Die Spieluhr

3,80 Stern(e) 4 Bewertungen

rosste

Mitglied
Die Spieluhr

In einem reichen Land lebte einst ein Kaufmann. Er besaβ ein groβes Geschäft, angefüllt mit den schönsten Kostbarkeiten aus Porzellan, Seide und Gold.
Eines Tages kam ein Mann zu ihm und schaute sich in seinem Laden um.
„Welch schöne Sachen du hier hast“, sagte der Mann, „doch ich suche etwas ganz Besonderes für meinen Sohn Sebastian. Ich will ihm zur Hochzeit etwas schenken, woran er sein Leben lang Freude haben soll.“
„Da habe ich hier diese goldene Vase, von Meisterhand gefertigt und edel verziert.“
„Nein, die gefällt mir nicht. Sie ist zu groß und auβerdem viel zu schwer.“
„Wie gefällt dir dieses Gemälde? Ein wertvolles Stück eines berühmten Meisters.“
„Ach nein, auch das gefällt mir nicht“, entgegnete der Vater.
„Dann schau dir diese Spieluhr an. Sie ist von feinster Art und ihre Melodie verzaubert die Sinne.“
„So lass darauf spielen! Ich möchte sie hören.“
Und der Kaufmann drehte an der kleinen Kurbel und es erklang eine wunderschöne Melodie.
„Ach, so etwas Schönes habe ich mein Lebtag noch nicht zu Gehör bekommen. Die will ich nehmen. Koste es, was es wolle.“
Der Kaufmann erkannte die Gunst der Stunde und machte einen tüchtigen Preis.
Der Vater bedankte sich, packte seine Spieluhr ein und ging glücklich von dannen.
Auch der Kaufmann war glücklich über das gute Geschäft und schloss zufrieden seinen Laden.

Gleichzeitig war jedoch der Vater sehr bekümmert, denn Sebastian hatte bisher alle Jungfrauen abgelehnt, die sein Vater für ihn ausgewählt hatte. Die eine war ihm zu dünn, die andere zu alt und die dritte zu dumm.
Der Vater aber war schon ein alter Mann und musste noch vor seinem Tod Sebastian verheiratet haben. Das hatte er einst seinem Vater geschworen.
„Wir müssen noch einmal auf Reisen", sagte der Vater zu Sebastian.
„Meine Tage sind gezählt und wenn wir diesmal wieder keine Braut für dich finden, dann findet auch mein Vater keinen Frieden."
„Schon gut!", willigte Sebastian ein, „aber ich nehme nur eine Braut, die mir wirklich gefällt."
Und so begaben sich die Beiden erneut auf die Reise.
Aber alle jungen Frauen, die Sebastian vorgestellt wurden, lehnte er wie bisher ab. Der Vater war ganz verzweifelt, aber zwingen konnte er Sebastian nicht.
Sie reisten wieder heimwärts und hielten auf einem alten Bauernhof an. Die Wirtsleute schliefen schon aber ihre Stieftochter hörte die Pferdekutsche mit dem Vater und Sebastian im Hof und öffnete die Tür.
„Wir suchen eine Herberge für diese Nacht", sagte der Vater.
„So kommt herein. Ihr sollt unsere Gäste sein", sagte die Stieftochter, „ich heiße Silvana."
Als Sebastian Silvana sah, wollte er seinen Augen nicht trauen. Sie war so schön, schöner als alle anderen Mädchen im ganzen Land.
Silvana hatte liebe, große, braune Augen und war von wunderschöner Gestalt. Ihre dunklen Haare reichten bis zu den Hüften.
Silvana machte den beiden Gästen ein herzhaftes Abendmahl und ging dann zu Bett.
Sebastian aber konnte diese Nacht nicht schlafen, musste er doch die ganze Zeit an Silvana denken. Auch Silvana machte in dieser Nacht kein Auge zu, musste sie doch immerzu an Sebastian denken.
Als am nächsten Tag der Vater weiterreisen wollte, drängte ihn Sebastian zu warten.
„Vater, wir können hier bleiben und Silvana bei der Arbeit helfen."
Der Vater erkannte wohl, dass Sebastian Gefallen an Silvana gefunden hatte. So blieben der Vater und Sebastian auf dem Bauernhof und halfen Silvana bei ihrer täglichen Arbeit. Sie fütterten zusammen die Pferde, holten das Wasser aus dem Brunnen, machten zusammen Heu und bepflanzten die Felder.
„Ich möchte Silvana zur Frau haben", sagte eines Tages endlich Sebastian.
Dem Vater fiel ein Stein vom Herzen und Silvana war glücklich. Auch ihre Stiefeltern waren voller Freude.

