Die Ungewandelten

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Fragen

Hallo Dorothea,

ich verstehe den Text nicht.
Willst Du eine theologische Diskussion beginnen?
Ansonsten:
Wer ist Herr und wer ist der Fragesteller?
Was ist Heiligkeit?
Was beflecken?
Und können Wunden dies tun?

Ehrlich, Dorothea, Dein Text ist Fachjargon, Nichtssagend für den Laien.

cu
lap
 

Dorothea

Mitglied
Unverständlicher Text

Hallo lapismont,

Du schreibst, "Dein Text ist Fachjargon, Nichtssagend für den Laien."
So geht es mir auch manchmal mit einem Gedicht, dass es sich mir nicht erschließt. Im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt keine langen Erklärungen nachreichen, sondern akzeptieren, dass dieser Text Dich nicht erreichen kann.
Vielen Dank für Deine Rückmeldung.

Liebe Grüße.
 
M

mirami

Gast
hallo dorothea,

gedichte mit religiösen inhalten sprechen mich zwar nicht so an, dennoch versuchte ich den inhalt zu verstehen. bei den wunden würde ich mal tippen handelt es sich um ein "schlechtes gewissen“, das ihnen im gesicht geschrieben steht, deshalb gibt es auch kein gewand es zu verstecken? “sie wollen dir gerne dienen“, schaffen es aber nicht nach strengen religiösen grundsätzen zu leben? die “heiligkeit beflecken“, darunter stell ich mir so etwas wie gotteslästerung vor oder ein brechen der 10 gebote? ich hoffe ich liege mit meiner interpretation nicht völlig daneben, wollte dir nur mal meine gedanken dazu als (unreligiöser) leser mitteilen. auch wenn es mich vom inhalt nicht so sehr anspricht, finde ich es als gedicht gut gemacht.

lg
mirami
 

Dorothea

Mitglied
Hallo mirami,

vielen Dank für Deine große Toleranz! Ein Gedicht, dass Dich inhaltlich nicht anspricht, hast Du dennoch "handwerklich" als gut gemacht gewürdigt.
Mit Deiner Interpretation bist Du gar nicht so weit entfernt von meinem Anliegen. Ich beschreibe einen tiefgläubigen Menschen, der sich nicht würdig fühlt, in Gottverbundenheit (= Heiligkeit) zu leben, der es auch schlichtweg nicht kann, weil ihn unheilige Lebensumstände (Egoismus, mangelnde gelebte Liebe) daran hindern. Er würde gern "gewandelt" werden, da er den Zustand der wirklichen Gottes- und Menschenliebe nicht allein erreichen kann.
Diese Darstellung von Bedürftigkeit und dem offensichtlich fehlenden Eingreifen Gottes soll provokativ Fragen aufwerfen zu unserem Gottes- und Menschenbild bzw. unserem Begriff der Heiligkeit.
Ein schönes Wochenende wünscht Dir
 

astarte

Mitglied
Hallo Dorothea,

mir gefällt das Gedicht sehr gut, weil es meine eigenen Gedanken wiederspiegelt, die mich ab und zu "überfallen", die ich jedoch für mich selbst als einen Irrtum klassifiziere, dem ich immer mal wieder erliege. Das weiter auszuführen ist hier nicht nötig, denn das würde zu einer religiösen Diskussion führen. Ich mag die Authentizität und Aufrichtigkeit des Gedichtes.

Liebe Grüße
 
D

Denschie

Gast
hallo dorothea,
ob gottesfürchtig oder nicht, finde ich deine
zeilen sehr schön. ich übersetze mir sie als
eine frage an das leben und die welt an sich.
wie kann ich anders handeln?
wer anders sieht, kann anders handeln.
aber dazu gehört ein innehalten, eine frage (oder viele).
"Was tust Du, Herr, mit ihnen?"
und dann geht es weiter. und an einem anderen abend
stellt sich die frage erneut.
ich finde den von lapismont als fachjargon bezeichneten
stil gar nicht so rätselhaft. gott und die heiligkeit,
die welt und das leben. morgen und abend, ein zeitpunkt
und ein zeitpunkt in der zukunft. das kleid, das die
wunden verstecken soll, ein verdrängungsverhalten.
ein religiöser mensch braucht diese übersetzung
vermutlich nicht. er wird sie vielleicht auch nicht
gutheißen können, weil gott als größe etwas anderes ist,
als die welt. für mich macht es allerdings keinen
großen unterschied.
dein gedicht ist sehr ansprechend auf den punkt
gebracht und stilistisch unaufdringlich-gut.
viele grüße,
denschie
 

Dorothea

Mitglied
Hallo Denschie,

wenn jemand, der nicht "gottesfürchtig" ist (wie Du schreibst), die Intention des Textes sich übersetzen kann in seine eigenen Metaphern, dann freue ich mich doppelt. Einmal darüber, dass ich eine Leserin mit so viel Aufgeschlossenheit gefunden habe, dann noch darüber, dass der Text sich offensichtlich doch nicht nur den Religiösen mitteilen kann.
Hab darum Dank für diese Rückmeldung.
 

