Die Tulpe am falschen Ort

3,40 Stern(e) 5 Bewertungen
Auf den langen Spaziergängen mit meiner Freundin konnte ich beobachten, welche Mühe sich die Menschen mit ihren Gärten machen. Und wie ich das schon seit Jahren aus der deutschen Kultur kenne, hinterlassen die meisten Gärten einen fast zu perfekten Eindruck. Alles hat seinen Platz und seine Ordnung, sodass jede einzelne Blume zur Geltung kommt. Und obwohl ich diese Übersicht mag, kommt es mir fast steril vor.

Es gab nur ein Garten, in dem ich das bunte Chaos beobachten konnte. Diesem Garten widmete ich auch die meiste Zeit. Zuerst dachte ich, dass das Grundstück verlassen sei, aber dem war nicht so. Mein besonders Augenmerk galt einer Margeritenwand. Bei Genaueren hinschauen, sah ich, wie sich eine Tulpe dazwischen getummelt hatte. Sie kam nicht zur Geltung, wie die restlichen Tulpen im Garten, durch die Masse der Margeriten die sie umgaben.

War es pure Absicht oder hatte sie sich dorthin verirrt?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur sie hatte meine volle Aufmerksamkeit. Wenn es Absicht war, glaubte ich, sie wäre am falschen Ort, und wenn sie dort war, weil die Natur es so wollte, dann glaubte ich, sie habe sich verwirrt. Sie konnte es mir nicht recht machen. Denn ich wollte die Tulpe dort haben, wo sie augenscheinlich hingehört. 

Ich mag es nicht, wenn andere Menschen glauben zu wissen, was besser für einem Selbst ist. Ohne zu fragen, ob das was ist, gut ist, wie es ist. Und was tu ich?
Nichts anderes, als die Sache zu bewerten, ohne die vielleicht vorhandene Einzigartigkeit zu erkennen.

Ich habe immer geglaubt, dass in mein Inneres das Bunte dar Sein dieses Gartens vorhanden wäre. Indem es möglich sei, dass sich alles entfalten könne. Aber ich stolperte über meine eingeschränkte Sichtweise. Dass, wenn eine Blume nicht der gleichen Sorte gleicht, sie auch nicht am richtigen Platz sei. Sodass ich feststellen muss, dass auch ich einer inneren Ordnung folge, die vielleicht so groß ist, dass sie mir zugleich steril vorkommen könnte. Ja, diese Tulpe hat mir gezeigt, dass ich der Sterilität einen Platz zur Entfaltung gebe. Und wenn ich mir den Begriff genau anschaue, dann bedeutet das unfruchtbar, im Sinne unfähig Nachkommen zu erzeugen. Und das darf niemals das Nährgut für den Boden meiner Seele werden. Denn ich will, dass sich mein Inneres vermehrt, sich kreuzt, und wenn möglich neues Gedankengut hervorruft.  

Diese Tulpe hat mir gezeigt, dass wir mehr gemeinsam haben als mir lieb war. Denn so wie sie, habe auch ich vielleicht noch nicht den richtigen Platz in der Welt des Schreibens gefunden oder habe mich sogar in dieser verirrt. Vielleicht sind wir beiden die Tulpe am falschen Platz, aber mit dem Wissen, dass wir eine Tulpe unter den Hunderten Margeriten sind, die auf ihre Weise dazugehören, egal was die anderen von uns behaupten mögen. 
 
Gute Beobachtung der Außenwelt überschneidet sich hier mit Selbstprüfung, daraus abgeleitet. Stimme im Ergebnis zu, und inkonsequent würde es von mir sein, das Einstellen unter "Kurzprosa" anzuregen.

Gleichwohl weist der Text einige Unsauberkeiten aus, die ich gern ausgejätet wüsste.

Absatz 2: Statt "Bei Genaueren hinschauen" richtig: "Bei genauerem Hinschauen".

Absatz 4: Bitte ein Komma hinter "Ich weiß nur".

Absatz 6: Richtig: "dass in meinem Inneren das bunte Dasein usw."

Absatz 6: Statt "Sorte" bitte "Art".

Absatz 7 enthält ein Komma zu viel. Richtig: "Denn so wie sie habe auch ich usw."

Absatz 7: Im letzten Satz scheint mir der Bezug beim Relativpronomen falsch. Richtig: "dass wir unter den Hunderten Margeriten eine Tulpe sind, die auf ihre Weise dazugehört usw." Oder noch besser "Tulpen, die ... dazugehören".

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön (in dessen Garten seit Jahren auch sehr viel durcheinanderwachsen darf; daher Sympathie für den Text).
 
Auf den langen Spaziergängen mit meiner Freundin konnte ich beobachten, welche Mühe sich die Menschen mit ihren Gärten machen. Und wie ich das schon seit Jahren aus der deutschen Kultur kenne, hinterlassen die meisten Gärten einen fast zu perfekten Eindruck. Alles hat seinen Platz und seine Ordnung, sodass jede einzelne Blume zur Geltung kommt. Und obwohl ich diese Übersicht mag, kommt es mir fast steril vor.

