Die Sache mit dem Kompliment

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Jan hatte wieder mal frisch gebackenes, noch warmes Roggenmischbrot, Schweizer Emmentaler und eisgekühlten Chardonnay mitgebracht. Seitdem er wusste, wie sehr ich diese Kombination mochte, überraschte er mich ab und zu gerne damit. Wir hatten es uns auf meinem großen dunkelblauen Sofa mit vielen Kissen gemütlich gemacht und das Tablett zwischen uns gestellt, während wir unser Abendbrot genossen.

Ich stöhnte vor Wonne, als ich ein Stückchen Brot mit einigen Schlucken Wein herunterspülte. Jan hielt in der Bewegung inne und lächelte mich warm an. „Du hast ja keine Ahnung, wie anziehend ich das finde, dass du so ein Genussmensch bist. Dein Gesicht spiegelt deine Emfindungen, ganz egal, ob du dein Essen genießt oder mit mir schläfst.“
„Nun, … dafür bin ich ja auch eine Frau mit Übergewicht und beim Pokern eher schwach“, antworte ich ihm zwischen zwei weiteren Bissen grinsend.
„Schade, dass du keine ehrlich gemeinten Komplimente annehmen kannst. Damit versagst du dir und mir so einiges“, Jan griff nach seinem Glas und trank ebenfalls vom Chardonnay. Augenblicklich tat mir meine Reaktion leid.
„Du hast Recht. Ich wollte das nicht ins Lächerliche ziehen,“ ich ergriff seine Hand und drückte sie, „bitte entschuldige.“
Er sah mich lange und intensiv an, ehe er seine Hand meiner entzog und in einer zärtlichen Geste an meine Wange legte.
„Wie lange kennen wir uns jetzt schon? Seit sechs Jahren?“
Ich nickte, unfähig mich dem Blick aus seinen haselnussbraunen Augen zu entziehen.
„Ich weiß doch um dein Problem mit Nähe“, und nach einer kurzen Pause fuhr er fort: „Ich kann nur in manchen Momenten schlechter damit umgehen als in anderen.“

Ich beugte mich zu ihm hinüber und gab ihm einen tiefen Kuss, in den ich alles legte, was mir dieser Mann bedeutete. Und auch wenn es keine Liebe war, die ich für ihn empfand, so war mir doch sehr bewusst, wie leer mein Leben ohne Jan in den letzten sechs Jahren gewesen wäre, und wie sehr ich unsere gemeinsam verbrachte Zeit bis jetzt genossen hatte.
 
A

aligaga

Gast
@Ali gehört zu jener gar nicht so kleinen Menschengruppe, die lauwarmes Roggenmischbrot, Schweizerkas' und eisgekühlten Weißwein nicht auf der Favoritenliste hat. Er mag auch keine Brösel auf einem Kanapee, wo's später ernst werden könnte, und isst mit einem significant other deshalb lieber am Tisch oder am Tischchen.

Entsprechend schwer fällt es ihm, den hier vorgestellten Intensivkuss zu genießen, zumal ihn das zuvor so deutlich geschilderte, geräuschvolle Herunterspülen eines "Stückchen Brotes" mit "einigen Schlucken Wein" eher an ein Abflussrohr erinnerte denn an ein sinnlich-erotisches, lührisches Ich, das seufzen ließe.

Leider bleibt uns auch verborgen, was den Gourmand an "Jan" denn so fesselte - er bleibt so blass wie der Chardonnay, der aus der Kälte kam. Im letzten Satz steht etwas von "Leere", die ohne diesen "Jan" herrschte. Ist damit die Speisekammer gemeint oder der Kühlschrank?

Ein "Problem mit Nähe" wird angesprochen. Was damit wohl gemeint sein mag ...*grübel*...? Leidet die Protagonistin unter ihrer Adipositas? Hat sie eine Allergie?

Und wieso grinst sie, wenn sie behauptet, sie habe Pech im Spiel? Grinst man da?

Ein merkwürdiger, unbeholfener Text. Warum eigentlich nicht Allgäuer Emmentaler? Der passte viel besser zum Frostwein ...

Heiter

aligaga
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Entsprechend schwer fällt es ihm, den hier vorgestellten Intensivkuss zu genießen, zumal ihn das zuvor so deutlich geschilderte, geräuschvolle Herunterspülen eines "Stückchen Brotes" mit "einigen Schlucken Wein" eher an ein Abflussrohr erinnerte denn an ein sinnlich-erotisches, lührisches Ich, das seufzen ließe.
Wann habe ich zum letzten Mal so herzhaft über einen Kommentar gelacht. Uff! Lange her.
 
S

Summoning Phantom

Gast
Hallo Schnacktasche,

der Text klingt für mich wie ein Intro für weitere Geschichten. Er ist recht unterhaltsam. Wenn er weitergeführt werden würde, sollte noch mehr Humor rein, in dem Sinne dass die Protagonisten über sich selbst lacht. Und psychologisch wäre es interessant zu erfahren, warum sie Jan nicht liebt, aber mit ihm, in irgendeiner Art, zusammen ist.


"Ich nickte, unfähig mich dem Blick aus seinen haselnussbraunen Augen zu entziehen."

Das müsste so heißen: "...unfähig mich dem Blick seiner haselnussbraunen Augen zu entziehen".

Viele Grüße
 

Aina

Mitglied
Hallo Schnacktasche,
danke für die Lesezeit.
Gestolpert bin ich vor allem über die Weinspülung, die sicher eine geschicktere Formulierung finden könnte, um nicht mit einer anderen Spülung assoziiert zu werden. Gleich danach hätte ich noch die Idee ein "das" zu ersetzen, damit diese sich nicht sperrig häufen und es wäre gut ein "p" in die Empfindungen zu schmuggeln.
keine Ahnung, wie anziehend ich [blue][strike]das[/strike] es [/blue] finde, dass du so ein Genussmensch bist. Dein Gesicht spiegelt deine Em[blue]p[/blue]findungen, ganz egal, ob du dein Essen genießt oder
Leider wird das, was für mich an dieser Szene wirklich spannend ist (dass sie ihn nicht liebt und das seit 6 Jahren! Wie grauenvoll für beide!), nicht weiter beleuchtet oder verfolgt. Schade.
Vielleicht ein guter Auftakt für was Größeres?
Viele Grüße,
Aina
 



 
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