Die Stadt der Reichen.

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Bunzel

Mitglied
Ihre Augen waren eine Pfütze, in der sich Hass wie Regentropfen sammelte, als sie begann, die eiserne Schaufel erneut in den Kohlenhaufen zu rammen.
In ihren Gedanken formten sich unverschämte Worte, die niemand hören wollte, außer vielleicht die wenigen an ihrer Seite. Jene Worte waren Worte des Aufbegehrens, des verzweifelten Widerstandes, der Revolution. Ja, Revolution.
Die Glut, die im Ofen verblieben war, spiegelte sich noch immer auf ihren schweißüberlaufenen Fingernägeln.
Kohlen fielen hinein. Bald würde es wieder brennen, das Feuer, welches auch in ihrer Seele so wenig daran dachte sich löschen zu lassen.
Nein, Glut ist kein Feuer, dachte sie, und ein Docht ist kein Licht.
Sie spie auf die Glut, die wütend zu zischen begann.
Zweifelte sie? War sie der Speicheltropfen, der auf dem Feuer verlischen würde, oder die Glut?
Wie viel Speichel würde ihr entgegengeschleudert werden, als wie viel Speichel durfte sie sich selbst betrachten?
Die Schaufel wurde ihr aus der Hand gerissen, auf ihren Kopf geschlagen, sodass sie umknickte, wie ein Docht, der einst ein Licht war und nun zu verlöschen begann. Von der Masse klebrig stinkenden Speichels erschlagen, unwiederbringlich.

Auch diese Revolution fraß ihre Kinder.
Aus Glut aber wurde schließlich Feuer – und die Stadt der Reichen brannte.

Nur eine winzige Pfütze des Hasses verblieb.
 
G

Garjan

Gast
Ist das wirklich schon eine Kurzgeschichte? Für mich liest es sich eher wie Notizen, aus denen eine gute Geschichte werden kann. So aber ist es ziemlich unvollendet.

Wer ist diese Person, die Kohle schaufelt?
Wie kam sie dorthin?
Wer knechtet sie?
Wer schlug sie nieder?
Wie kam es dazu, dass die Stadt der Reichen brannte?

Wenn man diese Fragen nach und nach beantwortet, wird eine Geschichte daraus.
 

Bunzel

Mitglied
Lieber Garjan, auch wenn das jetzt vielleicht arrogant klingen mag, ich zähle mich nicht zu den Autoren, die dem Leser alles vorkauen. Ich behaupte, dass sich der Leser die ein oder andere deiner Fragen durch genaueres Lesen und etwas Fantasie ohne weitere Probleme erklären kann.
Wir leben nun einmal in einer entmystifizierten Welt. Ist es aber deswegen gleich so schlimm für dich, einen Text zu lesen, der deinem Gehirn nicht beim ersten Lesen einleuchtet?
 

Duisburger

Mitglied
Inhaltlich eigentlich gut und fassbar, aber der Prot bleibt Farb- und Gestaltlos. Auch Ort und Zeit.
Universalität kann ich hier nicht erkennen. Eie kurze Einleitung täte dem Text gut.
Was mich hier wirklich stört, ist der Pathos, der den ganzen Text durchzieht. Das ist mir zu schwülstig, zu dick aufgetragen.
Auch die "schweißüberlaufenen Fingernägeln" wirken unfreiwillig komisch.
Der Vergleich mit dem Speichen ist übrigens eine wirklich gute Idee.

lg
Uwe
 



 
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