Die ewige Stadt

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Rhea_Gift

Mitglied
Die ewige Stadt

Abgebrochene Zähne
ragen gen Himmel
marmorne Schatten

still
ehrwürdig
bleich
dunkelnd
in der sinkenden
Dämmerung

laut
trötet
hektisch
helles
Autogehupe

dazwischen
leise
singt Glockengebimmel
läutet den Abend
klingend ein

Gitarrenbegleitung
weht romantisch
von der Spanischen Treppe
herüber

das alternde Gebiss
lächelt stumm
etwas krumm
zum Liebesspiel
wie die
alten Frauen
auf ihren Bänken
dort in der Ecke

zeigt stolz
seine Risse
im geöffnet
grinsenden Munde
im Weltenschlunde
eilender Zeit -

Rom atmet
Ewigkeit.
 
G

gitano

Gast
Hallo Rhea_Gift!
Mancher Mensch mag Spiritualität sagen, zu den Momenten die unseren Erinnerungen bleiben, die uns dort ergreifen wo wir nie altern!
auch wenn wir altern...wenn wir sie erlebt haben, die Momente die den Fortagng der Zeit bedeuten, junge Verliebte, wie wir es mal waren...

Wir lieben Menschen die mit uns solche Momente teilen...manchmal Städte wie Menschen. ...trotz ihrer Falten, Doppelkinn, und schlechten Zähne, bleiben sie für uns was sie waren im Moment der Liebe und Schwärmerei.

2500 Jahre von der Ewigkeit...wieviele Liebespaare mag Rom gesehen haben?

Deine Sichtweise ist die zu einer liebgewordenen Alten mit all ihren Marotten und Widersprüchen
Stilistisch zeigst hier eine ganz andere Herangehensweise als es in Al ham´ra auftaucht.
Viele Adjektive in Fäden gereiht steigern und senken.
Den Schuss Humor und das sehr selbstbewußte Selbstverständnis der RömerInnen ist gut eingefangen.
Metrisch würde ich zu etwas mehr Gleichklang -gleich einem Gesang raten.

...Deine Kurzversion war auch nicht schlecht!! :)
Hast Du Mut, beide Versionen gegenüber zu stellen?
Ich vote für die spontane *hehe*

Liebe Grüße vom bazillus amori
gitano
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Man muss schon diesen endlosen Atem der Geschichte spüren oder den Kaffee-Duft aus dem Mund einer 19jährigen.

Die Begegnung ist zu spüren, liebe Rhea, aber vielleicht solltest Du Dich entscheiden, ob Du bildhaft beschreiben willst, oder eine Allegorie auf Rom suchst.

Für mich ist das Zahnbild zum einem zu abgegriffen und zum anderen nicht konsequent, oder treffend ausgearbeitet.

Irgendwie schwankt auch die Stimmung zwischen Dante und Karneval. Gebimmel da und Weltenschlund hier.

Ich kann's nicht ganz greifen, was mich stört.

cu
lap
 

Rhea_Gift

Mitglied
Rom ist eben genau diese irritierende jedoch faszinierende Mischung - zumindest in meinen Augen... Glockengebimmel neben Autogehupe und bleichenden Säulen...

meine anderen Versionen? Na, die spontane war ja eher lang - und die zweite sehr kurz - aber auf gitanos Wunsch - hier nun mit eingestellt.


>> ich muss sagen, meine erste Version gefällt mir am besten :)
 

Rhea_Gift

Mitglied
Die ewige Stadt

I.

Zwischen hupenden Autos
und schimpfenden Busfahrern
bleichen
römische Säulen
zerbrochene Zähne
gewichtiger Zeiten
ewige Schatten
in Marmor gehüllt

hektisch schlingernd
sausen Vespas
wie bunte Bienen
sirrend vorbei
manche
mit fremden Taschen
am Lenker

verschwinden
rasch
in engen Gassen

hölzerne Läden
lehnen grün
gemütlich verwittert
am Fensterrahmen
terracotta
schimmernder Häuser
an langen Leinen
flattert die Wäsche
winkend
ins leuchtende Blau

funkelnde Wasser
aus göttlichen Mündern
springen glitzernd
hinterher
alte Frauen
faltig schwarz
hocken auf krummen Bänken
flüstern ihre Geschichten
übers Kopfsteinpflaster
das wissend dunkelt
und schweigt

im Hintegrund weht Gitarrenspiel
und junges Lachen herüber
hitzige Küsse
unter dem Mond
das Morgen vergessend
genossen
so manche Rose
ertrinkt am Absatz
der spanischen Treppe
in einem Glas Wein

am Rande ein Gaukler
flanierendes Volk
schwirrend
wie immer
die Luft -

Rom atmet
Ewigkeit.

