Die Zauberin

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Tula

Mitglied
Die Zauberin


Heiter zieht sie durch ein karges Land,
das schon jahrelang kein Grün erfreut.
Und das Feld, das wie entwässert stand,
wird plötzlich fruchtbar und erblüht erneut.

Nichts berührt sie, nur ihr weiches Haar
legt sich unbekümmert in den Wind.
Und am Ort, der schroffer Felsen war,
dort flüstern Steine, die jetzt Flussbett sind.

Was sie arglos mit den Blicken streift,
sinkt zurück ins Blut wie süßer Wein.
Alles was ihr scheues Lächeln greift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.
 
T

Trainee

Gast
Hallo Tula,

meinst du Plejade, die Regengöttin?

Sicherlich eine, die in Portugal immer wieder mit Sehnsucht erwartet wird. Mehr noch als hier.
Aber die Umumstößlichkeiten verschieben sich, selbst der Taunus versteppt, Flora und Fauna verändern sich. - Außer bei Trump. ;)

Sehr schön, wie du ihr weiches Haar beschreibst, das sie dem Wind entgegen hält:

Alles was ihr scheues Lächeln greift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.
Du reimst auf eine sehr leichtfüßige Art. So unbemüht.
Lässt trotzdem einen Rest an Geheimnis bestehen.

Herzliche Grüße
Trainee
 

Tula

Mitglied
Liebe Trainee, Peter und Sidgrani

erstmal euch allen Dank für euer Lob, ob durch Kommentar oder Bewertung.

zum Inhalt: eine Regengöttin wäre nicht ganz verkehrt, zumindest sinnbildlich, denn auch Regen ist Segen. Doch nein, es geht ja um eine Zauberin, die nur mit Blicken und Lächeln alles und alle um sie herum zu verwandeln vermag.

Man mag mir hier eine gewisse meta-euforische Übertreibung ankreiden, diese Kritik nähme ich bei diesem gern in Kauf. Es geht um eine junge Frau, schön? - ja auch, aber vor allem ist es die Unbefangenheit und Natürlichkeit ihrer jugendlichen Symphatie, die jeden entzückt. So erklären sich 'heiter', 'unbekümmert','arglos' und 'scheu', ganz im Gegensatz zur berechnenden Freundlichkeit, die sich bei vielen mit den Jahren einstellt. Die karge Landschaft (öde, eintönig wie das Leben durchaus werden kann) und der schroffe Felsen (siehe Herzen aus Stein) erklären sich somit ebenfalls als Metaphern, denn wo schon lange kein warmer Regen mehr segnet, wächst oder wuchs auch nichts mehr, allenthalben Unkraut.

Im weiteren Sinne ist es natürlich eine 'Ode' an die Jugend, ich denke an meine eigene, als ich naiv und begeisterungsfähig war :)

Ob es dieses Lächeln wirklich gibt? - Das verrate ich jetzt nicht ...

LG
Tula
 

Sidgrani

Mitglied
Hallo Tula,

ich hatte mich bisher nicht getraut, zu kommentieren. Auch ich glaubte wie Trainee, dass es sich bei deiner anmutigen Beschreibung um eine Göttin handeln müsste, aber welche? Als schwieg ich.

Ich bin mir sicher, dieses Lächeln gibt es!

Lieben Gruß
Sidgrani
 

Tula

Mitglied
Hallo Sidgrani

Danke nochmals. Mit der Deutung stimmt ja auch alles, d.h. ich hab's ja metaphorisch so aufgebaut, nicht als Göttin unbedingt, aber eben als Zauberin, denn die "bezaubert". Gut, dass es am Ende auch deutungsfrei bleibt.

LG
Tula
 

James Blond

Mitglied
Es spricht nicht gerade für die Leselupe, wenn sie sich so ausgiebig mit Nebensachlichem und Unbedeutenden befasst und solche kleinen Perlen so zögerlich wie zurückhaltend beurteilt. Denn was gibt es hier über Trump zu lästern?

Dabei spielt es gar keine Rolle, wer oder was jetzt mit dieser Allegorie gemeint ist, sei es nun der Charme einer jungen Frau, der als Wasser auf die Mühlen ihres dichtenden Bewunderers fällt, sei es nun das Wasser selbst, das sich aus dem Füllhorn einer Göttin als Fruchtbarkeitsgeschenk über die Welt ergießt. Eher ist darauf zu achten, dass sich diese Balance zwischen beiden Bildern bis zum Ende erhält, denn der Text gewinnt gerade dadurch ungemein an Wirkung. Also auch keine Erklärungen nachschieben für die, die immer erst begreifen wollen, worum es geht.

Denn hier geht es, das sollte ab dem ersten Vers klar sein, um Lyrik. Um echte Lyrik, um Poesie, nicht um Kopfgeburten, sondern um das hohe Lied der sprachlichen Anmut. Und da bin ich sehr froh, so etwas noch auf diesen Seiten zu finden und lese es gern und wiederholt und sogar ziemlich oft, denn ich finde es sehr inspirierend.

Vor diesem Hintergrund wirst du hoffentlich auch meine üblichen Mäkeleien verzeihen, denn ich schaue natürlich auch darauf, wo etwas noch ein wenig schief klingt und sich gegebenenfalls noch richten ließe.

Zunächst scheint mir der Trochäus ideal, denn er transportiert eine spontane Intensität, sei es nun im Spott, im Hass oder in der Liebe; zugleich erschöpft und verbraucht er sich auch schneller als der bedächtigere Jambus. Insofern ist ein beabsichtigter Wechsel zwischen beiden auch nicht verkehrt.

Heiter zieht sie durch ein karges Land,
[blue]das[/blue] schon jahrelang kein Grün erfreut.