Hinter Silvanas Schönheit verbarg sich aber ein Geheimnis. Als sie zur Welt kam, schlich eine böse Hexe in Silvanas Elternhaus und wollte Silvana entführen. Doch Silvanas Mutter entdeckte die Hexe und verschloss sofort die Haustür. Die Hexe konnte nur durch den engen Schornstein entkommen.
„Silvana soll die Schönste im ganzen Lande werden, doch am Tag ihre Hochzeit soll sich ihr Mann in einen Vogel verwandeln", fauchte die Hexe wütend und verschwand.
Silvanas Eltern aber hatten Silvana nie etwas von dem Fluch erzählt. Sie verstarben, als Silvana noch ein kleines Mädchen war. So kam Silvana zu den Stiefeltern, bei denen sie seitdem lebte.

Silvana verabschiedete sich von ihren Stiefeltern und zog mit dem Vater und Sebastian. Endlich konnte die Hochzeit im Hause des Vaters gefeiert werden. Die Gäste waren zahlreich und trugen die schönsten Kleider. Der Vater führte Silvana zum Traualtar.
„Willst du meine Frau sein?", fragte Sebastian Silvana.
„Ja, ich will."
„Und willst du mein Ehemann sein?", fragte Silvana Sebastian.
„Ja, und ich werde dir treu sein bis an mein Lebensende", antwortete Sebastian.
Sie küssten sich und alle im Hause waren sehr glücklich. Nun gaben die Gäste die Geschenke an das Brautpaar. Auch der Vater holte die Spieluhr und überreichte sie seinem Sohn. Die Gäste, die dabeistanden, bewunderten das schöne Stück. Da zog der Vater die Spieluhr auf und es erklang die wunderschöne Melodie, von der alle begeistert waren. Doch das Lied war kaum fertig gespielt, da verwandelte sich Sebastian in eine weiβe Taube. Der Vater und alle Gäste waren zutiefst erschrocken und Silvana begann bitterlich zu weinen. Die Gäste waren längst gegangen, aber der Vater drehte noch die ganze Nacht an der Spieluhr. Die weiße Taube blieb eine weiße Taube.

Der Vater war so verzweifelt, dass er eine Zeit lang nicht sprechen konnte. Silvana versuchte ihn zu trösten und streichelte seine zitternden Hände. Auch der Vater versuchte Silvana zu trösten.
„Ich werde zu dem Kaufmann reisen, der mir die Spieluhr verkauft hat. Nur er kann uns weiterhelfen. Noch heute mache ich mich auf den Weg."
„Ich komme mit dir", sagte Silvana und packte ein paar Brote und Wein in einen Korb. Also machten sich Silvana und der Vater auf den Weg, um den Kaufmann zu finden.
Nach vielen Tagen kamen sie in die Stadt, in der einst der Kaufmann seinen Laden hatte. Doch der Kaufmann war nicht mehr zugegen. Ein alter Bauer erinnerte sich, dass der Kaufmann in den Norden gezogen war. Der Vater und Silvana suchten weiter und nach vielen Tagen fanden sie ihn endlich in einem kleinen Ort ganz im Norden.
„Du Schuft, du hast mich betrogen", beschuldigte der Vater den Kaufmann.
„Oh nein", sagte der Kaufmann, „ich habe dich nicht betrogen. Ich habe dir nur verkauft, was du unbedingt haben wolltest."
„Aber die Spieluhr hat meinen Sohn verzaubert", schrie der Vater verzweifelt.
„Ich weiß, wie wir deinen Sohn zurückverwandeln können", sagte plötzlich der Kaufmann, „oben im Gebirge wohnt in einem alten Haus eine gefährliche Hexe. Alle Männer, die versucht haben die Hexe zu töten, wurden von ihr vergiftet. Wenn du es nun schaffst, die Hexe zu töten, so wird dein Sohn befreit sein", sagte der Kaufmann zum Vater.
„Oh ja, ich werde die Hexe töten und meinen Sohn befreien", rief der Vater und machte sich gleich auf den Weg.
„Ich komme mit dir", folgte ihm Silvana.