II.

Abgebrochene Zähne
ragen gen Himmel
marmorne Schatten
dunkelnd
im hellen
Autogehupe
leise singt
das Glockengebimmel
sein Abendgeläut

das alternde Gebiss
zeigt den Riss
im Munde
und Schlunde
eilender Zeit -

Rom atmet
Ewigkeit.

III.

Abgebrochene Zähne
ragen gen Himmel
marmorne Schatten

still
ehrwürdig
bleich
dunkelnd
in der sinkenden
Dämmerung

laut
trötet
hektisch
helles
Autogehupe

dazwischen
leise
singt Glockengebimmel
läutet den Abend
klingend ein

Gitarrenbegleitung
weht romantisch
von der Spanischen Treppe
herüber

das alternde Gebiss
lächelt stumm
etwas krumm
zum Liebesspiel
wie die
alten Frauen
auf ihren Bänken
dort in der Ecke

zeigt stolz
seine Risse
im geöffnet
grinsenden Munde
im Weltenschlunde
eilender Zeit -

Rom atmet
Ewigkeit.

___________
>> die drei Versionen sind in der obigen Reihenfolge entstanden... nun, mir gefällt die erste spontane trotz ihrer Länge eigentlich am Besten... Meinungen?
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Rhea,

ich weiß schon, du wirst es nicht gern hören, aber mir gefiele die erste Version zwar am besten, doch würde ich diese kürzen ... :D

M. E. bringst du zu viele Impressionen, die sich gegenseitig aufheben. Eine Idee:

Die ewige Stadt

Zwischen hupenden Autos
und schimpfenden Busfahrern
bleichen
römische Säulen
zerbrochene [strike]Zähne[/strike] Zeugen
gewichtiger Zeiten

[strike]ewige[/strike] Schatten
in Marmor gehüllt

hektisch schlingernd
sausen Vespas
wie bunte Bienen
sirrend vorbei
[strike]manche
mit fremden Taschen
am Lenker[/strike]
verschwinden
[strike]rasch[/strike]
in engen Gassen

hölzerne Läden
lehnen grün
[strike]gemütlich[/strike] verwittert
am Fensterrahmen

an langen Leinen
flattert [strike]die[/strike] Wäsche
winkend
ins leuchtende Blau

funkelnde Wasser
aus göttlichen Mündern
springen glitzernd
hinterher

alte Frauen
faltig schwarz
hocken auf krummen Bänken
flüstern ihre Geschichten
übers Kopfsteinpflaster
das wissend dunkelt
und schweigt

am Rande ein Gaukler
flanierendes Volk

Rom atmet
[strike]Ewigkeit.[/strike]
Michmalindieeckeduck

Heidrun
 

Rhea_Gift

Mitglied
*g* für Vorschläge musst du dich nicht ducken ;)
Ich werde zwar nich viel von deinen Streichungen übernehmen, merke aber, dass für den Lesefluss noch ein paar Absätze mehr nötig sind... die fremden Taschen sind mir wichtig, live erlebt - wer da seine Tasche nicht gut festhält - wech ist sie... :(
Ein, zwei Worte können raus - aber die Ewigleit am Ende ist mir wichtig..., dafür kann sie oben weg - und die Zähne sind mir auch wichtig... - so abgebrochen wie die da rum stehen zum Teil - hat wirklich was von Zähnen - sehr plastisch dort, die Zähne der Zeit ;)

LG und danke für die Mühe!
Rhea

Ich denk, ich lasse die erste Version stehen... die gefällt mir selbst ja nun auch am besten... :)
 

