Die große Vertreibung

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ENachtigall

Mitglied
Die große Vertreibung (3)
(für Kinder und andere Fantasten)


Flieg, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Scheuche die Schrecken aufs Meer hinaus

Ihr Hocken und Jammern
in Gängen und Kammern
verhext unser Weinen
lähmt furchtbar in Beinen
verwechselt die Orte
verdreht alle Worte
verstolpert den Schuh
die Kehle schnürt ´s zu

Schau, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
den Schrecken ins Antlitz gerade heraus

Das lässt sie erkennen
mit Namen benennen
mit Vorsicht behandeln
mit Weitsicht verwandeln
vielleicht auch besiegen…
doch lieber verfliegen
Gespür für Gefahren
will ich bewahren

Horch, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Sternengesang zieht den Schatten voraus

Das Dunkel ist der Katze lieb
Die Höhe lichtwärts Bäume trieb
Platz ist, wo sich was sammeln kann
Und droht dir wer was Schlimmes an
erzähl es weiter, ganz genau
dann ärgern sich Angstmacher gram und grau


Schweb, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Spinne feinmaschig Netze aus

Fische aus den Lebensträumen
Küsse in Magnolienbäumen


© Elke Nachtigall
überarbeitet Februar 2007




Die große Vertreibung (1)
(für Kinder und andere Fantasten)

Flieg, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Scheuche die Schrecken aufs Meer hinaus

Ihr Hocken und Jammern
in Gängen und Kammern
verhext unser Weinen
lähmt in den Beinen
verwechselt die Orte
verdreht alle Worte
stolpert den Schuh
schnürt die Kehle zu

Leuchte, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
den Schrecken ins Antlitz gerade heraus

Das läßt sie erkennen
beim Namen nennen
mit Vorsicht behandeln
mit Weitsicht verwandeln
vielleicht auch besiegen…
doch lieber verfliegen
Ein Gespür für Gefahren
will ich bewahren

Horch, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
zieht Sternengesang den Schatten voraus

Das Dunkel ist der Katze lieb
Die Höhe lichtwärts Bäume trieb
Platz ist, wo sich was sammeln kann
Und droht dir wer was Schlimmes an
erzähl es weiter, Stück für Stück
Schrecken fallen darauf zurück


Schweb, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Spinne feinmaschig Netze aus

Fische aus den Lebensträumen
Küsse in Magnolienbäumen


© Elke Nachtigall
Oktober 2006






Die große Vertreibung (2)
(für Kinder und andere Fantasten)

Flieg, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Scheuche die Schrecken aufs Meer hinaus

Ihr Hocken und Jammern
in Gängen und Kammern
verhext unser Weinen
lähmt in den Beinen
verwechselt die Orte
verdreht alle Worte
stolpert den Schuh
schnürt Kehle zu

Schau, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
den Schrecken ins Antlitz gerade heraus

Das läßt sie erkennen
mit Namen benennen
mit Vorsicht behandeln
mit Weitsicht verwandeln
vielleicht auch besiegen…
oder verfliegen
Gespür für Gefahren
will ich bewahren

Horch, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
zieht Sternengesang den Schatten voraus

Das Dunkel ist der Katze lieb
Die Höhe lichtwärts Bäume trieb
Platz ist, wo sich was sammeln kann
Und droht dir wer was Schlimmes an
erzähl es weiter, Stück für Stück
dann fallen die Schrecken erschrocken zurück


Schweb, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Spinne feinmaschig Netze aus

Fische aus den Lebensträumen
Küsse in Magnolienbäumen



© Elke Nachtigall
überarbeitet Januar 2007



Anmerkung:

„…Der bisher größte Schwarm Heuschrecken ließ sich im Jahr 1784 in Südafrika nieder. Damals bedeckten über 300 Milliarden Insekten schätzungsweise 3000 km² Land. Ihrer Fressgier fielen täglich rund 600.000 Tonnen Pflanzen zum Opfer. Der Wind trieb den Schwarm auf das offene Meer hinaus. Die toten Insekten wurden mit der Flut wieder an Land gespült. Sie türmten sich am Strand auf einer Länge von 80 Kilometern über einen Meter hoch auf….“(aus Wikipedia)
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Elke,

kannst Du mir diese Stelle erklären?
"Horch`, kleines Licht durch dein Knochenhaus
zieht Sternengesang den Schatten voraus"

Zieht der Gesang den Schatten aus dem Knochenhaus heraus oder schreitet er ihm voran?

Oder meinst Du etwas anderes hier?

cu
lap
 
P

Prosaiker

Gast
nur kurz 2 kleinigkeiten

hier ist der apostroph falsch.
die zweite kleinigkeit: die apostrophe allgemein ergeben ein unschönes bild. kannst du die nicht einfach weglassen? - ist natürlich geschmackssache.
vg,
Prosa.
 

