Die Zauberpuschis

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Flitzi

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Die Zauberpuschis

Jeden Abend wenn die Sonne unterging und der Mond aufwachte, kam die Mama zu Leon ins immer und sagte: „Schatz, gleich kommt das Sandmännchen. Zieh Dir schon mal Deinen Schlafanzug an!“
Leon hätte lieber noch weiter mit seiner Holzeisenbahn gespielt, dennoch holte er seinen Schlafanzug, zog ihn an und putzte sich schnell seine Zähne. Er wusste genau, dass dann seine Mama kommen und ihm eine tolle Gute-Nacht-Geschichte vorlesen würde. Mit staunenden Blicken verfolgte er jedes Mal die bunten Seiten der Bilderbücher und lauschte gespannt den Worte seiner Mutter, die von Königen, Elfen und Zauberern berichtete. Jedes Mal, wenn eine Geschichte zu Ende war, wurde er ein bisschen traurig. Gerne hätte er noch mehr gehört. Außerdem mochte er nicht, dass seine Mama anschließend das Licht ausknipste. Leon hatte Angst im Dunkeln. In seinem Bett fürchtete er sich nicht, dort fühlte er sich sicher und geborgen. Doch jedes Mal, wenn er nachts auf die Toilette gehen musste, rief er seine Mama, weil er sich nicht traute, alleine das dunkle Zimmer zu durchqueren.
Vielleicht versteckten sich gefährliche grüne Monster auf dem Kleiderschrank oder hinter der Tür? Wenn seine Mama ihm zurief, dass er mal alleine auf die Toilette gehen sollte, weinte Leon so lange und so laut, bis seine Mama schließlich doch kam. Sie machte das Licht auf dem Flur an, nahm Leon bei der Hand, ging mit ihm zur Toilette und brachte ihn danach wieder sicher in sein Bett.
So ging es fast jede Nacht, bis seine Mama ihm eines Tages eine neue Geschichte vorlas. Es war die Geschichte von den Zauberpuschis. Leon legte seinen Kopf auf Mamas Schoß und hörte genau zu, als seine Mutter von den wunderbaren blauen Hausschuhen erzählte, die magische Kräfte besaßen. Sie waren einmalig auf dieser Welt und wanderten von Kind zu Kind. Sie kamen immer gerade zu dem Kind, dass besonders viel Angst im Dunkel hatte. Sie stellten sich vor sein Bett und beschützten es mit ihren Zauberkräften. Sie hatten die Macht, alle Monster, alle Drachen und alle Hexen von dem Kind, das die Schuhe trug, fernzuhalten. Wenn das Kind in die Puschen schlüpfte und mit ihnen im Finsteren durch sein Zimmer ging, konnte ihm nichts mehr passieren. Waren alle Monster und Schattengestalten durch die Zauberpuschis vertrieben, verabschiedeten sie sich von dem Kind und zogen zum nächsten.
Leon war begeistert von der Geschichte und als seine Mama das Licht anschließend ausmachte, wünschte er sich, die tollen Zauberpuschis würden auch zu ihm kommen. Wie toll es doch wäre, wenn sie ihn im Dunklen beschützen würden.
An diesem Abend schlief er friedlich ein und wurde erst am nächsten Morgen wieder wach. Als die ersten Sonnenstrahlen in sein Zimmer fielen, machte er die Augen auf und kletterte aus seinem Bett heraus. Mit seinen Füßen landete er auf etwas Weichem. Verwundert blickte er nach unten und sah ein paar dunkelblaue Hausschuhe. Vor lauter Staunen bekam Leon den Mund nicht mehr zu.
Es gab keinen Zweifel: das mussten die Zauberpuschis sein. Er probierte die Schuhe sofort an und sie passten. Vor Freude hüpfte Leon mit ihnen in seinem Zimmer auf und ab. Dann zog er sie schnell wieder aus und schob sie unter sein Bett. „Bis heute Abend!“, flüsterte er den Puschen zu und freute sich schon auf die kommende Nacht, in der er das erste Mal auf die Toilette gehen konnte, ohne Angst im Dunkeln zu haben.
 

Nurdi

Mitglied
Hallo Flitzi

das ist eine sehr schöne Geschichte. Flüssig geschrieben und gut zu lesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man einem Kind mit einem solchen Trick die Angst vor der Dunkelheit nehmen kann.


liebe Grüsse
 



 
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