Die Stille danach

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JeanJeudi

Mitglied
Des Nachts erwacht in ihm die Lust.
Sie liegt ganz reglos da, doch just
ebebt ihr Körper, zittert sie,
denn seine Hand berührt ihr Knie.

Die grad noch still lag, gar und ganz,
ergibt sich ihm zum Liebestanz.
In Wellen pulst ihr weicher Leib
zum wunderschönsten Zeitvertreib.

Und nach Empfang aus seinen Lenden
liegt sie abrupt ganz still im Bett,
er atmend, schwitzend nach den Spenden,
sie reglos und perfekt adrett.

Und er denkt glücklich, müde schon:
Wär sie nur nicht aus Silikon.

JeanJeudi
 

MarenS

Mitglied
Waaaaaaaaaaaahhhhhh!

Noch selten hab ich so gegrinst,
am Morgen schon so schräg gelinst,
die Zeilen fand ich wohl gelungen,
hab mit dem Lacher schon gerungen,
doch als sie nach vollbrachtem Akt
perfekt adrett lag, war es Fakt:
Die Puppe ist ein Gummitier
und für das Lachen dank ich dir.

Grüße von Maren
 

Perry

Mitglied
Hallo JeanJeudi,
bis auf ein paar kleine Unregelmäßigkeiten

-ebebet -> erbebet,
-Die grad noch still lag, -> wer die Hand?
-ergibt sich -> was sonst oder hat sich schon mal eine verweigert (lächel),
-den Spenden -> was gleich mehrere?
-denkt glücklich -> warum sollte er sie dann tauschen wollen?

habe ich gerne Mitgeschmunzelt über diese Morgengymnastik der platonischen Art.
LG
Manfred
 
L

label

Gast
Lieber JeanJeudi

hat mir sehr gut gefallen!
und habe herzhaft gelacht

für die männlichen Kritiker wäre es wohl besser du schriebest

er atmend, schwitzend nach dem[red]n[/red] Spenden

;)
herzliche Grüße
label
 

presque_rien

Mitglied
Lieber Johannes ;),

ich habe ja mittlerweile hohe Erwartungen an dich, und muss sagen, dass mich dieses Gedicht jetzt nicht sooo mordsmäßig vom Hocker gehauen hat. Es ist aber natürlich immer noch sehr gut! Meiner Meinung nach könnte man die Pointe noch ein wenig verbessern, wenn man schriebe:
Und er denkt glücklich, müde schon:
Wie schön, sie ist aus Silikon. / Zum Glück ist sie..
Oder sowas ähnliches. Denn so muss der Protagonist nicht noch stundenlang kuscheln und ihr sagen, wie sehr er sie liebt, sondern kann sich getrost der Müdigkeit hingeben. Oder habe ich ein zu schlechtes Bild von den Herren der Schöpfung? ;)

Lg presque
 

JeanJeudi

Mitglied
Liebe MarenS,

Dichtung mit Dichtung zu beantworten mögen die Puristen verteufeln - ich habe mich über Deine Zeilen sehr gefreut! Vielen Dank dafür und für alles, was sie mir sagen.


Lieber Perry,

ich danke Dir sehr für Korrektur und inhaltliche Anmerkungen. Der Schreibfehler ist korrigiert.

- In der Tat ist es sie, welche still lag. Auf das Subjekt eines Nebensatzes sich zu beziehen, überlasse ich den wahren Künstlern *schmunzel*

- "Ergeben" hat etwas mit Dominanz zu tun (jedenfalls jenes hier benutzte), was die verkehrte Welt des männlichen Akteurs zusätzlich persifliert. "Gibt sich ihm hin zum..." war mir zu "menschlich".

- Es sind auch mehrere Spenden gemeint. Dieses überspitzt die Absurdität der Situation, nach meinem Dafürhalten.

- "Glücklich" ganz bewußt, weil es sich aus dem vordergründigen Gefühl der Erleichterung ergibt. Männer wissen, wovon ich rede.