Nach vielen Tagen hatten sie endlich das alte Haus der Hexe gefunden. Sie war gerade im Garten und begoss ihre giftigen Pflanzen.
„Wir warten, bis sie wieder in ihrem Haus ist, verschließen die Tür und werfen dann eine brennende Fackel auf das trockene Strohdach", plante der Vater.
Kaum hatte er es ausgesprochen, entdeckte die Hexe den Vater und Silvana.
„Vielen Dank für euren Besuch", kicherte die Hexe spöttisch und verzauberte die Beiden mit einem Streich in zwei Hasen. Die Hasen sperrte sie in einen Käfig.
„Und schon morgen werdet ihr in meiner Pfanne schmoren", freute sich die Hexe.
„Jetzt ist alles verloren", dachte der Vater.
„Die Hexe ist sehr eitel und bekannt für ihre schönen Hexenlieder", erinnerte sich Silvana.
„Wir werden sie mit der schönen Melodie der Spieluhr verzaubern."
Als die Hexe am nächsten Morgen Feuer im Ofen machte, sprach Silvana zu ihr:
„Du, Hexe, du singst die schönsten Lieder im ganzen Land. Aber diese Spieluhr hier spielt eine Melodie, die tausendmal schöner klingt als alle deine Lieder."
„Das ist unmöglich!", fauchte die Hexe, „ich habe noch nie eine Melodie gehört, die schöner als meine eigenen Lieder war."
Da drehte der Vater an der Spieluhr und die wunderbare Melodie erklang. Sie klang in dem Haus der Hexe so klar und schön wie nie zuvor.
Als die Hexe das hörte, krümmte sie sich vor Schmerzen. Sie stampfte mit dem Fuß auf den Boden und unter großem Gedonner verwandelte sie sich in einen Schwarm weißer Tauben. Die flogen sogleich aus dem Hexenhaus und hinauf in den Himmel.
Zur gleichen Zeit kam Sebastian zur Tür herein. Er befreite die beiden Hasen aus ihrem Käfig und da verwandelten auch sie sich zurück in seinen Vater und Silvana.

Die Freude über das Wiedersehen war groß. Gemeinsam verließen sie das Hexenhaus und reisten endlich heim. Sie lebten glücklich und zufrieden. Silvana gebar drei Kinder. Manchmal, wenn die Kinder im Garten spielten, sangen sie die wunderbare Melodie der Spieluhr. Und jedes Mal, wenn sie sangen, flog ein Schwarm weißer Tauben am Himmel. Die Kinder achteten nicht auf die Vögel. Nur Sebastian nahm Silvana bei der Hand und lächelte ihr glücklich zu. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Erlösung

Hallo Rosste,

eine hübsche Geschichte bzw. genauer: ein eingängiges Gleichnis für die Kraft des Wollens/des Willens. Meiner Meinung nach altersunabhängig genießbar. Gefällt mir gut! Bis auf ein paar Flüchtigkeitsfehler (Kommas) gibts nichts dran auszusetzen.

LG

P.
 

rosste

Mitglied
Hallo, Penelopeia !
Danke für Deine Bemerkungen. Kommas sind korrigiert.
Dir ist vor allem die Willenskraft des Vaters aufgefallen. So hat er auch die Kraft, nichts zu tun, abzuwarten und zu schlafen... und da kommt die Erlösung.
Grüsse, Stephan
 
Hi,

mir gefällt deine Geschichte ebenfalls, aber es gibt ein zwei Kleinigkeiten, die mich stören. Du setzt oft das Wort machte/macht in deinen Werken ein:
z.B.
Der Kaufmann erkannte die Gunst der Stunde und machte einen tüchtigen Preis.