Montgelas

Mitglied
liebe dorothea,

ich kenne den text ja schon länger und tu mich schwer.
mir geht es nicht ganz so wie lapismont, aber ähnlich.
und als "kenner" von luthers gnadenlehre ist mir das problem sehr fremd,
wie du vielleicht ahnen wirst.

nähere ich mich aber hermeneutisch deinem text
dann sind die fragen, die dein prot. stellt,
für ihn existentiell und können in der kreisbewegung
deiner verse folgerichtig keine antwort finden.

liebe dorothea,
vor über 500 jahren als der dominikaner tetzel
mit dem wahlspruch - "wenn das geld im kasten klingt,
die seele in den himmel springt" - ablassbriefe verhökerte, hatte luther, den das problem deines prot. ebenso plagte, eine eingebung.

"Der Mensch wird alleine durch den Glauben gerechtfertigt" (also nicht durch "gute Werke" etc.)
gleich ob "sünder" oder "gerechter", vergeben wird jeden der glaubt.

im netz fand ich dazu folgende zeilen:

drei Sichtweisen der Gnadenlehre :
Paulus (im Jakobusbrief);
Augustinus (und Trient);
Luther.

Bei Paulus stehen sich Gott und das Menschengeschlecht gegenüber. Stellvertretend im Judentum aber auch im Gewissen der Menschen hat Gott zu den Menschen gesprochen. Aber nur Gott selbst konnte in Christus tun, was vernünftigerweise der Mensch auch von sich selbst fordern muß. Insofern der Einzelne auch Teil hat an der Menschennatur, tut er auch die Werke, wie der Jakobusbrief betont. Dominant aber nicht erdrückend ist das Handeln Gottes in Jesus Christus.

Bei Augustinus setzt sich das Individuum stärker vom Menschengeschlecht ab und steht ihm gegenüber. Gott wirkt auf das Menschengeschlecht: in Adam, dem "alten Sünder" und in Christus als Heilsbringer. Aber auch direkt wirkt Gott auf den Menschen durch die aktuelle Gnade. Trient betont nun auch die Rückwendung des einzelnen Menschen zu Gott durch die Werke und betont auch ihren Lohn und Verdienst.

Bei Luther gibt es keine Vermittlung mehr.
Der Mensch steht Gott allein gegenüber.
Gottes Gnade wirkt direkt. Dabei hat das Ich eine so isolierte Position, wie es in keiner alten Gnadenlehre zu finden war. Die endliche Energie, weil sie nicht (bewußt) auf Gott gerichtet ist, wird freigesetzt und säkularisiert. Die Werke sind nur noch Dinge der Welt und haben mit Gott nichts zu tun.



dir eine gute zeit

montgelas


p.s. erwähnen muss ich noch, dass dein text eine wundervolle zarte und scheue wortwahl auszeichnet,
die dem thema und der sicht des lyri sehr gerecht wird.
 

Dorothea

Mitglied
Gottes Gnade und menschliche Schuld

Lieber Montgelas,

Deine Zitate zur Gnadenlehre sind sehr interessant, vor allem intellektuell und auch geistesgeschichtlich. Mir geht es, wie Du feinfühlig auch selbst gemerkt hast, um einen Menschen, der sich Reinheit und Gotteswürdigkeit in seinen Lebenshandlungen ersehnt und sie selbst nicht "machen" kann. Sein Wunsch nach innerer Wandlung, die sich auch im äußeren, authentischen Tun manifestieren soll, und Gottes Gnade (wie teilt sie sich in so einem Fall dem Menschen konkret mit?) "treffen" sich irgendwie im gelebten Leben nicht bzw. der Protagonist kann das nicht erkennen und leidet an seinen unerfüllbaren Ansprüchen.
Danke für Dein Kompliment die Sprache betreffend!
 



 
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