Rhea_Gift

Mitglied
Die ewige Stadt

Zwischen hupenden Autos
und schimpfenden Busfahrern
bleichen
römische Säulen
zerbrochene Zähne
bleibende Zeugen
gewichtiger Zeiten
Schatten
in Marmor gehüllt

hektisch schlingernd
sausen Vespas
wie bunte Bienen
sirrend vorbei
manche
mit fremden Taschen
am Lenker

verschwinden
in engen Gassen

hölzerne Läden
lehnen gemütlich
grün
verwittert
am Fensterrahmen
terracotta
schimmernder Häuser

an langen Leinen
flattert Wäsche
winkend
ins leuchtende Blau

funkelnde Wasser
aus göttlichen Mündern
springen glitzernd
hinterher

alte Frauen
faltig schwarz
hocken auf krummen Bänken
flüstern ihre Geschichten
übers Kopfsteinpflaster
das wissend dunkelt
und schweigt

im Hintegrund weht Gitarrenspiel
und junges Lachen herüber

hitzige Küsse
unter dem Mond
das Morgen vergessend
genossen
so manche Rose
ertrinkt am Absatz
der Spanischen Treppe
in einem Glas Wein

am Rande ein Gaukler
flanierendes Volk
schwirrend
wie immer
die Luft -

Rom atmet
Ewigkeit.


__________________________

>> es sind drei Versionen in Reihe entstanden... kann man sich hier in der anklickbaren vorherigen Version angucken, wens interessiert ;)Da die erste spontane die mir liebste ist - steht diese nun - trotz ihrer Länge - hier - danke an gitano für Ermutigung
 

Thys

Mitglied
hallo rhea,

dann geb auch noch meinen senf dazu ;)
zuerst einmal gefällt mir, das ich aus dem text direkt italien gelesen habe. besonders die bienenartigen vespas. das empfinde ich ganz genauso. ob bienen oder ein anderer fliegender insektenschwarm. genau so kommen mir die horden von roller und röllerchen auch immer vor, wenn sie sich an dem ampeln vordrängen, einen pulk bilden und alle irgendwie losschwirren, wenn sie nur schon ahnen es könnte bald grün werden :)

jetzt zum text:

die "zähne" finde ich auch nicht so ganz passend und sind meiner meinung nach komplett überflüssig.

"schatten in marmor" machen mir auch probleme. die brauchts eigentlich auch nicht. außerdem weiss doch jeder, dass in rom viel marmor zur anwendung kam.

die fremden taschen an den lenkern wirken bei mir besser, ohne das "erklärende" verschwinden in den engen gassen.

"winkend" habe ich gestrichen, weil es "flattert". wenn es flattert winkt es nicht und umgekehrt. winkend ist zielgerichtet... flattern IST, passiert einfach so im wind. für mich ein ziemlicher unterschied.

"göttliche münder" müssen nicht in rom sein. das wird mir dann zu antik-pathetisch. ich glaube rom kommt auch ohne aus. wozu immer der ganze pathos um rom? "ewige stadt" usw. usf. rom ist eine interessante stadt durch seine geschichte, seine architektur und durch sein südliches leben und auch durch seine weniger schönen seiten wie "abzockereien", müll im tiber und teilweise auch das gefühl, sich in einem großen freilichtmuseum zu befinden. das alles ist rom. ich mag den vanilleguß nicht, den man immer darüber schüttet. rom ist rom aus sich.

aus diesem grund habe ich dann auch diese "geatmete ewigkeit" gestrichen. all das was du eigentlich so schön beschreibst ist VIEL italien und es ist ROM!

also, trotz meiner anmerkungen gefällt mir der text, weil ich es "gesehen" habe.

Zwischen hupenden Autos
und schimpfenden Busfahrern
bleichen
römische Säulen
[strike]zerbrochene Zähne[/strike]
bleibende Zeugen
gewichtiger Zeiten
[strike]Schatten
in Marmor gehüllt[/strike]

hektisch schlingernd
sausen Vespas
wie bunte Bienen
sirrend vorbei
manche
mit fremden Taschen
am Lenker

[strike]verschwinden
in engen Gassen[/strike]

hölzerne Läden
lehnen gemütlich
grün
verwittert
am Fensterrahmen
terracotta
schimmernder Häuser

an langen Leinen
flattert Wäsche
[strike]winkend[/strike]
ins leuchtende Blau

funkelnde Wasser
[strike]aus göttlichen Mündern[/strike]
springen glitzernd
hinterher

alte Frauen
faltig schwarz
hocken auf krummen Bänken
flüstern ihre Geschichten
übers Kopfsteinpflaster
das wissend dunkelt
und schweigt

im Hinte[red]r[/red]grund weht Gitarrenspiel
und junges Lachen herüber

hitzige Küsse
unter dem Mond
das Morgen vergessend
genossen
so manche Rose
ertrinkt am Absatz
der Spanischen Treppe
in einem Glas Wein

am Rande ein Gaukler
flanierendes Volk
schwirrend
wie immer
die Luft -

Rom [strike]atmet
Ewigkeit.[/strike]
 
Für mich, ihr Lieben, ist es Kurzprosa. So hab ich sie gelesen. Und ich find es gut, so wie es ist. Nun ja, vom Ungereimten hab ich keine Ahnung. Aber als eingefangenes Moment ist es toll. Ich bestell mir jetzt ne Pizza.

