Pitt Verschnitt in einem geradezu unschuldigen Tonfall.
"Von einem Typen auf der Straße, de gab mir so `nen Flyer und..."
"Hey Süße! Wir sind jetzt schon so was wie eine lebende Legende wenn es um illegal Festchen geht, verstehst du? Wenn du zuhause bist schau doch mal im Internet nach, ja!", Brad hatte scheinbar so was wie ein geniales Geschick dafür auf gezielte Fragen keine pointierte Antwort geben zu können. Simone nervte der Typ schon gewaltig. Aber die Internetadresse wollte sie dennoch haben und gleich testen. Der Typ schien scheinbar nicht zu wissen, dass man heutzutage ein Smartphone dabei hat und nicht erst daheim sein muss, um ins Netz gehen zu können. So erkundigte sie sich nach der Adresse, warf ihre Zigarette vor den Typen auf den Boden und zerrte Joey an Brad vorbei ein Stück weit vom Würfel weg. Die Flasche und Joey in der einen Hand das Handy in der anderen.
"Vergiss nicht Süße, du hältst deine Eintrittskarte in den Händen und ich kann dich sehen! Also nicht wegschütten!", hörte Simone Brad noch rufen.
"Ja ja du Freak...", grummelte Simone als sie die Internetadresse eingab.
"Mist Joey! Ich krieg hier keine Verbindung in diesem scheiß Wald..."
"Waaas? Keinen Anschluss? Hihihi! E.T will heim was?"; Joey beendete diesen Satz mit einem irren Lachen. Simone bereute es immer mehr hier zu sein. Irgendwie bekam sie heute keine Stimmung zusammen. Aber vielleicht würde sich das ja ändern, wenn sie einfach dieses grüne Zeugs in sich hineinkippte. Sie drehte sich so, dass Brad sie sehen konnte, fasste allen Mut zusammen, öffnete die Flasche und kippte das Zeug in ihren Rachen. Alles auf einmal. Und: Ja - es war in der Tat köstlich und just ein paar Sekunden später machte sich eine Leichtigkeit in ihr breit wie sie sie noch niemals zuvor in ihrem Leben empfunden hatte. Easy living!!!
Simone bemerkte gar nicht, dass Brad, der sie dabei genauestens beobachtete, sich zufrieden über seine blassen Lippen leckte. Ja: Zufrieden konnte er sein! Wieder ein paar Mädels für die Würfelpartie! Für die Partybox - 2 leckere, fruchtige Edeltussies.
"Let your Eggs rock!"

Im Partywürfel...

Kurz darauf torkelten Joey und Simone auch schon gemeinsam, sich gegenseitig Halt gebend, durch den schmalen Korridor des Eingangsbereiches des großen schwarzen Würfels. Dicht gefolgt von Brad, der mit einer Art überdimensionaler Fernbedienung in der Hand auf ein großes rotes Symbol (welches stark an die Zeichnung am Hinterleib einer schwarzen Witwe erinnerte) direkt vor ihnen auf der schwarzen Wand oberhalb eines massiven Stahltores zielte. Hinter diesem schweren Tor dröhnte und poltere es gewaltig. Ja, man konnte es hören, da drin wurde ordentlich gefeiert, dachte sich Simone und war inzwischen etwa in der gleichen Verfassung wie ihre Lieblingpartyfreundin Joey und begann jedes mal wenn sie diese auch nur flüchtig ansah, lautstark und schrill zu lachen. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch der Rest ihres Verstandes gerade dabei sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Adieu!!!
"Hey Schätzchen, mein Knuddelwuddel - Tussiebärli, hahahah...!", grölte Simone während sich vor ihnen das schwarze Tor öffnete. Langsam kletterte es nach oben und mit jedem Zentimeter den es sich hob, trat mehr Licht in den Korridor und die Musik wurde immer lauter. Beinahe schon unerträglich laut. In Simones Kopf begann es leicht zu pochen. Aber der Tunnelbreaker in ihrer Blutbahn ermöglichte es ihr diese Tatsache gekonnt zu ignorieren - vorerst. Simones Blick war starr nach vorne gerichtet und hinter diesem Tor, im Inneren des Partybox konnte Simone schemenhaft dutzende wild tanzende Menschen erkennen. Als beide unter dem Tor durch waren, standen sie nun überwältigt und beinahe atemlos mitten in einem grellen, mit unzähligen Scheinwerfen bestückten Partyraum, welcher einem einfach keinen Grund zum Meckern gab. Party Deluxe!
"Viel Spass meine Schnuckis!", rief ihnen Brad lakonisch grinsend zu und das Tor senkte sich wieder langsam. Warum es sich senkte und aus welchem Grund es existierte war beiden Mädels so ziemlich egal und während es schließlich von einem tiefen Knarren begleitet im Schließmechanismus der Bodenplatte unter dem Tor einrastete, glaubte Simone im Paradies angelangt zu sein. Jawohl, Simone und Joey waren nun endlich da wo sie hinwollten und fühlten sich wie der Mittelpunkt dieses Partyuniversums. Es hat sich doch ausgezahlt kreischte eine hoch erregte Simone die sich daran aber schon bald nicht mehr erinnern würde können. Joey sah sie an und beide wussten was zu tun war. Die Bar musste gefunden werden um sich noch einen von diesen leckeren Tunnelbreakern zu ergattern. Simone fand, ebenso wie Joey, dass dieses Getränk der volle Bringer war. Echt total köstlich und man wurde so herrlich breit davon. Aber nicht auf einen unangenehme Art. Simones Augen wanderten suchend durch die Box und genau in dem Moment da sie glaubte die Bar gesichtet zu haben, wurde eine gigantische Nebelmaschine betätigt und der gesamte Raum füllte sich binnen einiger Sekunden vollends mit dickem blauen Nebel. Beinahe gleichzeitig ging ein wahres Trommelfeuer von Laserlichtern durch den gesamten Discobereich. Es war nunmehr geradezu unmöglich auch nur noch irgendwas zu erkennen - es herrschte höchste Epilepsie-Warnstufe. Und Simone hatte die Bar natürlich aus den Augen verloren. Trotzdem meinte sie noch die ungefähre Richtung zu kennen, packte Joey am Arm und schleppte sie kurzerhand mit, quer durch die tanzende Menge hindurch. Ohne Vorsicht walten zu lassen, denn dazu war sie nicht mehr fähig. So sehr beeinträchtigte dieses gefährliche grüne Zeugs ihre Wahrnehmung und ihren Gleichgewichtssinn. Aber es war ihr egal. Die Kollisionen mit diversen Körperteilen unterwegs spürte sie sowieso nicht mehr und einen Vorteil hatte das alles ja sowieso. Weil es ihr ohnehin nicht gelingen wollte sich gerade und ohne umzukippen fortzubewegen wurde sie auf dem Weg zur Bar wenigsten von den Körpern der tanzenden Leute abgefangen. Joey erging es ähnlich. Es schien so als wären hier alle so drauf wie die beiden Mädels. Gemeinsam bildeten sie ein instabiles Gebilde aus tanzenden Dominosteinen welches, würde man auch nur einen oder zwei entfernen in sich zusammenfallen würde. Eine Kettenreaktion mit ungewissem Ausgang wäre wohl die Folge. Nach schier endlosen Augenblicken erreichten die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz unbeschadet die lange Bar am hinteren Ende des Würfels. Gut, dachte sich Simone. Hier ist es ja. Mit zielgerichtetem Blick und den schemenhaften Umriss des Barmannes im Visier wankte sie mit Joey in der Hand schnellen aber unbeholfenen Schrittes auf das Zielobjekt zu, etwas zu flott und schlug mit ihrer Stirn auf der großen Theke vor der Bar auf und blieb einige Augenblicke reglos an der Theke hängen. Das Ganze hinterließ eine kleine Schramme oberhalb ihres linken Auges. Komisch zu beobachten war außerdem, dass es auch Joey so erging. Nur hatte die das Glück , auf Simones Schulter aufzuschlagen. Im selben Moment lichtete sich der blaue Nebel und die Laserlichter erloschen. Der Barmann, der Simones stürmische Ankunft mitverfolgt hatte trat vorsichtig einige Schritte näher an die beiden "Damen" heran.
"Aber hallo, hallo!", brüllte dieser mit extrem lauter und einer sehr bekannten Stimme. Aber Simone und Joey nahmen vorerst noch keine Notiz von ihm.
"Irre Siiimiii, Irrre, ja, ja ,ja...!", kreischte Joey und zog Simones Kopf an ihrem langen feuerroten Zopf unsanft von der Oberfläche der Theke nach hinten sodass diese sehen konnte was Joey gerade erspäht hatte.
"Guck dir diese Typen an, Simi, schau nur, schau! Alles voll die Chippendales! Hast du so was schon jemals gesehen auf einer Party?"
Unter normalen Umständen hätte Simone Joey, ob des Schmerzes den deren Haarreißaktion mit sich bringen hätte sollen, eine geknallt. Aber sie spürte den Schmerz ja nicht, also waren es keine normalen Umstände. Sie fühlte beinahe nichts mehr, schon gar nicht das Blut welches ihr in einem dünnen Rinnsaal über die Stirn lief und sich in ihrer linken Augenbrauen sammelte. Nur ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib als sie sah was Joey meinte. Auf dieser Party schienen beinahe ausnahmslos nur Männer zu sein und das von einem Kaliber, dass jeder halbwegs normalen Frau Hören und Sehen hätte vergehen können. Der pure Wahnwitz!
"Hallo meine Damen!"
Jetzt erst nahmen sie die eigenartig vertraute Stimme des Barmanns wahr und es durchfuhr sie wie die Offenbarung des Johannes. Es war - nein, ja...
Das war er! Johnny Depp! Als Barmann! War das nicht des Zufalls zuviel? Zuerst Brad Pitt und jetzt - Johnny Depp!
Simone konnte es trotz des starken Einflusses des Tunnelbreakers nicht so recht glauben. Wäre sie nicht so angetrunken gewesen hätte sie spätestens jetzt eine Panikattacke bekommen. So war sie nur angenehm überrascht und fand es sogar sehr aufregend. Joey erging es ebenso.
"Ist das hier eine Verarsche?", fragte Simone in einem belustigten Tonfall. "Sag mir, wo habt ihr alle diese schrägen Verkleidungen her. Oder nein - hihihi! Ich weiß schon, du bist der Bruder von diesem Brad-Freak, stimmts!", sagte Simone und war versucht ihre Erregung mit dem Griff nach einer Zigarette zu überspielen, unterließ es dann aber. Johnny zog nur die Augenbrauen nach oben und meinte trocken, dass er nicht der Bruder des erwähnten Freaks sei und das er keineswegs nachvollziehen konnte wie sie ihn mit diesem in Verbindung bringen konnte. Aber ein gutes Getränk könne er ihnen anbieten. Während er das sagte, löste sich ein kleiner Blutstropfen von Simones Augenbrauen und fiel in Zeitlupentempo auf die spiegelglatte Thekenoberfläche vor Johnny. Sein Blick wurde düster und für einen kurzen Moment konnte man seine wahre Natur erkennen, hinter der Fassade seiner Augen - glanzlos, animalisch und schrecklich.. Doch bevor dies nur irgendjemand bemerken konnte schloss er sie schnell, atmete tief durch und versuchte wieder freundlich und wie der echte Johnny zu wirken. Diese Vorgehensweise wäre jedoch im Prinzip nicht nötig gewesen, denn Joey und Simone waren ohnehin nicht in der Lage noch irgendwas zu bemerken, außer das warme Ziehen zwischen ihren Schenkeln wenn sie sich hier drinnen umsahen. Aber noch musste Johnny ein wenig Vorsicht walten lassen, noch waren die beiden Mädels nicht so weit...
"Ja- hihihi! Wir hätten glaube ich gerne noch einen Tunnelbreaker, ähm Johnny! Hihi...!", lallte Joey und stützte sich unbeholfen an der Bar ab. Sie wirkte dabei so als hätte sie gerade ein Betäubungspfeil getroffen. Und es stimmte, wäre sie irgendwo im offenen Raum gestanden hätte es sie vermutlich umgehauen.
"Tut mir leid meine Damen!", meinte Johnny höflich. "Tunnelbreaker gibts nur vorne am Eingang, wir haben hier nur "Bloodtwister". Wollen sich die Damen vielleicht einen genehmigen?" In Johnnys Stimme machte sich ein bedrohlich lauernder Unterton breit. Doch um diesen hätte wahrnehmen können, hätte man keinen Tunnelbreaker in der Blutbahn haben dürfen. So nickten die beiden "Damen" nur zustimmend und Joey machte einen kleinen Freudensprung: "Oh ja! Bloodtwister! Wie das schon klingt! Aufregend...!" Als ihre Beine wieder den Boden berührten hatte sie verfluchtes Glück, dass ihre weichen Knie noch dazu in der Lage waren den Sprung noch halbwegs abzufedern. Lediglich ein kleiner unbeholfener Griff nach Simones rechtem Arm genügte, um nicht auf dem Boden zu landen. Johnny beobachtete das sehr genau und leckte sich voll Vorfreude über seine blassen Lippen. Ja, er konnte wirklich froh sein, dass heute alles so reibungslos funktionierte. In der Box war eine nicht unwesentliche Anzahl köstlich knackiger Tussies vertreten. Seltsamerweise waren diese beinahe alle nicht mehr auf der gerade grün leuchtenden Tanzfläche anzutreffen! Aus zwei bestimmten Gründen. Den zweiten Grund stellte er den beiden Mädels gerade auf die Theke.
"Bitte sehr meine Damen! Lasst es euch schmecken!"
Doch Johnnys Glück und Vorfreude wurden plötzlich und völlig unerwartet einfach weggeblasen. Exakt in dem Moment als Joey schon das halbe Glas mit dem gefährlich roten Inhalt geleert hatte und Simone es gerade an ihre feuerroten Lippen führte, fiel das Glas ohne Vorwarnung aus deren Hand und Simone sackte blitzschnell in sich zusammen und landete ungebremst auf dem harten Boden vor der Bar, jedoch ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der kleine Aufprall an der Theke zuvor war eben nicht ohne Folgen geblieben. Simones Gehirn war inzwischen leicht angeschwollen, ihr war schwindlig und ihr war, wie jeder sehen konnte, kotzübel; denn sie hatte eine Gehirnerschütterung. Dieser Umstand führte dazu, dass sich ihr gesamter Mageninhalt vor der Theke auf den Boden ergoss und diesen an der betreffenden Stelle giftgrün einfärbte. Das war beinahe der gesamte Tunneltwister vor welchem Simone nun hockte und plötzlich von schlimmen Kopfschmerzen geplagt wurde. Mit den Kopfschmerzen machte sich auch wieder eine gewisse Klarheit in ihren Gedanken breit. Bevor diese Klarheit jedoch ein wenig Licht in ihren Verstand bringen würde zog sie sich an der Theke nach oben und teilte einer inzwischen schon unzurechnungsfähigen Joey und einem erschrocken aussehenden Johnny mit, dass sie schnell die Toilette aufsuchen würde um sich kurz zu erfrischen. Als sie sich wie in Trance von der Bar abwenden wollte beugte sich Johnny, der die Situation noch irgendwie retten wollte, über die Theke und versuchte sie an der Schulter zurückzuhalten.
"Hey meine Dame!" Hier nimm doch diesen Tunnelbreaker den ich eigentlich für mich zurückbehalten habe! Nimm ihn, dann wird es dir gleich wieder besser gehen!"
Aber jenes gerade wieder aktiv gewordene Gehirnareal in Simones Kopf dachte nicht im Traum daran. Wütend riss sie sich los und präsentierte Johnny, einem starken inneren Bedürfnis folgend, den erhobenen Mittelfinger ihrer Linken Hand. "Das kommt vom Herzen Arschloch!", keifte sie und wandte sich von ihm ab.
Ja, Simone war beinahe schon wieder sie selbst wie Johnny zu seinem Unbehagen feststellen musste. Er konnte nichts machen, zunächst einmal, aber dieses Mädel musste von nun an im Auge behalten werden. Als Simone wankend im tanzenden Männerrudel verschwand betätigte er eine roten Knopf unter der Thekeninnenseite und wandte sich gleich wieder der anderen Tussie zu - Joey. Blauer Nebel stieg auf und die Laser durchschnitten wieder den gesamten Raum...

Das Erwachen...

Mit getrübtem Blick und einem starken pulsierenden Schmerz in ihrem Kopf stand Simone völlig aufgelöst und zutiefst überrascht auf der übertrieben sauberen Damentoilette dieses riesigen Undings. Mit hängendem Kopf beugte sich über das unbenutzt aussehende Waschbecken um sich abermals zu übergeben. Sie würgte den letzten Rest des Tunnelbreaker hervor und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stelle wo ihr Kopf vor einigen Minuten auf der Theke aufgeschlagen war. Es fühlte sich nass an und sie bemerkte erst in diesem Augenblick die Wunde oder ihrem linken Auge. Erstaunt begutachtete sie den kleinen Riss aus dem noch immer ein wenig Blut strömte im Spiegel und musste erschrocken feststellen, dass ihre Gesichtsmuskeln wie gelähmt zu sein schienen. Im grellen Licht der Damentoilette ähnelte das ganze stark dem Antlitz einer schlecht gemachten Porzellanpuppe, selbst ihre Augen glänzten auf diese leblose stundenglasartige Art und Weise. Sie sah aus wie ein Zombie. All ihre Attraktivität war wie weggewischt. Fort! Was war nur los mit ihr, fragte sie sich. Die vergangene Viertelstunde war plötzlich so weít entfernt und sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an diesen Zeitabschnitt erinnern. Nur eine Sache konnte sie noch mit Gewissheit sagen. Dieses grüne Gesöff war brandgefährlich. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran wie bei ihr schon einige Sekunden nach dessen Konsum alle Lichtlein ausgegangen waren und sie wie eine leere willenlose Hülle von diesem Brad-Typen, der sie "Schnucki" genannt hatte, in die Box geschleust wurde, zusammen mit Joey - danach wurde es dunkel. Wie sehr sie sich auch anstrengte, an die Ereignisse danach hatte sie absolut keine Erinnerung mehr. Nicht an die Bar, nicht an Johnny und an Joey die wie eine irre Glucke und mit gierigem Blick die Männer ringsum beäugte. Alles war wie weggeblasen. Es war schrecklich! Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Joey in Gefahr war. Aber wo war Joey überhaupt? Simone wusste es nicht. Ihr Erinnerungsvermögen setzte erst ab dem Moment wieder ein als sie die Toilette erreicht hatte. Was war nur los? Panik machte sich in ihr breit und sie beschloss erstmal gar nichts zu tun und sich einfach nur auf den blitzblanken fast peinlich sauberen schneeweißen Toilettenboden hinzusetzten. Durchatmen musste sie, einfach durchatmen und entscheiden was sie als nächstes tun sollte. Während sie das tat, drehte sich die kleine Kamera in einer der Deckenleuchten so, dass sich Simone wieder in deren Fokus befand. Ihr blieb das jedoch verborgen. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern was passiert war. Nach endlos scheinenden Minuten entschloss sie sich schließlich dazu, trotz ihrer immensen Kopfschmerzen wieder in den von lauter Musik durchdrungenen Raum jenseits der weißen Toilettentüre zu wagen. Sie musste ja schon einmal dort gewesen sein, dachte sie sich, sonst wäre sie ja jetzt nicht hier auf dem WC. Ingeheim hoffte sie, dass die Wunde auf ihrer Stirn der Grund für ihre Amnesie war. Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das war ein arger Trugschluss.
Als sie die Toilette mit schweren Schritten ein Stück weit hinter sich gelassen hatte und aus dem Gang, welcher zu dieser führte, wieder in den gerammelt vollen Partybereich trat, stach ihr gleich ins Auge, dass sich hier drinnen scheinbar ausschließlich nur gut aussehende Männer tummelten. Sollte das ein schlechter Scherz sein! War dies eine Modelparty - nur für männliche Models? Es stockte ihr der Atem als George Clooney mit einem breiten aber doch nicht freundlichen Grinsen an ihr vorüber schritt. Sie konnte nicht umhin ihm nachzugaffen. Mit offenem Mund. "Okay Süße! Draußen Pitt, hier Clooney...! Das ist mehr als nur ein Zufall!", dachte sie erstaunt. Zu ihrem Glück konnte sie sich an Johnny nicht mehr erinnern. Als sie daraufhin die sie umgebenden anderen Männer genauer inspizierte beschlich sie das Gefühl, dass hier alles so war um ihr, um allen Frauen auf dieser den Kopf zu verdrehen. Lauter gestählte und durchtrainierte Männerkörper, wohin man den Blick auch schweifen ließ. Alle hübsch, alle sexy. Zum Dahinschmachten. Simone hatte zwar den Verdacht aber noch nicht die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Und sie hatte recht. Und dies hier war natürlich alles kein Zufall, es gehörte zum Plan - außer einer winzig kleinen Sache. Und diese Sache war nämlich die, dass sie beinahe wieder völlig nüchtern und mit relativ klarem Verstand hier durch diese schwarze Box wandelte. Als sie noch ein Stück weiter gegangen war und die Musik noch lauter wurde als sie das jemals erlebt hatte, glaubte sie, dass ihr jeden Moment der Schädel bersten würde. Sie konnte kaum noch etwas sehen und ihr wurde abermals übel. So sah sie sich plötzlich dazu gezwungen so schnell es nur irgendwie ging einen Sitzplatz zu finden. Irgend einen! Egal welchen! Der Zufall wollte es so, dass sie jedoch nicht weit zu gehen brauchte. Im hinter Teil der Box, in Toilettenähe, wo sie sich gerade befand, gab es eine große Anzahl von kleinen niederen Sofastühlen mit dazu passenden runden Beistelltischchen. Diese sahen zwar so aus als wären sie nicht zum längeren Verweilen bestimmt, aber für Simones Zweck waren sie genau richtig. Bevor sie glaubte vor Schmerzen ohnmächtig zu werden, erreichte sie einen freien Platz und ließ sich ohne ihr Gewicht zu bremsen einfach in einen der Sofasessel plumpsen. Und da hockte sie nun. Gleich als sie sich gesetzt hatte wurden ihre Kopfschmerzen einen Grad besser und sie war wieder dazu in der Lage die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Abermals erschrak sie. Auf den Sitzplätzen saßen nur lauter Frauen, auch neben ihr am Tisch. Bei näherer Betrachtung stieg pures Entsetzten in ihr hoch. Diese und scheinbar jede andere dieser Frauen hatte einen Gesichtsausdruck wie sie bei sich selbst am Klo bemerkt hatte. Nur lief ihnen zusätzlich weißer Sabber aus den nach unten gezogenen Mundwinkeln, so als hätten sie Tollwut. Was Simone nicht wissen konnte: Das war das Ergebnis des Bloodwisters, der zweiten Stufe des ihr unbekannten Planes. Zudem drängten sich ihr nun sowieso immer mehr Fragen auf welche dringend beantwortet werden wollten. Beispiel: Zum ersten: "Was ging denn hier ab?" Zum zweiten: " Wo zum Kuckuck war Joey?" Die Tussies ringsum, dessen war sie sich 100%ig sicher, brauchte sie erst gar nicht um eine Antwort auf eine der unzähligen Fragen, welche ihr in diesem Moment durch den dröhnende Schädel schossen, zu bemühen. Als ihr Blick beiläufig an ihrer sabbernden Tischgenossin vorbei, rüber zur Tanzfläche hüpfte und dabei einen Tisch unweit von dem ihren, flüchtig streifte, musste sie mit noch größerem Entsetzten feststellen, dass dort Leonardo di Caprio mit einer dieser Frauen am Tisch saß und dass er nunmehr sie mit einem wilden, Furcht einflößenden Blick anstarrte. Nur wenige Augenblicke konnte Simone diesem wilden Blick standhalten. Mehr war auch nicht nötig um ein paar kleine Einzelheiten aufzuschnappen. Sie sah, dass seine Hände zwischen den Beinen dieser sabbernden Tussie rumfummelten und kurz nach dem Simone ihren Blick abgewendet hatte, erhoben sich die beiden Turteltäubchen und verließen den Partyraum durch eine schwarze Nebentüre unweit von ihr. Es war das selben rote Symbol auf der Außenseite zu erkennen wie anfangs auf dem Eingangstor. Im selben Moment da sie sich fragen wollte wohin die denn nun gegangen waren, setzte sich niemand geringerer als Johnny Depp zu ihr an den Tisch und stellte ihr ein Glas mit giftgrünem Inhalt unter das erschrockenen Gesicht. "Genug!", dachte sich Simone. Das war zu viel. Obwohl sie sich nicht mehr an vorhin an der Bar erinnern konnte, wusste sie sehr wohl worum es sich bei diesem grünen Gesöff handelte. Johnnys durchdringender Blick schien ihr klar zu verstehen zu geben, dass sie dies nun zu trinken hatte. Simone wollte nicht, stand blitzartig auf und torkelte so schnell sie ihre Beine tragen konnte und ohne das sich Johnny die Mühe machte ihr zu folgen, wieder in Richtung Damentoiletten. Die Kopfschmerzen kehrten unvermittelt auf Ausgangsniveau zurück und bevor sie die Türe erreicht hatte ergoss sich ein, von einem säuerlichen Geschmack begleitetes, übelriechendes Gemisch aus Magensaft und Galle direkt auf ihre teuren Lackstiefeletten. Diese Tatsache konnte sie nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie, die im normalen Alltag allergisch auf jede auch noch so geringe Verunreinigung ihrer Kleidung reagierte, stolperte dem gegenüber vollkommen gleichgültig, mit getrübtem Blick in das grell beleuchtete, von ihrem letzten Besuch besudelte aber ansonsten unberührte WC dieser Horrorbox. Genau das dachte sie - Horrorbox. Im selben Zeitraum da sie sich ihr weiteres Vorgehen überlegte erbrach sie noch weitere 2 mal sich zitternd am Waschbecken abstützend in selbiges und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie unbedingt hier raus musste. Schnell weg. Sie wollte keinem Richard Geere begegnen, keinem Heathe Legder oder sonst wem. Sie wollte ihre überdrehte Freundin finden und dieses Gruselkabinett so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ihren Enkelkindern wollte sie davon erzählen können, aber nicht hier drinnen draufgehen. Der letzte Gedanke erschien ihr selbst unweigerlich seltsam, jedoch war es so, dass es sich bei diesem Gedankenspiel keineswegs um ein abwegiges handelte. Sie war dem Tod näher als sie dachte. Einem absonderlich grausamen Tod, jedoch noch nicht so nahe wie ihre Freundin Joey, wie sie in naher Zukunft feststellen würde. Abermals fasste Simone ihren gesamten Mut zusammen, wankte zurück zu jener weißen Türe welche sie vor diesem Wahnsinn da draußen abschirmte und wagte es, als sie dort war diese nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unterdessen schweißgebadet lugte sie durch den kleinen Spalt und versuchte zu eruieren, ob dieser Johnny noch auf ihren Platz saß. Er war nicht mehr dort, konnte sie zu ihrer Beruhigung feststellen. Nur das Glas mit dem giftigen Inhalt stand noch einsam dort und als sie den ersten zaghaften Schritt zurück in die Partyzone setzte, sah sie noch beiläufig wie dieser Johnny-Typ gemeinsam mit einer sabbernden Joey eilig durch diese schwarze Nebentüre, durch die schon Leonardo seine Abgang gemacht hatte, verschwand. Dann stieg wieder blauer Nebel auf und unglaublich viele Laserlichter durchschnitten die Luft. Simone beschloss, Joey zu folgen...

Let your Eggs rockt...

