Die Verfilmung von Monopoly

RobertRescue

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Badstraße bringt wenig, Rathausplatz dagegen mehr

Über den Ideenmangel der Traumfabrik Hollywood regen sich viele Leute auf und die Ankündigung, gemeinsam mit dem Spielzeughersteller Hasbro Brettspiele zu verfilmen, lässt einen nur noch den Kopf schütteln. Voraussichtlich 2014 wird man einen Auswurf dieser Kooperation sehen können – die Verfilmung von Monopoly. Unmöglich, werden manche jetzt sagen, doch mit etwas Phantasie kommt man auf einen abendfüllenden Stoff. Produzent und vermutlich Regisseur wird Ridley Scott sein und das lässt hoffen, schließlich hat Scott einige gute Filme gedreht wie „Blade Runner“ oder „Gladiator“. Mit Monopoly hätte Scott die Möglichkeit, ein neues Genre im Kino zu etablieren – den Gentrifizierungsfilm. Weitere Informationen etwa über die Wahl der Schauspieler und vor allem über die Handlung sind noch nicht bekannt, aber vielleicht könnte es so laufen:

Die Hausbesitzerin Edeltraut Halbedel besitzt mehrere Häuser in unsanierter Lage und gilt bei ihren Mietern als korrekt. Sie fälscht keine Betriebskostenabrechnungen, sie achtet penibel darauf, dass die Hausflurreinigung von einem externen Dienstleister erledigt wird und bei ausgefallenen Heizungen oder Durchlauferhitzern kümmert sie sich sofort um die Reparatur. Dennoch hat die Figur eine dunkle Seite, die schon durch den Nachnamen angedeutet wird. Sie würde gerne bei den Abrechnungen schummeln, sich nicht am Mietspiegel halten und die Frage, ob gewischt ist oder nicht, geht ihr inzwischen auf den Keks. Aber die gute Seite in ihr überwiegt und drängt das böse immer zurück. Im Film hört man gelegentlich die Off-Stimme ihres verstorbenen Vaters, der sie mahnt, armen Leuten ein Dach über den Kopf zu geben und von ihnen nicht mehr zu verlangen, als das Jobcenter bereit ist zu zahlen. Gespielt wird Edeltraut Halbedel von Meryl Streep, keine andere Schauspielerin wäre in der Lage, diese Zerrissenheit der Person besser darzustellen als sie. Zudem baut Produzent Scott darauf, für seine „Monopoly“- Verfilmung einen Oscar zu erhalten und da Meryl Streep für eigentlich jeden ihrer Filme einen bekommt, stehen die Chancen gut. Gedreht wird der Film übrigens in Berlin und das aus zwei Gründen. Zum einen ist dort die Gentrifizierung in vollem Gange und überzieht immer mehr Stadtteile mit einer urbanen, neuen Wohnkultur, zum anderen zählt Berlin zu den Städten auf der Welt mit den meisten „Originalschauplätzen“, wie zum Beispiel Berliner Straße (Wilmersdorf), Seestraße (Wedding), Turmstraße (Moabit), Hafenstraße (Rudow), um nur einige zu nennen.
Für eine Schlüsselszene (Der weiße Ritter Anthrax Oropax klebt dem Immobilienspekulanten Magnus Clawfinger einen vollgerotzten 100 Euro Schein an die Backe) wird der heutige Bebelplatz, der früher Opernplatz hieß, kurzzeitig zurück benannt.
Edeltraut Halbedels Immobilien befinden sich überwiegend im Wedding und in Moabit und die Mieterstruktur reicht von Arbeitslosen mit Suchtproblemen bis zu Kleinfamilien mit wenig Einkommen. Manche der Häuser verfügen noch über Außentoiletten und Ofenheizungen. Die Mieteinnahmen reichen nicht zu Sanierungen und Banken geben keine Kredite, da die Immobilien in Straßen wie Turmstraße und Badstraße liegen. Hier hält sich Scott an die Brettspielvorlage, wo die genannten Straßen das wenigste Geld abwerfen.

