Die Schönheitskönigin

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wowa

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Die Schönheitskönigin


Maria saß weinend im Garten und nichts und niemand konnte sie trösten. Nicht die blühenden Obstbäume, nicht die bunten Blumen oder der sanfte Abendwind. Auch nicht ihre Eltern oder Andreas, ihr Verlobter. Der schon mal gar nicht, „abhaken, nach vorne schauen, weitermachen,“ mehr war da nicht zu erwarten, Fußballerweisheiten.
Maria ließ es fließen. Das half und allmählich klärten sich die Gedanken. Sie war in eine Falle getappt, keine Frage.
Blaupunkt, ihre Fabrik, also da, wo sie und ihre ganze Familie arbeiteten, beteiligte sich an der „ Miss Germany“-Wahl und hatte innerbetrieblich Stimmung gemacht. Sie bewarb sich als einzige Bandarbeiterin, alle hatten ihr abgeraten, „gegen die aus dem Büro hast du keine Chancen“,und genauso war es dann auch. Bei der ersten Ausscheidung war Ende, die fetten Schlipsträger sortierten sie aus. Keinen Karmann – Ghia, keinen Fernseher, eine Flasche billigen Moselwein gab es als Trostpreis.
Den trank sie gerade.
Die ganze Geschichte war keine Überraschung, mal nüchtern betrachtet. Arbeiterinnen waren nicht gemacht für die Schönheitskonkurrenz, die hatten andere Qualitäten, trotzdem, die Häme ihrer Freunde und Kollegen traf sie schon hart.
Sie hatte sich aus dem Fenster gelehnt und war an diese gläserne Decke gestoßen, die die Klassen trennt. Vielleicht sollte sie in die kommunistische Partei eintreten wie ihre Oma. Die würde sich freuen.
Das hatte Zeit. Erst mal musste sie raus aus dieser Fabrik, raus aus dieser Stadt. Was wusste sie von der Welt? Nichts, - und es war Frühling, genau die richtige Zeit für einen Ausbruch aus diesem angepassten Leben. Sie würde nach Italien fahren, trampen, diese neue Mode aus U.S.A. Einfach an die Straße stellen, den Daumen raushalten und sehen, was passiert. Trampen, - allein das Wort beflügelte die Phantasie.
Sie hob das Glas und trank auf die kommenden Abenteuer. Sie sah aus wie eine Schönheitskönigin.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo wowa,

der Text ist mir als Kurzgeschichte schlicht zu kurz und ich verschiebe das Ganze zur Kurprosa.

Viele Grüße,
DS
 



 
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