Die schwarze Türe lag nun hinter ihr und Simone befand sich völlig überraschend auf einem Gang der so lang war, dass wenn man von den Außenabmessungen diesen Undings ausging, nicht so sein konnte wie er eben war. Waren es 100 Meter? Waren es 200 Meter? Egal, dachte sich Simone. Es schien nun unwichtig wie lange er war, warum er so war, es zählte nur noch das er so war. Unmöglich lang. 100te ebenfalls schwarze Türen mit dem Symbol der Schwarzen Witwe verziert, zweigten links und rechts vom Gang ab. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf kündeten von einem Ereignis, welches ihr den Bruchteil einer Sekunde später abermals die Stiefeletten hinab lief. Sie übergab sich schon wieder. Und plötzlich waren die Kopfschmerzen verschwunden. Ehe sie sich darüber freuen konnte vernahm sie ein Geräusch welches irgendwie und auf schreckliche Art und Weise an das Platzen eines Käfers erinnerte. Simone kannte dieses Geräusch noch aus ihren Kindheitstagen, als sie zusammen mit ihrem Bruder dutzende Junikäfer in einem Nylonstrumpf gegen eine Hausmauer schnalzen ließ. Ein ekliges Geräusch und es kam von der Türe neben der sie gerade stand. Von der linken Türe. Eine unbändige Neugierde erwachte in ihr und seltsamer Weise völlig furchtlos, legte sie ihre linke Hand vorsichtig auf die silberne Klinke der schwarzen Türe und drückte sie geräuschlos nach unten. Dann beugte sie sich ein wenig nach vorne, gerade so weit, dass sie einen kleinen Blick in das ominöse Zimmer dahinter werfen konnte. Was sie dann sah, ließ ihr Herz einen kleinen Sprung machen...
Ein keuchender Leonardo lag scheinbar völlig erschöpft und auf bemerkenswerte Art aufgebläht vor dieser sabbernden Tussie von vorhin auf einem blutüberströmten Fliesenboden. Simone konnte gar keinen Gedanken mehr darauf verwenden sich zu fragen, welch ein Zufall hierbei wohl mitspielte, dass sie genau jenes Zimmer mit Di Caprio erwischt hatte. Abwechselnd starrte sie fassungslos auf Leonardo, dessen Hinterteil sich immer weiter aufblähte und auf diese Tussie deren Bauch sich schon so weit aufgebläht hatte, dass er eben jenes Geräusch produziert hatte welches sie angelockt hatte und somit dafür verantwortlich war, dass sie sich das hier mit ansehen musste. Simones lückenhaftes Verständnis von der Natur und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen war in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr noch, sie glaubte sie hätte nie eines gehabt. Um diese Erkenntnis zu untermauern explodierte Leonardos Kopf und etwas neues, nie gekanntes, thronte anstatt Leonardos Kopf auf dem kläglichen Rest des nunmehr immer weniger einem Menschenkörper ähnlich sehenden, pulsierenden - Hinterleib!!!
"Joey!", dachte Simone. Hätte sie gewusst, das dies hier die dritte Stufte des ihr unbekannten Planes war und wofür die beiden andern, nämlich der Tunnelbreaker und der Bloodtwister gut waren, hätten sie sich niemals hier rein gewagt. Doch um zu begreifen warum die beiden Getränke vor diesem finalen Akt, dem sie gerade beiwohnte, so wichtig waren, hätte sie jemanden fragen müssen. Aber hätten ihr diese Informationen etwas genützt? Hätte sie es besser ertragen können, hiervon Zeuge zu sein? Zu sehen, dass der Bauch der sabbernden Tussie gerade vollends aufbrach und dutzende handballengroße schwarze Spinnen aus ihrem Leib drangen. Sich hungrig und scheinbar unersättlich über den Rest der Frau und Leonardo hermachten. Dabei quietschten und auf unerträgliche Art schmatzten und sie dabei anstarrten, sie als nächstes Opfer erkennend - falls sie sich nicht schleunigst aus dem Staub machen würde? Hätte es was gebracht zu wissen, das das grüne Zeug die Sinne trüben und sexuell stimulieren sollte und dass der Bloodtwister dazu führte, dass die Eierstöcke alle noch darin enthaltenen Eier auf einmal auswarfen, damit sie letztlich allesamt von dem teuflischen Sperma der Spinnenmänner befruchtet werden konnten damit dann das hier zum Vorschein kam? Nein, es hätte ihr nichts gebracht! Was hätte ihr denn was gebracht? Zu Laufen zum Beispiel! Zu Rennen wie niemals zuvor. Und das tat sie. Simone schlug die Tür ins Schloss, ließ die Spinnen zurück und rannte so schnell wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Nur wohin? Längst war ihr klar geworden, dass Joey verloren war, längst hatte sie eingesehen, dass dies höchstwahrscheinlich auch ihre letzte Party gewesen war. Als sie keuchend in den Partyraum zurückkehrte, rannte sie einfach weiter, auf direktem Weg zum Eingangstor. Von dutzenden argwöhnischen und hasserfüllten Blicken verfolgt, erreichte sie es. Simone schrie, Simone setzte ihre gesamte Kraft ein. Doch egal wie sehr sie es auch wollte, die Tür ließ sich von innen nicht öffnen. Sie begann noch lauter kreischen und zu toben. Und in ihrer finalen Verzweiflung fing sie damit an, gegen dieses scheiß Tor zu hämmern, mit den Händen mit den Füssen, mit all ihrem Eifer - vergebens. Dann als sie von innerer Panik angetrieben, dazu über ging, sogar mit dem Kopf gegen die Türe zu hämmern spürte sie auf einmal eine wärmende Hand auf ihrer Schulter. So als wollte sie ihr Trost spenden. Dann drehte sie sich um und begann zu weinen...
" Bist du dir nicht sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Tunnelbreaker...", sagte eine sehr bekannte Stimme und Brads dämliches Grinsen brannte sich in Simones Gehirn. Jedoch nicht mehr für lange.
Let your Eggs rock...
 
Die Partybox von Markus Pließnig


Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, einem Partyflyer welchen ihr ein bemerkenswerter Unbekannter ein paar Tage zuvor in der Fussgängerzone in die Hand gedrückt hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden, lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Reisverschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt den so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr künstlich gelangweilt.
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", ätzte sie. Mit diesen bewusst scharf gesprochenen Worten versuchte sie nun, so wie es unter Freundinnen manchmal so üblich ist, Joey ein wenig aus der Reserve zu locken. Und wie funktionierte das am Besten? Indem man so tat als würde einem die ganze Misere nicht mehr bekümmern und darüber hinaus, dem Gegenüber zu verstehen gab, dass dieser sich absolut umsonst und übermäßig aufregte - zumindest in Simones Gedankenwelt sah das so aus. Und es gelang ihr tatsächlich prompt, Joeys Groll noch weiter anzuspornen.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkochen konnte (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Denn was dachte sich Joey nur dabei sich so aufzuregen! Simone war es doch die diese Idee und den Flyer hatte. Joey war nur die Auserwählte, sie hatte gefälligst froh zu sein in den Genuss dieses Privileges zu kommen. Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen mich zu begleiten und zweitens werden wir schon noch hinkommen und drittens..."
Bevor Simone ihre Aufzählung noch weiter ausdehnen konnte, war ein leises, den beiden jedoch sehr vertrautes Dröhnen zu hören. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Simone und Joey sahen sich wissend in die Augen. Beide werteten dieses Dröhnen richtig als das tiefe Grummeln einer Bassdrum.
"Bingo Schätzchen! Ich sagte es dir doch, wir kommen da hin!", triumphierte Simone und der ganze Ärger von eben war Vergangenheit. Hektisch fingerte sie in ihrer weißen "Pradahandtasche" nach ihren Zigaretten und fragte Joey nach einem Feuerzeug.
"Weißt du was Joey?", sagte Simone während sie sich ihre Zigarette anzündete, "Ich sage dir, dass wird sicher geil heute, wetten?"
Joeys blauen Augen blitzten im Feuerschein kurz auf und Simone war sehr zufrieden als sie diesen berüchtigten "Na klar!" Blick ihrer Lieblingspartyfreundin Joey registrierte. Denn zum Feiern war Joey einfach die Beste. Nicht nur , dass mit ihr jede Menge Spass haben konnte, sie war auch ein wahrer Männermagnet. Dieses blonde Luder, dachte sich Simone. Und das war wesentlich, denn Simone musste sich schon gehörig die Nase pudern um einen Typen aufzureißen. Nicht das Simone nicht gut aussah. Nein, sie sah sogar verdammt gut aus, das würde jeder Mann sofort bestätigen. Nur neigte sie leider dazu ein wenig arrogant zu wirken - auf die Männerwelt, unnahbar geradezu. Deshalb traute sich keiner sie anzusprechen. Nicht so bei Joey, denn die brauchte man gar nicht erst anzusprechen. Ohne sich groß Gedanken zu machen warf sie sich in die Menge, tanzte einfach so irgendwelche gut aussehenden Typen an und am Ende war auch für Simone einer dabei. Praktisch.
"Siehst du das Simi? Siehst du das?", röhrte Joey aufgeregt. Ja, Simone konnte es sehen. Mitten im Wald stand ein ca 15x15 Meter großer schwarzer Würfel. Einfach so.
"Das muss es sein Simi!", Joeys Stimme hatte einen gehörigen "Overflow" und klang somit extrem schrill. Während Simone bewusst gelassen den letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, zog sich Joey ihre wärmende pinke Zippjacke aus und schüttelte ihre blonde Mähne einmal kräftig durch. Simone staunte nicht schlecht, als unter der Jacke das wahrscheinlich knappste Oberteil der Welt zum Vorschein kam. Nicht schlecht, dachte sie sich. So wie Joey angezogen ist wird das bei ihr heute sicher noch was mit dem Poppen...
Simones Blick verweilte noch eine Zeit lang gebannt auf Joeys riesigem Ausschnitt. Also, wenn sie ein Mann wäre...
Aber dann streifte ihr Blick wieder dieses riesige Ding hier mitten im Nirgendwo. Mitten im Dschungel konnte man sagen. Irgendwie war das schon unheimlich.
Denn was sollte bitteschön dieser riesige schwarze Block hier im Wald? Welcher gottverdammte Freak würde sich denn so etwas antun? Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Wie lange man wohl dazu gebraucht haben mochte dieses riesige Teil hier aufzubauen? Und das für eine illegale Party. Schon verrückt!
Doch bevor Simone ihre Bedenken äußern konnte stand Joey schon direkt vor diesem monströsen Ding und suchte schnurstracks nach dem Eingang.
"Hey Simi! Wie man da wohl reinkommt? Ist ja voll irre, das Teil!", krächzte Joey. Ihre Stimme wurde vor lauter Aufregung immer schriller und dieser arge schräge Unterton schien sich in ihren Stimmbändern eingenistet zu haben. Für Simone aber, war das völlig normal. Schließlich kannte sie ja ihre Joey. Diese Frau war so abgedreht, das gab es kein zweites Mal. Nicht außergewöhlich, dass die sich nicht wunderte so ein abgefahrenes Teil hier anzutreffen.
"Keine Ahnung Schatz, geh doch einfach mal drum herum!", riet Simone vorsichtshalber. Eine innere Stimme gebot ihr, dass es besser wäre einfach hier stehen zu bleiben. Man konnte ja nicht sagen was hier wirklich los war. Freilich es klang alles verdammt nach Party, aber...
"Hey Simi! Hier drüben kommt man rein, du wirst nicht glauben wer hier ist! Hey Simi, los komm schon her du Angsthäschen!"
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch kam Simone der schrillen Aufforderung ihrer Freundin nach. Als sie schließlich vor dem Eingang angekommen war staunte sie nicht schlecht. Zunächst einmal war sie überwältigt von der schieren Größe dieses Kastens, der sogleich man vor ihm stand noch viel riesiger wirkte als man es aus einiger Entfernung für möglich gehalten hätte. Und außerdem war der Türsteher (oder Ticketverkäufer) oder sonst was, niemand geringerer als Brad Pitt. Oder täuschte sie sich da! Zugegeben, eine ziemlich "strange" Version von Brad, aber: War er das nicht?
Brad schien irgendwie bemerkt zu haben, für wen Simone und Joey ihn hielten. Also bemühte er sich gleich darum reinen Tisch zu machen.
"Hey ihr zwei Mädels, ich weiß genau was ihr jetzt denkt! Aber nein, ich bin nicht Brad Pitt! Ich sehe ihm nur verdammt ähnlich, wisst ihr!"
Verflucht ähnlich fand Simone. Von seinen vielen Piercings und dem schrägen Outfit einmal abgesehen. Als Simone dieses brillant gute Brad-Double genauer musterte und seine seltsame rosa Glockenhose bemerkte, musste sie beinahe lachen. In allerletzter Sekunde verbiss sie sich diese unhöfliche Ausdrucksform und fingerte sozusagen um sich selbst abzulenken in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Joey griff gleich ebenfalls nach einer Kippe und bot Simone abermals ihr Feuerzeug an. Brad beobachtete sie genauestens und konnte es nicht unterlassen sich begierig über die Lippen zu lecken als er sich in Joeys Ausschnitt verlor.
"Ja, ähm, Mädels! Dann mal rein mit euch würde ich sagen! Nicht?", Brad musste sich räuspern als sich Joey ein klein wenig weiter nach vorne beugte um einen der Flyer auf dem Tisch hinter dem Brad lässig posierte genauer zu betrachten.
"Aber ähm, seht her meine Süßen! Bevor ich euch reinlassen kann, müsst ihr euch noch einen Willkommensdrink genehmigen!", Brad griff unter den Tisch und stellte den Mädels unerwarteterweise 2 Getränkeflaschen hin. So ein eklig aussehendes grünes Zeug. Simone war bei diesem Anblick nicht so ganz wohl zumute. Es sah einfach total abartig aus, irgendwie gefährlich grün. Für sie zumindest - bevor sie jedoch auch nur daran denken konnte sich zu erkundigen, worum es sich bei diesem Getränk denn handelte, hatte Joey auch schon die Flasche geöffnet und nahm einen ausgiebigen Schluck von deren Inhalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Verflixt noch mal, durchfuhr es Simone, dieses Weib war doch so unvorsichtig und so unüberlegt.
"Was ist den mit dir meine Süße?", Brads beinahe schon strenger Blick fixierte die Flasche welche für Simone bestimmt war und noch unberührt vor ihr am Tisch stand:" Wird das heute noch was?", forderte er in einem Tonfall der Simone ganz und gar nicht gefallen wollte. Dazu grinste dieser Brad-Typ auch noch so dermaßen blöd, dass sich Simone dazu hingerissen fühlte ihm eine zu knallen. Und was war mit diesem Kerl eigentlich los. Sah aus wie Brad Pitt und machte hier einen auf Vollidioten. Was konnte er denn sonst sein? Kein normaler Typ würde ein Mädchen so bescheuert dazu auffordern aus einer Flasche zu trinken. Und dazu noch in diesem barschen Befehlston.
"Was ist denn das eigentlich da in dieser Flasche?", hörte sich Simone fragen.
"Ach mach dir keinen Kopf Simi, schmeckt total lecker!"
Ah ja Joey war ja auch noch da. Aber auf deren Urteil wollte sich Simone nun wirklich nicht verlassen. Alles hier war einfach zu schräg, zu irre, um nicht skeptisch zu werden. Irgendwie bereute sie es in diesem Moment ein wenig jemals hierher gekommen zu sein. Aber: Was Simone in diesem Augenblick noch nicht wusste war, dass es zumindest in diesem Moment alles noch recht gut lief für die beiden Mädels - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet.
"Hey Süße! Das ist unsere Eintrittskarte! Das musst du einfach trinken wenn du in die Box rein willst!"
"Aja, aber das beantwortet nicht meine Frage!", Simone nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch provozierend in das Gesicht dieses Brad-Typen.
"Und was ich noch wissen will! Was treibt jemanden dazu für eine illegale Party so einen irrsinnigen Aufwand zu betreiben!", als Simone so sprach, bemerkte sie im Augenwinkel, dass Joey einen leichten Ausfallschritt machte und sich an die Schläfe fasste.
"Hey Simi! Das Gesöff ist der reinste Wahnsinn, ach trink doch auch was davon, ist totaaal gut!". Joeys darauf folgendes Lachen erinnerte stark an das einer manischen Frau auf Extasy befand Simone. Bei Joey nichts Ungewöhnliches! Nur nicht nach dem Konsum eines alkoholischen Getränks! Und Pillen hatte sie ja auch keine genommen, oder?
Verflucht auch. Aber als Simone sich gerade an ihre Freundin wenden wollte beantwortete Brad ihre Frage. In einem ruhigen und beinahe zärtlichen Tonfall:" Bist du dir sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Und wie du bei deiner Freundin gut sehen kannst ist der Name Programm!"
Simone hasste Leute welche sie nicht kannten und gleich als "Schnucki" bezeichneten.
Und Brad stockte kurz als ihn Simone daraufhin mit einem geringschätzigen Blick abstrafte.
"Also gut Süße! Das Zeug ist in etwa mit Absinth zu vergleichen! Mit einer derben Mischung - ist unser Special hier! Wart mal ab bist du siehst wie die Tussies da drin - äh ich meine die Leute da drin abgehen.!", Brads Augen funkelten geheimnisvoll auf.
"Nun ja, dann gib mir halt die Flasche!", zischte Simone. Als Spielverderberin wollte sie nicht dastehen. Obendrein war sie es doch, die dafür gesorgt hatte, dass sie und Joey jetzt hier vor diesem schwarzen Ungetüm standen. Mit triumphierender Geste händigte ihr Brad die Flasche mit dem gefährlich grünen Inhalt aus und grinste als Draufgabe nochmals besonders dämlich. Simone war angewidert von dessen abnormaler Färbung, deshalb vermied sie es noch, gleich davon zu kosten.
"Aber wer steckt hinter dieser ganzen Veranstaltung? Würde mich nur interessieren."
"Ja äh, woher weißt du denn von der Party!", erkundigte sich der Brad Pitt Verschnitt in einem geradezu unschuldigen Tonfall.
"Von einem Typen auf der Straße, de gab mir so `nen Flyer und..."
"Hey Süße! Wir sind jetzt schon so was wie eine lebende Legende wenn es um illegal Festchen geht, verstehst du? Wenn du zuhause bist schau doch mal im Internet nach, ja!", Brad hatte scheinbar so was wie ein geniales Geschick dafür auf gezielte Fragen keine pointierte Antwort geben zu können. Simone nervte der Typ schon gewaltig. Aber die Internetadresse wollte sie dennoch haben und gleich testen. Der Typ schien scheinbar nicht zu wissen, dass man heutzutage ein Smartphone dabei hatte und nicht erst daheim sein musste, um ins Netz gehen zu können. So erkundigte sie sich nach der Adresse, warf ihre Zigarette vor dem Typen auf den Boden und zerrte Joey an Brad vorbei ein Stück weit vom Würfel weg. Die Flasche und Joey in der einen Hand das Handy in der anderen.
"Vergiss nicht Süße, du hältst deine Eintrittskarte in den Händen und ich kann dich sehen! Also nicht wegschütten!", hörte Simone Brad noch rufen.
"Ja ja du Freak...", grummelte Simone als sie die Internetadresse eingab.
"Mist Joey! Ich krieg hier keine Verbindung in diesem scheiß Wald..."
"Waaas? Keinen Anschluss? Hihihi! E.T will heim was?"; Joey beendete diesen Satz mit einem irren Lachen. Simone bereute es immer mehr hier zu sein. Irgendwie bekam sie heute keine Stimmung zusammen. Aber vielleicht würde sich das ja noch ändern, wenn sie einfach dieses grüne Zeugs da in sich hineinkippte. Sie drehte sich so, dass Brad sie sehen konnte, fasste allen Mut zusammen, öffnete die Flasche und kippte das Zeug in ihren Rachen. Alles auf einmal. Und: Ja - es war in der Tat köstlich und just ein paar Sekunden später machte sich eine Leichtigkeit in ihr breit wie sie sie noch niemals zuvor in ihrem Leben empfunden hatte. Easy living!!!
Simone bemerkte gar nicht, dass Brad, der sie dabei genauestens beobachtete, sich zufrieden über seine blassen Lippen leckte. Ja: Zufrieden konnte er sein! Wieder ein paar Mädels für die Würfelpartie! Für die Partybox - 2 leckere, fruchtige Edeltussies.
"Let your Eggs rock!"

Im Partywürfel...

Kurz darauf torkelten Joey und Simone auch schon gemeinsam, sich gegenseitig Halt gebend, durch den schmalen Korridor des Eingangsbereiches des großen schwarzen Würfels. Dicht gefolgt von Brad, der mit einer Art überdimensionaler Fernbedienung in der Hand auf ein großes rotes Symbol (welches stark an die Zeichnung am Hinterleib einer schwarzen Witwe erinnerte) direkt vor ihnen auf der schwarzen Wand oberhalb eines massiven Stahltores, zielte. Hinter diesem schweren Tor dröhnte und poltere es gewaltig. Ja, man konnte es hören, da drin wurde ordentlich gefeiert, dachte sich Simone und war inzwischen etwa in der gleichen Verfassung wie ihre Lieblingpartyfreundin Joey und begann jedes mal wenn sie diese auch nur flüchtig ansah, lautstark und schrill zu lachen. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch der Rest ihres Verstandes gerade dabei sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Adieu!!!
"Hey Schätzchen, mein Knuddelwuddel - Tussiebärli, hahahah...!", grölte Simone während sich vor ihnen das schwarze Tor öffnete. Langsam kletterte es nach oben und mit jedem Zentimeter den es sich hob, trat mehr Licht in den Korridor und die Musik wurde immer lauter. Beinahe schon unerträglich laut. In Simones Kopf begann es leicht zu pochen. Aber der Tunnelbreaker in ihrer Blutbahn ermöglichte es ihr, diese Tatsache gekonnt zu ignorieren - vorerst. Simones Blick war starr nach vorne gerichtet und hinter diesem Tor, im Inneren des Partybox konnte Simone schemenhaft dutzende wild tanzende Menschen erkennen. Als beide unter dem Tor durch waren, standen sie nun überwältigt und beinahe atemlos mitten in einem grellen, mit unzähligen Scheinwerfen bestückten Partyraum, welcher einem einfach keinen Grund zum Meckern gab. Party Deluxe!
"Viel Spass meine Schnuckis!", rief ihnen Brad lakonisch grinsend zu und das Tor senkte sich wieder langsam. Warum es sich senkte und aus welchem Grund es überhaupt existierte war beiden Mädels so ziemlich egal und während es schließlich von einem tiefen Knarren begleitet im Schließmechanismus der Bodenplatte unter dem Tor einrastete, glaubte Simone im Paradies angelangt zu sein. Jawohl, Simone und Joey waren nun endlich da wo sie hinwollten und fühlten sich wie der Mittelpunkt dieses Partyuniversums. "Es hat sich doch ausgezahlt!", kreischte eine hoch erregte Simone die sich daran aber schon bald nicht mehr erinnern würde können. Joey sah sie an und beide wussten sofort was zu tun war. Die Bar musste gefunden werden um sich noch einen von diesen leckeren Tunnelbreakern zu ergattern. Simone fand, ebenso wie Joey, dass dieses Getränk der volle Bringer war. Echt total köstlich und man wurde so herrlich breit davon. Aber nicht auf einen unangenehme Art. Simones Augen wanderten suchend durch die Box und genau in dem Moment, da sie glaubte die Bar gesichtet zu haben, wurde eine gigantische Nebelmaschine betätigt und der gesamte Raum füllte sich binnen einiger Sekunden vollends mit dickem blauen Nebel. Beinahe gleichzeitig ging ein wahres Trommelfeuer von Laserlichtern durch den gesamten Discobereich. Es war nunmehr geradezu unmöglich auch nur noch irgendwas zu erkennen - es herrschte höchste Epilepsie-Warnstufe. Und Simone hatte die Bar natürlich aus den Augen verloren. Trotzdem meinte sie noch die ungefähre Richtung zu kennen, packte Joey am Arm und schleppte sie kurzerhand mit, quer durch die tanzende Menge hindurch. Ohne Vorsicht walten zu lassen, denn dazu war sie nicht mehr fähig. So sehr beeinträchtigte dieses gefährliche grüne Zeugs ihre Wahrnehmung und ihren Gleichgewichtssinn. Aber es war ihr egal. Die Kollisionen mit diversen Körperteilen unterwegs spürte sie sowieso nicht mehr und einen gewaltigen Vorteil hatte das alles ja. Weil es ihr ohnehin nicht gelingen wollte sich gerade und ohne umzukippen fortzubewegen, wurde sie auf dem Weg zur Bar wenigsten von den Körpern der tanzenden Leute abgefangen. Joey erging es ähnlich. Es schien so als wären hier alle so drauf wie die beiden Mädels. Gemeinsam bildeten sie ein instabiles Gebilde aus tanzenden Dominosteinen welches, würde man auch nur einen oder zwei entfernen in sich zusammenfallen würde. Eine Kettenreaktion mit ungewissem Ausgang wäre wohl die Folge. Nach schier endlosen Augenblicken erreichten die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz unbeschadet die lange Bar am hinteren Ende des Würfels. Gut, dachte sich Simone. Hier ist es ja. Mit zielgerichtetem Blick und den schemenhaften Umriss des Barmannes im Auge, wankte sie mit Joey in der Hand schnellen aber unbeholfenen Schrittes auf das Zielobjekt zu, etwas zu flott und schlug mit ihrer Stirn auf der großen Theke vor der Bar auf und blieb einige Augenblicke reglos an der Theke hängen. Das Ganze hinterließ eine kleine Schramme oberhalb ihres linken Auges. Komisch zu beobachten war außerdem, dass es auch Joey so erging. Nur hatte die das Glück , auf Simones Schulter aufzuschlagen. Im selben Moment lichtete sich der blaue Nebel und die Laserlichter erloschen. Der Barmann, der Simones stürmische Ankunft mitverfolgt hatte trat vorsichtig einige Schritte näher an die beiden "Damen" heran.
"Aber hallo, hallo!", brüllte dieser mit extrem lauter und einer sehr bekannten Stimme. Aber Simone und Joey nahmen vorerst noch keine Notiz von ihm.
"Irre Siiimiii, Irrre, ja, ja ,ja...!", kreischte Joey und zog Simones Kopf an ihrem langen feuerroten Zopf unsanft von der Oberfläche der Theke nach hinten sodass diese sehen konnte was Joey gerade erspäht hatte.
"Guck dir diese Typen an, Simi, schau nur, schau! Alles voll die Chippendales! Hast du so was schon jemals gesehen auf einer Party?"
Unter normalen Umständen hätte Simone Joey, ob des Schmerzes den deren Haarreißaktion mit sich bringen hätte sollen, eine geknallt. Aber sie spürte den Schmerz ja nicht, also waren es keine normalen Umstände. Sie fühlte beinahe nichts mehr, schon gar nicht das Blut welches ihr in einem dünnen Rinnsaal über die Stirn lief und sich in ihrer linken Augenbrauen sammelte. Nur ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib als sie sah, was Joey meinte. Auf dieser Party schienen beinahe ausnahmslos nur Männer zu sein und das von einem Kaliber, dass jeder halbwegs normalen Frau Hören und Sehen hätte vergehen können. Der pure Wahnwitz!
"Hallo meine Damen!"
Jetzt erst nahmen sie die eigenartig vertraute Stimme des Barmanns wahr und es durchfuhr sie wie die Offenbarung des Johannes. Es war - nein, ja...
Das war er! Johnny Depp! Als Barmann! War das nicht des Zufalls zuviel? Zuerst Brad Pitt und jetzt - Johnny Depp!
Simone konnte es trotz des starken Einflusses des Tunnelbreakers nicht so recht glauben. Wäre sie nicht so angetrunken gewesen hätte sie spätestens jetzt eine Panikattacke bekommen. So war sie nur angenehm überrascht und fand es sogar sehr aufregend. Joey erging es ebenso.
"Ist das hier eine Verarsche?", fragte Simone in einem belustigten Tonfall. "Sag mir, wo habt ihr alle diese schrägen Verkleidungen her. Oder nein - hihihi! Ich weiß schon, du bist der Bruder von diesem Brad-Freak, stimmts!", sagte Simone und war versucht ihre Erregung mit dem Griff nach einer Zigarette zu überspielen, unterließ es dann aber. Johnny zog nur die Augenbrauen nach oben und meinte trocken, dass er nicht der Bruder des erwähnten Freaks sei und das er keineswegs nachvollziehen konnte wie sie ihn mit diesem in Verbindung bringen konnte. Aber ein gutes Getränk könne er ihnen anbieten. Während er das sagte, löste sich ein kleiner Blutstropfen von Simones Augenbrauen und fiel in Zeitlupentempo auf die spiegelglatte Thekenoberfläche vor Johnny. Sein Blick wurde düster und für einen kurzen Moment konnte man seine wahre Natur erkennen, hinter der Fassade seiner Augen - glanzlos, animalisch und schrecklich.. Doch bevor die beiden dies bemerken konnten, schloss er sie schnell, atmete tief durch und versuchte wieder freundlich und wie der echte Johnny zu wirken. Diese Vorgehensweise wäre jedoch im Prinzip nicht nötig gewesen, denn Joey und Simone waren ohnehin nicht in der Lage noch irgendwas zu bemerken, außer das warme Ziehen zwischen ihren Schenkeln wenn sie sich hier drinnen umsahen. Aber noch musste Johnny ein wenig Vorsicht walten lassen, noch waren die beiden Mädels nicht so weit...
"Ja- hihihi! Wir hätten glaube ich gerne noch einen Tunnelbreaker, ähm Johnny! Hihi...!", lallte Joey und stützte sich unbeholfen an der Bar ab. Sie wirkte dabei so als hätte sie gerade ein Betäubungspfeil getroffen. Und es stimmte, wäre sie irgendwo im offenen Raum gestanden hätte es sie vermutlich umgehauen.
"Tut mir leid meine Damen!", meinte Johnny höflich. "Tunnelbreaker gibts nur vorne am Eingang, wir haben hier nur "Bloodtwister". Wollen sich die Damen vielleicht einen genehmigen?" In Johnnys Stimme machte sich ein bedrohlich lauernder Unterton breit. Doch um diesen wahrnehmen zu können, hätte man keinen Tunnelbreaker in der Blutbahn haben dürfen. So nickten die beiden "Damen" nur zustimmend und Joey machte einen kleinen Freudensprung: "Oh ja! Bloodtwister! Wie das schon klingt! Aufregend...!" Als ihre Beine wieder den Boden berührten hatte sie verfluchtes Glück, dass ihre weichen Knie zufällig dazu in der Lage waren den Sprung noch halbwegs abzufedern. Lediglich ein kleiner unbeholfener Griff nach Simones rechtem Arm genügte, um nicht auf dem Boden zu landen. Johnny beobachtete das sehr genau und leckte sich voll Vorfreude über seine blassen Lippen. Ja, er konnte wirklich froh sein, dass heute alles so reibungslos funktionierte. In der Box war eine nicht unwesentliche Anzahl köstlich knackiger Tussies vertreten. Seltsamerweise waren diese beinahe alle nicht mehr auf der gerade grün leuchtenden Tanzfläche anzutreffen! Aus zwei bestimmten Gründen. Den zweiten Grund stellte er den beiden Mädels gerade auf die Theke.
"Bitte sehr meine Damen! Lasst es euch schmecken!"
Doch Johnnys Glück und Vorfreude wurden plötzlich und völlig unerwartet einfach weggeblasen. Exakt in dem Moment als Joey schon das halbe Glas mit dem gefährlich roten Inhalt geleert hatte und Simone es gerade an ihre feuerroten Lippen führte, fiel das Glas ohne Vorwarnung aus deren Hand und Simone sackte blitzschnell in sich zusammen und landete ungebremst auf dem harten Boden vor der Bar, jedoch ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der kleine Aufprall an der Theke zuvor war eben nicht ohne Folgen geblieben. Simones Gehirn war inzwischen leicht angeschwollen, ihr war schwindlig und ihr war, wie jeder sehen konnte, kotzübel; denn sie hatte eine Gehirnerschütterung. Dieser Umstand führte dazu, dass sich ihr gesamter Mageninhalt vor der Theke auf den Boden ergoss und diesen an der betreffenden Stelle giftgrün einfärbte. Das war beinahe der gesamte Tunneltwister vor welchem Simone nun hockte und plötzlich von schlimmen Kopfschmerzen geplagt wurde. Mit den Kopfschmerzen machte sich auch wieder eine gewisse Klarheit in ihren Gedanken breit. Bevor diese Klarheit jedoch ein wenig Licht in ihren Verstand bringen würde, zog sie sich an der Theke nach oben und teilte einer inzwischen schon unzurechnungsfähigen Joey und einem erschrocken aussehenden Johnny mit, dass sie schnell die Toilette aufsuchen würde um sich kurz zu erfrischen. Als sie sich wie in Trance von der Bar abwenden wollte beugte sich Johnny, der die Situation noch irgendwie retten wollte, über die Theke und versuchte sie an der Schulter zurückzuhalten.
"Hey meine Dame!" Hier nimm doch diesen Tunnelbreaker den ich eigentlich für mich zurückbehalten habe! Nimm ihn, dann wird es dir gleich wieder besser gehen!"
Aber jenes gerade wieder aktiv gewordene Gehirnareal in Simones Kopf dachte nicht im Traum daran. Wütend riss sie sich los und präsentierte Johnny, einem starken inneren Bedürfnis folgend, den erhobenen Mittelfinger ihrer Linken Hand. "Das kommt von Herzen Arschloch!", keifte sie und wandte sich von ihm ab.
Ja, Simone war beinahe schon wieder sie selbst wie Johnny zu seinem Unbehagen feststellen musste. Er konnte nichts machen, zunächst einmal, aber dieses Mädel musste von nun an im Auge behalten werden. Als Simone wankend im tanzenden Männerrudel verschwand betätigte er eine roten Knopf unter der Thekeninnenseite und wandte sich gleich wieder der anderen Tussie zu - Joey. Blauer Nebel stieg auf und die Laser durchschnitten wieder den gesamten Raum...

