Die Penntüte (ein verdichtetes Märchen)

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plotzn

Mitglied
Die Penntüte

König gibt vor Vaterfreude
großes Fest im Schlossgebäude.
Leider reichen Platz und Stullen
nicht für alle alten Schrullen.

Eine wird nicht eingeladen -
die geht auf die Barrikaden.
Böse Hexe will sich rächen:
Kind soll sich an Spindel stechen,

blutrot sich ihr Finger färben
und dann soll die Gute sterben.
Liebe Hexe wandelt brav
Fluch in hundert Jahre Schlaf.

König kann vor Schiss nicht pennen,
lässt die Spindeln gleich verbrennen.
Eine hat man übersehen,
die blieb hoch im Turme stehen.

Kind, inzwischen junge Frau,
spielt im Turm - nicht grade schlau,
doch sie muss ja jenem Fluch
folgen mittels Spinnversuch.

Sticht sich an der spitzen Spindel,
worauf König, Hof, Gesindel,
selbst die Esel vor dem Karren,
jäh in ihrem Tun erstarren.

Ganz genau nach hundert Jahren
kommt ein Prinz vorbeigefahren.
Fragt sich, was sich wohl verstecke,
hinter dichter Dornenhecke.

Schlägt sich, etwas overdressed,
bis zum Schloss durch das Geäst.
Steigt die Treppe, die sich windet,
hoch, wo er die Jungfrau findet.

Ihre Schönheit macht ihn schwach
und er küsst das Mädchen wach,
worauf die sich regt und blinzelt
und verliebt im Herzen prinzelt.

Die Moral von dem Gedicht:
Lange schlafen schadet nicht.
Selbst wer hundert Jahre pennt,
kriegt vielleicht ein Happy End!
 
K

KaGeb

Gast
Hallo plotzn,

wirklich lustige Reimgeschichte, aber sie gehört auch zu "Gereimtes", deshalb habe ich mal verschoben.
Mir persönlich hat´s sehr gut gefallen.

LG KaGeb
 

plotzn

Mitglied
Hallo KaGeb, kein Problem. Ich war mir selbst nicht sicher, wo es besser aufgehoben ist. Es ist ja beides, ein Märchen und gereimt ;-)
Danke und liebe Grüße, Stefan
 

Herr Müller

Mitglied
Hallo plotzn,

Ich mag dieses "Moral von dem Gedicht" nicht (habe ich aber früher auch verwendet). Vielleicht

[strike]Die Moral von dem Gedicht:[/strike]
[blue]Ja, sie sieht es am Gesicht[/blue] oder
[blue]Toll, sie merkt es am Gewicht,[/blue]
Lange schlafen schadet nicht.
Selbst wer hundert Jahre pennt,
kriegt vielleicht ein Happy End!
 

plotzn

Mitglied
Hallo Herr Müller,

die Moral von dem Gedicht oder der Geschicht' ist sicher altmodisch, aber gerade bei Märchen finde ich es schon passend.

Liebe Grüße, Stefan
 
P

Pelikan

Gast
worauf die sich regt und blinzelt
und verliebt im Herzen prinzelt.

Meine Lieblingsstelle, lieber Stefan.
Und die Moral von der Geschicht, die gehört ins Märchen -
ich finde sie überhaupt nicht störend.
Toll verdichtet! aber das ist man ja von Dir gewohnt!
mit herzlichen Grüßen, Irene ;))))))
 

Herr Müller

Mitglied
"Und die Moral von der Geschichte" im Zusammenhang mit Märchen
ist mir neu, das wird aber an meiner Unwissenheit liegen.
Der mündige Leser entnimmt doch ohnehin die Moral aus der Geschichte, warum also noch mal darauf hinweisen. Wenn der "symbolische Zeigefinger" so gewollt ist, dann ist das natürlich auch in Ordnung. Ich wollte nur mitteilen, was mich persönlich etwas gestört hat.

Viele Grüße aus Dresden
 
P

Pelikan

Gast
Lieber Herr Müller, ich habe nur gesagt, dass "die Moral
von der Geschicht" ins Märchen (dieses Märchen) hineingehört und überhaupt nicht stört (mich nicht) ohne die Störung die diese bei Ihnen hervorruft anzuprangern ;)
viele Grüße ebenso, aus Dortmund, Frau Pelikan
 

plotzn

Mitglied
Stimmt, Herr Müller, die Moral stammt nicht von Märchen, sondern von Wilhelm Busch (also meine Unwissenheit ;-).

Liebe Grüße, Stefan
 

Herr Müller

Mitglied
Alles klar ihr beiden.
Doch meine Dummheit, ich kam vorhin nicht drauf, dass Wilhelm-Busch den moralischen Zeigefinger hob.
Na, wenn der das durfte, dann wird das wohl in Ordnung gehen.
:)
 



 
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