© der osterhase
 

Rhea_Gift

Mitglied
@tom
Aus Rom?? *g*
Wird dann vom schnellen Boten auf der Vespa gebracht... der heizt sie dann kurz vor deiner Tür nochmal mit nem Gaskocher auf... ;)
Pizza ist da jedenfalls auch gaaanz anders als hier...! Will nochmal hin... seufz...

LG und bedankt, obs Kurzprosa ist - glaub ich nun auch wieder nicht... aber eigentlich wurscht, wahrscheinlich Prosalyrik... oder so... ;) Schöne Ostertage! :)

Rhea

@Thys

mit manchem hast du einerseits recht - doch andererseits: die Schatten in Marmor mag ich, auch die dunkle Geschichte Roms ist dort präsent, das geben allein die römischen Säulen nicht her. Und die zerbrochenen Säulen sahen für mich eben wie Zähne aus - egal ob dadurch auch der abgedroschene Zahn der Zeit mit reinkommt - ich mag es. Und es stimmt ja nun einfach auch - warum gute Bilder nicht verwenden?
Die engen Gassen sind auch eine Art Überleitung zu den Häusern, man folgt gedanklich den verschwindenden Vespas und sieht dann die Häuser... mit flattern und winken gebe ich dir recht - das Flattern wird im zweiten Blick als Winken interpretiert, personifiziert - ähnlich wie bei den gemütlichen Fensterläden - entwedre beides raus oder beides drin lassen - und da sich Rom mir so nahe gebracht hat, will ich nicht nur objektiv beschreiben - also bleibt sowas drin, entspricht MEINEM Romgefühl...
Die göttlichen Münder sind die Götterfiguren an den Brunnen, die Wasser speien - das Bild möchte ich auch nicht streichen...
Zu all dem wäre eher noch einiges hinzuzufügen wäre - aber dann wird wirklich zu lang. Und die Ewigkeit bleibt drin - ist ebenfalls der personifizierte Wiederhall dieses Zusammenspiels aus Antike, Moderne und meiner persönlichen Erfahrung vor Ort.
Also - wenn ich all das streichen würde, wäre es mir zu nüchtern beschreibend... nicht mehr mein Gefühl zu Rom drin.

Daher belasse ich alles wie es ist,

aber danke für die Mühe der Auseinandersetzung! Und auch dir fröhliche Ostertage,

Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
Die ewige Stadt

Zwischen hupenden Autos
und schimpfenden Busfahrern
bleichen
römische Säulen
zerbrochene Zähne
bleibende Zeugen
gewichtiger Zeiten
Schatten
in Marmor gehüllt

hektisch schlingernd
sausen Vespas
wie bunte Bienen
sirrend vorbei
manche
mit fremden Taschen
am Lenker

verschwinden
in engen Gassen

hölzerne Läden
lehnen gemütlich
grün
verwittert
am Fensterrahmen
terracotta
schimmernder Häuser

an langen Leinen
flattert Wäsche
winkend
ins leuchtende Blau

funkelnde Wasser
aus göttlichen Mündern
springen glitzernd
hinterher

alte Frauen
faltig schwarz
hocken auf krummen Bänken
flüstern ihre Geschichten
übers Kopfsteinpflaster
das wissend dunkelt
und schweigt

im Hintergrund weht Gitarrenspiel
und junges Lachen herüber

hitzige Küsse
unter dem Mond
das Morgen vergessend
genossen
so manche Rose
ertrinkt am Absatz
der Spanischen Treppe
in einem Glas Wein

am Rande ein Gaukler
flanierendes Volk
schwirrend
wie immer
die Luft -

Rom atmet
Ewigkeit.


__________________________

>> es sind drei Versionen in Reihe entstanden... kann man sich hier in der anklickbaren vorherigen Version angucken, wens interessiert ;)Da die erste spontane die mir liebste ist - steht diese nun - trotz ihrer Länge - hier - danke an gitano für Ermutigung
 



 
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