Das Erwachen...

Mit getrübtem Blick und einem starken pulsierenden Schmerz in ihrem Kopf stand Simone völlig aufgelöst und zutiefst überrascht auf der übertrieben sauberen Damentoilette dieses riesigen Undings. Mit hängendem Kopf beugte sich über das unbenutzt aussehende Waschbecken um sich abermals zu übergeben. Sie würgte den letzten Rest des Tunnelbreaker hervor und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stelle wo ihr Kopf vor einigen Minuten auf der Theke aufgeschlagen war. Es fühlte sich nass an und sie bemerkte erst in diesem Augenblick die Wunde über ihrem linken Auge. Erstaunt begutachtete sie den kleinen Riss aus dem noch immer ein wenig Blut strömte im Spiegel und musste erschrocken feststellen, dass ihre Gesichtsmuskeln wie gelähmt zu sein schienen. Im grellen Licht der Damentoilette ähnelte das ganze stark dem Antlitz einer schlecht gemachten Porzellanpuppe, selbst ihre Augen glänzten auf diese leblose stundenglasartige Art und Weise. Sie sah aus wie ein Zombie. All ihre Attraktivität war wie weggewischt. Fort! Was war nur los mit ihr, fragte sie sich. Die vergangene Viertelstunde war plötzlich so weít entfernt und sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an diesen Zeitabschnitt erinnern. Nur eine Sache konnte sie noch mit Gewissheit sagen. Dieses grüne Gesöff war brandgefährlich. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran wie bei ihr schon einige Sekunden nach dessen Konsum alle Lichtlein ausgegangen waren und sie wie eine leere willenlose Hülle von diesem Brad-Typen, der sie "Schnucki" genannt hatte, in die Box geschleust wurde, zusammen mit Joey - danach wurde es dunkel. Wie sehr sie sich auch anstrengte, an die Ereignisse danach hatte sie absolut keine Erinnerung mehr. Nicht an die Bar, nicht an Johnny und an Joey, die wie eine irre Glucke und mit gierigem Blick die Männer ringsum beäugte. Alles war wie weggeblasen. Es war schrecklich! Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Joey in Gefahr war. Aber wo war Joey überhaupt? Simone wusste es nicht. Ihr Erinnerungsvermögen setzte erst ab dem Moment wieder ein als sie die Toilette erreicht hatte. Was war nur los? Panik machte sich in ihr breit und sie beschloss erstmal gar nichts zu tun und sich einfach nur auf den blitzblanken fast peinlich sauberen schneeweißen Toilettenboden hinzusetzten. Durchatmen musste sie, einfach durchatmen und entscheiden was sie als nächstes tun sollte. Während sie das tat, drehte sich die kleine Kamera in einer der Deckenleuchten so, dass sich Simone wieder in deren Fokus befand. Ihr blieb das jedoch verborgen. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern was passiert war. Nach endlos scheinenden Minuten entschloss sie sich schließlich dazu, trotz ihrer immensen Kopfschmerzen wieder in den von lauter Musik durchdrungenen Raum jenseits der weißen Toilettentüre zu wagen. Sie musste ja schon einmal dort gewesen sein, dachte sie sich, sonst wäre sie ja jetzt nicht hier auf dem WC. Insgeheim hoffte sie, dass die Wunde auf ihrer Stirn der Grund für ihre Amnesie war. Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das war ein arger Trugschluss.
Als sie die Toilette mit schweren Schritten ein Stück weit hinter sich gelassen hatte und aus dem Gang, welcher zu dieser führte, wieder in den gerammelt vollen Partybereich trat, stach ihr gleich ins Auge, dass sich hier drinnen scheinbar ausschließlich nur gut aussehende Männer tummelten. Sollte das ein schlechter Scherz sein! War dies eine Modelparty - nur für männliche Models? Es stockte ihr der Atem als George Clooney mit einem breiten aber doch nicht freundlichen Grinsen an ihr vorüber schritt. Sie konnte nicht umhin ihm nachzugaffen. Mit offenem Mund. "Okay Süße! Draußen Pitt, hier Clooney...! Das ist mehr als nur ein Zufall!", dachte sie erstaunt. Zu ihrem Glück konnte sie sich an Johnny nicht mehr erinnern. Als sie daraufhin die sie umgebenden anderen Männer genauer inspizierte beschlich sie das Gefühl, dass hier alles so war um ihr, um allen Frauen auf dieser den Kopf zu verdrehen. Lauter gestählte und durchtrainierte Männerkörper, wohin man den Blick auch schweifen ließ. Alle hübsch, alle sexy. Zum Dahinschmachten. Simone hatte zwar den Verdacht aber noch nicht die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Und sie hatte recht. Und dies hier war natürlich alles kein Zufall, es gehörte zum Plan - außer einer winzig kleinen Sache. Und diese Sache war nämlich die, dass sie beinahe wieder völlig nüchtern und mit relativ klarem Verstand hier durch diese schwarze Box wandelte. Als sie noch ein Stück weiter gegangen war und die Musik noch lauter wurde als sie das jemals erlebt hatte, glaubte sie, dass ihr jeden Moment der Schädel bersten würde. Sie konnte kaum noch etwas sehen und ihr wurde abermals übel. So sah sie sich plötzlich dazu gezwungen so schnell es nur irgendwie ging einen Sitzplatz zu finden. Irgend einen! Egal welchen! Der Zufall wollte es so, dass sie jedoch nicht weit zu gehen brauchte. Im hinter Teil der Box, in Toilettenähe, wo sie sich gerade befand, gab es eine große Anzahl von kleinen niederen Sofastühlen mit dazu passenden runden Beistelltischchen. Diese sahen zwar so aus als wären sie nicht zum längeren Verweilen bestimmt, aber für Simones Zweck waren sie genau richtig. Bevor sie glaubte vor Schmerzen ohnmächtig zu werden, erreichte sie einen freien Platz und ließ sich ohne ihr Gewicht zu bremsen einfach in einen der Sofasessel plumpsen. Und da hockte sie nun. Gleich als sie sich gesetzt hatte wurden ihre Kopfschmerzen einen Grad besser und sie war wieder dazu in der Lage die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Abermals erschrak sie. Auf den Sitzplätzen saßen nur lauter Frauen, auch neben ihr am Tisch. Bei näherer Betrachtung stieg pures Entsetzten in ihr hoch. Diese und scheinbar jede andere dieser Frauen hatte einen Gesichtsausdruck wie sie bei sich selbst am Klo bemerkt hatte. Nur lief ihnen zusätzlich weißer Sabber aus den nach unten gezogenen Mundwinkeln, so als hätten sie Tollwut. Was Simone nicht wissen konnte: Das war das Ergebnis des Bloodwisters, der zweiten Stufe des ihr unbekannten Planes. Zudem drängten sich ihr nun sowieso immer mehr Fragen auf welche dringend beantwortet werden wollten. Beispiel: Zum ersten: "Was ging denn hier ab?" Zum zweiten: " Wo zum Kuckuck war Joey?" Die Tussies ringsum, dessen war sie sich 100%ig sicher, brauchte sie erst gar nicht um eine Antwort auf eine der unzähligen Fragen, welche ihr in diesem Moment durch den dröhnende Schädel schossen, zu bemühen. Als ihr Blick beiläufig an ihrer sabbernden Tischgenossin vorbei, rüber zur Tanzfläche hüpfte und dabei einen Tisch unweit von dem ihren, flüchtig streifte, musste sie mit noch größerem Entsetzten feststellen, dass dort Leonardo di Caprio mit einer dieser Frauen am Tisch saß und dass er nunmehr sie mit einem wilden, Furcht einflößenden Blick anstarrte. Nur wenige Augenblicke konnte Simone diesem wilden Blick standhalten. Mehr war auch nicht nötig um ein paar kleine Einzelheiten aufzuschnappen. Sie sah, dass seine Hände zwischen den Beinen dieser sabbernden Tussie rumfummelten und kurz nach dem Simone ihren Blick abgewendet hatte, erhoben sich die beiden Turteltäubchen und verließen den Partyraum durch eine schwarze Nebentüre unweit von ihr. Es war das selben rote Symbol auf der Außenseite zu erkennen wie anfangs auf dem Eingangstor. Im selben Moment da sie sich fragen wollte wohin die denn nun gegangen waren, setzte sich niemand geringerer als Johnny Depp zu ihr an den Tisch und stellte ihr ein Glas mit giftgrünem Inhalt unter das erschrockenen Gesicht. "Genug!", dachte sich Simone. Das war zu viel. Obwohl sie sich nicht mehr an vorhin an der Bar erinnern konnte, wusste sie sehr wohl worum es sich bei diesem grünen Gesöff handelte. Johnnys durchdringender Blick schien ihr klar zu verstehen zu geben, dass sie dies nun zu trinken hatte. Simone wollte nicht, stand blitzartig auf und torkelte so schnell sie ihre Beine tragen konnte und ohne das sich Johnny die Mühe machte ihr zu folgen, wieder in Richtung Damentoiletten. Die Kopfschmerzen kehrten zurück und pendelten sich unvermittelt auf Ausgangsniveau ein und bevor sie die Türe erreicht hatte ergoss sich ein, von einem säuerlichen Geschmack begleitetes, übelriechendes Gemisch aus Magensaft und Galle direkt auf ihre teuren Lackstiefeletten. Diese Tatsache konnte sie nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie, die im normalen Alltag allergisch auf jede auch noch so geringe Verunreinigung ihrer Kleidung reagierte, stolperte dem gegenüber vollkommen gleichgültig, mit getrübtem Blick in das grell beleuchtete, von ihrem letzten Besuch besudelte aber ansonsten unberührte WC dieser Horrorbox. Genau das dachte sie - Horrorbox. Im selben Zeitraum da sie sich ihr weiteres Vorgehen überlegte erbrach sie noch weitere 2 mal, sich zitternd am Waschbecken abstützend in selbiges und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie unbedingt hier raus musste. Schnell weg. Sie wollte keinem Richard Geere begegnen, keinem Heathe Legder oder sonst wem. Sie wollte ihre überdrehte Freundin finden und dieses Gruselkabinett so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ihren Enkelkindern wollte sie davon erzählen können, aber nicht hier drinnen draufgehen. Der letzte Gedanke erschien ihr selbst unweigerlich seltsam, jedoch war es so, dass es sich bei diesem Gedankenspiel keineswegs um ein abwegiges handelte. Sie war dem Tod näher als sie dachte. Einem absonderlich grausamen Tod, jedoch noch nicht so nahe wie ihre Freundin Joey, wie sie in naher Zukunft feststellen würde. Abermals fasste Simone ihren gesamten Mut zusammen, wankte zurück zu jener weißen Türe welche sie vor diesem Wahnsinn da draußen abschirmte und wagte es, als sie dort war, diese nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unterdessen schweißgebadet lugte sie durch den kleinen Spalt und versuchte zu eruieren, ob dieser Johnny noch auf ihren Platz saß. Er war nicht mehr dort, konnte sie zu ihrer Beruhigung feststellen. Nur das Glas mit dem giftigen Inhalt stand noch einsam dort und als sie den ersten zaghaften Schritt zurück in die Partyzone setzte, sah sie noch beiläufig wie dieser Johnny-Typ gemeinsam mit einer sabbernden Joey eilig durch diese schwarze Nebentüre, durch die schon Leonardo seine Abgang gemacht hatte, verschwand. Dann stieg wieder blauer Nebel auf und unglaublich viele Laserlichter durchschnitten die Luft. Simone beschloss, Joey zu folgen...

Let your Eggs rockt...

Die schwarze Türe lag nun hinter ihr und Simone befand sich völlig überraschend auf einem Gang der so lang war, dass wenn man von den Außenabmessungen diesen Undings ausging, nicht so sein konnte wie er eben war. Waren es 100 Meter? Waren es 200 Meter? Egal, dachte sich Simone. Es schien nun unwichtig wie lange er war, warum er so war, es zählte nur noch, dass er so war. Unmöglich lang. 100te ebenfalls schwarze Türen mit dem Symbol der Schwarzen Witwe verziert, zweigten links und rechts vom Gang ab. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf kündeten von einem Ereignis, welches ihr den Bruchteil einer Sekunde später abermals die Stiefeletten hinab lief. Sie übergab sich schon wieder. Und plötzlich waren die Kopfschmerzen verschwunden. Ehe sie sich darüber freuen konnte, vernahm sie ein Geräusch welches irgendwie und auf schreckliche Art und Weise an das Platzen eines Käfers erinnerte. Simone kannte dieses Geräusch noch aus ihren Kindheitstagen, als sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder dutzende Junikäfer in einem Nylonstrumpf gegen eine Hausmauer schnalzen ließ. Ein ekliges Geräusch und es kam von der Türe neben der sie gerade stand. Von der linken Türe. Eine unbändige Neugierde erwachte in ihr und seltsamer Weise völlig furchtlos, legte sie ihre linke Hand vorsichtig auf die silberne Klinke der schwarzen Türe und drückte sie geräuschlos nach unten. Dann beugte sie sich ein wenig nach vorne, gerade so weit, dass sie einen kleinen Blick in das ominöse Zimmer dahinter werfen konnte. Was sie dann sah, ließ ihr Herz einen kleinen Sprung machen...
Ein keuchender Leonardo lag scheinbar völlig erschöpft und auf bemerkenswerte Art aufgebläht vor dieser sabbernden Tussie von vorhin auf einem blutüberströmten Fliesenboden. Simone konnte gar keinen Gedanken mehr darauf verwenden sich zu fragen, welch ein Zufall hierbei wohl mitspielte, dass sie genau jenes Zimmer mit Di Caprio erwischt hatte. Abwechselnd starrte sie fassungslos auf Leonardo, dessen Hinterteil sich immer weiter aufblähte und auf diese Tussie deren Bauch sich schon so weit aufgebläht hatte, dass er eben jenes Geräusch produziert hatte, welches sie angelockt hatte und somit dafür verantwortlich war, dass sie sich das hier mit ansehen musste. Simones lückenhaftes Verständnis von der Natur und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen war in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr noch, sie glaubte sie hätte nie eines gehabt. Um diese Erkenntnis zu untermauern explodierte Leonardos Kopf und etwas neues, nie gekanntes, thronte anstatt Leonardos Kopf auf dem kläglichen Rest des nunmehr immer weniger einem Menschenkörper ähnlich sehenden, pulsierenden - Hinterleib!!!
"Joey!", dachte Simone. Hätte sie gewusst, das dies hier die dritte Stufte des ihr unbekannten Planes war und wofür die beiden andern, nämlich der Tunnelbreaker und der Bloodtwister gut waren, hätten sie sich niemals hier rein gewagt. Doch um zu begreifen warum die beiden Getränke vor diesem finalen Akt, dem sie gerade beiwohnte, so wichtig waren, hätte sie jemanden fragen müssen. Aber hätten ihr diese Informationen etwas genützt? Hätte sie es besser ertragen können, hiervon Zeuge zu sein? Zu sehen, dass der Bauch der sabbernden Tussie gerade vollends aufbrach und dutzende handballengroße schwarze Spinnen aus ihrem Leib drangen. Sich hungrig und scheinbar unersättlich über den Rest der Frau und Leonardo hermachten. Dabei quietschten und auf unerträgliche Art schmatzten und sie dabei anstarrten, sie als nächstes Opfer erkennend. Hätte es was gebracht zu wissen, das das grüne Zeug die Sinne trüben und sexuell stimulieren sollte und dass der Bloodtwister dazu führte, dass die Eierstöcke alle noch darin enthaltenen Eier auf einmal auswarfen, damit sie letztlich allesamt von dem teuflischen Sperma dieser Spinnenmänner-Schönlinge befruchtet werden konnten damit dann das hier zum Vorschein kam? Nein, es hätte ihr nichts gebracht! Was hätte ihr denn was gebracht? Zu Laufen zum Beispiel! Zu Rennen wie keine anderes Mal davor. Und das tat sie. Simone schlug die Tür ins Schloss, ließ die Spinnen zurück und rannte so schnell wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Längst war ihr klar geworden, dass Joey verloren war, längst hatte sie eingesehen, dass dies höchstwahrscheinlich auch ihre letzte Party gewesen war. Als sie keuchend in den Partyraum zurückkehrte, sprintete sie einfach weiter, auf direktem Weg zum Eingangstor. Von dutzenden argwöhnischen und hasserfüllten Blicken verfolgt, erreichte sie es. Simone schrie, Simone setzte ihre gesamte Kraft ein. Doch egal wie sehr sie es auch wollte, die Tür ließ sich von innen nicht öffnen. Sie begann noch lauter kreischen und zu toben. Und in ihrer finalen Verzweiflung fing sie damit an, gegen dieses scheiß Tor zu hämmern, mit den Händen mit den Füssen, mit all ihrem Eifer - vergebens. Dann als sie von innerer Panik angetrieben, dazu über ging, sogar mit dem Kopf gegen die Türe zu schlagen, spürte sie auf einmal eine wärmende Hand auf ihrer Schulter. So als wollte diese ihr Trost spenden. Dann drehte sie sich um und begann zu weinen...
" Bist du dir nicht sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Tunnelbreaker...", sagte eine sehr bekannte Stimme und Brads dämliches Grinsen brannte sich in Simones Gehirn. Ihre Augenlieder schlossen sich und ein schreckliches Kreischen war das Letzte, was sie von dieser Welt hörte. Es war ihr eigenes Kreischen. Ein spitzer scharfer Schmerz folgte und dann wurde alles schwarz. Für immer...
Let your Eggs rock!
 
