Die Sonne badet

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Walther

Mitglied
Die Sonne badet sich in Deinen Haaren,
Sie nistet sich fest ein in ihrem Glanz.
Du schüttelst sie: Ein wilder Lichtertanz
Punktiert mir Sterne in die Linsen. Waren

Sekunden nötig, dass ich Dir so ganz
Verfiel? Nur eine Geste macht zu Paaren,
Die nicht mehr lassen können? Das bewahren,
Das Bild zu bannen, in der Eleganz

Des Schwungs das Leben einfach festzuhalten:
Ich wünsche mir, dass uns das stets gelingt.
Wer hoffte nicht, es könnten Wunder walten,

Mit deren Hilfe man das Schicksal zwingt,
Den Lauf der Dinge in die Bahn zu lenken:
Ich könnte mich in Deinem Haar ertränken!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
In dieser Zeile haben wir eine Substitution der Betonung:

Sie nistet sich fest ein in ihrem Glanz.
->
Sie nistet sich fest ein in ihrem Glanz.

Wenn man es rein Jambisch spricht, verliert es die Spannung.
Viele drehen das dann um zu:
Sie nistet fest sich ein in ihrem Glanz.

um den Jambus zu erreichen. In diesen Fehler bist Du nicht verfallen.
Das Gedicht gewinnt deutlich.
 

Walther

Mitglied
Die Sonne badet sich in Deinen Haaren,
Sie nistet sich fest ein in ihrem Glanz.
Du schüttelst sie: Ein wilder Lichtertanz
Punktiert mir Sterne in die Linsen. Waren

Sekunden nötig, dass ich Dir so ganz
Verfiel? Nur eine Geste macht zu Paaren,
Die nicht mehr lassen können? Das bewahren,
Das Bild zu bannen, in der Eleganz

Des Schwungs das Leben einfach festzuhalten:
Ich wünsche mir, dass uns das stets gelingt.
Wer hoffte nicht, es könnten Wunder walten,

Mit deren Hilfe man das Schicksal zwingt,
Den Lauf der Dinge in die Bahn zu lenken:
Ich könnt mich jetzt in Deinem Haar ertränken!
 

Walther

Mitglied
Lb. Bernd,

der Trick ist, so glaube ich, möglichst weitgehend die normale Sprachmelodie aufzugreifen. Der Vers wäre auch so, wie er dasteht, jambisch lesbar. Aber, jetzt kommt der Vortrag, und der ist entscheidend!

Ich sage immer wieder: Lest Eure Gedichte laut vor, sprecht sie frei, aus dem Kopf, unterstreicht den Text mit Gesten und mit Mimik, das Erlebnis ist ein ganz anderes! Und so sollte man seine Gedichte niederschreiben! Also beides tun: Die Form wahren und die Sprache laufen lassen, das ist es, was ich immer wieder versuche.

Danke und lieber Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Die Sonne badet sich in Deinen Haaren,
Verschwenderisches Strahlen gibt ihm Glanz.
Du schüttelst sie: Ein wilder Lichtertanz
Punktiert mir Sterne in die Linsen. Waren

Sekunden nötig, dass ich Dir so ganz
Verfiel? Nur eine Geste macht zu Paaren,
Die nicht mehr lassen können? Das bewahren,
Das Bild zu bannen, in der Eleganz

Des Schwungs das Leben einfach festzuhalten:
Ich wünsche mir, dass uns das stets gelingt.
Wer hoffte nicht, es könnten Wunder walten,

Mit deren Hilfe man das Schicksal zwingt,
Den Lauf der Dinge in die Bahn zu lenken:
Ich könnt mich jetzt in Deinem Haar ertränken!
 

Walther

Mitglied
Hallo Bernd,

jetzt habe ich, dank eine Hinweises an anderer Stelle, eine Lösung Deiner Fragestellung gefunden und oben eingetragen. Ist das so besser?

Lieben Dank und Gruß W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich glaube, die Lösung beruht auf einem Missverständnis. Ich fand die Form gut, ich habe nur beschrieben, dass es hier besser wird, wenn man den Takt anders liest. Bei der Umgestaltung erscheint mir die Metapher viel schwächer in der Wirkung.

Sicher bin ich nicht.
 

Walther

Mitglied
Hi Bernd,

danke. Ich dachte, es wäre auch die Formulierung selbst, die Dich etwas störte. Nun denn, so sind die Meinungen unterschiedlich!

Danke für die Rückmeldung, mal sehen, ob sich sonst ein Leser äußert, wäre schön. :)

LG W.
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Walther,

ja das gibt es unbedingt, dass eine Geste genügt, um einem das Herz zu öffnen. Man "erkennt" sich ganz einfach. Ich weiß auch noch, was ich als Allererstes dachte, als ich meinen lieben Mann, den damaligen Kollegen, zum ersten Mal sah.