Den dramaturgischen Höhepunkt (wie passend) sehe ich im Schlußsatz.
Ich versuche dem Lesenden mit angeblich Altbekanntem die Sicht ein wenig zu verschleiern. Der Lesende soll sich sicher, sich gleichsam bestätigt im (möglichen) Rollenbild fühlen. Männliche wie weibliche Menschen gleichermaßen. Das Übergewicht an Inhalten, die sich mit ihr beschäftigen, soll den weiblichen Leser verlocken - der männliche ist ohnehin schon von der Grundstimmung in Beschlag genommen. Dein Mitschmunzeln und MarenS "Waaaah!" sagt mir, dass es ansatzweise gelang.

Der Schlußsatz enthält für mich eine wirkliche Tragödie. Ich werde demnächst ein Gedicht über....aber halt! Du wirst es (hoffentlich) lesen.
Vielen Dank Manfred (und auch presque_rien), dass Du mir dies hier zu schreiben ermöglicht hast.


Liebe label,

vielen Dank für Dein herzhaftes Lachen! Wie eben schon an Manfred gerichtet: Ich empfinde den Plural wesentlich erheiternder, als den Singular ;)


Liebe presque_rien,

ich freue mich sehr über Dein Lob und Deine Kritik. Es ist auch gut, dass Du noch auf dem Hocker sitzt, denn "mordsmässig vom Hocker hauen" bedeutet Schaden nehmen und zieht - einer alten Weisheit folgend - Spott nach sich. ;) Ich gebe mir gern in Zukunft mehr Mühe.

Ändern werde ich den Schluß nicht in Deinem Sinn. Der Müdigkeit gibt er sich eh hin, aber eben nicht jener geborgenen Müdigkeit. Weil er es nicht kann! Und sei es nur, weil er nach dem Aufwachen noch die Puppe putzen muss...genug davon. Du hast gelesen, was ich Manfred antwortete.

Ich habe wieder viel von euch gelernt. Merci.

JeanJeudi
 

JeanJeudi

Mitglied
Des Nachts erwacht in ihm die Lust.
Sie liegt ganz reglos da, doch just
erbebt ihr Körper, zittert sie,
denn seine Hand berührt ihr Knie.

Die grad noch still lag, gar und ganz,
ergibt sich ihm zum Liebestanz.
In Wellen pulst ihr weicher Leib
zum wunderschönsten Zeitvertreib.

Und nach Empfang aus seinen Lenden
liegt sie abrupt ganz still im Bett,
er atmend, schwitzend nach den Spenden,
sie reglos und perfekt adrett.

Und er denkt glücklich, müde schon:
Wär sie nur nicht aus Silikon.

JeanJeudi
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo JeanJeudi,

auch dieses Gedicht finde ich vortrefflich.

Mein Sinn für das Makabre ist recht ausgeprägt; deshalb bin ich richtig froh, dass du dergleichen nur so aus dem Ärmel schüttelst und in die LL gefunden hast. :) -

Im Text hast du sehr professionell auf den Schluss hingearbeitet und der Pointe - mithilfe einer eleganten Sprache - die nötige Würze verliehen.

Liebe Grüße
Heidrun
 

JeanJeudi

Mitglied
Liebe Heidrun D.,

ich danke Dir sehr für das Lob. Mehr noch freut mich dein genannter, ausgeprägter Sinn.
Die Sache mit dem "Ärmel" ist nicht ganz so flink. Manchmal liegen die Rohlinge lange Zeit auf kleinen Zetteln, bis sie eine weitere, morgendliche halbe Stunde in etwas Lesbares verwandelt. Nun, das steht in meinem hilflosen Profil (Danke presque_rien für die Anregung).

Und: Andersherum wird ein Schuh draus! Die Menschen können hier lesen, was ich verfasse und sie unterstützen mich mit Lob und Kritik. Ich bin es, der dankbar ist. Ich will nicht leugnen, dass ich berührt bin von dem, was Du in dieser Hinsicht sagst. Merci.

Wenngleich beim Wort "professionell" immer ein kleines Klümpchen in meinem Hals entsteht, und ich, wie Hornblower, anfange zu husten; sehe ich mich doch nicht so. Aus dem Mund eines Kritikers erfreut es mich. Ich danke herzlich!

JeanJeudi
 



 
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