Die Partybox von Markus Pließnig


Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, einem Partyflyer welchen ihr ein bemerkenswerter Unbekannter ein paar Tage zuvor in der Fussgängerzone in die Hand gedrückt hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden, lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Reisverschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt den so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr in einem scharfen Ton. Denn wer war Joey eigentlich diesen Ausflug zu dem sie diese mitgenommen hatte so schlecht zu reden.
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", ätzte sie daraufhin.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkochen konnte (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen mich zu begleiten und zweitens werden wir schon noch hinkommen und drittens..."
Bevor Simone ihre Aufzählung noch weiter ausdehnen konnte, war ein leises, den beiden jedoch sehr vertrautes Dröhnen zu hören. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Simone und Joey sahen sich wissend in die Augen. Beide werteten dieses Dröhnen richtig als das tiefe Grummeln einer Bassdrum.
"Bingo Schätzchen! Ich sagte es dir doch, wir kommen da hin!", triumphierte Simone und der ganze Ärger von eben war Vergangenheit. Hektisch fingerte sie in ihrer weißen "Pradahandtasche" nach ihren Zigaretten und fragte Joey nach einem Feuerzeug.
"Weißt du was Joey?", sagte Simone während sie sich ihre Zigarette anzündete, "Ich sage dir, dass wird sicher geil heute, wetten?"
Joeys blauen Augen blitzten im Feuerschein kurz auf und Simone war sehr zufrieden als sie diesen berüchtigten "Na klar!" Blick ihrer Lieblingspartyfreundin Joey registrierte. Denn zum Feiern war Joey einfach die Beste. Nicht nur , dass mit ihr jede Menge Spass haben konnte, sie war auch ein wahrer Männermagnet. Dieses blonde Luder, dachte sich Simone. Und das war wesentlich, denn Simone musste sich schon gehörig die Nase pudern um einen Typen aufzureißen. Nicht das Simone nicht gut aussah. Nein, sie sah sogar verdammt gut aus, das würde jeder Mann sofort bestätigen. Nur neigte sie leider dazu ein wenig arrogant zu wirken - auf die Männerwelt, unnahbar geradezu. Deshalb traute sich keiner sie anzusprechen. Nicht so bei Joey, denn die brauchte man gar nicht erst anzusprechen. Ohne sich groß Gedanken zu machen warf sie sich in die Menge, tanzte einfach so irgendwelche gut aussehenden Typen an und am Ende war auch für Simone einer dabei. Praktisch.
"Siehst du das Simi? Siehst du das?", röhrte Joey aufgeregt. Ja, Simone konnte es sehen. Mitten im Wald stand ein ca 15x15 Meter großer schwarzer Würfel. Einfach so.
"Das muss es sein Simi!", Joeys Stimme hatte einen gehörigen "Overflow" und klang somit extrem schrill. Während Simone bewusst gelassen den letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, zog sich Joey ihre wärmende pinke Zippjacke aus und schüttelte ihre blonde Mähne einmal kräftig durch. Simone staunte nicht schlecht, als unter der Jacke das wahrscheinlich knappste Oberteil der Welt zum Vorschein kam. Nicht schlecht, dachte sie sich. So wie Joey angezogen ist wird das bei ihr heute sicher noch was mit dem Poppen...
Simones Blick verweilte noch eine Zeit lang gebannt auf Joeys riesigem Ausschnitt. Also, wenn sie ein Mann wäre...
Aber dann streifte ihr Blick wieder dieses riesige Ding hier mitten im Nirgendwo. Mitten im Dschungel konnte man sagen. Irgendwie war das schon unheimlich.
Denn was sollte bitteschön dieser riesige schwarze Block hier im Wald? Welcher gottverdammte Freak würde sich denn so etwas antun? Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Wie lange man wohl dazu gebraucht haben mochte dieses riesige Teil hier aufzubauen? Und das für eine illegale Party. Schon verrückt!
Doch bevor Simone ihre Bedenken äußern konnte stand Joey schon direkt vor diesem monströsen Ding und suchte schnurstracks nach dem Eingang.
"Hey Simi! Wie man da wohl reinkommt? Ist ja voll irre, das Teil!", krächzte Joey. Ihre Stimme wurde vor lauter Aufregung immer schriller und dieser arge schräge Unterton schien sich in ihren Stimmbändern eingenistet zu haben. Für Simone aber, war das völlig normal. Schließlich kannte sie ja ihre Joey. Diese Frau war so abgedreht, das gab es kein zweites Mal. Nicht außergewöhlich, dass die sich nicht wunderte so ein abgefahrenes Teil hier anzutreffen.
"Keine Ahnung Schatz, geh doch einfach mal drum herum!", riet Simone vorsichtshalber. Eine innere Stimme gebot ihr, dass es besser wäre einfach hier stehen zu bleiben. Man konnte ja nicht sagen was hier wirklich los war. Freilich es klang alles verdammt nach Party, aber...
"Hey Simi! Hier drüben kommt man rein, du wirst nicht glauben wer hier ist! Hey Simi, los komm schon her du Angsthäschen!"
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch kam Simone der schrillen Aufforderung ihrer Freundin nach. Als sie schließlich vor dem Eingang angekommen war staunte sie nicht schlecht. Zunächst einmal war sie überwältigt von der schieren Größe dieses Kastens, der sogleich man vor ihm stand noch viel riesiger wirkte als man es aus einiger Entfernung für möglich gehalten hätte. Und außerdem war der Türsteher (oder Ticketverkäufer) oder sonst was, niemand geringerer als Brad Pitt. Oder täuschte sie sich da! Zugegeben, eine ziemlich "strange" Version von Brad, aber: War er das nicht?
Brad schien irgendwie bemerkt zu haben, für wen Simone und Joey ihn hielten. Also bemühte er sich gleich darum reinen Tisch zu machen.
"Hey ihr zwei Mädels, ich weiß genau was ihr jetzt denkt! Aber nein, ich bin nicht Brad Pitt! Ich sehe ihm nur verdammt ähnlich, wisst ihr!"
Verflucht ähnlich fand Simone. Von seinen vielen Piercings und dem schrägen Outfit einmal abgesehen. Als Simone dieses brillant gute Brad-Double genauer musterte und seine seltsame rosa Glockenhose bemerkte, musste sie beinahe lachen. In allerletzter Sekunde verbiss sie sich diese unhöfliche Ausdrucksform und fingerte sozusagen um sich selbst abzulenken in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Joey griff gleich ebenfalls nach einer Kippe und bot Simone abermals ihr Feuerzeug an. Brad beobachtete sie genauestens und konnte es nicht unterlassen sich begierig über die Lippen zu lecken als er sich in Joeys Ausschnitt verlor.
"Ja, ähm, Mädels! Dann mal rein mit euch würde ich sagen! Nicht?", Brad musste sich räuspern als sich Joey ein klein wenig weiter nach vorne beugte um einen der Flyer auf dem Tisch hinter dem Brad lässig posierte genauer zu betrachten.
"Aber ähm, seht her meine Süßen! Bevor ich euch reinlassen kann, müsst ihr euch noch einen Willkommensdrink genehmigen!", Brad griff unter den Tisch und stellte den Mädels unerwarteterweise 2 Getränkeflaschen hin. So ein eklig aussehendes grünes Zeug. Simone war bei diesem Anblick nicht so ganz wohl zumute. Es sah einfach total abartig aus, irgendwie gefährlich grün. Für sie zumindest - bevor sie jedoch auch nur daran denken konnte sich zu erkundigen, worum es sich bei diesem Getränk denn handelte, hatte Joey auch schon die Flasche geöffnet und nahm einen ausgiebigen Schluck von deren Inhalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Verflixt noch mal, durchfuhr es Simone, dieses Weib war doch so unvorsichtig und so unüberlegt.
"Was ist den mit dir meine Süße?", Brads beinahe schon strenger Blick fixierte die Flasche welche für Simone bestimmt war und noch unberührt vor ihr am Tisch stand:" Wird das heute noch was?", forderte er in einem Tonfall der Simone ganz und gar nicht gefallen wollte. Dazu grinste dieser Brad-Typ auch noch so dermaßen blöd, dass sich Simone dazu hingerissen fühlte ihm eine zu knallen. Und was war mit diesem Kerl eigentlich los. Sah aus wie Brad Pitt und machte hier einen auf Vollidioten. Was konnte er denn sonst sein? Kein normaler Typ würde ein Mädchen so bescheuert dazu auffordern aus einer Flasche zu trinken. Und dazu noch in diesem barschen Befehlston.
"Was ist denn das eigentlich da in dieser Flasche?", hörte sich Simone fragen.
"Ach mach dir keinen Kopf Simi, schmeckt total lecker!"
Ah ja Joey war ja auch noch da. Aber auf deren Urteil wollte sich Simone nun wirklich nicht verlassen. Alles hier war einfach zu schräg, zu irre, um nicht skeptisch zu werden. Irgendwie bereute sie es in diesem Moment ein wenig jemals hierher gekommen zu sein. Aber: Was Simone in diesem Augenblick noch nicht wusste war, dass es zumindest in diesem Moment alles noch recht gut lief für die beiden Mädels - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet.
"Hey Süße! Das ist unsere Eintrittskarte! Das musst du einfach trinken wenn du in die Box rein willst!"
"Aja, aber das beantwortet nicht meine Frage!", Simone nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch provozierend in das Gesicht dieses Brad-Typen.
"Und was ich noch wissen will! Was treibt jemanden dazu für eine illegale Party so einen irrsinnigen Aufwand zu betreiben!", als Simone so sprach, bemerkte sie im Augenwinkel, dass Joey einen leichten Ausfallschritt machte und sich an die Schläfe fasste.
"Hey Simi! Das Gesöff ist der reinste Wahnsinn, ach trink doch auch was davon, ist totaaal gut!". Joeys darauf folgendes Lachen erinnerte stark an das einer manischen Frau auf Extasy befand Simone. Bei Joey nichts Ungewöhnliches! Nur nicht nach dem Konsum eines alkoholischen Getränks! Und Pillen hatte sie ja auch keine genommen, oder?
Verflucht auch. Aber als Simone sich gerade an ihre Freundin wenden wollte beantwortete Brad ihre Frage. In einem ruhigen und beinahe zärtlichen Tonfall:" Bist du dir sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Und wie du bei deiner Freundin gut sehen kannst ist der Name Programm!"
Simone hasste Leute welche sie nicht kannten und gleich als "Schnucki" bezeichneten.
Und Brad stockte kurz als ihn Simone daraufhin mit einem geringschätzigen Blick abstrafte.
"Also gut Süße! Das Zeug ist in etwa mit Absinth zu vergleichen! Mit einer derben Mischung - ist unser Special hier! Wart mal ab bist du siehst wie die Tussies da drin - äh ich meine die Leute da drin abgehen.!", Brads Augen funkelten geheimnisvoll auf.
"Nun ja, dann gib mir halt die Flasche!", zischte Simone. Als Spielverderberin wollte sie nicht dastehen. Obendrein war sie es doch, die dafür gesorgt hatte, dass sie und Joey jetzt hier vor diesem schwarzen Ungetüm standen. Mit triumphierender Geste händigte ihr Brad die Flasche mit dem gefährlich grünen Inhalt aus und grinste als Draufgabe nochmals besonders dämlich. Simone war angewidert von dessen abnormaler Färbung, deshalb vermied sie es noch, gleich davon zu kosten.
"Aber wer steckt hinter dieser ganzen Veranstaltung? Würde mich nur interessieren."
"Ja äh, woher weißt du denn von der Party!", erkundigte sich der Brad Pitt Verschnitt in einem geradezu unschuldigen Tonfall.
"Von einem Typen auf der Straße, de gab mir so `nen Flyer und..."
"Hey Süße! Wir sind jetzt schon so was wie eine lebende Legende wenn es um illegal Festchen geht, verstehst du? Wenn du zuhause bist schau doch mal im Internet nach, ja!", Brad hatte scheinbar so was wie ein geniales Geschick dafür auf gezielte Fragen keine pointierte Antwort geben zu können. Simone nervte der Typ schon gewaltig. Aber die Internetadresse wollte sie dennoch haben und gleich testen. Der Typ schien scheinbar nicht zu wissen, dass man heutzutage ein Smartphone dabei hatte und nicht erst daheim sein musste, um ins Netz gehen zu können. So erkundigte sie sich nach der Adresse, warf ihre Zigarette vor dem Typen auf den Boden und zerrte Joey an Brad vorbei ein Stück weit vom Würfel weg. Die Flasche und Joey in der einen Hand das Handy in der anderen.
"Vergiss nicht Süße, du hältst deine Eintrittskarte in den Händen und ich kann dich sehen! Also nicht wegschütten!", hörte Simone Brad noch rufen.
"Ja ja du Freak...", grummelte Simone als sie die Internetadresse eingab.
"Mist Joey! Ich krieg hier keine Verbindung in diesem scheiß Wald..."
"Waaas? Keinen Anschluss? Hihihi! E.T will heim was?"; Joey beendete diesen Satz mit einem irren Lachen. Simone bereute es immer mehr hier zu sein. Irgendwie bekam sie heute keine Stimmung zusammen. Aber vielleicht würde sich das ja noch ändern, wenn sie einfach dieses grüne Zeugs da in sich hineinkippte. Sie drehte sich so, dass Brad sie sehen konnte, fasste allen Mut zusammen, öffnete die Flasche und kippte das Zeug in ihren Rachen. Alles auf einmal. Und: Ja - es war in der Tat köstlich und just ein paar Sekunden später machte sich eine Leichtigkeit in ihr breit wie sie sie noch niemals zuvor in ihrem Leben empfunden hatte. Easy living!!!
Simone bemerkte gar nicht, dass Brad, der sie dabei genauestens beobachtete, sich zufrieden über seine blassen Lippen leckte. Ja: Zufrieden konnte er sein! Wieder ein paar Mädels für die Würfelpartie! Für die Partybox - 2 leckere, fruchtige Edeltussies.
"Let your Eggs rock!"

Im Partywürfel...

Kurz darauf torkelten Joey und Simone auch schon gemeinsam, sich gegenseitig Halt gebend, durch den schmalen Korridor des Eingangsbereiches des großen schwarzen Würfels. Dicht gefolgt von Brad, der mit einer Art überdimensionaler Fernbedienung in der Hand auf ein großes rotes Symbol (welches stark an die Zeichnung am Hinterleib einer schwarzen Witwe erinnerte) direkt vor ihnen auf der schwarzen Wand oberhalb eines massiven Stahltores, zielte. Hinter diesem schweren Tor dröhnte und poltere es gewaltig. Ja, man konnte es hören, da drin wurde ordentlich gefeiert, dachte sich Simone und war inzwischen etwa in der gleichen Verfassung wie ihre Lieblingpartyfreundin Joey und begann jedes mal wenn sie diese auch nur flüchtig ansah, lautstark und schrill zu lachen. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch der Rest ihres Verstandes gerade dabei sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Adieu!!!
"Hey Schätzchen, mein Knuddelwuddel - Tussiebärli, hahahah...!", grölte Simone während sich vor ihnen das schwarze Tor öffnete. Langsam kletterte es nach oben und mit jedem Zentimeter den es sich hob, trat mehr Licht in den Korridor und die Musik wurde immer lauter. Beinahe schon unerträglich laut. In Simones Kopf begann es leicht zu pochen. Aber der Tunnelbreaker in ihrer Blutbahn ermöglichte es ihr, diese Tatsache gekonnt zu ignorieren - vorerst. Simones Blick war starr nach vorne gerichtet und hinter diesem Tor, im Inneren des Partybox konnte Simone schemenhaft dutzende wild tanzende Menschen erkennen. Als beide unter dem Tor durch waren, standen sie nun überwältigt und beinahe atemlos mitten in einem grellen, mit unzähligen Scheinwerfen bestückten Partyraum, welcher einem einfach keinen Grund zum Meckern gab. Party Deluxe!
"Viel Spass meine Schnuckis!", rief ihnen Brad lakonisch grinsend zu und das Tor senkte sich wieder langsam. Warum es sich senkte und aus welchem Grund es überhaupt existierte war beiden Mädels so ziemlich egal und während es schließlich von einem tiefen Knarren begleitet im Schließmechanismus der Bodenplatte unter dem Tor einrastete, glaubte Simone im Paradies angelangt zu sein. Jawohl, Simone und Joey waren nun endlich da wo sie hinwollten und fühlten sich wie der Mittelpunkt dieses Partyuniversums. "Es hat sich doch ausgezahlt!", kreischte eine hoch erregte Simone die sich daran aber schon bald nicht mehr erinnern würde können. Joey sah sie an und beide wussten sofort was zu tun war. Die Bar musste gefunden werden um sich noch einen von diesen leckeren Tunnelbreakern zu ergattern. Simone fand, ebenso wie Joey, dass dieses Getränk der volle Bringer war. Echt total köstlich und man wurde so herrlich breit davon. Aber nicht auf einen unangenehme Art. Simones Augen wanderten suchend durch die Box und genau in dem Moment, da sie glaubte die Bar gesichtet zu haben, wurde eine gigantische Nebelmaschine betätigt und der gesamte Raum füllte sich binnen einiger Sekunden vollends mit dickem blauen Nebel. Beinahe gleichzeitig ging ein wahres Trommelfeuer von Laserlichtern durch den gesamten Discobereich. Es war nunmehr geradezu unmöglich auch nur noch irgendwas zu erkennen - es herrschte höchste Epilepsie-Warnstufe. Und Simone hatte die Bar natürlich aus den Augen verloren. Trotzdem meinte sie noch die ungefähre Richtung zu kennen, packte Joey am Arm und schleppte sie kurzerhand mit, quer durch die tanzende Menge hindurch. Ohne Vorsicht walten zu lassen, denn dazu war sie nicht mehr fähig. So sehr beeinträchtigte dieses gefährliche grüne Zeugs ihre Wahrnehmung und ihren Gleichgewichtssinn. Aber es war ihr egal. Die Kollisionen mit diversen Körperteilen unterwegs spürte sie sowieso nicht mehr und einen gewaltigen Vorteil hatte das alles ja. Weil es ihr ohnehin nicht gelingen wollte sich gerade und ohne umzukippen fortzubewegen, wurde sie auf dem Weg zur Bar wenigsten von den Körpern der tanzenden Leute abgefangen. Joey erging es ähnlich. Es schien so als wären hier alle so drauf wie die beiden Mädels. Gemeinsam bildeten sie ein instabiles Gebilde aus tanzenden Dominosteinen welches, würde man auch nur einen oder zwei entfernen in sich zusammenfallen würde. Eine Kettenreaktion mit ungewissem Ausgang wäre wohl die Folge. Nach schier endlosen Augenblicken erreichten die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz unbeschadet die lange Bar am hinteren Ende des Würfels. Gut, dachte sich Simone. Hier ist es ja. Mit zielgerichtetem Blick und den schemenhaften Umriss des Barmannes im Auge, wankte sie mit Joey in der Hand schnellen aber unbeholfenen Schrittes auf das Zielobjekt zu, etwas zu flott und schlug mit ihrer Stirn auf der großen Theke vor der Bar auf und blieb einige Augenblicke reglos an der Theke hängen. Das Ganze hinterließ eine kleine Schramme oberhalb ihres linken Auges. Komisch zu beobachten war außerdem, dass es auch Joey so erging. Nur hatte die das Glück , auf Simones Schulter aufzuschlagen. Im selben Moment lichtete sich der blaue Nebel und die Laserlichter erloschen. Der Barmann, der Simones stürmische Ankunft mitverfolgt hatte trat vorsichtig einige Schritte näher an die beiden "Damen" heran.
"Aber hallo, hallo!", brüllte dieser mit extrem lauter und einer sehr bekannten Stimme. Aber Simone und Joey nahmen vorerst noch keine Notiz von ihm.
"Irre Siiimiii, Irrre, ja, ja ,ja...!", kreischte Joey und zog Simones Kopf an ihrem langen feuerroten Zopf unsanft von der Oberfläche der Theke nach hinten sodass diese sehen konnte was Joey gerade erspäht hatte.
"Guck dir diese Typen an, Simi, schau nur, schau! Alles voll die Chippendales! Hast du so was schon jemals gesehen auf einer Party?"
Unter normalen Umständen hätte Simone Joey, ob des Schmerzes den deren Haarreißaktion mit sich bringen hätte sollen, eine geknallt. Aber sie spürte den Schmerz ja nicht, also waren es keine normalen Umstände. Sie fühlte beinahe nichts mehr, schon gar nicht das Blut welches ihr in einem dünnen Rinnsaal über die Stirn lief und sich in ihrer linken Augenbrauen sammelte. Nur ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib als sie sah, was Joey meinte. Auf dieser Party schienen beinahe ausnahmslos nur Männer zu sein und das von einem Kaliber, dass jeder halbwegs normalen Frau Hören und Sehen hätte vergehen können. Der pure Wahnwitz!
"Hallo meine Damen!"
Jetzt erst nahmen sie die eigenartig vertraute Stimme des Barmanns wahr und es durchfuhr sie wie die Offenbarung des Johannes. Es war - nein, ja...
Das war er! Johnny Depp! Als Barmann! War das nicht des Zufalls zuviel? Zuerst Brad Pitt und jetzt - Johnny Depp!
Simone konnte es trotz des starken Einflusses des Tunnelbreakers nicht so recht glauben. Wäre sie nicht so angetrunken gewesen hätte sie spätestens jetzt eine Panikattacke bekommen. So war sie nur angenehm überrascht und fand es sogar sehr aufregend. Joey erging es ebenso.
"Ist das hier eine Verarsche?", fragte Simone in einem belustigten Tonfall. "Sag mir, wo habt ihr alle diese schrägen Verkleidungen her. Oder nein - hihihi! Ich weiß schon, du bist der Bruder von diesem Brad-Freak, stimmts!", sagte Simone und war versucht ihre Erregung mit dem Griff nach einer Zigarette zu überspielen, unterließ es dann aber. Johnny zog nur die Augenbrauen nach oben und meinte trocken, dass er nicht der Bruder des erwähnten Freaks sei und das er keineswegs nachvollziehen konnte wie sie ihn mit diesem in Verbindung bringen konnte. Aber ein gutes Getränk könne er ihnen anbieten. Während er das sagte, löste sich ein kleiner Blutstropfen von Simones Augenbrauen und fiel in Zeitlupentempo auf die spiegelglatte Thekenoberfläche vor Johnny. Sein Blick wurde düster und für einen kurzen Moment konnte man seine wahre Natur erkennen, hinter der Fassade seiner Augen - glanzlos, animalisch und schrecklich.. Doch bevor die beiden dies bemerken konnten, schloss er sie schnell, atmete tief durch und versuchte wieder freundlich und wie der echte Johnny zu wirken. Diese Vorgehensweise wäre jedoch im Prinzip nicht nötig gewesen, denn Joey und Simone waren ohnehin nicht in der Lage noch irgendwas zu bemerken, außer das warme Ziehen zwischen ihren Schenkeln wenn sie sich hier drinnen umsahen. Aber noch musste Johnny ein wenig Vorsicht walten lassen, noch waren die beiden Mädels nicht so weit...
"Ja- hihihi! Wir hätten glaube ich gerne noch einen Tunnelbreaker, ähm Johnny! Hihi...!", lallte Joey und stützte sich unbeholfen an der Bar ab. Sie wirkte dabei so als hätte sie gerade ein Betäubungspfeil getroffen. Und es stimmte, wäre sie irgendwo im offenen Raum gestanden hätte es sie vermutlich umgehauen.
"Tut mir leid meine Damen!", meinte Johnny höflich. "Tunnelbreaker gibts nur vorne am Eingang, wir haben hier nur "Bloodtwister". Wollen sich die Damen vielleicht einen genehmigen?" In Johnnys Stimme machte sich ein bedrohlich lauernder Unterton breit. Doch um diesen wahrnehmen zu können, hätte man keinen Tunnelbreaker in der Blutbahn haben dürfen. So nickten die beiden "Damen" nur zustimmend und Joey machte einen kleinen Freudensprung: "Oh ja! Bloodtwister! Wie das schon klingt! Aufregend...!" Als ihre Beine wieder den Boden berührten hatte sie verfluchtes Glück, dass ihre weichen Knie zufällig dazu in der Lage waren den Sprung noch halbwegs abzufedern. Lediglich ein kleiner unbeholfener Griff nach Simones rechtem Arm genügte, um nicht auf dem Boden zu landen. Johnny beobachtete das sehr genau und leckte sich voll Vorfreude über seine blassen Lippen. Ja, er konnte wirklich froh sein, dass heute alles so reibungslos funktionierte. In der Box war eine nicht unwesentliche Anzahl köstlich knackiger Tussies vertreten. Seltsamerweise waren diese beinahe alle nicht mehr auf der gerade grün leuchtenden Tanzfläche anzutreffen! Aus zwei bestimmten Gründen. Den zweiten Grund stellte er den beiden Mädels gerade auf die Theke.
"Bitte sehr meine Damen! Lasst es euch schmecken!"
Doch Johnnys Glück und Vorfreude wurden plötzlich und völlig unerwartet einfach weggeblasen. Exakt in dem Moment als Joey schon das halbe Glas mit dem gefährlich roten Inhalt geleert hatte und Simone es gerade an ihre feuerroten Lippen führte, fiel das Glas ohne Vorwarnung aus deren Hand und Simone sackte blitzschnell in sich zusammen und landete ungebremst auf dem harten Boden vor der Bar, jedoch ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der kleine Aufprall an der Theke zuvor war eben nicht ohne Folgen geblieben. Simones Gehirn war inzwischen leicht angeschwollen, ihr war schwindlig und ihr war, wie jeder sehen konnte, kotzübel; denn sie hatte eine Gehirnerschütterung. Dieser Umstand führte dazu, dass sich ihr gesamter Mageninhalt vor der Theke auf den Boden ergoss und diesen an der betreffenden Stelle giftgrün einfärbte. Das war beinahe der gesamte Tunneltwister vor welchem Simone nun hockte und plötzlich von schlimmen Kopfschmerzen geplagt wurde. Mit den Kopfschmerzen machte sich auch wieder eine gewisse Klarheit in ihren Gedanken breit. Bevor diese Klarheit jedoch ein wenig Licht in ihren Verstand bringen würde, zog sie sich an der Theke nach oben und teilte einer inzwischen schon unzurechnungsfähigen Joey und einem erschrocken aussehenden Johnny mit, dass sie schnell die Toilette aufsuchen würde um sich kurz zu erfrischen. Als sie sich wie in Trance von der Bar abwenden wollte beugte sich Johnny, der die Situation noch irgendwie retten wollte, über die Theke und versuchte sie an der Schulter zurückzuhalten.
"Hey meine Dame!" Hier nimm doch diesen Tunnelbreaker den ich eigentlich für mich zurückbehalten habe! Nimm ihn, dann wird es dir gleich wieder besser gehen!"
Aber jenes gerade wieder aktiv gewordene Gehirnareal in Simones Kopf dachte nicht im Traum daran. Wütend riss sie sich los und präsentierte Johnny, einem starken inneren Bedürfnis folgend, den erhobenen Mittelfinger ihrer Linken Hand. "Das kommt von Herzen Arschloch!", keifte sie und wandte sich von ihm ab.
Ja, Simone war beinahe schon wieder sie selbst wie Johnny zu seinem Unbehagen feststellen musste. Er konnte nichts machen, zunächst einmal, aber dieses Mädel musste von nun an im Auge behalten werden. Als Simone wankend im tanzenden Männerrudel verschwand betätigte er eine roten Knopf unter der Thekeninnenseite und wandte sich gleich wieder der anderen Tussie zu - Joey. Blauer Nebel stieg auf und die Laser durchschnitten wieder den gesamten Raum...

Das Erwachen...