Es gab nur ein Garten, in dem ich das bunte Chaos beobachten konnte. Diesem Garten widmete ich auch die meiste Zeit. Zuerst dachte ich, dass das Grundstück verlassen sei, aber dem war nicht so. Mein besonders Augenmerk galt einer Margeritenwand. Bei genaueren Hinschauen, sah ich, wie sich eine Tulpe dazwischen getummelt hatte. Sie kam nicht zur Geltung, wie die restlichen Tulpen im Garten, durch die Masse der Margeriten die sie umgaben.

War es pure Absicht oder hatte sie sich dorthin verirrt?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, sie hatte meine volle Aufmerksamkeit. Wenn es Absicht war, glaubte ich, sie wäre am falschen Ort, und wenn sie dort war, weil die Natur es so wollte, dann glaubte ich, sie habe sich verwirrt. Sie konnte es mir nicht recht machen. Denn ich wollte die Tulpe dort haben, wo sie augenscheinlich hingehört. 

Ich mag es nicht, wenn andere Menschen glauben zu wissen, was besser für einem Selbst ist. Ohne zu fragen, ob das was ist, gut ist, wie es ist. Und was tu ich?
Nichts anderes, als die Sache zu bewerten, ohne die vielleicht vorhandene Einzigartigkeit zu erkennen.

Ich habe immer geglaubt, dass in meinem Inneren das Bunte Dasein dieses Gartens vorhanden wäre. Indem es möglich sei, dass sich alles entfalten könne. Aber ich stolperte über meine eingeschränkte Sichtweise. Dass, wenn eine Blume nicht der gleichen Art gleicht, sie auch nicht am richtigen Platz sei. Sodass ich feststellen muss, dass auch ich einer inneren Ordnung folge, die vielleicht so groß ist, dass sie mir zugleich steril vorkommen könnte. Ja, diese Tulpe hat mir gezeigt, dass ich der Sterilität einen Platz zur Entfaltung gebe. Und wenn ich mir den Begriff genau anschaue, dann bedeutet das unfruchtbar, im Sinne unfähig Nachkommen zu erzeugen. Und das darf niemals das Nährgut für den Boden meiner Seele werden. Denn ich will, dass sich mein Inneres vermehrt, sich kreuzt, und wenn möglich neues Gedankengut hervorruft.  

Diese Tulpe hat mir gezeigt, dass wir mehr gemeinsam haben als mir lieb war. Denn so wie sie, habe auch ich vielleicht noch nicht den richtigen Platz in der Welt des Schreibens gefunden oder habe mich sogar in dieser verirrt. Vielleicht sind wir beiden die Tulpe am falschen Platz, aber mit dem Wissen, dass wir eine Tulpe unter den Hunderten Margeriten sind, die auf ihre Weise dazugehören, egal was die anderen von uns behaupten mögen. 
 
A

Architheutis

Gast
Huhu,

zuerst war ich auf Deinem Profil. Du bist kein Muttersprachler und offenbarst eine Lese- und Schreibschwäche. Dass Du Dich traust, dennoch zu veröffentlichen, verdient schonmal Respekt.

Zum Text:

Die Tulpe als Sysmbol für Vielfalt. Das Symbol wird auf zwei Ebenen ausgetragen, der äußeren Welt und dem Inneren. Literarisch ansprechend. Tulpen sind Hollands ganzer Stolz, und sie werfen uns Deutschen vor, wir seien allzu ordnungsliebend und hölzern. In Holland hättest Du sicher großen Anklang. :)

Arno hat gute Ratschläge erteilt zur Verbesserung. Ich möchte daher nur ergänzen, dass Du vielleicht nicht so oft und deutlich erklärst, was die Tulpe auslöst. Lass den Leser selbst die Symbole entschlüsseln, locke ihn nur rein in den Garten, er wird die Tulpe dort schon entdecken.

Denn ich will, dass sich mein Inneres vermehrt, sich kreuzt, und wenn möglich neues Gedankengut hervorruft.
Das ist eine starke Weisheit. Ich denke, Du hast es bereits geschafft. ;-)

Auf gutes Gelingen,
Archi
 

claudianne

Mitglied
Hallo,

ich fand deine Geschichte sehr interessant. Gestolpert bin ich über folgenden Satz:

Aber ich stolperte über meine eingeschränkte Sichtweise. Dass, wenn eine Blume nicht der gleichen Art gleicht, sie auch nicht am richtigen Platz sei.
Den würde ich vereinfachen:

Aber ich stolperte über meine eingeschränkte Sichtweise: Eine Blume, die anders ist, als die anderen Blumen im Beet, ist fehl am Platz.

Und den letzten Absatz könntest Du auch ganz weglassen.

Viel Spaß beim Schreiben,
Claudia
 



 
Oben Unten