Ich persönlich würde "nannte" für "machte" einsetzen. Ich muß dazu sagen, ich hasse das Wort, setze es aber auch immer wieder ein *schmunzel*.

Was ich auch nicht so ganz verstehe ist, warum vorher nicht erwähnt wurde, das die Spieluhr solch eine "Macht" besitzt? Warum nahm der Vater die Aussage von dem Händer so einfach hin („Das ist eine schwierige Geschichte“ ,sagte der Kaufmann. „Aber wenn Du es schaffst,...)?

Was ich damit sagen will ist, dass mir persönlich das "warum" fehlt. Warum verzaubert die Spieluhr den Sohn? Warum muß man sie auf den höchsten Berg bringen?...
Vielleicht hast du dies auch absichtlich weggelassen, damit man darüber nachdenken kann?

Egal, ich finde die Idee sehr schon (genauso wie das goldene Pferd).

Gruß
Diana
 

rosste

Mitglied
Hallo Diana,
Du hast Recht, das Wort "machen" (und auch tun) sollte man nur im Notfall anwenden.
Es ist schön, dass Du das Wort hasst.
"Der Kaufmann sagte (oder nannte) einen tüchtigen Preis" geht natürlich auch.
Aber hier ist ein Notfall!
Der Vater, der Kaufmann und der Sohn sind ein und die selben (wie in vielen Märchen).
Rotkäppchen und der Wolf handeln im Prinzip auch nur von der inneren Dynamik eines einzelnen Menschen.
Deshalb hat die Spieluhr auch so eine Macht.
Weil: Sie ist der imponierendste und daher der idiotischste Teil dessen, der das Märchen träumt. Und das bin ich.
Ich kann sie also nur (mit Mühe) wegschmeissen, um weiterzukommen.
Liebe Grüsse, Stephan
 
Hallo Stephan,

das ist eine sehr schöne Geschichte. Schön formuliert und sehr bildhaft, hatte gleich die Gedankenverbindung zu dem Alchimist von Coelho. Das ist ein Buch, dass ich sehr liebe. Eins fehlt mir an deiner Geschichte allerdings, und zwar eine kleine Begründung warum die Spieluhr diesen Zauber innehat. Dann wär es für mich absolut rund und schön zu lesen.
Ach ja, Loslassen bzw. Geschehenlassen, dass ist in meinen Augen auch etwas sehr Großes. Und genau darin übe ich mich zur Zeit sehr häufig.
Liebe Grüße
Carola
 

rosste

Mitglied
Liebe Carola,
Jetzt bin ich in der Zwickmühle: Die Spieluhr ist eine Art Traum von mir, entstanden in einem Stück. Und da war keine Begtündung, warum die Spieluhr diesen Zauber innehat, dabei.
Ich muss also die Interprätation dem Leser überlassen.
Der erste Leser war ich, jetzt hast Du die Geschichte gelesen.
Ich habe eine Deutung dieses Märchens.
Du hast vielleicht eine andere.
Die Spieluhr ist ein Teil von mir, den ich bezaubernd fand, der mich aber lähmte.
Ihn loszuwerden, ist für mich Erlösung.
LG Stephan
 
Lieber Stephan,

das ist genial, wenn du auf so schöne und kunstvolle Art träumen kannst. Ich erinnere mich seit Jahren nur selten an meine Träume. Zur Spieluhr: das kenne ich auch, es gibt schöne gefällige Eigenschaften, die mich oft am Leben gehindert haben und die ich erstmal rauswerfen musste.

Liebe Grüße
Carola
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Veröffentlicht von rosste am 23. 08. 2004 00:04
Die Spieluhr