Mit getrübtem Blick und einem starken pulsierenden Schmerz in ihrem Kopf stand Simone völlig aufgelöst und zutiefst überrascht auf der übertrieben sauberen Damentoilette dieses riesigen Undings. Mit hängendem Kopf beugte sich über das unbenutzt aussehende Waschbecken um sich abermals zu übergeben. Sie würgte den letzten Rest des Tunnelbreaker hervor und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stelle wo ihr Kopf vor einigen Minuten auf der Theke aufgeschlagen war. Es fühlte sich nass an und sie bemerkte erst in diesem Augenblick die Wunde über ihrem linken Auge. Erstaunt begutachtete sie den kleinen Riss aus dem noch immer ein wenig Blut strömte im Spiegel und musste erschrocken feststellen, dass ihre Gesichtsmuskeln wie gelähmt zu sein schienen. Im grellen Licht der Damentoilette ähnelte das ganze stark dem Antlitz einer schlecht gemachten Porzellanpuppe, selbst ihre Augen glänzten auf diese leblose stundenglasartige Art und Weise. Sie sah aus wie ein Zombie. All ihre Attraktivität war wie weggewischt. Fort! Was war nur los mit ihr, fragte sie sich. Die vergangene Viertelstunde war plötzlich so weít entfernt und sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an diesen Zeitabschnitt erinnern. Nur eine Sache konnte sie noch mit Gewissheit sagen. Dieses grüne Gesöff war brandgefährlich. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran wie bei ihr schon einige Sekunden nach dessen Konsum alle Lichtlein ausgegangen waren und sie wie eine leere willenlose Hülle von diesem Brad-Typen, der sie "Schnucki" genannt hatte, in die Box geschleust wurde, zusammen mit Joey - danach wurde es dunkel. Wie sehr sie sich auch anstrengte, an die Ereignisse danach hatte sie absolut keine Erinnerung mehr. Nicht an die Bar, nicht an Johnny und an Joey, die wie eine irre Glucke und mit gierigem Blick die Männer ringsum beäugte. Alles war wie weggeblasen. Es war schrecklich! Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Joey in Gefahr war. Aber wo war Joey überhaupt? Simone wusste es nicht. Ihr Erinnerungsvermögen setzte erst ab dem Moment wieder ein als sie die Toilette erreicht hatte. Was war nur los? Panik machte sich in ihr breit und sie beschloss erstmal gar nichts zu tun und sich einfach nur auf den blitzblanken fast peinlich sauberen schneeweißen Toilettenboden hinzusetzten. Durchatmen musste sie, einfach durchatmen und entscheiden was sie als nächstes tun sollte. Während sie das tat, drehte sich die kleine Kamera in einer der Deckenleuchten so, dass sich Simone wieder in deren Fokus befand. Ihr blieb das jedoch verborgen. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern was passiert war. Nach endlos scheinenden Minuten entschloss sie sich schließlich dazu, trotz ihrer immensen Kopfschmerzen wieder in den von lauter Musik durchdrungenen Raum jenseits der weißen Toilettentüre zu wagen. Sie musste ja schon einmal dort gewesen sein, dachte sie sich, sonst wäre sie ja jetzt nicht hier auf dem WC. Insgeheim hoffte sie, dass die Wunde auf ihrer Stirn der Grund für ihre Amnesie war. Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das war ein arger Trugschluss.
Als sie die Toilette mit schweren Schritten ein Stück weit hinter sich gelassen hatte und aus dem Gang, welcher zu dieser führte, wieder in den gerammelt vollen Partybereich trat, stach ihr gleich ins Auge, dass sich hier drinnen scheinbar ausschließlich nur gut aussehende Männer tummelten. Sollte das ein schlechter Scherz sein! War dies eine Modelparty - nur für männliche Models? Es stockte ihr der Atem als George Clooney mit einem breiten aber doch nicht freundlichen Grinsen an ihr vorüber schritt. Sie konnte nicht umhin ihm nachzugaffen. Mit offenem Mund. "Okay Süße! Draußen Pitt, hier Clooney...! Das ist mehr als nur ein Zufall!", dachte sie erstaunt. Zu ihrem Glück konnte sie sich an Johnny nicht mehr erinnern. Als sie daraufhin die sie umgebenden anderen Männer genauer inspizierte beschlich sie das Gefühl, dass hier alles so war um ihr, um allen Frauen auf dieser den Kopf zu verdrehen. Lauter gestählte und durchtrainierte Männerkörper, wohin man den Blick auch schweifen ließ. Alle hübsch, alle sexy. Zum Dahinschmachten. Simone hatte zwar den Verdacht aber noch nicht die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Und sie hatte recht. Und dies hier war natürlich alles kein Zufall, es gehörte zum Plan - außer einer winzig kleinen Sache. Und diese Sache war nämlich die, dass sie beinahe wieder völlig nüchtern und mit relativ klarem Verstand hier durch diese schwarze Box wandelte. Als sie noch ein Stück weiter gegangen war und die Musik noch lauter wurde als sie das jemals erlebt hatte, glaubte sie, dass ihr jeden Moment der Schädel bersten würde. Sie konnte kaum noch etwas sehen und ihr wurde abermals übel. So sah sie sich plötzlich dazu gezwungen so schnell es nur irgendwie ging einen Sitzplatz zu finden. Irgend einen! Egal welchen! Der Zufall wollte es so, dass sie jedoch nicht weit zu gehen brauchte. Im hinter Teil der Box, in Toilettenähe, wo sie sich gerade befand, gab es eine große Anzahl von kleinen niederen Sofastühlen mit dazu passenden runden Beistelltischchen. Diese sahen zwar so aus als wären sie nicht zum längeren Verweilen bestimmt, aber für Simones Zweck waren sie genau richtig. Bevor sie glaubte vor Schmerzen ohnmächtig zu werden, erreichte sie einen freien Platz und ließ sich ohne ihr Gewicht zu bremsen einfach in einen der Sofasessel plumpsen. Und da hockte sie nun. Gleich als sie sich gesetzt hatte wurden ihre Kopfschmerzen einen Grad besser und sie war wieder dazu in der Lage die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Abermals erschrak sie. Auf den Sitzplätzen saßen nur lauter Frauen, auch neben ihr am Tisch. Bei näherer Betrachtung stieg pures Entsetzten in ihr hoch. Diese und scheinbar jede andere dieser Frauen hatte einen Gesichtsausdruck wie sie bei sich selbst am Klo bemerkt hatte. Nur lief ihnen zusätzlich weißer Sabber aus den nach unten gezogenen Mundwinkeln, so als hätten sie Tollwut. Was Simone nicht wissen konnte: Das war das Ergebnis des Bloodwisters, der zweiten Stufe des ihr unbekannten Planes. Zudem drängten sich ihr nun sowieso immer mehr Fragen auf welche dringend beantwortet werden wollten. Beispiel: Zum ersten: "Was ging denn hier ab?" Zum zweiten: " Wo zum Kuckuck war Joey?" Die Tussies ringsum, dessen war sie sich 100%ig sicher, brauchte sie erst gar nicht um eine Antwort auf eine der unzähligen Fragen, welche ihr in diesem Moment durch den dröhnende Schädel schossen, zu bemühen. Als ihr Blick beiläufig an ihrer sabbernden Tischgenossin vorbei, rüber zur Tanzfläche hüpfte und dabei einen Tisch unweit von dem ihren, flüchtig streifte, musste sie mit noch größerem Entsetzten feststellen, dass dort Leonardo di Caprio mit einer dieser Frauen am Tisch saß und dass er nunmehr sie mit einem wilden, Furcht einflößenden Blick anstarrte. Nur wenige Augenblicke konnte Simone diesem wilden Blick standhalten. Mehr war auch nicht nötig um ein paar kleine Einzelheiten aufzuschnappen. Sie sah, dass seine Hände zwischen den Beinen dieser sabbernden Tussie rumfummelten und kurz nach dem Simone ihren Blick abgewendet hatte, erhoben sich die beiden Turteltäubchen und verließen den Partyraum durch eine schwarze Nebentüre unweit von ihr. Es war das selben rote Symbol auf der Außenseite zu erkennen wie anfangs auf dem Eingangstor. Im selben Moment da sie sich fragen wollte wohin die denn nun gegangen waren, setzte sich niemand geringerer als Johnny Depp zu ihr an den Tisch und stellte ihr ein Glas mit giftgrünem Inhalt unter das erschrockenen Gesicht. "Genug!", dachte sich Simone. Das war zu viel. Obwohl sie sich nicht mehr an vorhin an der Bar erinnern konnte, wusste sie sehr wohl worum es sich bei diesem grünen Gesöff handelte. Johnnys durchdringender Blick schien ihr klar zu verstehen zu geben, dass sie dies nun zu trinken hatte. Simone wollte nicht, stand blitzartig auf und torkelte so schnell sie ihre Beine tragen konnte und ohne das sich Johnny die Mühe machte ihr zu folgen, wieder in Richtung Damentoiletten. Die Kopfschmerzen kehrten zurück und pendelten sich unvermittelt auf Ausgangsniveau ein und bevor sie die Türe erreicht hatte ergoss sich ein, von einem säuerlichen Geschmack begleitetes, übelriechendes Gemisch aus Magensaft und Galle direkt auf ihre teuren Lackstiefeletten. Diese Tatsache konnte sie nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie, die im normalen Alltag allergisch auf jede auch noch so geringe Verunreinigung ihrer Kleidung reagierte, stolperte dem gegenüber vollkommen gleichgültig, mit getrübtem Blick in das grell beleuchtete, von ihrem letzten Besuch besudelte aber ansonsten unberührte WC dieser Horrorbox. Genau das dachte sie - Horrorbox. Im selben Zeitraum da sie sich ihr weiteres Vorgehen überlegte erbrach sie noch weitere 2 mal, sich zitternd am Waschbecken abstützend in selbiges und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie unbedingt hier raus musste. Schnell weg. Sie wollte keinem Richard Geere begegnen, keinem Heathe Legder oder sonst wem. Sie wollte ihre überdrehte Freundin finden und dieses Gruselkabinett so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ihren Enkelkindern wollte sie davon erzählen können, aber nicht hier drinnen draufgehen. Der letzte Gedanke erschien ihr selbst unweigerlich seltsam, jedoch war es so, dass es sich bei diesem Gedankenspiel keineswegs um ein abwegiges handelte. Sie war dem Tod näher als sie dachte. Einem absonderlich grausamen Tod, jedoch noch nicht so nahe wie ihre Freundin Joey, wie sie in naher Zukunft feststellen würde. Abermals fasste Simone ihren gesamten Mut zusammen, wankte zurück zu jener weißen Türe welche sie vor diesem Wahnsinn da draußen abschirmte und wagte es, als sie dort war, diese nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unterdessen schweißgebadet lugte sie durch den kleinen Spalt und versuchte zu eruieren, ob dieser Johnny noch auf ihren Platz saß. Er war nicht mehr dort, konnte sie zu ihrer Beruhigung feststellen. Nur das Glas mit dem giftigen Inhalt stand noch einsam dort und als sie den ersten zaghaften Schritt zurück in die Partyzone setzte, sah sie noch beiläufig wie dieser Johnny-Typ gemeinsam mit einer sabbernden Joey eilig durch diese schwarze Nebentüre, durch die schon Leonardo seine Abgang gemacht hatte, verschwand. Dann stieg wieder blauer Nebel auf und unglaublich viele Laserlichter durchschnitten die Luft. Simone beschloss, Joey zu folgen...

Let your Eggs rockt...

Die schwarze Türe lag nun hinter ihr und Simone befand sich völlig überraschend auf einem Gang der so lang war, dass wenn man von den Außenabmessungen diesen Undings ausging, nicht so sein konnte wie er eben war. Waren es 100 Meter? Waren es 200 Meter? Egal, dachte sich Simone. Es schien nun unwichtig wie lange er war, warum er so war, es zählte nur noch, dass er so war. Unmöglich lang. 100te ebenfalls schwarze Türen mit dem Symbol der Schwarzen Witwe verziert, zweigten links und rechts vom Gang ab. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf kündeten von einem Ereignis, welches ihr den Bruchteil einer Sekunde später abermals die Stiefeletten hinab lief. Sie übergab sich schon wieder. Und plötzlich waren die Kopfschmerzen verschwunden. Ehe sie sich darüber freuen konnte, vernahm sie ein Geräusch welches irgendwie und auf schreckliche Art und Weise an das Platzen eines Käfers erinnerte. Simone kannte dieses Geräusch noch aus ihren Kindheitstagen, als sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder dutzende Junikäfer in einem Nylonstrumpf gegen eine Hausmauer schnalzen ließ. Ein ekliges Geräusch und es kam von der Türe neben der sie gerade stand. Von der linken Türe. Eine unbändige Neugierde erwachte in ihr und seltsamer Weise völlig furchtlos, legte sie ihre linke Hand vorsichtig auf die silberne Klinke der schwarzen Türe und drückte sie geräuschlos nach unten. Dann beugte sie sich ein wenig nach vorne, gerade so weit, dass sie einen kleinen Blick in das ominöse Zimmer dahinter werfen konnte. Was sie dann sah, ließ ihr Herz einen kleinen Sprung machen...
Ein keuchender Leonardo lag scheinbar völlig erschöpft und auf bemerkenswerte Art aufgebläht vor dieser sabbernden Tussie von vorhin auf einem blutüberströmten Fliesenboden. Simone konnte gar keinen Gedanken mehr darauf verwenden sich zu fragen, welch ein Zufall hierbei wohl mitspielte, dass sie genau jenes Zimmer mit Di Caprio erwischt hatte. Abwechselnd starrte sie fassungslos auf Leonardo, dessen Hinterteil sich immer weiter aufblähte und auf diese Tussie deren Bauch sich schon so weit aufgebläht hatte, dass er eben jenes Geräusch produziert hatte, welches sie angelockt hatte und somit dafür verantwortlich war, dass sie sich das hier mit ansehen musste. Simones lückenhaftes Verständnis von der Natur und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen war in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr noch, sie glaubte sie hätte nie eines gehabt. Um diese Erkenntnis zu untermauern explodierte Leonardos Kopf und etwas neues, nie gekanntes, thronte anstatt Leonardos Kopf auf dem kläglichen Rest des nunmehr immer weniger einem Menschenkörper ähnlich sehenden, pulsierenden - Hinterleib!!!
"Joey!", dachte Simone. Hätte sie gewusst, das dies hier die dritte Stufte des ihr unbekannten Planes war und wofür die beiden andern, nämlich der Tunnelbreaker und der Bloodtwister gut waren, hätten sie sich niemals hier rein gewagt. Doch um zu begreifen warum die beiden Getränke vor diesem finalen Akt, dem sie gerade beiwohnte, so wichtig waren, hätte sie jemanden fragen müssen. Aber hätten ihr diese Informationen etwas genützt? Hätte sie es besser ertragen können, hiervon Zeuge zu sein? Zu sehen, dass der Bauch der sabbernden Tussie gerade vollends aufbrach und dutzende handballengroße schwarze Spinnen aus ihrem Leib drangen. Sich hungrig und scheinbar unersättlich über den Rest der Frau und Leonardo hermachten. Dabei quietschten und auf unerträgliche Art schmatzten und sie dabei anstarrten, sie als nächstes Opfer erkennend. Hätte es was gebracht zu wissen, das das grüne Zeug die Sinne trüben und sexuell stimulieren sollte und dass der Bloodtwister dazu führte, dass die Eierstöcke alle noch darin enthaltenen Eier auf einmal auswarfen, damit sie letztlich allesamt von dem teuflischen Sperma dieser Spinnenmänner-Schönlinge befruchtet werden konnten damit dann das hier zum Vorschein kam? Nein, es hätte ihr nichts gebracht! Was hätte ihr denn was gebracht? Zu Laufen zum Beispiel! Zu Rennen wie keine anderes Mal davor. Und das tat sie. Simone schlug die Tür ins Schloss, ließ die Spinnen zurück und rannte so schnell wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Längst war ihr klar geworden, dass Joey verloren war, längst hatte sie eingesehen, dass dies höchstwahrscheinlich auch ihre letzte Party gewesen war. Als sie keuchend in den Partyraum zurückkehrte, sprintete sie einfach weiter, auf direktem Weg zum Eingangstor. Von dutzenden argwöhnischen und hasserfüllten Blicken verfolgt, erreichte sie es. Simone schrie, Simone setzte ihre gesamte Kraft ein. Doch egal wie sehr sie es auch wollte, die Tür ließ sich von innen nicht öffnen. Sie begann noch lauter kreischen und zu toben. Und in ihrer finalen Verzweiflung fing sie damit an, gegen dieses scheiß Tor zu hämmern, mit den Händen mit den Füssen, mit all ihrem Eifer - vergebens. Dann als sie von innerer Panik angetrieben, dazu über ging, sogar mit dem Kopf gegen die Türe zu schlagen, spürte sie auf einmal eine wärmende Hand auf ihrer Schulter. So als wollte diese ihr Trost spenden. Dann drehte sie sich um und begann zu weinen...
" Bist du dir nicht sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Tunnelbreaker...", sagte eine sehr bekannte Stimme und Brads dämliches Grinsen brannte sich in Simones Gehirn. Ihre Augenlieder schlossen sich und ein schreckliches Kreischen war das Letzte, was sie von dieser Welt hörte. Es war ihr eigenes Kreischen. Ein spitzer scharfer Schmerz folgte und dann wurde alles schwarz. Für immer...
Let your Eggs rock!
 
Die Partybox von Markus Pließnig


Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, einem Partyflyer welchen ihr ein bemerkenswerter Unbekannter ein paar Tage zuvor in der Fussgängerzone in die Hand gedrückt hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden, lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Reisverschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt den so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr in einem scharfen Ton. Denn wer war Joey eigentlich diesen Ausflug zu dem sie diese mitgenommen hatte so schlecht zu reden.
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", ätzte sie daraufhin.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkochen konnte (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen mich zu begleiten und zweitens werden wir schon noch hinkommen und drittens..."
Bevor Simone ihre Aufzählung noch weiter ausdehnen konnte, war ein leises, den beiden jedoch sehr vertrautes Dröhnen zu hören. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Simone und Joey sahen sich wissend in die Augen. Beide werteten dieses Dröhnen richtig als das tiefe Grummeln einer Bassdrum.
"Bingo Schätzchen! Ich sagte es dir doch, wir kommen da hin!", triumphierte Simone und der ganze Ärger von eben war Vergangenheit. Hektisch fingerte sie in ihrer weißen "Pradahandtasche" nach ihren Zigaretten und fragte Joey nach einem Feuerzeug.
"Weißt du was Joey?", sagte Simone während sie sich ihre Zigarette anzündete, "Ich sage dir, dass wird sicher geil heute, wetten?"
Joeys blauen Augen blitzten im Feuerschein kurz auf und Simone war sehr zufrieden als sie diesen berüchtigten "Na klar!" Blick ihrer Lieblingspartyfreundin Joey registrierte. Denn zum Feiern war Joey einfach die Beste. Nicht nur , dass mit ihr jede Menge Spass haben konnte, sie war auch ein wahrer Männermagnet. Dieses blonde Luder, dachte sich Simone. Und das war wesentlich, denn Simone musste sich schon gehörig die Nase pudern um einen Typen aufzureißen. Nicht das Simone nicht gut aussah. Nein, sie sah sogar verdammt gut aus, das würde jeder Mann sofort bestätigen. Nur neigte sie leider dazu ein wenig arrogant zu wirken - auf die Männerwelt, unnahbar geradezu. Deshalb traute sich keiner sie anzusprechen. Nicht so bei Joey, denn die brauchte man gar nicht erst anzusprechen. Ohne sich groß Gedanken zu machen warf sie sich in die Menge, tanzte einfach so irgendwelche gut aussehenden Typen an und am Ende war auch für Simone einer dabei. Praktisch.
"Siehst du das Simi? Siehst du das?", röhrte Joey aufgeregt. Ja, Simone konnte es sehen. Mitten im Wald stand ein ca 15x15 Meter großer schwarzer Würfel. Einfach so.
"Das muss es sein Simi!", Joeys Stimme hatte einen gehörigen "Overflow" und klang somit extrem schrill. Während Simone bewusst gelassen den letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, zog sich Joey ihre wärmende pinke Zippjacke aus und schüttelte ihre blonde Mähne einmal kräftig durch. Simone staunte nicht schlecht, als unter der Jacke das wahrscheinlich knappste Oberteil der Welt zum Vorschein kam. Nicht schlecht, dachte sie sich. So wie Joey angezogen ist wird das bei ihr heute sicher noch was mit dem Poppen...
Simones Blick verweilte noch eine Zeit lang gebannt auf Joeys riesigem Ausschnitt. Also, wenn sie ein Mann wäre...
Aber dann streifte ihr Blick wieder dieses riesige Ding hier mitten im Nirgendwo. Mitten im Dschungel konnte man sagen. Irgendwie war das schon unheimlich.
Denn was sollte bitteschön dieser riesige schwarze Block hier im Wald? Welcher gottverdammte Freak würde sich denn so etwas antun? Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Wie lange man wohl dazu gebraucht haben mochte dieses riesige Teil hier aufzubauen? Und das für eine illegale Party. Schon verrückt!
Doch bevor Simone ihre Bedenken äußern konnte stand Joey schon direkt vor diesem monströsen Ding und suchte schnurstracks nach dem Eingang.
"Hey Simi! Wie man da wohl reinkommt? Ist ja voll irre, das Teil!", krächzte Joey. Ihre Stimme wurde vor lauter Aufregung immer schriller und dieser arge schräge Unterton schien sich in ihren Stimmbändern eingenistet zu haben. Für Simone aber, war das völlig normal. Schließlich kannte sie ja ihre Joey. Diese Frau war so abgedreht, das gab es kein zweites Mal. Nicht außergewöhlich, dass die sich nicht wunderte so ein abgefahrenes Teil hier anzutreffen.
"Keine Ahnung Schatz, geh doch einfach mal drum herum!", riet Simone vorsichtshalber. Eine innere Stimme gebot ihr, dass es besser wäre einfach hier stehen zu bleiben. Man konnte ja nicht sagen was hier wirklich los war. Freilich es klang alles verdammt nach Party, aber...
"Hey Simi! Hier drüben kommt man rein, du wirst nicht glauben wer hier ist! Hey Simi, los komm schon her du Angsthäschen!"
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch kam Simone der schrillen Aufforderung ihrer Freundin nach. Als sie schließlich vor dem Eingang angekommen war staunte sie nicht schlecht. Zunächst einmal war sie überwältigt von der schieren Größe dieses Kastens, der sogleich man vor ihm stand noch viel riesiger wirkte als man es aus einiger Entfernung für möglich gehalten hätte. Und außerdem war der Türsteher (oder Ticketverkäufer) oder sonst was, niemand geringerer als Brad Pitt. Oder täuschte sie sich da! Zugegeben, eine ziemlich "strange" Version von Brad, aber: War er das nicht?
Brad schien irgendwie bemerkt zu haben, für wen Simone und Joey ihn hielten. Also bemühte er sich gleich darum reinen Tisch zu machen.
"Hey ihr zwei Mädels, ich weiß genau was ihr jetzt denkt! Aber nein, ich bin nicht Brad Pitt! Ich sehe ihm nur verdammt ähnlich, wisst ihr!"
Verflucht ähnlich fand Simone. Von seinen vielen Piercings und dem schrägen Outfit einmal abgesehen. Als Simone dieses brillant gute Brad-Double genauer musterte und seine seltsame rosa Glockenhose bemerkte, musste sie beinahe lachen. In allerletzter Sekunde verbiss sie sich diese unhöfliche Ausdrucksform und fingerte sozusagen um sich selbst abzulenken in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Joey griff gleich ebenfalls nach einer Kippe und bot Simone abermals ihr Feuerzeug an. Brad beobachtete sie genauestens und konnte es nicht unterlassen sich begierig über die Lippen zu lecken als er sich in Joeys Ausschnitt verlor.
"Ja, ähm, Mädels! Dann mal rein mit euch würde ich sagen! Nicht?", Brad musste sich räuspern als sich Joey ein klein wenig weiter nach vorne beugte um einen der Flyer auf dem Tisch hinter dem Brad lässig posierte genauer zu betrachten.
"Aber ähm, seht her meine Süßen! Bevor ich euch reinlassen kann, müsst ihr euch noch einen Willkommensdrink genehmigen!", Brad griff unter den Tisch und stellte den Mädels unerwarteterweise 2 Getränkeflaschen hin. So ein eklig aussehendes grünes Zeug. Simone war bei diesem Anblick nicht so ganz wohl zumute. Es sah einfach total abartig aus, irgendwie gefährlich grün. Für sie zumindest - bevor sie jedoch auch nur daran denken konnte sich zu erkundigen, worum es sich bei diesem Getränk denn handelte, hatte Joey auch schon die Flasche geöffnet und nahm einen ausgiebigen Schluck von deren Inhalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Verflixt noch mal, durchfuhr es Simone, dieses Weib war doch so unvorsichtig und so unüberlegt.
"Was ist den mit dir meine Süße?", Brads beinahe schon strenger Blick fixierte die Flasche welche für Simone bestimmt war und noch unberührt vor ihr am Tisch stand:" Wird das heute noch was?", forderte er in einem Tonfall der Simone ganz und gar nicht gefallen wollte. Dazu grinste dieser Brad-Typ auch noch so dermaßen blöd, dass sich Simone dazu hingerissen fühlte ihm eine zu knallen. Und was war mit diesem Kerl eigentlich los. Sah aus wie Brad Pitt und machte hier einen auf Vollidioten. Was konnte er denn sonst sein? Kein normaler Typ würde ein Mädchen so bescheuert dazu auffordern aus einer Flasche zu trinken. Und dazu noch in diesem barschen Befehlston.
"Was ist denn das eigentlich da in dieser Flasche?", hörte sich Simone fragen.
"Ach mach dir keinen Kopf Simi, schmeckt total lecker!"
Ah ja Joey war ja auch noch da. Aber auf deren Urteil wollte sich Simone nun wirklich nicht verlassen. Alles hier war einfach zu schräg, zu irre, um nicht skeptisch zu werden. Irgendwie bereute sie es in diesem Moment ein wenig jemals hierher gekommen zu sein. Aber: Was Simone in diesem Augenblick noch nicht wusste war, dass es zumindest in diesem Moment alles noch recht gut lief für die beiden Mädels - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet.
"Hey Süße! Das ist unsere Eintrittskarte! Das musst du einfach trinken wenn du in die Box rein willst!"
"Aja, aber das beantwortet nicht meine Frage!", Simone nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch provozierend in das Gesicht dieses Brad-Typen.
"Und was ich noch wissen will! Was treibt jemanden dazu für eine illegale Party so einen irrsinnigen Aufwand zu betreiben!", als Simone so sprach, bemerkte sie im Augenwinkel, dass Joey einen leichten Ausfallschritt machte und sich an die Schläfe fasste.
"Hey Simi! Das Gesöff ist der reinste Wahnsinn, ach trink doch auch was davon, ist totaaal gut!". Joeys darauf folgendes Lachen erinnerte stark an das einer manischen Frau auf Extasy befand Simone. Bei Joey nichts Ungewöhnliches! Nur nicht nach dem Konsum eines alkoholischen Getränks! Und Pillen hatte sie ja auch keine genommen, oder?
Verflucht auch. Aber als Simone sich gerade an ihre Freundin wenden wollte beantwortete Brad ihre Frage. In einem ruhigen und beinahe zärtlichen Tonfall:" Bist du dir sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Und wie du bei deiner Freundin gut sehen kannst ist der Name Programm!"
Simone hasste Leute welche sie nicht kannten und gleich als "Schnucki" bezeichneten.
Und Brad stockte kurz als ihn Simone daraufhin mit einem geringschätzigen Blick abstrafte.
"Also gut Süße! Das Zeug ist in etwa mit Absinth zu vergleichen! Mit einer derben Mischung - ist unser Special hier! Wart mal ab bist du siehst wie die Tussies da drin - äh ich meine die Leute da drin abgehen.!", Brads Augen funkelten geheimnisvoll auf.
"Nun ja, dann gib mir halt die Flasche!", zischte Simone. Als Spielverderberin wollte sie nicht dastehen. Obendrein war sie es doch, die dafür gesorgt hatte, dass sie und Joey jetzt hier vor diesem schwarzen Ungetüm standen. Mit triumphierender Geste händigte ihr Brad die Flasche mit dem gefährlich grünen Inhalt aus und grinste als Draufgabe nochmals besonders dämlich. Simone war angewidert von dessen abnormaler Färbung, deshalb vermied sie es noch, gleich davon zu kosten.
"Aber wer steckt hinter dieser ganzen Veranstaltung? Würde mich nur interessieren."
"Ja äh, woher weißt du denn von der Party!", erkundigte sich der Brad Pitt Verschnitt in einem geradezu unschuldigen Tonfall.
"Von einem Typen auf der Straße, de gab mir so `nen Flyer und..."
"Hey Süße! Wir sind jetzt schon so was wie eine lebende Legende wenn es um illegal Festchen geht, verstehst du? Wenn du zuhause bist schau doch mal im Internet nach, ja!", Brad hatte scheinbar so was wie ein geniales Geschick dafür auf gezielte Fragen keine pointierte Antwort geben zu können. Simone nervte der Typ schon gewaltig. Aber die Internetadresse wollte sie dennoch haben und gleich testen. Der Typ schien scheinbar nicht zu wissen, dass man heutzutage ein Smartphone dabei hatte und nicht erst daheim sein musste, um ins Netz gehen zu können. So erkundigte sie sich nach der Adresse, warf ihre Zigarette vor dem Typen auf den Boden und zerrte Joey an Brad vorbei ein Stück weit vom Würfel weg. Die Flasche und Joey in der einen Hand das Handy in der anderen.
"Vergiss nicht Süße, du hältst deine Eintrittskarte in den Händen und ich kann dich sehen! Also nicht wegschütten!", hörte Simone Brad noch rufen.
"Ja ja du Freak...", grummelte Simone als sie die Internetadresse eingab.
"Mist Joey! Ich krieg hier keine Verbindung in diesem scheiß Wald..."
"Waaas? Keinen Anschluss? Hihihi! E.T will heim was?"; Joey beendete diesen Satz mit einem irren Lachen. Simone bereute es immer mehr hier zu sein. Irgendwie bekam sie heute keine Stimmung zusammen. Aber vielleicht würde sich das ja noch ändern, wenn sie einfach dieses grüne Zeugs da in sich hineinkippte. Sie drehte sich so, dass Brad sie sehen konnte, fasste allen Mut zusammen, öffnete die Flasche und kippte das Zeug in ihren Rachen. Alles auf einmal. Und: Ja - es war in der Tat köstlich und just ein paar Sekunden später machte sich eine Leichtigkeit in ihr breit wie sie sie noch niemals zuvor in ihrem Leben empfunden hatte. Easy living!!!
Simone bemerkte gar nicht, dass Brad, der sie dabei genauestens beobachtete, sich zufrieden über seine blassen Lippen leckte. Ja: Zufrieden konnte er sein! Wieder ein paar Mädels für die Würfelpartie! Für die Partybox - 2 leckere, fruchtige Edeltussies.
"Let your Eggs rock!"

Im Partywürfel...

