Die Wetterkröte

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He de Be

Mitglied
Hier gibt es jetzt Neues von der Wetterkröte. Ich hatte dabei eigentlich nicht ans Wetter gedacht, sondern daran, dass hier eine Kröte wettert. Was jedoch nicht das Wetter als solches ausschließt, genauso wenig wie die Schneeschmelze. Aber wenn die Schneeschmelze einsetzt und gleichzeitig der Golfstrom aus - wer oder was gewinnt dann Oberhand? Egal. Vorerst ist alles in Ordnung. Schnee liegt, Golf strömt. Gut so. Außerdem wettere ich heute nicht über das Wetter - wo kämen wir da hin? Wir wären dann im Übrigen nur ein Wetterfrosch; ich wettere jedoch über das öde träge Leben hier als Kröte. Fällt mir schwer heute. Bin gar nicht in Wetterlaune. Herr verschone mich vor diesem, herrje mal wieder. Ich habe auch noch keine Zeitung gelesen heute, keine Nachrichten gehört, mit niemandem geredet und nicht einmal Brieftauben gezüchtet, nichts, rein gar nichts Neues erfahren, das mich irgendwie hätte an- oder aufregen können, mein Blut in Wallung bringen, meinen Körper in Schwung. Bei Wetterfröschen soll das ja anders sein. Die, heißt es, hätten morgens schon ein Gefühl von Aufwallung im Unterleib, dass ihnen weiß-ich-was anschwelle. Nun, lassen wir dieses Thema. Ich dümpele so vor mich hin in meinem Tümpel. Tümpel? Tempel? Ich dümpel vor mich hin in meinem Tempel. Auch egal. Aber darf das wahr sein? Ich stehe mitten im Leben mitten in einer Großstadt und langweile mich. Blättere aus lauter Langeweile in alten Aufzeichnungen herum und lese, wie sehr ich mir früher gewünscht habe, ein hässliches Entlein zu sein wie das in Andersons Märchen, eines wie Aschenputtel, das nur versehentlich in der falschen Familie gelandet war wie im falschen Film, und sobald es das erst einmal erkannt hatte in einen Schwan mutierte ... Nun, inzwischen ist das Entlein längst zum Schwan ausgewachsen und scheint immer noch nicht die passende Umgebung gefunden zu haben, denn was lese ich da: Als Schwan unter Schweinen hat man es schwer. Allerdings. Oder auch nicht. Als Schwan unter Schweinen muss man grunzen lernen oder wegfliegen. Und als Schwan unter Schweinen sollte man sich ins Wasser begeben, denn das ist der einzige Ort, an dem sie dich nicht fressen, diese Allesfresser. Schwimmen können Schweine doch nicht, soviel ich weiß, oder?
Dass der Schwan jedoch bloß mal nicht in deinem Tümpel hier landet, denn dann Gnade dir Göttin, Kröte.
Aber zurück zum Thema. Glücklicherweise blieb mein Tümpel heute schwäne- und schweinefrei, das ist inzwischen um so mehr zu begrüßen, als man ja nicht mehr sicher sein kann, dass die einem auch noch wer-weiß-was-für-Viren einschleppen könnten. Ansonsten wäre ich auch mal ganz froh über ein bisschen Abwechslung und Gesellschaft. Ist aber auch lahm hier heute. Genau wie das Wetter.
 
G

Gelöschtes Mitglied 17359

Gast
Hallo He De Be!

Dein Text hat mir gut gefallen: Originelle Wortspiele, amüsante Verknüpfungen verschiedener Märchenmotive, nettes Geplauder über das Dasein einer Kröte.
Allerdings ist mir nicht ganz klar, worauf dein Text hinausläuft. Nur allgemeines Gemecker über das Leben (als Kröte? als Mensch?), Kritik an der Klimaveränderung oder was hattest du im Sinn?
Jedenfalls: Amüsant zu lesen.