In einem reichen Land lebte einst ein Kaufmann. Er [red] besass [/red] (besaß) ein [red] grosses [/red] (großes) Geschäft mitten in der Stadt, angefüllt mit den schönsten Kostbarkeiten aus Porzellan, Seide und Gold.
Eines Tages kam ein Fremder zu ihm und schaute sich in seinem Laden um.
„Welch schöne Sachen du hier hast(Punkt)“(Komma) sagte der Fremde. „Doch ich suche etwas ganz Besonderes für meinen Sohn. Ich will ihm zur Hochzeit etwas schenken, woran er sein Leben lang Freude haben soll.“
„Da habe ich hier diese goldene Vase, von Meisterhand gefertigt und edel verziert.“
„Nein, die gefällt mir nicht. Sie ist zu [red] gross [/red] und plump und [red] ausserdem [/red] (außerdem) viel zu schwer.“
„Wie gefällt dir dieses Gemälde? Ein wertvolles Stück eines berühmten Meisters.“
„Ach nein, auch das gefällt mir nicht(Punkt),“(Komma) entgegnete der Fremde.
„Dann schau [red] Dir [/red] (dir) diese Spieluhr an. Sie ist von feinster Art und die Melodie verzaubert die Sinne.“
„So lass darauf spielen ! Ich möchte sie hören.“
Und der Kaufmann drehte an der kleinen Kurbel, und es erklang eine wunderschöne Melodie.
„Ach, so etwas Schönes habe ich mein Lebtag noch nicht zu Gehör bekommen. Die will ich nehmen, koste es(Komma) was es wolle.“
Der Kaufmann erkannte die Gunst der Stunde und machte [red] eine [/red] (einen) tüchtigen Preis.
Der Fremde bedankte sich, packte seine Spieluhr ein und ging glücklich von dannen.
Auch der Kaufmann war glücklich über das gute Geschäft und schloss zufrieden seinen Laden.
Nun kam die Zeit heran, dass im Hause des Fremden die Hochzeit seines Sohnes gefeiert werden sollte.
Also schenkte der Vater seinem Sohn die Spieluhr, so wie er es vorgesehen hatte. Die aber dabeistanden(Komma) bewunderten das schöne Stück.
Da zog der Vater die Spieluhr auf, und es erklang die wunderschöne Melodie, von der alle begeistert waren.
Doch das Lied war kaum fertig(getrennt)gespielt, da verwandelte sich der Sohn in eine [red] weisse [/red] (weiße) Taube.
Sooft auch der Vater die Spieluhr aufzog, die [red] weisse [/red] Taube verwandelte sich nicht zurück in den Sohn. Die Hochzeit musste abgeblasen werden.
Die Jahre vergingen. Und da sich an dem Unglück nichts änderte, ging der Fremde erneut auf Reisen, um den Kaufmann zu finden(Komma) von dem er die Spieluhr hatte.
Nach langem Suchen in einer ganz anderen Stadt fand er ihn endlich.
„He, Kaufmann, ich bin in [red] grosser [/red] Not. Die Spieluhr, die ich einst bei dir kaufte, hat meinen Sohn verzaubert. Er ist jetzt eine [red] weisse [/red] Taube, und lässt sich nicht zurückverwandeln. Sag, was sollen wir tun ?“
„Das ist eine schwierige Geschichte(Punkt)“(Komma) sagte der Kaufmann. „Aber wenn [red] Du [/red] (du) es schaffst, die Spieluhr auf den höchsten Berg im Gebirge zu schaffen, um sie dort abzustellen und allein zurückkehrst, dann wird sich auch die [red] weisse [/red] Taube zurück in einen Menschensohn verwandeln.“
Der Fremde bedankte sich für den Rat des Kaufmanns. Doch er war gleichzeitig sehr betrübt, denn der höchste Berg im Gebirge war nur sehr schwierig zu besteigen.
Doch er hatte den Entschluss längst gefasst und machte sich auf den langen Weg.
Unterwegs traf er viele Leute. Und jeder riet ihm ab, als er von seinem Vorhaben erzählte.
Doch der Fremde [red] liess [/red] (ließ) sich nicht beirren und stieg immer tiefer ins Gebirge hinein.
Endlich kam er an den [red] Fuss [/red] (Fuß) des höchsten Berges.
„Hier werde ich übernachten(Punkt)“(Komma) dachte er und spielte noch einmal die Spieluhr. Von der schönen Melodie aber fiel er in einen tiefen Schlaf und hatte einen seltsamen Traum.
Er träumte, dass sich der Berg bewegte. Und aus dem steilen Weg zum Gipfel wurde ein leichter Trampelpfad. Auch gab es keine schroffen Felsen mehr sondern sanfte Wiesen, voll mit den schönsten Gräsern und Blumen. Auf dem Gipfel aber stand kein Kreuz, sondern ein tiefer Brunnen wartete auf den Fremden. „So [red] werf [/red] (wirf oder werfe) mich hinein(Komma)“(Komma) rief die Spieluhr, „dann bist du erlöst !“
Und er nahm die Spieluhr und warf sie in den tiefen Brunnen.
Da erwachte der Fremde aus seinem Schlaf. Die Spieluhr aber, die er auf einem Stein neben sich abgestellt hatte, war spurlos verschwunden.
Als er aber zu dem Berg aufschaute, da kam von ganz oben sein Sohn ihm entgegen.
Die beiden umarmten sich und traten glücklich die Heimreise an.
Nun konnte endlich die Hochzeit gefeiert werden. Der Fremde und sein Sohn mit seiner Frau lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