Eines Tages tritt der Immobilienspekulant Magnus Clawfinger auf den Plan. Er ist Vorstandsvorsitzender der Firma „Clawfinger Corporation“ aus den Vereinigten Staaten. Der Name der Firma weckt beim Zuschauer sofort negative Assoziationen, denn böse Firmen tragen in Filmen grundsätzlich was mit „Corporation“ im Namen. Gespielt wird Clawfinger von Michael Douglas, der auf Anraten von Regisseur Scott seine Rolle als Clawfinger an die des Gordon Gekko in Wall Street anlehnt. Gekko ...äh ...Clawfinger residiert natürlich in der Schlossallee in Pankow und besitzt verschiedene Straßen wie Hauptstraße (Friedenau-Schöneberg) und Bahnhofsstraße (Köpenick), die viel Rendite abwerfen. Zudem gehören ihm alle Bahnhöfe sowie das Elektrizitätswerk und er besitzt ein Vorkaufsrecht für das Gefängnis, was ihm für all sein Handeln Straffreiheit zusichert. Clawfinger verfolgt das Ziel, Edeltraut Halbedel zum Verkauf ihrer Immobilien zu bewegen, um dort zu sanieren. Zu diesem Zweck sorgt er dafür, dass Halbedel ständig Einkommenssteuer und Zusatzsteuer zahlen muss und er lässt sie mehrfach unter dubiosen Umständen verhaften und ins Gefängnis stecken. Durch die Kontrolle des Elektrizitätswerks sorgt er dafür, dass die Mieter nicht mehr fernsehen und surfen können und drückt damit die, ohnehin kaum vorhandene Lebensqualität. Clawfingers Handeln folgt dem Motto „Double income, one kid“. Junge Paare mit Kind, die beide gut verdienen und nach einer 3-4 Zimmer Wohnung in bester Lage suchen, sind seine liebsten Kunden. In einer Szene trifft er eine Kundin, die mit ihrem Mann, der als Abteilungshauptagent beim BND arbeitet, in die Hauptstadt ziehen will. Er will ihre Hand küssen, doch speichelt sie stattdessen ein.
Seine Straßen hat Clawfinger bereits mit Lofts zugebaut, doch aus Stuttgart und Pullach strömen immer neue Interessenten, was Clawfingers Streben nach dem Immobilienbesitz von Edeltraut Halbedel erklärt.

Diese kann sich den Anfeindungen von Clawfinger nicht erwehren und steht kurz davor, ihre böse Seite, trotz der mahnenden Off-Stimme ihres Vaters, auszuleben, als sie bei einer Wohnungsbesichtigung Anthrax Oropax kennenlernt. Oropax, gespielt von Russel Crowe, der oft von Ridley Scott besetzt wird, ist ein spleeniger Superreicher, der in Berlin eine Wohnung sucht und dabei keinen Wert auf Komfort legt, weil er schon überall in der Welt Lofts, Schlösser und Privathochhäuser besitzt und für die Bleibe in Berlin mal was anderes haben will. Oropax ist bekannt dafür, dass er sich immer mit 100 Euro Scheinen die Nase putzt, die er in einer Packung SOLO-Taschentücher aus dem ALDI mit sich herumträgt. Edeltraut Halbedel erkennt ihre Liebe zu ihm, als sie ihn bei der Wohnungsbesichtigung auf die vollgerotzten Geldscheine aufmerksam macht, die er fallen gelassen hat. „Meine Liebe, wenn sie sie reinigen, können sie sie noch investieren“ ist seine Antwort, bevor er sie leidenschaftlich küsst. Oropax nimmt den Kampf gegen Clawfinger auf. Jetzt kommt das wesentliche Spielprinzip von Monopoly zum Einsatz. Oropax kauft sämtliche Straßen in Berlin auf und verhängt eine Maut für Clawfinger, sobald er die Straße betritt oder durchfährt. Zudem kauft er das Wasserwerk und kappt die Wasserversorgung für Clawfingers Immobilien, bis die Mieter in ihrer Scheiße schwimmen und vor Gericht Mietminderung durchsetzen, wobei sie von Anwälten vertreten werden, die Oropax bezahlt. Letztendlich wirft Clawfinger das Handtuch und verlässt Berlin. In einer Szene am Schluss des Films steht Clawfinger am Hauptbahnhof, der inzwischen auch Oropax gehört und für dessen Betreten Clawfinger sein vorletztes Geld ausgeben musste, und hält ein Ticket nach Greifswald in den Händen. Man sieht ihn auflachen, bevor er den Zug besteigt.

Oropax und Halbedel heiraten und Oropax lässt den Immobilienbestand seiner Frau modernisieren, ohne dafür mehr Miete zu verlangen.
Zum Schluss fahren die beiden frisch vermählten durch die Turmstraße und alle Mieter stehen Spalier und jubeln dem Ehepaar zu. Oropax lässt gönnerhaft ein paar benutzte 100 Euro Scheine springen, die er zuvor in seiner Hosentasche gesammelt hat.
 



 
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