Der Text ist ein bisschen schwierig zu lesen, nicht nur wegen der Enjambements, sonder auch, weil bei manchen Teilen die Satzanfänge sozusagen schon im vorherigen Satz enthalten sind. Am besten liest man den Text, indem man ihn mal ohne die Reimform in seine Sätze und Satzverbindungen sortiert.

Ich schreibe hier mal hin, was mir dabei geholfen hat:

Das zu bewahren, das Bild zu bannen in der Eleganz des Schwungs, das Leben einfach festzuhalten:

Auf diese Weise wird es mir dann verständlich.

Vielleicht solltest Du nach "Schwungs" tatsächlich ein Komma setzen, um das Lesen zu erleichtern. Keine Ahnung! Es liest sich an dieser Stelle wirklich etwas zäh.

Die Idee vom Sonnenlicht in den Haaren des "Du" gefällt mir gut und der letzte Satz beinhaltet auf angenehm dezente Weise den Wunsch nach einer völligen Verschmelzung mit dem geliebten Wesen.

Ein schönes Sonett, das von der Hoffnung spricht, Nähe und tiefe Empfindung für immer aufrecht erhalten zu können.

Dir ganz liebe Grüße :)
Vera-Lena
 

Walther

Mitglied
Lb. Vera-Lena,

besten Dank für Deine ausführliche Interpretation und Deine freundliche Bewertung. In der Tat habe ich versucht, ein Gedicht über diesen "einen", den entscheidenden, Augenblick im Leben eines Liebespaares zu schreiben. Das sind meist Gesten, Blicke, Körperhaltungen, Kleidung, Mimik und der Klang der Sprache. Es ist nicht viel, was ein ganzes Leben verändern kann.

In der Tat ist der Hinweis mit dem Komma berechtigt. Ich habe es oben gesetzt, hoffend, daß dann der Text klarer wird. Nun ist es so, daß ich die Sprache in die Form lege. Deine Anregung aufgreifend, habe ich diesen Text http://www.leselupe.de/lw/titel-brechen-gebrochen-105622.htm gleich so gesetzt, aber die Sonettform mit "/" angedeutet.

Man sieht, daß es geht, die Sprache ohne starke Verbiegungen quasi "in Form" zu bringen. Sie klingt so fast proaisch, ist aber dennoch in der Form gestaltet.

In diesem Sinne wünsche ich Dir frohes Dichten und Werken!

LG W.
 

anbas

Mitglied
Hallo Walther!

Die Sonne badet sich in Deinen Haaren,
Verschwenderisches Strahlen gibt ihm Glanz.
Du schüttelst sie: Ein wilder Lichtertanz
Diese Zeilen sind für mich persönlich ein absolutes Highlight. Ich finde diese Formulierungen wundervoll gelungen, sie sind mit das Schönste, was ich seit langem gelesen habe :) :) :)!

Daher finde ich es sehr schade, dass das Gedicht im Weiteren dann, wie Vera-Lena schreibt, "ein bisschen schwierig zu lesen (ist), (...) weil bei manchen Teilen die Satzanfänge sozusagen schon im vorherigen Satz enthalten sind". Für mein Empfinden verliert der Text dadurch sehr :(. Aber das ist eben mein subjektives Empfinden.

Für die ersten drei Zeilen werde ich mir den Text aber sicherlich noch das eine oder andere Mal hervorholen :).

Liebe Grüße

Andreas
 

Walther

Mitglied
Die Sonne badet sich in Deinen Haaren,
Verschwenderisches Strahlen gibt ihm Glanz.
Du schüttelst sie: Ein wilder Lichtertanz
Punktiert mir Sterne in die Linsen. Waren

Sekunden nötig, dass ich Dir so ganz
Verfiel? Nur eine Geste macht zu Paaren,
Die nicht mehr lassen können? Das bewahren,
Das Bild zu bannen, in der Eleganz

Des Schwungs, das Leben einfach festzuhalten:
Ich wünsche mir, dass uns das stets gelingt.
Wer hoffte nicht, es könnten Wunder walten,

Mit deren Hilfe man das Schicksal zwingt,
Den Lauf der Dinge in die Bahn zu lenken:
Ich könnt mich jetzt in Deinem Haar ertränken!
 

Walther

Mitglied
Lb anbas,

mir scheint, es wird wirklich Zeit, daß Du einmal auf einer Lesung von mir vorbeikommst! Dann wirst Du merken, daß dieser Text einfach nur so flutscht, wenn man ihn richtig vorträgt.

Aber danke, vielmals danke, für Dein Kompliment für das erste Quartett. Das freut natürlich sehr!

LG W.
 

anbas

Mitglied
Lieber Walther,

mir wäre es ja lieber, wenn der Text auch ohne Deine Hilfe bei mir nur so flutscht :D - also direkt beim Lesen. Aber danke für den Hinweis - sag Bescheid, wenn Du mal in Hamburg oder Umgebung liest ;).

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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