Gruß, Hyazinthe
 

He de Be

Mitglied
Hallo Hyazinthe,
herzlichen Dank für Deine Antwort. Ich habe mich wirklich aufrichtig gefreut darüber.
Worauf der Text hinausläuft, ist wirklich schwierig zu sagen.
Wahrscheinlich gibt es das Lebensgefühl einer angesichts all der großen Vorgänge doch relativ kleinen Kröte wieder, die sich selber außerstande sieht an Dingen wie dem Wetter oder Klimaveränderungen alleine viel ändern zu können und deshalb seufzt.
Vielleicht fehlt ihr auch nur der Crapaud (im Französischen heißt Kröte so, und im Französischen ist le crapaud männlich wie die Sonne - le soleil, der Frosch jedoch wie unser Mond weiblich: la grenouille und la lune).
Schon das richtet im Amphibienoberstübchen einiges an Wirrwarr an. (Man sieht, es geht schon wieder los.)

Gruß, hedebe

P.s.: Inzwischen warst du im Übrigen schneller mit der Veröffentlichung deiner Antwort als ich mit der zu Deinem Beitrag "Das Lied". http://www.leselupe.de/lw/titel-Das-Lied-124192.htm
Tatsächlich eines der Lieder, das mir ebenfalls nie aus dem Kopf gegangen ist - womit ich Melodie und Text meine - das ich aber auch schwer auszuhalten finde. Beides. Es macht die Geschichte, die da erzählt wird, umso stärker. (Gerne mehr dazu an anderer Stelle.)
 
Hallo He de Be,

toll, ich hatte dringend auf neue Nachrichten über die Wetterkröte gewartet. Und wurde nicht enttäuscht. Die Kröte krötet gewissermaßen vor sich hin. Also alles gut. Allerdings träumt sie davon, ein Wetterfrosch zu sein. Traurig, aber wir habe alle unerfüllte Lebensziele.
Also mal ernst. Du verstehst es, Sachliches und Nonsens miteinander zu verbinden. Das ist von mir natürlich ein Kompliment. Ich schätze auch den Nonsens. Manchmal ist Nonsens die einzige Möglichkeit, auf eine verrückte Welt vernünftig zu reagieren. Und Nonsens (oder „Nonsense“, wie der Engländer sagt) macht einfach Spaß. Daher bin ich gespannt, weitere Texte von dir zu lesen.

Viele Grüße

Ste Ste

(P.S. Da du in deiner Rezension über „Wir lieben Verschwörungstheorien“ meinen Zeitspringernamen „Ste Ste“ ausgeplaudert hast, revanchiere ich mich, HErbert DEtlef BErtold.)
 

He de Be

Mitglied
Huch. Muss mich gleich für das lange Wartenlassen entschuldigen. Leider habe ich erst gestern gesehen, dass Post da ist. Es gab hier Unwetter, außerdem einen Systemausfall.
Ich freue mich sehr über das Schreiben, vor allem über das treffliche Wort "nonsens/e". Das stimmt! Darüber werde ich demnächst wettern.
Ich habe noch nicht verstanden, wieso man meint, dass ich ein Wetterfrosch sein wolle. Aber nein! Die sind zwar schöner als ich, vor allem die grasgrünen, aber sie haben es sich verscherzt, was die Wettervorhersage angeht. Das war ohnehin nur eine Finte, während ich wirklich wettern kann, außerdem treffsicherer bin als die Seismologen, was die Ankündigung von Erdbeben angeht.

Gut, dass du nur mein Pseudonym verraten hast, mein Lieber. Ich danke schön und verabschiede mich mit den Worten meiner Hamburger Freundin: Halt die Ohren STEif, STEfan STErnaufgang!

Mit herzlichem Gruss,

HElix DEuterich BEijingo

P.s.
Ich frage mich, wie ich von der Leiter hier wieder runter komme.
 



 
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