ENachtigall

Mitglied
Voranschreiten,...

ist auch eine schöne Umschreibung, lapismont, und so ist es hier auch gemeint.
Der feine (wenn auch sehr eingebildete) Sternengesang läßt die körperlosen Schatten, diese Dunkelgestalten, eher wie sanftmütige Riesen daherkommen.

Zieht der Gesang den Schatten aus dem Knochenhaus heraus oder schreitet er ihm voran?

@ Prosaiker

Danke, Prosa, für den Tip, bezüglich der lästigen Schnörkel. Ich habe es ausprobiert und bin schlicht überzeugt.

@ heike von glockenklang

das ist der lyrischer Versuch (m)einer Vereinfachten Ausgangsschrift = der unlängst besprochene Ehrgeiz, die Hirnakrobatik runter zu schrauben :-(

Liebe Grüße Euch allen

Elke
 

Balu

Mitglied
Im vorletzten Block, der Wechsel zur Kursivschrift

mach einen Lyrikazubi mal schlau, liebe Elke
ich vermag ihn nicht einzuordnenen

ansonsten kann ich den Wunsch zu weniger Akrobatik nur begrüßen

ich persönlich schreibe gerne texte, die Einfachsein ausstrahlen.
vieleicht ein abstraktes Ziel, aber ich glaube einfach daran, dass Lyrik auch Menschen erreichen sollte, die dem Gedichteten eher wenig zugeneigt sind

Hab dein Werk gerne gelesen und gerne längere Zeit darin verbracht

Gruß Knut
 

ENachtigall

Mitglied
warum kursiv?

Im vorletzten Block, der Wechsel zur Kursivschrift
Weil, lieber Knut, dieses der Sternengesang ist, von dem in der vorangegangenen Zeile gesprochen wird. Der übrige Text wird ja von einer Erzählstimme vorgetragen. Er ist gleichbleibend in der Länge der Strophen, Melodie und Rhythmus, übereinstimmend im Refrain.

Der Sternengesang - so stelle ich es mir vor - würde von einem Hintergrundchor leise gesungen. Um das durch optische Kennzeichnung hervorzuheben: die Kursivschrift. Den Schluss übernähme wieder die Erzählstimme.

Sollte sich jemand an Heuschrecken erinnert fühlen, ist das kein Zufall. Danke, Knut für die Textkritik mit Hinterfragen dieses stilistischen Mittels.

Liebe Grüße

Elke
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Elke

Bin beim Schmökern gerade über dieses formal erstklassige Gedicht gestolpert. Gestolpert bin ich auch beim Lesen. Es holpert nämlich stellenweise fürchterlich, was um so bedauerlicher ist, da es mir ansonsten ausgezeichnet gefällt.

LG

Jürgen
 

ENachtigall

Mitglied
Da freue ich mich aber

über Dein Gestolper, Jürgen; ermuntert es mich doch, mit drei Monate reiferen Augen, das Ganze nochmal kritisch zu betrachten.

Einige Stellen habe ich entdeckt und angepaßt. Habe ich noch was übersehen?

(Witzig, ich habe tatsächlich gerade angefangen, meine "Älteren" auf verschleppte Kinderkrankheiten hin zu untersuchen :)

Liebe Grüße

Elke
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Flieg, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Scheuche die Schrecken aufs Meer hinaus

Ihr Hocken und Jammern 6w
in Gängen und Kammern 6w
verhext unser Weinen 6w
lähmt in den Beinen [red]5w[/red]
verwechselt die Orte 6w
verdreht alle Worte 6w
stolpert den Schuh [red]4m[/red] (5m wäre richtig)
schnürt Kehle zu 5m

Schau, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
den Schrecken ins Antlitz gerade heraus

Das läßt sie erkennen 6w
mit Namen benennen 6w
mit Vorsicht behandeln 6w
mit Weitsicht verwandeln 6w
vielleicht auch besiegen… 6w
oder verfliegen [red] 5w [/red] (m oder 6)
Gespür für Gefahren 6w
will ich bewahren [red]5w[/red] (m oder 6)

Horch, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
[strike]zieht[/strike] Sternengesang [blue]zieht[/blue] den Schatten voraus

Das Dunkel ist der Katze lieb 8m
Die Höhe lichtwärts Bäume trieb 8m
Platz ist, wo sich was sammeln kann 8m
Und droht dir wer was Schlimmes an 8m
erzähl es weiter, Stück für Stück [red]7m[/red]dann fallen die Schrecken erschrocken zurück [red]11m[/red] (besser 10 oder 12)

Schweb, kleines Licht, durch dein Knochenhaus
Spinne feinmaschig Netze aus

Fische aus den Lebensträumen
Küsse in Magnolienbäumen
 
N

nachtlichter

Gast
Hallo Elke,

Fische aus den Lebensträumen
Küsse in Magnolienbäumen
Nicht nur diese beiden Verse sind fantastisch.
Dein Gedicht berührt mein kindliches Gemüt.

Lieben Gruß,

nachtlichter
 



 
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