Die Suppe von Kunersdorf

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Talarmar

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Die Suppe von Kunersdorf​


Der preußische Adler am Boden zerstört.
Dumpf rollt der Klang von Kanonen.
Der Marschallstab jetzt dem Feinde gehört.
Friedrich der Große, gequält mit Reparationen.

Die Leibhusaren mit H. Joachim von Zieten.
Sie hatten gewaltig die Scheißerei
Und waren im Busch mal eben drieten.
Beim Kampf waren sie nicht dabei.

So konnte der Russe die Flanke aufmischen.
Den schwächsten Punkt in der Schlacht.
Die Preußen flohen unter Hieben und Stichen.
Der alte Fritz war um seinen Sieg gebracht.

Doch wie kam es zu dieser bösen Schlappe?
Ein Schuldiger musste jetzt schleunigst her.
Wem schob man dieses Unglück in seine Kappe,
Wen zog man dafür aus dem Verkehr?

Zur Meldung kam der Herr von Zieten:
„Verzeiht mir Euer Majestät,
Doch von verdorbener Suppe kam das Drieten.
Darum kamen wir zur Schlacht zu spät.“

Sofort wurde der Kriegsrat einberufen.
Der alte Fritz wettert mit hochrotem Gesicht.
Voll hysterisch hört man im Zelte ihn rufen:
„Den Koch erwartet Standgericht!

Der Kerl soll erst mal Gassen laufen,
Bevor man ihn standrechtlich füsiliert.
Doch vorher soll er die restliche Suppe saufen,
Die er meinen Leibhusaren hat serviert.

Wenn er nicht auch hat die Scheißerei,
Nachdem er die Brühe ausgeschlürft,
So sei er in meinem und Gottes Namen frei.
Sonst wird sofort seine Grube geschürft!“

Jetzt lamentierte laut zeternd der Koch.
Weinerlich kam es und ziemlich bitter.
Er dem König vor die Füße kroch:
„Majestät, es sind fast dreißig Liter!

Die mir verblieben noch im Kübel.
Bei dieser großen menge Bohnensuppe.
Würde auch selbst Euer Majestät übel.
Bedenkt, es aß doch die ganze Truppe.“

Der Fritz sein Königsein vergaß:
„Man bring uns Löffel her und Teller,
Wir beiden machen uns jetzt den Spaß,
Dazu noch vom besten Muskateller.

Bleibt übrig auch nur eine Bohne,
Falls uns nicht vorher kommt das Sausen,
Feuer ich selbst ab die Patrone.
Ihr seht Kerl, ich lass mich nicht lausen.“

Da ging’s der Suppe an den Kragen,
Die zwei schlangen mit vollen Backen.
Die heißen Bohnen in den Magen
Und keiner traute sich zu kacken.

Ihre Bäuche quollen dick und prächtig.
Von der Uniform sprang schon ein Knopf.
Die Suppe war sehr dick und mächtig
Und mächtig viel war noch im Topf.

Es war weiß Gott kein leichtes Schmausen.
Der König entledigte sich der Jacke,
Dabei geht ihm plötzlich einer sausen
Und er sitzt bis zum Bauch in Kacke.

Gelächter macht im Zelt sich breit,
Nebst schwerem fauligen Gestank.
Doch der Koch scheint davon gefeit,
Drückt seinen Arsch fest auf die Bank.

Stoisch schaufelt er die Bohnensuppe,
In sich hinein mit Leichenbittermiene.
Er tat als wäre ihm alles Schnuppe,
Als müsste er niemals auf die Latrine.

Da hört man vor dem Zelt ein Rufen.
Eine Ordonanz dringt schnell zum König vor.
Sein Pferd voll Schweiß mit blutigen Hufen.
Er flüstert dem König die Meldung ins Ohr.

Da greift der König sich zum Bauch:
„Kerl, Er ist mir über hier, im Fressen
Und wie man merkt, im Kneifen auch.
Mach Er sich fort, ich will’s für heut vergessen.

Herr von Zieten Ihr macht Euch jetzt die Mühe.
Nehmt mit Verlaub hier meinen Trog.
Schlürft diese fünfzehn Liter Bohnenbrühe.
Ich sah, wie Er sich gerade vor Lachen bog.

Ach ja, bevor wir es noch vergessen.
In Kunersdorf hat Er vor der Schlacht.
Von dieser verdorbenen Suppe gefressen?
Er hat uns damit um den Sieg gebracht!

Langt ruhig zu, zeigt mir eueren Appetit.
Erfreut mit der Suppe eueren Gaumen.
Meine Ordonanz meldete mir nach argem Ritt.
Er fand in dem Busch nur unreife Pflaumen!“

©RT​
 

Vera-Lena

Mitglied
gut nachempfunden

Hallo, Talamar,

auch wenn diese Geschichte sich nicht ereignet hat, so hast Du doch den Alten Fritz gut nachempfunden. Solch Art der Bestrafung liebte er. Hat er doch einmal einen Soldaten, der rohe Kartofflen aus Wut mit den Stiefeln zerstampft hatte, solange eingesperrt, bis dieser die Kartoffeln aufgemapft hatte. Auf diese Weise soll der Kartoffelpuffer entstanden sein.
Ich bewundere Deine Ausdauer, ein so langes Gedicht zu schreiben, und auch wie Du das hingekriegt hast, der Geschichte immer wieder neue Wendungen zu geben, so daß es spannend blieb bis zum Schluß.

Liebe Grüße Vera-Lena
 

Talarmar

Mitglied
Ausdauer

Hallo Vera-Lena

Danke für das Lob und es freut mich das Dir diese, zugegeben nicht gerade kurze, Geschichte gefallen hat. Manchmal frage ich mich ernsthaft, wer hat mehr Ausdauer, der Schreiber ober der Leser? Ich wünsche Dir noch einen schönen Tag Nachbarin.

Talarmar
 



 
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