[blue]Hier bleibt offen, wer wen erfreut: das Grün das Land oder das Land das Grün. Da gewöhnlich das Subjekt vor dem Objekt steht, spricht hier einiges für das letztere, obwohl ersteres doch besser wäre. [/blue]

Und das Feld, das [blue]wie entwässert[/blue] stand,
wird plötzlich fruchtbar und erblüht erneut.

[blue]Entwässerungen weisen auf ein Übermaß an Wasser hin, das durch menschlichen Eingriff beseitigt wurde, nicht unbedingt auf anhaltende Dürre.[/blue]

Nichts berührt sie, nur ihr weiches Haar
legt sich unbekümmert in den Wind.

[blue]Sehr schönes Bild! Wirkt sowohl als Bild als auch als Methapher für den Regenschleier. Allerdings bleibt auch hier wieder offen, ob sie nichts berührt oder selbst nicht berührt wird. Allerdings stützt das Haar das erstere, ich fände zweiteres schöner, weil göttlicher.[/blue]

Und am Ort, der schroffer Felsen war,
dort flüstern Steine, die jetzt Flussbett sind.

[blue]Die flüsternden Steine sind prima, aber sprachlich ist es noch ungelenk: Am Ort, der ... dort ... Steine, die ... Flussbett sind.[/blue]

Was sie arglos mit den Blicken streift,
sinkt zurück ins Blut wie süßer Wein.
Alles was ihr scheues Lächeln greift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.

[blue]Hier würde ich die Positionen von "streift" und "greift" einfach tauschen, damit das Zurücksinken be"greif"licher wird, insgesamt aber ein wunderbarer poetischer Abschluss.
[/blue]
Das Gedicht steigert sich zum Ende hin, was die Wirkung noch verstärkt. Mir hat's gut gefallen. :)

Gruß
JB
 

Tula

Mitglied
Hallo James

vielen Dank, ich habe mich sehr über deinen anerkennenden Kommentar gefreut :)

Einige Stellen werde ich mir nochmals überdenken, muss aber noch im Hinterkopf arbeiten.
Wie immer hast du einen trefflichen Blick fürs Detail. Dass "entwässert" unter anderem "dräniert" bedeutet, war mir selbst nicht aufgefallen, wenngleich es auch für das beabsichtigte "vertrocknet" stehen sollte. Dieses wiederum finde ich klanglich nicht so doll.

Die doppelte Bedeutung des nicht-Berührens ist durchaus absichtlich, wobei die erste Variante - sie berührt nichts - die vorrangige ist.
Das 'dort' muss wohl raus, ich wollte an dieser Stelle den Bruch zwischen Trochäus und Jambus beibehalten.

Ansonsten sprichst du mir hier aus dem Herzen:
Zunächst scheint mir der Trochäus ideal, denn er transportiert eine spontane Intensität, ...


Herzliche Grüße

Tula
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Tula,


anmutig wie das Lächeln Deiner Zauberin ist Dein Gedicht ...
Eine so leseerfrischende meta-euforische Übertreibung nähme ich auch gerne in Kauf, wenn sie so klingt wie in Deiner Schilderung.
Ich finde allerdings dass es sich um keine Übertreibung handeln muss, so etwas habe ich auch schon erleben dürfen, ja wirklich, so etwas gibt es ;)

LG Mara
 

Tula

Mitglied
Liebe Mara

Gut, dich hier wieder zu treffen und vielen Dank für Gruß und Bewertung. Ja, ich denke auch, dass es noch mehr Zauberinnen (und sicher auch Zauberer) gibt. In diesem Sinne

LG
Tula
 

Stierfrau

Mitglied
Zauberhaft..
ja, es gibt sie, diese Zauberinnen oder Zauberer, die allein durch ihr Dasein oder ein scheues Lächeln alles um sich herum verzaubern können..
und die Deinige seh ich deutlich vor mir.

Im Text selbst würde ich vielleicht die Reihenfolge von "plötzlich fruchtbar" vertauschen, der Wertigkeit wegen..aber nur vielleicht...ich bin kein Reimprofi..
LG
 

anbas

Mitglied
Hallo Tula,

seit Längerem komme ich leider nicht mehr dazu, mir regelmäßig die Texte in der LeLu anzusehen. Um so mehr freue ich mich, wenn ich beim gelegentlichen Stöbern auf Texte wie diesen stoße.

Wirklich gerne gelesen!

Liebe Grüße

Andreas


... bin übrigens gespannt, ob die Rückmeldung von James noch zu Änderungen führt.
 

Tula

Mitglied
Die Zauberin


Heiter zieht sie durch ein karges Land,
das schon jahrelang kein Grün erfreut.
Und das Feld, das wie verdursted stand,
wird fruchtbar plötzlich und erblüht erneut.

Nichts berührt sie, nur ihr weiches Haar
legt sich unbekümmert in den Wind.
Und am Ort, der schroffer Felsen war,
dort flüstern Steine, die jetzt Flussbett sind.

Was sie arglos mit den Blicken greift,
sinkt zurück ins Blut wie süßer Wein.
Alles was ihr scheues Lächeln streift,
verwandelt sich in Sinn und Sein.
 

Tula

Mitglied
Liebe Stierfrau

herzlichen Dank! und in der neuen Version habe ich deinen Vorschlag auch angenommen.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo Andreas

auch dir mein Dankeschön! - In der Tat habe ich einige Vorschläge übernommen, auch den Austausch von 'greift' und 'streift' in der letzten Strophe. So stand es sogar in meiner ersten Version kurz vor dem Posten, dann schien es mir andersherum besser, nun wieder 'richtig' :)

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
und WalterCamino und anonym will ich natürlich nicht übergehen

Dankend lieben Gruss
Tula
 



 
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