eine zauberhafte geschichte, die ich mit vergnügen gelesen habe.
lg
 

rosste

Mitglied
Hallo flammarion,
Danke für die Korrekturen.
Endlich hat mir mein Sohn gezeigt, wie ich auf meiner norwegischen Tastatur ein "β" hervorzaubern kann.
LG, Stephan
 
P

Pete

Gast
Geht doch! (re: meine Bemerkung zu "Der Gläserne Stiefel"http://www.leselupe.de/lw/titel-Der%20gl%E4serne%20Stiefel-58547.htm )

Warum nicht noch mehr davon?

Wenn Du die hanebüchene Verwandlung durch die Spieluhr noch behebst, wäre die Geschichte besser.

Beispiel:

Der Verkäufer müsste davor warnen, die Uhr UNTER KEINEN UMSTÄNDEN aufzuziehen, das würde einen bösen Zauber auslösen.

Der Bräutigam macht auch prompt das, bevor ihn der Käufer warnen kann.

Rest: OK
 

rosste

Mitglied
danke pete,
inzwischen gibt es ja eine fassung der spieluhr, die in der leselupen-bücherei "und weil sie nicht gestorben sind..." veröffentlicht wurde: http://www.leselupe.de/LLReihe6.php

die stelle ich jetzt hier ein.

die ursprüngliche fassung war (23.8.2004):