Kurz darauf torkelten Joey und Simone auch schon gemeinsam, sich gegenseitig Halt gebend, durch den schmalen Korridor des Eingangsbereiches des großen schwarzen Würfels. Dicht gefolgt von Brad, der mit einer Art überdimensionaler Fernbedienung in der Hand auf ein großes rotes Symbol (welches stark an die Zeichnung am Hinterleib einer schwarzen Witwe erinnerte) direkt vor ihnen auf der schwarzen Wand oberhalb eines massiven Stahltores, zielte. Hinter diesem schweren Tor dröhnte und poltere es gewaltig. Ja, man konnte es hören, da drin wurde ordentlich gefeiert, dachte sich Simone und war inzwischen etwa in der gleichen Verfassung wie ihre Lieblingpartyfreundin Joey und begann jedes mal wenn sie diese auch nur flüchtig ansah, lautstark und schrill zu lachen. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch der Rest ihres Verstandes gerade dabei sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Adieu!!!
"Hey Schätzchen, mein Knuddelwuddel - Tussiebärli, hahahah...!", grölte Simone während sich vor ihnen das schwarze Tor öffnete. Langsam kletterte es nach oben und mit jedem Zentimeter den es sich hob, trat mehr Licht in den Korridor und die Musik wurde immer lauter. Beinahe schon unerträglich laut. In Simones Kopf begann es leicht zu pochen. Aber der Tunnelbreaker in ihrer Blutbahn ermöglichte es ihr, diese Tatsache gekonnt zu ignorieren - vorerst. Simones Blick war starr nach vorne gerichtet und hinter diesem Tor, im Inneren des Partybox konnte Simone schemenhaft dutzende wild tanzende Menschen erkennen. Als beide unter dem Tor durch waren, standen sie nun überwältigt und beinahe atemlos mitten in einem grellen, mit unzähligen Scheinwerfen bestückten Partyraum, welcher einem einfach keinen Grund zum Meckern gab. Party Deluxe!
"Viel Spass meine Schnuckis!", rief ihnen Brad lakonisch grinsend zu und das Tor senkte sich wieder langsam. Warum es sich senkte und aus welchem Grund es überhaupt existierte war beiden Mädels so ziemlich egal und während es schließlich von einem tiefen Knarren begleitet im Schließmechanismus der Bodenplatte unter dem Tor einrastete, glaubte Simone im Paradies angelangt zu sein. Jawohl, Simone und Joey waren nun endlich da wo sie hinwollten und fühlten sich wie der Mittelpunkt dieses Partyuniversums. "Es hat sich doch ausgezahlt!", kreischte eine hoch erregte Simone die sich daran aber schon bald nicht mehr erinnern würde können. Joey sah sie an und beide wussten sofort was zu tun war. Die Bar musste gefunden werden um sich noch einen von diesen leckeren Tunnelbreakern zu ergattern. Simone fand, ebenso wie Joey, dass dieses Getränk der volle Bringer war. Echt total köstlich und man wurde so herrlich breit davon. Aber nicht auf einen unangenehme Art. Simones Augen wanderten suchend durch die Box und genau in dem Moment, da sie glaubte die Bar gesichtet zu haben, wurde eine gigantische Nebelmaschine betätigt und der gesamte Raum füllte sich binnen einiger Sekunden vollends mit dickem blauen Nebel. Beinahe gleichzeitig ging ein wahres Trommelfeuer von Laserlichtern durch den gesamten Discobereich. Es war nunmehr geradezu unmöglich auch nur noch irgendwas zu erkennen - es herrschte höchste Epilepsie-Warnstufe. Und Simone hatte die Bar natürlich aus den Augen verloren. Trotzdem meinte sie noch die ungefähre Richtung zu kennen, packte Joey am Arm und schleppte sie kurzerhand mit, quer durch die tanzende Menge hindurch. Ohne Vorsicht walten zu lassen, denn dazu war sie nicht mehr fähig. So sehr beeinträchtigte dieses gefährliche grüne Zeugs ihre Wahrnehmung und ihren Gleichgewichtssinn. Aber es war ihr egal. Die Kollisionen mit diversen Körperteilen unterwegs spürte sie sowieso nicht mehr und einen gewaltigen Vorteil hatte das alles ja. Weil es ihr ohnehin nicht gelingen wollte sich gerade und ohne umzukippen fortzubewegen, wurde sie auf dem Weg zur Bar wenigsten von den Körpern der tanzenden Leute abgefangen. Joey erging es ähnlich. Es schien so als wären hier alle so drauf wie die beiden Mädels. Gemeinsam bildeten sie ein instabiles Gebilde aus tanzenden Dominosteinen welches, würde man auch nur einen oder zwei entfernen in sich zusammenfallen würde. Eine Kettenreaktion mit ungewissem Ausgang wäre wohl die Folge. Nach schier endlosen Augenblicken erreichten die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz unbeschadet die lange Bar am hinteren Ende des Würfels. Gut, dachte sich Simone. Hier ist es ja. Mit zielgerichtetem Blick und den schemenhaften Umriss des Barmannes im Auge, wankte sie mit Joey in der Hand schnellen aber unbeholfenen Schrittes auf das Zielobjekt zu, etwas zu flott und schlug mit ihrer Stirn auf der großen Theke vor der Bar auf und blieb einige Augenblicke reglos an der Theke hängen. Das Ganze hinterließ eine kleine Schramme oberhalb ihres linken Auges. Komisch zu beobachten war außerdem, dass es auch Joey so erging. Nur hatte die das Glück , auf Simones Schulter aufzuschlagen. Im selben Moment lichtete sich der blaue Nebel und die Laserlichter erloschen. Der Barmann, der Simones stürmische Ankunft mitverfolgt hatte trat vorsichtig einige Schritte näher an die beiden "Damen" heran.
"Aber hallo, hallo!", brüllte dieser mit extrem lauter und einer sehr bekannten Stimme. Aber Simone und Joey nahmen vorerst noch keine Notiz von ihm.
"Irre Siiimiii, Irrre, ja, ja ,ja...!", kreischte Joey und zog Simones Kopf an ihrem langen feuerroten Zopf unsanft von der Oberfläche der Theke nach hinten sodass diese sehen konnte was Joey gerade erspäht hatte.
"Guck dir diese Typen an, Simi, schau nur, schau! Alles voll die Chippendales! Hast du so was schon jemals gesehen auf einer Party?"
Unter normalen Umständen hätte Simone Joey, ob des Schmerzes den deren Haarreißaktion mit sich bringen hätte sollen, eine geknallt. Aber sie spürte den Schmerz ja nicht, also waren es keine normalen Umstände. Sie fühlte beinahe nichts mehr, schon gar nicht das Blut welches ihr in einem dünnen Rinnsaal über die Stirn lief und sich in ihrer linken Augenbrauen sammelte. Nur ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib als sie sah, was Joey meinte. Auf dieser Party schienen beinahe ausnahmslos nur Männer zu sein und das von einem Kaliber, dass jeder halbwegs normalen Frau Hören und Sehen hätte vergehen können. Der pure Wahnwitz!
"Hallo meine Damen!"
Jetzt erst nahmen sie die eigenartig vertraute Stimme des Barmanns wahr und es durchfuhr sie wie die Offenbarung des Johannes. Es war - nein, ja...
Das war er! Johnny Depp! Als Barmann! War das nicht des Zufalls zuviel? Zuerst Brad Pitt und jetzt - Johnny Depp!
Simone konnte es trotz des starken Einflusses des Tunnelbreakers nicht so recht glauben. Wäre sie nicht so angetrunken gewesen hätte sie spätestens jetzt eine Panikattacke bekommen. So war sie nur angenehm überrascht und fand es sogar sehr aufregend. Joey erging es ebenso.
"Ist das hier eine Verarsche?", fragte Simone in einem belustigten Tonfall. "Sag mir, wo habt ihr alle diese schrägen Verkleidungen her. Oder nein - hihihi! Ich weiß schon, du bist der Bruder von diesem Brad-Freak, stimmts!", sagte Simone und war versucht ihre Erregung mit dem Griff nach einer Zigarette zu überspielen, unterließ es dann aber. Johnny zog nur die Augenbrauen nach oben und meinte trocken, dass er nicht der Bruder des erwähnten Freaks sei und das er keineswegs nachvollziehen konnte wie sie ihn mit diesem in Verbindung bringen konnte. Aber ein gutes Getränk könne er ihnen anbieten. Während er das sagte, löste sich ein kleiner Blutstropfen von Simones Augenbrauen und fiel in Zeitlupentempo auf die spiegelglatte Thekenoberfläche vor Johnny. Sein Blick wurde düster und für einen kurzen Moment konnte man seine wahre Natur erkennen, hinter der Fassade seiner Augen - glanzlos, animalisch und schrecklich.. Doch bevor die beiden dies bemerken konnten, schloss er sie schnell, atmete tief durch und versuchte wieder freundlich und wie der echte Johnny zu wirken. Diese Vorgehensweise wäre jedoch im Prinzip nicht nötig gewesen, denn Joey und Simone waren ohnehin nicht in der Lage noch irgendwas zu bemerken, außer das warme Ziehen zwischen ihren Schenkeln wenn sie sich hier drinnen umsahen. Aber noch musste Johnny ein wenig Vorsicht walten lassen, noch waren die beiden Mädels nicht so weit...
"Ja- hihihi! Wir hätten glaube ich gerne noch einen Tunnelbreaker, ähm Johnny! Hihi...!", lallte Joey und stützte sich unbeholfen an der Bar ab. Sie wirkte dabei so als hätte sie gerade ein Betäubungspfeil getroffen. Und es stimmte, wäre sie irgendwo im offenen Raum gestanden hätte es sie vermutlich umgehauen.
"Tut mir leid meine Damen!", meinte Johnny höflich. "Tunnelbreaker gibts nur vorne am Eingang, wir haben hier nur "Bloodtwister". Wollen sich die Damen vielleicht einen genehmigen?" In Johnnys Stimme machte sich ein bedrohlich lauernder Unterton breit. Doch um diesen wahrnehmen zu können, hätte man keinen Tunnelbreaker in der Blutbahn haben dürfen. So nickten die beiden "Damen" nur zustimmend und Joey machte einen kleinen Freudensprung: "Oh ja! Bloodtwister! Wie das schon klingt! Aufregend...!" Als ihre Beine wieder den Boden berührten hatte sie verfluchtes Glück, dass ihre weichen Knie zufällig dazu in der Lage waren den Sprung noch halbwegs abzufedern. Lediglich ein kleiner unbeholfener Griff nach Simones rechtem Arm genügte, um nicht auf dem Boden zu landen. Johnny beobachtete das sehr genau und leckte sich voll Vorfreude über seine blassen Lippen. Ja, er konnte wirklich froh sein, dass heute alles so reibungslos funktionierte. In der Box war eine nicht unwesentliche Anzahl köstlich knackiger Tussies vertreten. Seltsamerweise waren diese beinahe alle nicht mehr auf der gerade grün leuchtenden Tanzfläche anzutreffen! Aus zwei bestimmten Gründen. Den zweiten Grund stellte er den beiden Mädels gerade auf die Theke.
"Bitte sehr meine Damen! Lasst es euch schmecken!"
Doch Johnnys Glück und Vorfreude wurden plötzlich und völlig unerwartet einfach weggeblasen. Exakt in dem Moment als Joey schon das halbe Glas mit dem gefährlich roten Inhalt geleert hatte und Simone es gerade an ihre feuerroten Lippen führte, fiel das Glas ohne Vorwarnung aus deren Hand und Simone sackte blitzschnell in sich zusammen und landete ungebremst auf dem harten Boden vor der Bar, jedoch ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der kleine Aufprall an der Theke zuvor war eben nicht ohne Folgen geblieben. Simones Gehirn war inzwischen leicht angeschwollen, ihr war schwindlig und ihr war, wie jeder sehen konnte, kotzübel; denn sie hatte eine Gehirnerschütterung. Dieser Umstand führte dazu, dass sich ihr gesamter Mageninhalt vor der Theke auf den Boden ergoss und diesen an der betreffenden Stelle giftgrün einfärbte. Das war beinahe der gesamte Tunneltwister vor welchem Simone nun hockte und plötzlich von schlimmen Kopfschmerzen geplagt wurde. Mit den Kopfschmerzen machte sich auch wieder eine gewisse Klarheit in ihren Gedanken breit. Bevor diese Klarheit jedoch ein wenig Licht in ihren Verstand bringen würde, zog sie sich an der Theke nach oben und teilte einer inzwischen schon unzurechnungsfähigen Joey und einem erschrocken aussehenden Johnny mit, dass sie schnell die Toilette aufsuchen würde um sich kurz zu erfrischen. Als sie sich wie in Trance von der Bar abwenden wollte beugte sich Johnny, der die Situation noch irgendwie retten wollte, über die Theke und versuchte sie an der Schulter zurückzuhalten.
"Hey meine Dame!" Hier nimm doch diesen Tunnelbreaker den ich eigentlich für mich zurückbehalten habe! Nimm ihn, dann wird es dir gleich wieder besser gehen!"
Aber jenes gerade wieder aktiv gewordene Gehirnareal in Simones Kopf dachte nicht im Traum daran. Wütend riss sie sich los und präsentierte Johnny, einem starken inneren Bedürfnis folgend, den erhobenen Mittelfinger ihrer Linken Hand. "Das kommt von Herzen Arschloch!", keifte sie und wandte sich von ihm ab.
Ja, Simone war beinahe schon wieder sie selbst wie Johnny zu seinem Unbehagen feststellen musste. Er konnte nichts machen, zunächst einmal, aber dieses Mädel musste von nun an im Auge behalten werden. Als Simone wankend im tanzenden Männerrudel verschwand betätigte er eine roten Knopf unter der Thekeninnenseite und wandte sich gleich wieder der anderen Tussie zu - Joey. Blauer Nebel stieg auf und die Laser durchschnitten wieder den gesamten Raum...

Das Erwachen...

Mit getrübtem Blick und einem starken pulsierenden Schmerz in ihrem Kopf stand Simone völlig aufgelöst und zutiefst überrascht auf der übertrieben sauberen Damentoilette dieses riesigen Undings. Mit hängendem Kopf beugte sich über das unbenutzt aussehende Waschbecken um sich abermals zu übergeben. Sie würgte den letzten Rest des Tunnelbreaker hervor und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stelle wo ihr Kopf vor einigen Minuten auf der Theke aufgeschlagen war. Es fühlte sich nass an und sie bemerkte erst in diesem Augenblick die Wunde über ihrem linken Auge. Erstaunt begutachtete sie den kleinen Riss aus dem noch immer ein wenig Blut strömte im Spiegel und musste erschrocken feststellen, dass ihre Gesichtsmuskeln wie gelähmt zu sein schienen. Im grellen Licht der Damentoilette ähnelte das ganze stark dem Antlitz einer schlecht gemachten Porzellanpuppe, selbst ihre Augen glänzten auf diese leblose stundenglasartige Art und Weise. Sie sah aus wie ein Zombie. All ihre Attraktivität war wie weggewischt. Fort! Was war nur los mit ihr, fragte sie sich. Die vergangene Viertelstunde war plötzlich so weít entfernt und sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an diesen Zeitabschnitt erinnern. Nur eine Sache konnte sie noch mit Gewissheit sagen. Dieses grüne Gesöff war brandgefährlich. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran wie bei ihr schon einige Sekunden nach dessen Konsum alle Lichtlein ausgegangen waren und sie wie eine leere willenlose Hülle von diesem Brad-Typen, der sie "Schnucki" genannt hatte, in die Box geschleust wurde, zusammen mit Joey - danach wurde es dunkel. Wie sehr sie sich auch anstrengte, an die Ereignisse danach hatte sie absolut keine Erinnerung mehr. Nicht an die Bar, nicht an Johnny und an Joey, die wie eine irre Glucke und mit gierigem Blick die Männer ringsum beäugte. Alles war wie weggeblasen. Es war schrecklich! Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Joey in Gefahr war. Aber wo war Joey überhaupt? Simone wusste es nicht. Ihr Erinnerungsvermögen setzte erst ab dem Moment wieder ein als sie die Toilette erreicht hatte. Was war nur los? Panik machte sich in ihr breit und sie beschloss erstmal gar nichts zu tun und sich einfach nur auf den blitzblanken fast peinlich sauberen schneeweißen Toilettenboden hinzusetzten. Durchatmen musste sie, einfach durchatmen und entscheiden was sie als nächstes tun sollte. Während sie das tat, drehte sich die kleine Kamera in einer der Deckenleuchten so, dass sich Simone wieder in deren Fokus befand. Ihr blieb das jedoch verborgen. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern was passiert war. Nach endlos scheinenden Minuten entschloss sie sich schließlich dazu, trotz ihrer immensen Kopfschmerzen wieder in den von lauter Musik durchdrungenen Raum jenseits der weißen Toilettentüre zu wagen. Sie musste ja schon einmal dort gewesen sein, dachte sie sich, sonst wäre sie ja jetzt nicht hier auf dem WC. Insgeheim hoffte sie, dass die Wunde auf ihrer Stirn der Grund für ihre Amnesie war. Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das war ein arger Trugschluss.
Als sie die Toilette mit schweren Schritten ein Stück weit hinter sich gelassen hatte und aus dem Gang, welcher zu dieser führte, wieder in den gerammelt vollen Partybereich trat, stach ihr gleich ins Auge, dass sich hier drinnen scheinbar ausschließlich nur gut aussehende Männer tummelten. Sollte das ein schlechter Scherz sein! War dies eine Modelparty - nur für männliche Models? Es stockte ihr der Atem als George Clooney mit einem breiten aber doch nicht freundlichen Grinsen an ihr vorüber schritt. Sie konnte nicht umhin ihm nachzugaffen. Mit offenem Mund. "Okay Süße! Draußen Pitt, hier Clooney...! Das ist mehr als nur ein Zufall!", dachte sie erstaunt. Zu ihrem Glück konnte sie sich an Johnny nicht mehr erinnern. Als sie daraufhin die sie umgebenden anderen Männer genauer inspizierte beschlich sie das Gefühl, dass hier alles so war um ihr, um allen Frauen auf dieser den Kopf zu verdrehen. Lauter gestählte und durchtrainierte Männerkörper, wohin man den Blick auch schweifen ließ. Alle hübsch, alle sexy. Zum Dahinschmachten. Simone hatte zwar den Verdacht aber noch nicht die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Und sie hatte recht. Und dies hier war natürlich alles kein Zufall, es gehörte zum Plan - außer einer winzig kleinen Sache. Und diese Sache war nämlich die, dass sie beinahe wieder völlig nüchtern und mit relativ klarem Verstand hier durch diese schwarze Box wandelte. Als sie noch ein Stück weiter gegangen war und die Musik noch lauter wurde als sie das jemals erlebt hatte, glaubte sie, dass ihr jeden Moment der Schädel bersten würde. Sie konnte kaum noch etwas sehen und ihr wurde abermals übel. So sah sie sich plötzlich dazu gezwungen so schnell es nur irgendwie ging einen Sitzplatz zu finden. Irgend einen! Egal welchen! Der Zufall wollte es so, dass sie jedoch nicht weit zu gehen brauchte. Im hinter Teil der Box, in Toilettenähe, wo sie sich gerade befand, gab es eine große Anzahl von kleinen niederen Sofastühlen mit dazu passenden runden Beistelltischchen. Diese sahen zwar so aus als wären sie nicht zum längeren Verweilen bestimmt, aber für Simones Zweck waren sie genau richtig. Bevor sie glaubte vor Schmerzen ohnmächtig zu werden, erreichte sie einen freien Platz und ließ sich ohne ihr Gewicht zu bremsen einfach in einen der Sofasessel plumpsen. Und da hockte sie nun. Gleich als sie sich gesetzt hatte wurden ihre Kopfschmerzen einen Grad besser und sie war wieder dazu in der Lage die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Abermals erschrak sie. Auf den Sitzplätzen saßen nur lauter Frauen, auch neben ihr am Tisch. Bei näherer Betrachtung stieg pures Entsetzten in ihr hoch. Diese und scheinbar jede andere dieser Frauen hatte einen Gesichtsausdruck wie sie bei sich selbst am Klo bemerkt hatte. Nur lief ihnen zusätzlich weißer Sabber aus den nach unten gezogenen Mundwinkeln, so als hätten sie Tollwut. Was Simone nicht wissen konnte: Das war das Ergebnis des Bloodwisters, der zweiten Stufe des ihr unbekannten Planes. Zudem drängten sich ihr nun sowieso immer mehr Fragen auf welche dringend beantwortet werden wollten. Beispiel: Zum ersten: "Was ging denn hier ab?" Zum zweiten: " Wo zum Kuckuck war Joey?" Die Tussies ringsum, dessen war sie sich 100%ig sicher, brauchte sie erst gar nicht um eine Antwort auf eine der unzähligen Fragen, welche ihr in diesem Moment durch den dröhnende Schädel schossen, zu bemühen. Als ihr Blick beiläufig an ihrer sabbernden Tischgenossin vorbei, rüber zur Tanzfläche hüpfte und dabei einen Tisch unweit von dem ihren, flüchtig streifte, musste sie mit noch größerem Entsetzten feststellen, dass dort Leonardo di Caprio mit einer dieser Frauen am Tisch saß und dass er nunmehr sie mit einem wilden, Furcht einflößenden Blick anstarrte. Nur wenige Augenblicke konnte Simone diesem wilden Blick standhalten. Mehr war auch nicht nötig um ein paar kleine Einzelheiten aufzuschnappen. Sie sah, dass seine Hände zwischen den Beinen dieser sabbernden Tussie rumfummelten und kurz nach dem Simone ihren Blick abgewendet hatte, erhoben sich die beiden Turteltäubchen und verließen den Partyraum durch eine schwarze Nebentüre unweit von ihr. Es war das selben rote Symbol auf der Außenseite zu erkennen wie anfangs auf dem Eingangstor. Im selben Moment da sie sich fragen wollte wohin die denn nun gegangen waren, setzte sich niemand geringerer als Johnny Depp zu ihr an den Tisch und stellte ihr ein Glas mit giftgrünem Inhalt unter das erschrockenen Gesicht. "Genug!", dachte sich Simone. Das war zu viel. Obwohl sie sich nicht mehr an vorhin an der Bar erinnern konnte, wusste sie sehr wohl worum es sich bei diesem grünen Gesöff handelte. Johnnys durchdringender Blick schien ihr klar zu verstehen zu geben, dass sie dies nun zu trinken hatte. Simone wollte nicht, stand blitzartig auf und torkelte so schnell sie ihre Beine tragen konnte und ohne das sich Johnny die Mühe machte ihr zu folgen, wieder in Richtung Damentoiletten. Die Kopfschmerzen kehrten zurück und pendelten sich unvermittelt auf Ausgangsniveau ein und bevor sie die Türe erreicht hatte ergoss sich ein, von einem säuerlichen Geschmack begleitetes, übelriechendes Gemisch aus Magensaft und Galle direkt auf ihre teuren Lackstiefeletten. Diese Tatsache konnte sie nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie, die im normalen Alltag allergisch auf jede auch noch so geringe Verunreinigung ihrer Kleidung reagierte, stolperte dem gegenüber vollkommen gleichgültig, mit getrübtem Blick in das grell beleuchtete, von ihrem letzten Besuch besudelte aber ansonsten unberührte WC dieser Horrorbox. Genau das dachte sie - Horrorbox. Im selben Zeitraum da sie sich ihr weiteres Vorgehen überlegte erbrach sie noch weitere 2 mal, sich zitternd am Waschbecken abstützend in selbiges und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie unbedingt hier raus musste. Schnell weg. Sie wollte keinem Richard Geere begegnen, keinem Heathe Legder oder sonst wem. Sie wollte ihre überdrehte Freundin finden und dieses Gruselkabinett so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ihren Enkelkindern wollte sie davon erzählen können, aber nicht hier drinnen draufgehen. Der letzte Gedanke erschien ihr selbst unweigerlich seltsam, jedoch war es so, dass es sich bei diesem Gedankenspiel keineswegs um ein abwegiges handelte. Sie war dem Tod näher als sie dachte. Einem absonderlich grausamen Tod, jedoch noch nicht so nahe wie ihre Freundin Joey, wie sie in naher Zukunft feststellen würde. Abermals fasste Simone ihren gesamten Mut zusammen, wankte zurück zu jener weißen Türe welche sie vor diesem Wahnsinn da draußen abschirmte und wagte es, als sie dort war, diese nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unterdessen schweißgebadet lugte sie durch den kleinen Spalt und versuchte zu eruieren, ob dieser Johnny noch auf ihren Platz saß. Er war nicht mehr dort, konnte sie zu ihrer Beruhigung feststellen. Nur das Glas mit dem giftigen Inhalt stand noch einsam dort und als sie den ersten zaghaften Schritt zurück in die Partyzone setzte, sah sie noch beiläufig wie dieser Johnny-Typ gemeinsam mit einer sabbernden Joey eilig durch diese schwarze Nebentüre, durch die schon Leonardo seine Abgang gemacht hatte, verschwand. Dann stieg wieder blauer Nebel auf und unglaublich viele Laserlichter durchschnitten die Luft. Simone beschloss, Joey zu folgen...

Let your Eggs rockt...

Die schwarze Türe lag nun hinter ihr und Simone befand sich völlig überraschend auf einem Gang der so lang war, dass wenn man von den Außenabmessungen diesen Undings ausging, nicht so sein konnte wie er eben war. Waren es 100 Meter? Waren es 200 Meter? Egal, dachte sich Simone. Es schien nun unwichtig wie lange er war, warum er so war, es zählte nur noch, dass er so war. Unmöglich lang. 100te ebenfalls schwarze Türen mit dem Symbol der Schwarzen Witwe verziert, zweigten links und rechts vom Gang ab. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf kündeten von einem Ereignis, welches ihr den Bruchteil einer Sekunde später abermals die Stiefeletten hinab lief. Sie übergab sich schon wieder. Und plötzlich waren die Kopfschmerzen verschwunden. Ehe sie sich darüber freuen konnte, vernahm sie ein Geräusch welches irgendwie und auf schreckliche Art und Weise an das Platzen eines Käfers erinnerte. Simone kannte dieses Geräusch noch aus ihren Kindheitstagen, als sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder dutzende Junikäfer in einem Nylonstrumpf gegen eine Hausmauer schnalzen ließ. Ein ekliges Geräusch und es kam von der Türe neben der sie gerade stand. Von der linken Türe. Eine unbändige Neugierde erwachte in ihr und seltsamer Weise völlig furchtlos, legte sie ihre linke Hand vorsichtig auf die silberne Klinke der schwarzen Türe und drückte sie geräuschlos nach unten. Dann beugte sie sich ein wenig nach vorne, gerade so weit, dass sie einen kleinen Blick in das ominöse Zimmer dahinter werfen konnte. Was sie dann sah, ließ ihr Herz einen kleinen Sprung machen...
Ein keuchender Leonardo lag scheinbar völlig erschöpft und auf bemerkenswerte Art aufgebläht vor dieser sabbernden Tussie von vorhin auf einem blutüberströmten Fliesenboden. Simone konnte gar keinen Gedanken mehr darauf verwenden sich zu fragen, welch ein Zufall hierbei wohl mitspielte, dass sie genau jenes Zimmer mit Di Caprio erwischt hatte. Abwechselnd starrte sie fassungslos auf Leonardo, dessen Hinterteil sich immer weiter aufblähte und auf diese Tussie deren Bauch sich schon so weit aufgebläht hatte, dass er eben jenes Geräusch produziert hatte, welches sie angelockt hatte und somit dafür verantwortlich war, dass sie sich das hier mit ansehen musste. Simones lückenhaftes Verständnis von der Natur und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen war in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr noch, sie glaubte sie hätte nie eines gehabt. Um diese Erkenntnis zu untermauern explodierte Leonardos Kopf und etwas neues, nie gekanntes, thronte anstatt Leonardos Kopf auf dem kläglichen Rest des nunmehr immer weniger einem Menschenkörper ähnlich sehenden, pulsierenden - Hinterleib!!!
"Joey!", dachte Simone.
Dann platzte der Bauch der sabbernden Tussie vollends auf und dutzende handballengroße schwarze Spinnen drangen aus ihrem Leib. Simones unermessliche Angst hinderte sie daran zu kotzen. Sie stand einfach wie angewurzelt da und musste ungläubig mitansehen wie sich diese kleinen Biester hungrig und scheinbar unersättlich über den Rest der Frau und Leonardo hermachten. Dabei quietschten und schmatzten sie auf unerträgliche Art und Weise. Und während sie das taten starrten sie Simone dabei an, so als hätten sie ihr nächstes Opfer bereits gefunden. Diese nichtsagenden Spinnenblicke ließen Simone wieder zu sich finden. Schnell schlug sie die Tür ins Schloss, ließ die Spinnen zurück und rannte so schnell wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Längst war ihr klar geworden, dass Joey verloren war, längst hatte sie eingesehen, dass dies höchstwahrscheinlich auch ihre letzte Party gewesen war. Als sie keuchend in den Partyraum zurückkehrte, sprintete sie einfach weiter, auf direktem Weg zum Eingangstor. Von dutzenden argwöhnischen und hasserfüllten Blicken verfolgt, erreichte sie es. Simone schrie, Simone setzte ihre gesamte Kraft ein. Doch egal wie sehr sie es auch wollte, die Tür ließ sich von innen nicht öffnen. Sie begann noch lauter kreischen und zu toben. Und in ihrer finalen Verzweiflung fing sie damit an, gegen dieses scheiß Tor zu hämmern, mit den Händen mit den Füssen, mit all ihrem Eifer - vergebens. Dann als sie von innerer Panik angetrieben, dazu über ging, sogar mit dem Kopf gegen die Türe zu schlagen, spürte sie auf einmal eine wärmende Hand auf ihrer Schulter. So als wollte diese ihr Trost spenden. Dann drehte sie sich um und begann zu weinen...
" Bist du dir nicht sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Tunnelbreaker...", sagte eine sehr bekannte Stimme und Brads dämliches Grinsen brannte sich in Simones Gehirn. Ihre Augenlieder schlossen sich und ein schreckliches Kreischen war das Letzte, was sie von dieser Welt hörte. Es war ihr eigenes Kreischen. Ein spitzer scharfer Schmerz folgte und dann wurde alles schwarz. Für immer...
Let your Eggs rock!
 