Die Spieluhr

In einem reichen Land lebte einst ein Kaufmann. Er besaβ ein groβes Geschäft mitten in der Stadt, angefüllt mit den schönsten Kostbarkeiten aus Porzellan, Seide und Gold.
Eines Tages kam ein Fremder zu ihm und schaute sich in seinem Laden um.
„Welch schöne Sachen du hier hast.“, sagte der Fremde. „Doch ich suche etwas ganz Besonderes für meinen Sohn. Ich will ihm zur Hochzeit etwas schenken, woran er sein Leben lang Freude haben soll.“
„Da habe ich hier diese goldene Vase, von Meisterhand gefertigt und edel verziert.“
„Nein, die gefällt mir nicht. Sie ist zu gross und plump und auβerdem viel zu schwer.“
„Wie gefällt dir dieses Gemälde? Ein wertvolles Stück eines berühmten Meisters.“
„Ach nein, auch das gefällt mir nicht.“, entgegnete der Fremde.
„Dann schau dir diese Spieluhr an. Sie ist von feinster Art und die Melodie verzaubert die Sinne.“
„So lass darauf spielen ! Ich möchte sie hören.“
Und der Kaufmann drehte an der kleinen Kurbel, und es erklang eine wunderschöne Melodie.
„Ach, so etwas Schönes habe ich mein Lebtag noch nicht zu Gehör bekommen. Die will ich nehmen, koste es, was es wolle.“
Der Kaufmann erkannte die Gunst der Stunde und machte einen tüchtigen Preis.
Der Fremde bedankte sich, packte seine Spieluhr ein und ging glücklich von dannen.
Auch der Kaufmann war glücklich über das gute Geschäft und schloss zufrieden seinen Laden.
Nun kam die Zeit heran, dass im Hause des Fremden die Hochzeit seines Sohnes gefeiert werden sollte.
Also schenkte der Vater seinem Sohn die Spieluhr, so, wie er es vorgesehen hatte. Die aber dabeistanden, bewunderten das schöne Stück.
Da zog der Vater die Spieluhr auf, und es erklang die wunderschöne Melodie, von der alle begeistert waren.
Doch das Lied war kaum fertig gespielt, da verwandelte sich der Sohn in eine weiβe Taube.
Sooft auch der Vater die Spieluhr aufzog, die weiβe Taube verwandelte sich nicht zurück in den Sohn. Die Hochzeit musste abgeblasen werden.
Die Jahre vergingen. Und da sich an dem Unglück nichts änderte, ging der Fremde erneut auf Reisen, um den Kaufmann zu finden, von dem er die Spieluhr hatte.
Nach langem Suchen in einer ganz anderen Stadt fand er ihn endlich.
„He, Kaufmann, ich bin in grosser Not. Die Spieluhr, die ich einst bei dir kaufte, hat meinen Sohn verzaubert. Er ist jetzt eine weiβe Taube, und lässt sich nicht zurückverwandeln. Sag, was sollen wir tun ?“
„Das ist eine schwierige Geschichte.“ ,sagte der Kaufmann. „Aber wenn du es schaffst, die Spieluhr auf den höchsten Berg im Gebirge zu schaffen, um sie dort abzustellen und allein zurückkehrst, dann wird sich auch die weiβe Taube zurück in einen Menschensohn verwandeln.“
Der Fremde bedankte sich für den Rat des Kaufmanns. Doch er war gleichzeitig sehr betrübt, denn der höchste Berg im Gebirge war nur sehr schwierig zu besteigen.
Doch er hatte den Entschluss längst gefasst und machte sich auf den langen Weg.
Unterwegs traf er viele Leute. Und jeder riet ihm ab, als er von seinem Vorhaben erzählte.
Doch der Fremde lieβ sich nicht beirren und stieg immer tiefer ins Gebirge hinein.
Endlich kam er an den Fuβ des höchsten Berges.
„Hier werde ich übernachten.“ ,dachte er und spielte noch einmal die Spieluhr. Von der schönen Melodie aber fiel er in einen tiefen Schlaf und hatte einen seltsamen Traum.
Er träumte, dass sich der Berg bewegte. Und aus dem steilen Weg zum Gipfel wurde ein leichter Trampelpfad. Auch gab es keine schroffen Felsen mehr sondern sanfte Wiesen, voll mit den schönsten Gräsern und Blumen. Auf dem Gipfel aber stand kein Kreuz, sondern ein tiefer Brunnen wartete auf den Fremden. „So wirf mich hinein.“ ,rief die Spieluhr, „dann bist du erlöst !“
Und er nahm die Spieluhr und warf sie in den tiefen Brunnen.
Da erwachte der Fremde aus seinem Schlaf. Die Spieluhr aber, die er auf einem Stein neben sich abgestellt hatte, war spurlos verschwunden.
Als er aber zu dem Berg aufschaute, da kam von ganz oben sein Sohn ihm entgegen.
Die beiden umarmten sich und traten glücklich die Heimreise an.
Nun konnte endlich die Hochzeit gefeiert werden. Der Fremde und sein Sohn mit seiner Frau lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
 
P

Pete

Gast
Ja, jetzt ist die Geschichte besser.

Die wichtige Aussage von der Zuversicht als Mutter des Erfolgs, die fehlt jetzt (Traumvision). Schade, das war eine echte Perle.

In der gedruckten Fassung gefällt mir das Ende nicht. Sebastian wird zum "Deus ex Machina", nachdem die Hexe in einen Schwarm, nicht einen einzelnen Vogel verwandelt wurde. Besser wäre ein Rabe gewesen, oder eine Elster.

Warum wartet der Protagonist mit der Spieluhr-List, bis er Hase ist? Wie unterhält er sich dann? Besser: List anwenden, bevor die Verwandlung erfolgt. Dann muss auch nicht überraschenderweise ein Sebastian helfen.

Gedruckt oder nicht, da musst Du noch einmal ran, wenn es richtig gut werden aoll.

Grüße

Pete
 



 
Oben Unten