Hi Gonzo,

deine Geschichte mag jetzt vielleicht nicht überragend sein, aber der Stil ist gut, läßt sich dufte lesen(um den Lesefluss mal zu charakterisieren), und eigentlich stimmt alles so, dass man am Ende sagt - jup, das ist eine Horrorkurzgeschichte, von der es hier im Forum viel zu wenige gibt.
Klar ist deine Geschichte voller Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler, stört hier aber nicht so sehr, weil die Handlung zieht. Auch klar, dass der Inhalt jetzt nicht der ganz große Knaller ist - aber das passt schon. Ich hab mich jedenfalls gut unterhalten gefühlt.
Vom ganzen Drumherum müßte man sagen, der Text kriegt ne Acht, weil er so ganz schön ist, ihm aber noch das ganz große Lichtgetanze fehlt, wie zweite Ebene etwa oder auch eine richtige Pointe, will heißen, dass man am Ende sagen kann, ich weiß, was wirklich passiert ist(was natürlich nicht immer notwendig ist - wie in deiner Geschichte). Trotzdem ist aber mit einer Acht dem Arbeitsaufwand nicht genüge getan, denn eine Geschichte von diesen Ausmaßen durchzuziehen ist schon was anderes, als ne ganz nette Kurzprosa zu schreiben. Da muß man also noch einen drauf setzen. Deshalb gibts von mir die Neun - ist halt ne schöne, genrekonforme Umsetzung.
Glückwunsch.

Grüsse, Marcus
 
Hallo Marcus

Danke für deine aufbauenden Worte.

Hab mir nämlich gedacht, dass die Geschichte viel zu lange und außerdem auch zu langweilig ist...

Wenn man so wie ich weiß, wie die Geschichte ausgehen wird...

Ist immer schwierig sowas selbst einzuschätzen!

PS: Hast mich wirklich aufgebaut - unerwarterweise...
 
Naja, Gonzo, langweilig ist sie ganz und gar nicht, sonst hätt ich sowas gesagt wie hier musst du das oder da das. Na klar fand ich den Anfang nicht so genial, aber er genügte, um reinzukommen, und dann kamst du mit deiner wirklich schönen, geradlinigen Schreibe, an der nun wirklich gar nix(außer der Rechtschreibung!!) auszusetzen ist - man kann so richtig schön durchlesen(das ist für mich das wichtigste) und fragt sich natürlich - na ok, wie will er den ganzen Mist zu Ende bringen?
Naja, und du machst das eigentlich ganz in Ordnung, der Schluss ist so wie manche Schlüsse eben sind - man wird mit eine Arschtritt hinaus befördert. Aber so ist das manchmal bei Geschichten. Manche müssen so enden, andere anders. Und da ich schon so einige "langweilige" Geschichten in Anthologien gelesen habe, kann ich einfach sagen, Deine ist völlig ok, unterhaltsam, ein bisschen schräg - was, frage ich, will man mehr?

Also kurz - es gibt jede Menge Mist in dem Genre, und deine Geschichte gehört definitiv zu dem gelungenen Mist;).

Grüsse, und beizeiten mehr davon,
Marcus
 
Rechtschreibung

Hab eigentlich in der Schule nie Probleme wegen meiner Rechtschreibung gehabt - ganz im Gegenteil! Aber hier in der Lupe höre ich das jetzt öfter. Hab mir die Geschichte nochmal durchgelesen und 3 Fehler entdeckt!
Aber: Sind da wirklich so viele - ist es so schlimm?


LG

Markus
 
Hi Markus,
also diese Frage will natürlich beantwortet werden. Dass du in der Schule keine Probleme mit der Rechtschreibung hattest, mag stimmen - die hatte ich damals auch nicht, weil ich erstens im Stoff stand und zweitens, es so einen Fehlerquotienten gab, bei dem man so und so viele Fehler pro Seite machen konnte, ohne, dass es in die Notenwertung einfloss - waren es neun? Jedenfalls waren es so viele, dass man eigentlich gar nicht mehr so viel über Rechtschreibung nachdenken mußte. Also, jedenfalls hab ich mir mal so eine halbe Seite deines Textes rausgegriffen, und siehe da, eigentlich hast du fast nur eine Kommaschwäche und vor allem eine mit dem Infinitiv mit zu, der immer mit Komma angeschlossen wird - also wie: Ich hatte versprochen, den Ball zu holen - oder um es Genrekonformer auszudrücken: Hannibal Lecter hatte sich vorgenommen, die Zunge des Professors zu konservieren.

So, aber trotzdem, auf der halben Seite hab ich 12 Fehler gefunden, davon 7 mit besagtem Infinitiv. OK, mancher überliest Kommafehler, aber ich nicht. Man sieht sie einfach aus dem Augenwinkel, und dann hat man am Ende des Textes einfach das Gefühl, ok, hier sind jede Menge Fehler drin, aber ich habe gerade nicht die Zeit, jeden einzelnen zu beweisen(mhm, das hört sich irgendwie nach jenem berüchtigten Zitat von Pierre de Fermat an, das glaub ich ungefähr lautete, Ich habe einen wunderbaren Beweis, aber es ist nicht genügend Platz, um ihn ausführlich aufzuschreiben.)

Naja, jedenfalls hier noch mal die Fehler in ROT. Ich schätze oder hatte jedenfalls das Gefühl, das geht dann in deinem Text so weiter, immer mal wieder ein paar mehr, dann wieder ein paar weniger Fehler, aber eben schön breitflächig verstreut.
Ich hoffe, dass du jetzt einen Überblick hast - Rechtschreibung ist ein gottverdammtes Monstrum, sag ich dir, es ist eine Hydra, von der du glaubst, alle Köpfe abgeschlagen zu haben, und gerade wenn der letzte Kopf fällt, drehst du dich um -
und einhundert neue Köpfe fauchen dich an.
Ein treffender Vergleich, findest du nicht.
OK, mach dir nichts draus, Grüsse,
und viel Glück mit der Hydra, Marcus



Auszug:

Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde[red],[/red] noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, einem Partyflyer[red],[/red] welchen ihr ein bemerkenswerter Unbekannter ein paar Tage zuvor in der Fussgängerzone in die Hand gedrückt hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden, lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr[red],[/red] überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Rei[red]s[/red]verschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt [red]den[/red] so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr in einem scharfen Ton. Denn wer war Joey eigentlich[red], diesen Ausflug, zu dem sie diese mitgenommen hatte, so schlecht zu reden. [/red]
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", ätzte sie daraufhin.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert[red],[/red] ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose[red],[/red] sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu[red], [/red]gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkochen konnte (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen[red],[/red] mich zu begleiten[red],[/red] und zweitens werden wir schon noch hinkommen[red],[/red] und drittens..."
 
Die Partybox von Markus Pließnig


Beinahe den gesamten Abend über irrten Simone und ihre Freundin Joey nun schon durch diesen Wald. Während sich die Sonne immer weiter senkte und langsam hinter den Baumwipfeln der höchsten Bäume zu verschwinden drohte, schlich sich bei den beiden der durchaus nachvollziehbare Gedanke ein, dass es bald schon völlig umsonst sein würde noch weiter zu suchen. In absehbarer Zeit nämlich, würde das Tageslicht der Dunkelheit gewichen sein und eine weitere Suche ad absurdum führen. Aus diesem Grund stand ihnen ihre innere Anspannung mehr als sichtbar ins Gesicht geschrieben - und plötzlich fuchtelte Simone wild mit dem Grund ihres kleinen Ausfluges, dem zweiten Partyflyer, den sie noch in ihrer Tasche hatte und glücklicherweise nicht ebenfalls in ihrem Zorn bei Muktada in der Wohnung liegen gelassen hatte, vor Joeys Nase herum.
"Was für ein Mist Schätzchen! Wenn wir dieses Ding nicht bald finden, lohnt es sich ja am Ende gar nicht mehr überhaupt bei diesem Festchen mitzumischen!"
Joey nickte zustimmend und zog sogleich den Reisverschluss ihrer pinken Zippjacke ein kleines Stück weiter nach oben. "Ja, und kalt ist mir außerdem auch schon Simi! Glaubst du nicht, dass dieser Flyer einfach nur ein Fake ist? Klingt ja auch irgendwie komisch. Partybox, feiern bis zum nächsten Tag! Let your Eggs rock! Wer schreibt den so einen Müll auf einen Partyflyer!?"
Die beiden schauten sich einen Augenblick lang fragend an.
"Keine Ahnung!", entgegnete Simone nunmehr in einem scharfen Ton. Denn wer war Joey eigentlich diesen Ausflug zu dem sie diese mitgenommen hatte so schlecht zu reden.
"Jedenfalls klingt es einmal anders als sonst.", ätzte sie daraufhin.
"Ja, aber wo findet diese Party denn statt? Laut dieser dummen Beschreibung müsste das doch hier irgendwo sein, nicht? Es ist doch völlig bescheuert ein Fest zu organisieren, das man überhaupt nicht finden kann. Da ist ja dann sowieso überhaupt nichts los. Tote Hose sage ich dir...", Joey war jetzt schon extrem genervt und schoss mit ihren Worten, für Simones Geschmack, doch schon ein wenig über das Ziel hinaus. Das veranlasste sie dazu gleich noch ein paar Scheite nachzulegen, damit der Kessel auch ja schön überkochen konnte (nur war es in diesem Fall wohl eher ihr eigener Kessel)! Was sollte dieser Satz mit: Wieso kann man es denn nicht finden und so. Immerhin war es ja der Sinn einer illegalen Party, dass sie nicht jeder Dahergelaufene gleich finden konnte. Außerdem wollte man ja auch nicht, dass die Bullen aufkreuzten und alles verderben konnten. Also fauchte sie: "Jetzt pass mal auf Joey! Erstens habe ich dich nicht gezwungen mich zu begleiten und zweitens werden wir schon noch hinkommen und drittens..."
Bevor Simone ihre Aufzählung noch weiter ausdehnen konnte, war ein leises, den beiden jedoch sehr vertrautes Dröhnen zu hören. Es schien ganz in der Nähe zu sein. Simone und Joey sahen sich wissend in die Augen. Beide werteten dieses Dröhnen richtig als das tiefe Grummeln einer Bassdrum.
"Bingo Schätzchen! Ich sagte es dir doch, wir kommen da hin!", triumphierte Simone und der ganze Ärger von eben war Vergangenheit. Hektisch fingerte sie in ihrer weißen "Pradahandtasche" nach ihren Zigaretten und fragte Joey nach einem Feuerzeug.
"Weißt du was Joey?", sagte Simone während sie sich ihre Zigarette anzündete, "Ich sage dir, dass wird sicher geil heute, wetten?"
Joeys blauen Augen blitzten im Feuerschein kurz auf und Simone war sehr zufrieden als sie diesen berüchtigten "Na klar!" Blick ihrer Lieblingspartyfreundin Joey registrierte. Denn zum Feiern war Joey einfach die Beste. Nicht nur , dass mit ihr jede Menge Spass haben konnte, sie war auch ein wahrer Männermagnet. Dieses blonde Luder, dachte sich Simone. Und das war wesentlich, denn Simone musste sich schon gehörig die Nase pudern um einen Typen aufzureißen. Nicht das Simone nicht gut aussah. Nein, sie sah sogar verdammt gut aus, das würde jeder Mann sofort bestätigen. Nur neigte sie leider dazu ein wenig arrogant zu wirken - auf die Männerwelt, unnahbar geradezu. Deshalb traute sich keiner sie anzusprechen. Nicht so bei Joey, denn die brauchte man gar nicht erst anzusprechen. Ohne sich groß Gedanken zu machen warf sie sich in die Menge, tanzte einfach so irgendwelche gut aussehenden Typen an und am Ende war auch für Simone einer dabei. Praktisch.
"Siehst du das Simi? Siehst du das?", röhrte Joey aufgeregt. Ja, Simone konnte es sehen. Mitten im Wald stand ein ca 15x15 Meter großer schwarzer Würfel. Einfach so.
"Das muss es sein Simi!", Joeys Stimme hatte einen gehörigen "Overflow" und klang somit extrem schrill. Während Simone bewusst gelassen den letzten Zug von ihrer Zigarette nahm, zog sich Joey ihre wärmende pinke Zippjacke aus und schüttelte ihre blonde Mähne einmal kräftig durch. Simone staunte nicht schlecht, als unter der Jacke das wahrscheinlich knappste Oberteil der Welt zum Vorschein kam. Nicht schlecht, dachte sie sich. So wie Joey angezogen ist wird das bei ihr heute sicher noch was mit dem Poppen...
Simones Blick verweilte noch eine Zeit lang gebannt auf Joeys riesigem Ausschnitt. Also, wenn sie ein Mann wäre...
Aber dann streifte ihr Blick wieder dieses riesige Ding hier mitten im Nirgendwo. Mitten im Dschungel konnte man sagen. Irgendwie war das schon unheimlich.
Denn was sollte bitteschön dieser riesige schwarze Block hier im Wald? Welcher gottverdammte Freak würde sich denn so etwas antun? Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Wie lange man wohl dazu gebraucht haben mochte dieses riesige Teil hier aufzubauen? Und das für eine illegale Party. Schon verrückt!
Doch bevor Simone ihre Bedenken äußern konnte stand Joey schon direkt vor diesem monströsen Ding und suchte schnurstracks nach dem Eingang.
"Hey Simi! Wie man da wohl reinkommt? Ist ja voll irre, das Teil!", krächzte Joey. Ihre Stimme wurde vor lauter Aufregung immer schriller und dieser arge schräge Unterton schien sich in ihren Stimmbändern eingenistet zu haben. Für Simone aber, war das völlig normal. Schließlich kannte sie ja ihre Joey. Diese Frau war so abgedreht, das gab es kein zweites Mal. Nicht außergewöhlich, dass die sich nicht wunderte so ein abgefahrenes Teil hier anzutreffen.
"Keine Ahnung Schatz, geh doch einfach mal drum herum!", riet Simone vorsichtshalber. Eine innere Stimme gebot ihr, dass es besser wäre einfach hier stehen zu bleiben. Man konnte ja nicht sagen was hier wirklich los war. Freilich es klang alles verdammt nach Party, aber...
"Hey Simi! Hier drüben kommt man rein, du wirst nicht glauben wer hier ist! Hey Simi, los komm schon her du Angsthäschen!"
Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch kam Simone der schrillen Aufforderung ihrer Freundin nach. Als sie schließlich vor dem Eingang angekommen war staunte sie nicht schlecht. Zunächst einmal war sie überwältigt von der schieren Größe dieses Kastens, der sogleich man vor ihm stand noch viel riesiger wirkte als man es aus einiger Entfernung für möglich gehalten hätte. Und außerdem war der Türsteher (oder Ticketverkäufer) oder sonst was, niemand geringerer als Brad Pitt. Oder täuschte sie sich da! Zugegeben, eine ziemlich "strange" Version von Brad, aber: War er das nicht?
Brad schien irgendwie bemerkt zu haben, für wen Simone und Joey ihn hielten. Also bemühte er sich gleich darum reinen Tisch zu machen.
"Hey ihr zwei Mädels, ich weiß genau was ihr jetzt denkt! Aber nein, ich bin nicht Brad Pitt! Ich sehe ihm nur verdammt ähnlich, wisst ihr!"
Verflucht ähnlich fand Simone. Von seinen vielen Piercings und dem schrägen Outfit einmal abgesehen. Als Simone dieses brillant gute Brad-Double genauer musterte und seine seltsame rosa Glockenhose bemerkte, musste sie beinahe lachen. In allerletzter Sekunde verbiss sie sich diese unhöfliche Ausdrucksform und fingerte sozusagen um sich selbst abzulenken in ihrer Handtasche nach den Zigaretten. Joey griff gleich ebenfalls nach einer Kippe und bot Simone abermals ihr Feuerzeug an. Brad beobachtete sie genauestens und konnte es nicht unterlassen sich begierig über die Lippen zu lecken als er sich in Joeys Ausschnitt verlor.
"Ja, ähm, Mädels! Dann mal rein mit euch würde ich sagen! Nicht?", Brad musste sich räuspern als sich Joey ein klein wenig weiter nach vorne beugte um einen der Flyer auf dem Tisch hinter dem Brad lässig posierte genauer zu betrachten.
"Aber ähm, seht her meine Süßen! Bevor ich euch reinlassen kann, müsst ihr euch noch einen Willkommensdrink genehmigen!", Brad griff unter den Tisch und stellte den Mädels unerwarteterweise 2 Getränkeflaschen hin. So ein eklig aussehendes grünes Zeug. Simone war bei diesem Anblick nicht so ganz wohl zumute. Es sah einfach total abartig aus, irgendwie gefährlich grün. Für sie zumindest - bevor sie jedoch auch nur daran denken konnte sich zu erkundigen, worum es sich bei diesem Getränk denn handelte, hatte Joey auch schon die Flasche geöffnet und nahm einen ausgiebigen Schluck von deren Inhalt. Ohne mit der Wimper zu zucken. Verflixt noch mal, durchfuhr es Simone, dieses Weib war doch so unvorsichtig und so unüberlegt.
"Was ist den mit dir meine Süße?", Brads beinahe schon strenger Blick fixierte die Flasche welche für Simone bestimmt war und noch unberührt vor ihr am Tisch stand:" Wird das heute noch was?", forderte er in einem Tonfall der Simone ganz und gar nicht gefallen wollte. Dazu grinste dieser Brad-Typ auch noch so dermaßen blöd, dass sich Simone dazu hingerissen fühlte ihm eine zu knallen. Und was war mit diesem Kerl eigentlich los. Sah aus wie Brad Pitt und machte hier einen auf Vollidioten. Was konnte er denn sonst sein? Kein normaler Typ würde ein Mädchen so bescheuert dazu auffordern aus einer Flasche zu trinken. Und dazu noch in diesem barschen Befehlston.
"Was ist denn das eigentlich da in dieser Flasche?", hörte sich Simone fragen.
"Ach mach dir keinen Kopf Simi, schmeckt total lecker!"
Ah ja Joey war ja auch noch da. Aber auf deren Urteil wollte sich Simone nun wirklich nicht verlassen. Alles hier war einfach zu schräg, zu irre, um nicht skeptisch zu werden. Irgendwie bereute sie es in diesem Moment ein wenig jemals hierher gekommen zu sein. Aber: Was Simone in diesem Augenblick noch nicht wusste war, dass es zumindest in diesem Moment alles noch recht gut lief für die beiden Mädels - von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet.
"Hey Süße! Das ist unsere Eintrittskarte! Das musst du einfach trinken wenn du in die Box rein willst!"
"Aja, aber das beantwortet nicht meine Frage!", Simone nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und pustete den Rauch provozierend in das Gesicht dieses Brad-Typen.
"Und was ich noch wissen will! Was treibt jemanden dazu für eine illegale Party so einen irrsinnigen Aufwand zu betreiben!", als Simone so sprach, bemerkte sie im Augenwinkel, dass Joey einen leichten Ausfallschritt machte und sich an die Schläfe fasste.
"Hey Simi! Das Gesöff ist der reinste Wahnsinn, ach trink doch auch was davon, ist totaaal gut!". Joeys darauf folgendes Lachen erinnerte stark an das einer manischen Frau auf Extasy befand Simone. Bei Joey nichts Ungewöhnliches! Nur nicht nach dem Konsum eines alkoholischen Getränks! Und Pillen hatte sie ja auch keine genommen, oder?
Verflucht auch. Aber als Simone sich gerade an ihre Freundin wenden wollte beantwortete Brad ihre Frage. In einem ruhigen und beinahe zärtlichen Tonfall:" Bist du dir sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Und wie du bei deiner Freundin gut sehen kannst ist der Name Programm!"
Simone hasste Leute welche sie nicht kannten und gleich als "Schnucki" bezeichneten.
Und Brad stockte kurz als ihn Simone daraufhin mit einem geringschätzigen Blick abstrafte.
"Also gut Süße! Das Zeug ist in etwa mit Absinth zu vergleichen! Mit einer derben Mischung - ist unser Special hier! Wart mal ab bist du siehst wie die Tussies da drin - äh ich meine die Leute da drin abgehen.!", Brads Augen funkelten geheimnisvoll auf.
"Nun ja, dann gib mir halt die Flasche!", zischte Simone. Als Spielverderberin wollte sie nicht dastehen. Obendrein war sie es doch, die dafür gesorgt hatte, dass sie und Joey jetzt hier vor diesem schwarzen Ungetüm standen. Mit triumphierender Geste händigte ihr Brad die Flasche mit dem gefährlich grünen Inhalt aus und grinste als Draufgabe nochmals besonders dämlich. Simone war angewidert von dessen abnormaler Färbung, deshalb vermied sie es noch, gleich davon zu kosten.
"Aber wer steckt hinter dieser ganzen Veranstaltung? Würde mich nur interessieren."
"Ja äh, woher weißt du denn von der Party!", erkundigte sich der Brad Pitt Verschnitt in einem geradezu unschuldigen Tonfall.
"Von einem Typen auf der Straße, de gab mir so `nen Flyer und..."
"Hey Süße! Wir sind jetzt schon so was wie eine lebende Legende wenn es um illegal Festchen geht, verstehst du? Wenn du zuhause bist schau doch mal im Internet nach, ja!", Brad hatte scheinbar so was wie ein geniales Geschick dafür auf gezielte Fragen keine pointierte Antwort geben zu können. Simone nervte der Typ schon gewaltig. Aber die Internetadresse wollte sie dennoch haben und gleich testen. Der Typ schien scheinbar nicht zu wissen, dass man heutzutage ein Smartphone dabei hatte und nicht erst daheim sein musste, um ins Netz gehen zu können. So erkundigte sie sich nach der Adresse, warf ihre Zigarette vor dem Typen auf den Boden und zerrte Joey an Brad vorbei ein Stück weit vom Würfel weg. Die Flasche und Joey in der einen Hand das Handy in der anderen.
"Vergiss nicht Süße, du hältst deine Eintrittskarte in den Händen und ich kann dich sehen! Also nicht wegschütten!", hörte Simone Brad noch rufen.
"Ja ja du Freak...", grummelte Simone als sie die Internetadresse eingab.
"Mist Joey! Ich krieg hier keine Verbindung in diesem scheiß Wald..."
"Waaas? Keinen Anschluss? Hihihi! E.T will heim was?"; Joey beendete diesen Satz mit einem irren Lachen. Simone bereute es immer mehr hier zu sein. Irgendwie bekam sie heute keine Stimmung zusammen. Aber vielleicht würde sich das ja noch ändern, wenn sie einfach dieses grüne Zeugs da in sich hineinkippte. Sie drehte sich so, dass Brad sie sehen konnte, fasste allen Mut zusammen, öffnete die Flasche und kippte das Zeug in ihren Rachen. Alles auf einmal. Und: Ja - es war in der Tat köstlich und just ein paar Sekunden später machte sich eine Leichtigkeit in ihr breit wie sie sie noch niemals zuvor in ihrem Leben empfunden hatte. Easy living!!!
Simone bemerkte gar nicht, dass Brad, der sie dabei genauestens beobachtete, sich zufrieden über seine blassen Lippen leckte. Ja: Zufrieden konnte er sein! Wieder ein paar Mädels für die Würfelpartie! Für die Partybox - 2 leckere, fruchtige Edeltussies.
"Let your Eggs rock!"

Im Partywürfel...

Kurz darauf torkelten Joey und Simone auch schon gemeinsam, sich gegenseitig Halt gebend, durch den schmalen Korridor des Eingangsbereiches des großen schwarzen Würfels. Dicht gefolgt von Brad, der mit einer Art überdimensionaler Fernbedienung in der Hand auf ein großes rotes Symbol (welches stark an die Zeichnung am Hinterleib einer schwarzen Witwe erinnerte) direkt vor ihnen auf der schwarzen Wand oberhalb eines massiven Stahltores, zielte. Hinter diesem schweren Tor dröhnte und poltere es gewaltig. Ja, man konnte es hören, da drin wurde ordentlich gefeiert, dachte sich Simone und war inzwischen etwa in der gleichen Verfassung wie ihre Lieblingpartyfreundin Joey und begann jedes mal wenn sie diese auch nur flüchtig ansah, lautstark und schrill zu lachen. Ein deutliches Indiz dafür, dass auch der Rest ihres Verstandes gerade dabei sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Adieu!!!
"Hey Schätzchen, mein Knuddelwuddel - Tussiebärli, hahahah...!", grölte Simone während sich vor ihnen das schwarze Tor öffnete. Langsam kletterte es nach oben und mit jedem Zentimeter den es sich hob, trat mehr Licht in den Korridor und die Musik wurde immer lauter. Beinahe schon unerträglich laut. In Simones Kopf begann es leicht zu pochen. Aber der Tunnelbreaker in ihrer Blutbahn ermöglichte es ihr, diese Tatsache gekonnt zu ignorieren - vorerst. Simones Blick war starr nach vorne gerichtet und hinter diesem Tor, im Inneren des Partybox konnte Simone schemenhaft dutzende wild tanzende Menschen erkennen. Als beide unter dem Tor durch waren, standen sie nun überwältigt und beinahe atemlos mitten in einem grellen, mit unzähligen Scheinwerfen bestückten Partyraum, welcher einem einfach keinen Grund zum Meckern gab. Party Deluxe!
"Viel Spass meine Schnuckis!", rief ihnen Brad lakonisch grinsend zu und das Tor senkte sich wieder langsam. Warum es sich senkte und aus welchem Grund es überhaupt existierte war beiden Mädels so ziemlich egal und während es schließlich von einem tiefen Knarren begleitet im Schließmechanismus der Bodenplatte unter dem Tor einrastete, glaubte Simone im Paradies angelangt zu sein. Jawohl, Simone und Joey waren nun endlich da wo sie hinwollten und fühlten sich wie der Mittelpunkt dieses Partyuniversums. "Es hat sich doch ausgezahlt!", kreischte eine hoch erregte Simone die sich daran aber schon bald nicht mehr erinnern würde können. Joey sah sie an und beide wussten sofort was zu tun war. Die Bar musste gefunden werden um sich noch einen von diesen leckeren Tunnelbreakern zu ergattern. Simone fand, ebenso wie Joey, dass dieses Getränk der volle Bringer war. Echt total köstlich und man wurde so herrlich breit davon. Aber nicht auf einen unangenehme Art. Simones Augen wanderten suchend durch die Box und genau in dem Moment, da sie glaubte die Bar gesichtet zu haben, wurde eine gigantische Nebelmaschine betätigt und der gesamte Raum füllte sich binnen einiger Sekunden vollends mit dickem blauen Nebel. Beinahe gleichzeitig ging ein wahres Trommelfeuer von Laserlichtern durch den gesamten Discobereich. Es war nunmehr geradezu unmöglich auch nur noch irgendwas zu erkennen - es herrschte höchste Epilepsie-Warnstufe. Und Simone hatte die Bar natürlich aus den Augen verloren. Trotzdem meinte sie noch die ungefähre Richtung zu kennen, packte Joey am Arm und schleppte sie kurzerhand mit, quer durch die tanzende Menge hindurch. Ohne Vorsicht walten zu lassen, denn dazu war sie nicht mehr fähig. So sehr beeinträchtigte dieses gefährliche grüne Zeugs ihre Wahrnehmung und ihren Gleichgewichtssinn. Aber es war ihr egal. Die Kollisionen mit diversen Körperteilen unterwegs spürte sie sowieso nicht mehr und einen gewaltigen Vorteil hatte das alles ja. Weil es ihr ohnehin nicht gelingen wollte sich gerade und ohne umzukippen fortzubewegen, wurde sie auf dem Weg zur Bar wenigsten von den Körpern der tanzenden Leute abgefangen. Joey erging es ähnlich. Es schien so als wären hier alle so drauf wie die beiden Mädels. Gemeinsam bildeten sie ein instabiles Gebilde aus tanzenden Dominosteinen welches, würde man auch nur einen oder zwei entfernen in sich zusammenfallen würde. Eine Kettenreaktion mit ungewissem Ausgang wäre wohl die Folge. Nach schier endlosen Augenblicken erreichten die beiden allen Widrigkeiten zum Trotz unbeschadet die lange Bar am hinteren Ende des Würfels. Gut, dachte sich Simone. Hier ist es ja. Mit zielgerichtetem Blick und den schemenhaften Umriss des Barmannes im Auge, wankte sie mit Joey in der Hand schnellen aber unbeholfenen Schrittes auf das Zielobjekt zu, etwas zu flott und schlug mit ihrer Stirn auf der großen Theke vor der Bar auf und blieb einige Augenblicke reglos an der Theke hängen. Das Ganze hinterließ eine kleine Schramme oberhalb ihres linken Auges. Komisch zu beobachten war außerdem, dass es auch Joey so erging. Nur hatte die das Glück , auf Simones Schulter aufzuschlagen. Im selben Moment lichtete sich der blaue Nebel und die Laserlichter erloschen. Der Barmann, der Simones stürmische Ankunft mitverfolgt hatte trat vorsichtig einige Schritte näher an die beiden "Damen" heran.
"Aber hallo, hallo!", brüllte dieser mit extrem lauter und einer sehr bekannten Stimme. Aber Simone und Joey nahmen vorerst noch keine Notiz von ihm.
"Irre Siiimiii, Irrre, ja, ja ,ja...!", kreischte Joey und zog Simones Kopf an ihrem langen feuerroten Zopf unsanft von der Oberfläche der Theke nach hinten sodass diese sehen konnte was Joey gerade erspäht hatte.
"Guck dir diese Typen an, Simi, schau nur, schau! Alles voll die Chippendales! Hast du so was schon jemals gesehen auf einer Party?"
Unter normalen Umständen hätte Simone Joey, ob des Schmerzes den deren Haarreißaktion mit sich bringen hätte sollen, eine geknallt. Aber sie spürte den Schmerz ja nicht, also waren es keine normalen Umstände. Sie fühlte beinahe nichts mehr, schon gar nicht das Blut welches ihr in einem dünnen Rinnsaal über die Stirn lief und sich in ihrer linken Augenbrauen sammelte. Nur ein warmes Kribbeln in ihrem Unterleib als sie sah, was Joey meinte. Auf dieser Party schienen beinahe ausnahmslos nur Männer zu sein und das von einem Kaliber, dass jeder halbwegs normalen Frau Hören und Sehen hätte vergehen können. Der pure Wahnwitz!
"Hallo meine Damen!"
Jetzt erst nahmen sie die eigenartig vertraute Stimme des Barmanns wahr und es durchfuhr sie wie die Offenbarung des Johannes. Es war - nein, ja...
Das war er! Johnny Depp! Als Barmann! War das nicht des Zufalls zuviel? Zuerst Brad Pitt und jetzt - Johnny Depp!
Simone konnte es trotz des starken Einflusses des Tunnelbreakers nicht so recht glauben. Wäre sie nicht so angetrunken gewesen hätte sie spätestens jetzt eine Panikattacke bekommen. So war sie nur angenehm überrascht und fand es sogar sehr aufregend. Joey erging es ebenso.
"Ist das hier eine Verarsche?", fragte Simone in einem belustigten Tonfall. "Sag mir, wo habt ihr alle diese schrägen Verkleidungen her. Oder nein - hihihi! Ich weiß schon, du bist der Bruder von diesem Brad-Freak, stimmts!", sagte Simone und war versucht ihre Erregung mit dem Griff nach einer Zigarette zu überspielen, unterließ es dann aber. Johnny zog nur die Augenbrauen nach oben und meinte trocken, dass er nicht der Bruder des erwähnten Freaks sei und das er keineswegs nachvollziehen konnte wie sie ihn mit diesem in Verbindung bringen konnte. Aber ein gutes Getränk könne er ihnen anbieten. Während er das sagte, löste sich ein kleiner Blutstropfen von Simones Augenbrauen und fiel in Zeitlupentempo auf die spiegelglatte Thekenoberfläche vor Johnny. Sein Blick wurde düster und für einen kurzen Moment konnte man seine wahre Natur erkennen, hinter der Fassade seiner Augen - glanzlos, animalisch und schrecklich.. Doch bevor die beiden dies bemerken konnten, schloss er sie schnell, atmete tief durch und versuchte wieder freundlich und wie der echte Johnny zu wirken. Diese Vorgehensweise wäre jedoch im Prinzip nicht nötig gewesen, denn Joey und Simone waren ohnehin nicht in der Lage noch irgendwas zu bemerken, außer das warme Ziehen zwischen ihren Schenkeln wenn sie sich hier drinnen umsahen. Aber noch musste Johnny ein wenig Vorsicht walten lassen, noch waren die beiden Mädels nicht so weit...
"Ja- hihihi! Wir hätten glaube ich gerne noch einen Tunnelbreaker, ähm Johnny! Hihi...!", lallte Joey und stützte sich unbeholfen an der Bar ab. Sie wirkte dabei so als hätte sie gerade ein Betäubungspfeil getroffen. Und es stimmte, wäre sie irgendwo im offenen Raum gestanden hätte es sie vermutlich umgehauen.
"Tut mir leid meine Damen!", meinte Johnny höflich. "Tunnelbreaker gibts nur vorne am Eingang, wir haben hier nur "Bloodtwister". Wollen sich die Damen vielleicht einen genehmigen?" In Johnnys Stimme machte sich ein bedrohlich lauernder Unterton breit. Doch um diesen wahrnehmen zu können, hätte man keinen Tunnelbreaker in der Blutbahn haben dürfen. So nickten die beiden "Damen" nur zustimmend und Joey machte einen kleinen Freudensprung: "Oh ja! Bloodtwister! Wie das schon klingt! Aufregend...!" Als ihre Beine wieder den Boden berührten hatte sie verfluchtes Glück, dass ihre weichen Knie zufällig dazu in der Lage waren den Sprung noch halbwegs abzufedern. Lediglich ein kleiner unbeholfener Griff nach Simones rechtem Arm genügte, um nicht auf dem Boden zu landen. Johnny beobachtete das sehr genau und leckte sich voll Vorfreude über seine blassen Lippen. Ja, er konnte wirklich froh sein, dass heute alles so reibungslos funktionierte. In der Box war eine nicht unwesentliche Anzahl köstlich knackiger Tussies vertreten. Seltsamerweise waren diese beinahe alle nicht mehr auf der gerade grün leuchtenden Tanzfläche anzutreffen! Aus zwei bestimmten Gründen. Den zweiten Grund stellte er den beiden Mädels gerade auf die Theke.
"Bitte sehr meine Damen! Lasst es euch schmecken!"
Doch Johnnys Glück und Vorfreude wurden plötzlich und völlig unerwartet einfach weggeblasen. Exakt in dem Moment als Joey schon das halbe Glas mit dem gefährlich roten Inhalt geleert hatte und Simone es gerade an ihre feuerroten Lippen führte, fiel das Glas ohne Vorwarnung aus deren Hand und Simone sackte blitzschnell in sich zusammen und landete ungebremst auf dem harten Boden vor der Bar, jedoch ohne das Bewusstsein zu verlieren. Der kleine Aufprall an der Theke zuvor war eben nicht ohne Folgen geblieben. Simones Gehirn war inzwischen leicht angeschwollen, ihr war schwindlig und ihr war, wie jeder sehen konnte, kotzübel; denn sie hatte eine Gehirnerschütterung. Dieser Umstand führte dazu, dass sich ihr gesamter Mageninhalt vor der Theke auf den Boden ergoss und diesen an der betreffenden Stelle giftgrün einfärbte. Das war beinahe der gesamte Tunneltwister vor welchem Simone nun hockte und plötzlich von schlimmen Kopfschmerzen geplagt wurde. Mit den Kopfschmerzen machte sich auch wieder eine gewisse Klarheit in ihren Gedanken breit. Bevor diese Klarheit jedoch ein wenig Licht in ihren Verstand bringen würde, zog sie sich an der Theke nach oben und teilte einer inzwischen schon unzurechnungsfähigen Joey und einem erschrocken aussehenden Johnny mit, dass sie schnell die Toilette aufsuchen würde um sich kurz zu erfrischen. Als sie sich wie in Trance von der Bar abwenden wollte beugte sich Johnny, der die Situation noch irgendwie retten wollte, über die Theke und versuchte sie an der Schulter zurückzuhalten.
"Hey meine Dame!" Hier nimm doch diesen Tunnelbreaker den ich eigentlich für mich zurückbehalten habe! Nimm ihn, dann wird es dir gleich wieder besser gehen!"
Aber jenes gerade wieder aktiv gewordene Gehirnareal in Simones Kopf dachte nicht im Traum daran. Wütend riss sie sich los und präsentierte Johnny, einem starken inneren Bedürfnis folgend, den erhobenen Mittelfinger ihrer Linken Hand. "Das kommt von Herzen Arschloch!", keifte sie und wandte sich von ihm ab.
Ja, Simone war beinahe schon wieder sie selbst wie Johnny zu seinem Unbehagen feststellen musste. Er konnte nichts machen, zunächst einmal, aber dieses Mädel musste von nun an im Auge behalten werden. Als Simone wankend im tanzenden Männerrudel verschwand betätigte er eine roten Knopf unter der Thekeninnenseite und wandte sich gleich wieder der anderen Tussie zu - Joey. Blauer Nebel stieg auf und die Laser durchschnitten wieder den gesamten Raum...

Das Erwachen...

Mit getrübtem Blick und einem starken pulsierenden Schmerz in ihrem Kopf stand Simone völlig aufgelöst und zutiefst überrascht auf der übertrieben sauberen Damentoilette dieses riesigen Undings. Mit hängendem Kopf beugte sich über das unbenutzt aussehende Waschbecken um sich abermals zu übergeben. Sie würgte den letzten Rest des Tunnelbreaker hervor und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Stelle wo ihr Kopf vor einigen Minuten auf der Theke aufgeschlagen war. Es fühlte sich nass an und sie bemerkte erst in diesem Augenblick die Wunde über ihrem linken Auge. Erstaunt begutachtete sie den kleinen Riss aus dem noch immer ein wenig Blut strömte im Spiegel und musste erschrocken feststellen, dass ihre Gesichtsmuskeln wie gelähmt zu sein schienen. Im grellen Licht der Damentoilette ähnelte das ganze stark dem Antlitz einer schlecht gemachten Porzellanpuppe, selbst ihre Augen glänzten auf diese leblose stundenglasartige Art und Weise. Sie sah aus wie ein Zombie. All ihre Attraktivität war wie weggewischt. Fort! Was war nur los mit ihr, fragte sie sich. Die vergangene Viertelstunde war plötzlich so weít entfernt und sie konnte sich nur noch bruchstückhaft an diesen Zeitabschnitt erinnern. Nur eine Sache konnte sie noch mit Gewissheit sagen. Dieses grüne Gesöff war brandgefährlich. Sie erinnerte sich nur noch dunkel daran wie bei ihr schon einige Sekunden nach dessen Konsum alle Lichtlein ausgegangen waren und sie wie eine leere willenlose Hülle von diesem Brad-Typen, der sie "Schnucki" genannt hatte, in die Box geschleust wurde, zusammen mit Joey - danach wurde es dunkel. Wie sehr sie sich auch anstrengte, an die Ereignisse danach hatte sie absolut keine Erinnerung mehr. Nicht an die Bar, nicht an Johnny und an Joey, die wie eine irre Glucke und mit gierigem Blick die Männer ringsum beäugte. Alles war wie weggeblasen. Es war schrecklich! Sie wusste, dass etwas nicht stimmte und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass Joey in Gefahr war. Aber wo war Joey überhaupt? Simone wusste es nicht. Ihr Erinnerungsvermögen setzte erst ab dem Moment wieder ein als sie die Toilette erreicht hatte. Was war nur los? Panik machte sich in ihr breit und sie beschloss erstmal gar nichts zu tun und sich einfach nur auf den blitzblanken fast peinlich sauberen schneeweißen Toilettenboden hinzusetzten. Durchatmen musste sie, einfach durchatmen und entscheiden was sie als nächstes tun sollte. Während sie das tat, drehte sich die kleine Kamera in einer der Deckenleuchten so, dass sich Simone wieder in deren Fokus befand. Ihr blieb das jedoch verborgen. Angestrengt versuchte sie sich daran zu erinnern was passiert war. Nach endlos scheinenden Minuten entschloss sie sich schließlich dazu, trotz ihrer immensen Kopfschmerzen wieder in den von lauter Musik durchdrungenen Raum jenseits der weißen Toilettentüre zu wagen. Sie musste ja schon einmal dort gewesen sein, dachte sie sich, sonst wäre sie ja jetzt nicht hier auf dem WC. Insgeheim hoffte sie, dass die Wunde auf ihrer Stirn der Grund für ihre Amnesie war. Alles würde sich in Wohlgefallen auflösen. Das war ein arger Trugschluss.
Als sie die Toilette mit schweren Schritten ein Stück weit hinter sich gelassen hatte und aus dem Gang, welcher zu dieser führte, wieder in den gerammelt vollen Partybereich trat, stach ihr gleich ins Auge, dass sich hier drinnen scheinbar ausschließlich nur gut aussehende Männer tummelten. Sollte das ein schlechter Scherz sein! War dies eine Modelparty - nur für männliche Models? Es stockte ihr der Atem als George Clooney mit einem breiten aber doch nicht freundlichen Grinsen an ihr vorüber schritt. Sie konnte nicht umhin ihm nachzugaffen. Mit offenem Mund. "Okay Süße! Draußen Pitt, hier Clooney...! Das ist mehr als nur ein Zufall!", dachte sie erstaunt. Zu ihrem Glück konnte sie sich an Johnny nicht mehr erinnern. Als sie daraufhin die sie umgebenden anderen Männer genauer inspizierte beschlich sie das Gefühl, dass hier alles so war um ihr, um allen Frauen auf dieser den Kopf zu verdrehen. Lauter gestählte und durchtrainierte Männerkörper, wohin man den Blick auch schweifen ließ. Alle hübsch, alle sexy. Zum Dahinschmachten. Simone hatte zwar den Verdacht aber noch nicht die Gewissheit, dass hier etwas gewaltig nicht stimmte. Und sie hatte recht. Und dies hier war natürlich alles kein Zufall, es gehörte zum Plan - außer einer winzig kleinen Sache. Und diese Sache war nämlich die, dass sie beinahe wieder völlig nüchtern und mit relativ klarem Verstand hier durch diese schwarze Box wandelte. Als sie noch ein Stück weiter gegangen war und die Musik noch lauter wurde als sie das jemals erlebt hatte, glaubte sie, dass ihr jeden Moment der Schädel bersten würde. Sie konnte kaum noch etwas sehen und ihr wurde abermals übel. So sah sie sich plötzlich dazu gezwungen so schnell es nur irgendwie ging einen Sitzplatz zu finden. Irgend einen! Egal welchen! Der Zufall wollte es so, dass sie jedoch nicht weit zu gehen brauchte. Im hinter Teil der Box, in Toilettenähe, wo sie sich gerade befand, gab es eine große Anzahl von kleinen niederen Sofastühlen mit dazu passenden runden Beistelltischchen. Diese sahen zwar so aus als wären sie nicht zum längeren Verweilen bestimmt, aber für Simones Zweck waren sie genau richtig. Bevor sie glaubte vor Schmerzen ohnmächtig zu werden, erreichte sie einen freien Platz und ließ sich ohne ihr Gewicht zu bremsen einfach in einen der Sofasessel plumpsen. Und da hockte sie nun. Gleich als sie sich gesetzt hatte wurden ihre Kopfschmerzen einen Grad besser und sie war wieder dazu in der Lage die Umgebung ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Abermals erschrak sie. Auf den Sitzplätzen saßen nur lauter Frauen, auch neben ihr am Tisch. Bei näherer Betrachtung stieg pures Entsetzten in ihr hoch. Diese und scheinbar jede andere dieser Frauen hatte einen Gesichtsausdruck wie sie bei sich selbst am Klo bemerkt hatte. Nur lief ihnen zusätzlich weißer Sabber aus den nach unten gezogenen Mundwinkeln, so als hätten sie Tollwut. Was Simone nicht wissen konnte: Das war das Ergebnis des Bloodwisters, der zweiten Stufe des ihr unbekannten Planes. Zudem drängten sich ihr nun sowieso immer mehr Fragen auf welche dringend beantwortet werden wollten. Beispiel: Zum ersten: "Was ging denn hier ab?" Zum zweiten: " Wo zum Kuckuck war Joey?" Die Tussies ringsum, dessen war sie sich 100%ig sicher, brauchte sie erst gar nicht um eine Antwort auf eine der unzähligen Fragen, welche ihr in diesem Moment durch den dröhnende Schädel schossen, zu bemühen. Als ihr Blick beiläufig an ihrer sabbernden Tischgenossin vorbei, rüber zur Tanzfläche hüpfte und dabei einen Tisch unweit von dem ihren, flüchtig streifte, musste sie mit noch größerem Entsetzten feststellen, dass dort Leonardo di Caprio mit einer dieser Frauen am Tisch saß und dass er nunmehr sie mit einem wilden, Furcht einflößenden Blick anstarrte. Nur wenige Augenblicke konnte Simone diesem wilden Blick standhalten. Mehr war auch nicht nötig um ein paar kleine Einzelheiten aufzuschnappen. Sie sah, dass seine Hände zwischen den Beinen dieser sabbernden Tussie rumfummelten und kurz nach dem Simone ihren Blick abgewendet hatte, erhoben sich die beiden Turteltäubchen und verließen den Partyraum durch eine schwarze Nebentüre unweit von ihr. Es war das selben rote Symbol auf der Außenseite zu erkennen wie anfangs auf dem Eingangstor. Im selben Moment da sie sich fragen wollte wohin die denn nun gegangen waren, setzte sich niemand geringerer als Johnny Depp zu ihr an den Tisch und stellte ihr ein Glas mit giftgrünem Inhalt unter das erschrockenen Gesicht. "Genug!", dachte sich Simone. Das war zu viel. Obwohl sie sich nicht mehr an vorhin an der Bar erinnern konnte, wusste sie sehr wohl worum es sich bei diesem grünen Gesöff handelte. Johnnys durchdringender Blick schien ihr klar zu verstehen zu geben, dass sie dies nun zu trinken hatte. Simone wollte nicht, stand blitzartig auf und torkelte so schnell sie ihre Beine tragen konnte und ohne das sich Johnny die Mühe machte ihr zu folgen, wieder in Richtung Damentoiletten. Die Kopfschmerzen kehrten zurück und pendelten sich unvermittelt auf Ausgangsniveau ein und bevor sie die Türe erreicht hatte ergoss sich ein, von einem säuerlichen Geschmack begleitetes, übelriechendes Gemisch aus Magensaft und Galle direkt auf ihre teuren Lackstiefeletten. Diese Tatsache konnte sie nicht mehr aus der Fassung bringen. Sie, die im normalen Alltag allergisch auf jede auch noch so geringe Verunreinigung ihrer Kleidung reagierte, stolperte dem gegenüber vollkommen gleichgültig, mit getrübtem Blick in das grell beleuchtete, von ihrem letzten Besuch besudelte aber ansonsten unberührte WC dieser Horrorbox. Genau das dachte sie - Horrorbox. Im selben Zeitraum da sie sich ihr weiteres Vorgehen überlegte erbrach sie noch weitere 2 mal, sich zitternd am Waschbecken abstützend in selbiges und kam letztlich zu dem Schluss, dass sie unbedingt hier raus musste. Schnell weg. Sie wollte keinem Richard Geere begegnen, keinem Heathe Legder oder sonst wem. Sie wollte ihre überdrehte Freundin finden und dieses Gruselkabinett so schnell wie möglich hinter sich lassen. Ihren Enkelkindern wollte sie davon erzählen können, aber nicht hier drinnen draufgehen. Der letzte Gedanke erschien ihr selbst unweigerlich seltsam, jedoch war es so, dass es sich bei diesem Gedankenspiel keineswegs um ein abwegiges handelte. Sie war dem Tod näher als sie dachte. Einem absonderlich grausamen Tod, jedoch noch nicht so nahe wie ihre Freundin Joey, wie sie in naher Zukunft feststellen würde. Abermals fasste Simone ihren gesamten Mut zusammen, wankte zurück zu jener weißen Türe welche sie vor diesem Wahnsinn da draußen abschirmte und wagte es, als sie dort war, diese nur einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unterdessen schweißgebadet lugte sie durch den kleinen Spalt und versuchte zu eruieren, ob dieser Johnny noch auf ihren Platz saß. Er war nicht mehr dort, konnte sie zu ihrer Beruhigung feststellen. Nur das Glas mit dem giftigen Inhalt stand noch einsam dort und als sie den ersten zaghaften Schritt zurück in die Partyzone setzte, sah sie noch beiläufig wie dieser Johnny-Typ gemeinsam mit einer sabbernden Joey eilig durch diese schwarze Nebentüre, durch die schon Leonardo seine Abgang gemacht hatte, verschwand. Dann stieg wieder blauer Nebel auf und unglaublich viele Laserlichter durchschnitten die Luft. Simone beschloss, Joey zu folgen...

Let your Eggs rockt...

Die schwarze Türe lag nun hinter ihr und Simone befand sich völlig überraschend auf einem Gang der so lang war, dass wenn man von den Außenabmessungen diesen Undings ausging, nicht so sein konnte wie er eben war. Waren es 100 Meter? Waren es 200 Meter? Egal, dachte sich Simone. Es schien nun unwichtig wie lange er war, warum er so war, es zählte nur noch, dass er so war. Unmöglich lang. 100te ebenfalls schwarze Türen mit dem Symbol der Schwarzen Witwe verziert, zweigten links und rechts vom Gang ab. Ein dumpfes Pochen in ihrem Kopf kündeten von einem Ereignis, welches ihr den Bruchteil einer Sekunde später abermals die Stiefeletten hinab lief. Sie übergab sich schon wieder. Und plötzlich waren die Kopfschmerzen verschwunden. Ehe sie sich darüber freuen konnte, vernahm sie ein Geräusch welches irgendwie und auf schreckliche Art und Weise an das Platzen eines Käfers erinnerte. Simone kannte dieses Geräusch noch aus ihren Kindheitstagen, als sie zusammen mit ihrem kleinen Bruder dutzende Junikäfer in einem Nylonstrumpf gegen eine Hausmauer schnalzen ließ. Ein ekliges Geräusch und es kam von der Türe neben der sie gerade stand. Von der linken Türe. Eine unbändige Neugierde erwachte in ihr und seltsamer Weise völlig furchtlos, legte sie ihre linke Hand vorsichtig auf die silberne Klinke der schwarzen Türe und drückte sie geräuschlos nach unten. Dann beugte sie sich ein wenig nach vorne, gerade so weit, dass sie einen kleinen Blick in das ominöse Zimmer dahinter werfen konnte. Was sie dann sah, ließ ihr Herz einen kleinen Sprung machen...
Ein keuchender Leonardo lag scheinbar völlig erschöpft und auf bemerkenswerte Art aufgebläht vor dieser sabbernden Tussie von vorhin auf einem blutüberströmten Fliesenboden. Simone konnte gar keinen Gedanken mehr darauf verwenden sich zu fragen, welch ein Zufall hierbei wohl mitspielte, dass sie genau jenes Zimmer mit Di Caprio erwischt hatte. Abwechselnd starrte sie fassungslos auf Leonardo, dessen Hinterteil sich immer weiter aufblähte und auf diese Tussie deren Bauch sich schon so weit aufgebläht hatte, dass er eben jenes Geräusch produziert hatte, welches sie angelockt hatte und somit dafür verantwortlich war, dass sie sich das hier mit ansehen musste. Simones lückenhaftes Verständnis von der Natur und ihren mannigfaltigen Erscheinungsformen war in ihren Grundfesten erschüttert. Mehr noch, sie glaubte sie hätte nie eines gehabt. Um diese Erkenntnis zu untermauern explodierte Leonardos Kopf und etwas neues, nie gekanntes, thronte anstatt Leonardos Kopf auf dem kläglichen Rest des nunmehr immer weniger einem Menschenkörper ähnlich sehenden, pulsierenden - Hinterleib!!!
"Joey!", dachte Simone.
Dann platzte der Bauch der sabbernden Tussie vollends auf und dutzende handballengroße schwarze Spinnen drangen aus ihrem Leib. Simones unermessliche Angst hinderte sie daran zu kotzen. Sie stand einfach wie angewurzelt da und musste ungläubig mitansehen wie sich diese kleinen Biester hungrig und scheinbar unersättlich über den Rest der Frau und Leonardo hermachten. Dabei quietschten und schmatzten sie auf unerträgliche Art und Weise. Und während sie das taten starrten sie Simone dabei an, so als hätten sie ihr nächstes Opfer bereits gefunden. Diese nichtsagenden Spinnenblicke ließen Simone wieder zu sich finden. Schnell schlug sie die Tür ins Schloss, ließ die Spinnen zurück und rannte so schnell wie noch niemals zuvor in ihrem Leben. Längst war ihr klar geworden, dass Joey verloren war, längst hatte sie eingesehen, dass dies höchstwahrscheinlich auch ihre letzte Party gewesen war. Als sie keuchend in den Partyraum zurückkehrte, sprintete sie einfach weiter, auf direktem Weg zum Eingangstor. Von dutzenden argwöhnischen und hasserfüllten Blicken verfolgt, erreichte sie es. Simone schrie, Simone setzte ihre gesamte Kraft ein. Doch egal wie sehr sie es auch wollte, die Tür ließ sich von innen nicht öffnen. Sie begann noch lauter kreischen und zu toben. Und in ihrer finalen Verzweiflung fing sie damit an, gegen dieses scheiß Tor zu hämmern, mit den Händen mit den Füssen, mit all ihrem Eifer - vergebens. Dann als sie von innerer Panik angetrieben, dazu über ging, sogar mit dem Kopf gegen die Türe zu schlagen, spürte sie auf einmal eine wärmende Hand auf ihrer Schulter. So als wollte diese ihr Trost spenden. Dann drehte sie sich um und begann zu weinen...
" Bist du dir nicht sicher, dass du hier bist um mal so richtig und noch dazu auf höchstem Niveau abzufeiern? Dieses Getränk nennt sich "Tunnelbreaker" Schnucki. Tunnelbreaker...", sagte eine sehr bekannte Stimme und Brads dämliches Grinsen brannte sich in Simones Gehirn. Ihre Augenlieder schlossen sich und ein schreckliches Kreischen war das Letzte, was sie von dieser Welt hörte. Es war ihr eigenes Kreischen. Ein spitzer scharfer Schmerz folgte und dann wurde alles schwarz. Für immer...
Let your Eggs rock!
 



 
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