Die (gute, alte) Zeit

peaches

Mitglied
Der Mensch, er hat die Uhr erfunden,
doch kann die Zeit nicht fassen.
Das hat er bis heute nicht verwunden
und kann es deshalb auch nicht lassen.

Die Zeit verfliegt
wenn man es gar nicht will.
Keiner weiss woran das liegt,
manchmal scheint`s, die Zeit steht still.

Sekunden dauern scheinbar eine Ewigkeit,
dann wieder erscheint ein Jahr als Kleinigkeit.
Doch bleibt sie niemals wirklich stehen,
die Zeit wird immer weiter gehen.

Man sagt, sie heile alle Wunden
und ein Tag hat 24 Stunden.
Angeblich sind 52 Wochen gleich ein Jahr
und 60 Minuten eine Stunde, alles klar?

Man sagt, die Zeit, sie fliesst,
aber fragt irgendwer: Wohin?
Doch weil du ihren Fluss nie siehst,
macht diese Frage da noch Sinn?

Mancher sagt, nimm dir mehr Zeit,
doch wie, woher und wohin tun?
Ist auch egal, uns bleibt die Ewigkeit,
doch die Zeit wird niemals ruhn.

Niemand kann sie wirklich sehen,
keiner wird sie jemals ganz verstehen.
Die Zeit ist hier und dort, ja überall.
Ist sie schneller als das Licht oder der Schall?

Vielleicht werden wir es niemals wissen
und doch wird man die Zeit vermissen.
In verklärter Erinnerung an die Vergangenheit,
ist morgen das Heute schon die gute, alte Zeit.
 
die zeit

die zeit quillt aus der caesiumuhr
im takt der hyperfeinstruktur
so kann man die zeit genau messen
ist man darauf versessen
verstehen kann man die zeit so nicht
aber das hat auch kein gewicht
die raumzeit ist auch relativ
und das ist nicht nur subjektiv
subjektiv ist die zeit in unseren koepfen
aber scheint auch dort nicht zu erschoepfen ;o)




kleinere anmerkungen:

erste strophe, zweite zeile vielleicht:
doch kann ER die zeit nicht fassen?

in deiner vierten strophe ist
der zusammenhalt etwas schwach.
ich glaub,
die erste zeile steht da nur des reimes wegen,
der hat sich nicht nur nebenbei ergeben...

zur vorletzten strophe:
die zeit ist wie die raumdimensionen offenbar
eine eigenschaft unserer welt, waehrend licht
oder schall sich in der raumzeit bewegende
phaenomene sind. in jedem raumpunkt gibt es
also bereits eine eigene zeit, genau wie die
anderen mindestens drei dimensionen, die zeit
muss also nicht erst irgendwohin, die ist bereits
immer da.
 

peaches

Mitglied
Hallo Prinz_und_Gloeckner,

schön wenn sich jemand mit meinen Werken auseinandersetzt
und ich dann auch noch was dabei lernen kann ;o)

Also Tatsache ist, das in der vierten Strophe die erste Zeile auch zuerst da war und sich dann was darauf reimen musste, nicht anders herum.
Aber der Zusammenhalt ist hier vielleicht wirklich nicht so ganz das Optimum...
Und in der ersten Strophe denke ich sind 2x "er" genug und so passen die zweite und vierte Zeile besser zueinander, genau wie die erste und dritte...

Deine letzten Erklärungen sind ja sicher sehr interessant, aber für mich als "Dichter" nicht besonders relevant, sorry. Schliesslich sollte man sich da auch die eine oder andere literarische Freiheit nehmen.
So weit ich das sehe, gibt es ja eigentlich auch nicht das oft beschriebene "Mondlicht", oder?

Gruss peaches
 
das mondlicht

warum sollte es das mondlicht
nicht geben?
im normalfall ist das einfach
von der mondoberflaeche reflektiertes
sonnenlicht. bei einer mondfinsternis
hingegen wird das sonnenlicht zunaechst
an der erdatmosphaere gestreut -
die besonderen eigenschaften der
streuung sorgen dann dafuer, dass
in dem falle der mond so kupferrot
erscheint - sicher auch schon mal
gesehen.


was die dichterische freiheit anbelangt -
naja, einerseits hat man sie natuerlich,
andererseits machen ja auch die regeln
den reiz des spieles aus.
und warum sich in diesem falle eines
gedichtes ueber die zeit
eine frage zusammenreimen
(ist sie schneller als licht oder schall?)
wenn der leser diese leicht als nicht
sinnvoll erkennen kann?
dann steht die frage dort auch nur des
reimes wegen - damit stuende die form
ueber dem inhalt, liesse also zumindest noch
raum fuer verbesserungen ;o)
 

peaches

Mitglied
Also da das "Mondlicht" im Normalfall nur reflektiertes Sonnenlicht ist, müßte man da nicht jedem Gegenstand "sein"
Licht zusprechen. Blumen, Tiere, Menschen, fast alles reflektiert doch nur das Licht einiger weniger Lichtquellen, oder liege ich mal wieder falsch?

Zu der Frage, wie schnell die Zeit ist:
Auch wenn jeder bei etwas Nachdenken zu der Einsicht kommt, dass die Zeit keine Geschwindigkeit hat, sondern einfach da ist, glaube ich hat auch jeder schon mal das Gefühl gehabt, dass die Zeit unterschiedlich schnell/langsam vergeht.
Und wenn man soweit ist, fragt man sich vielleicht wieso das so ist und ob es überhaupt so ist.
In diesem Sinne ist die Frage, wie schnell ist die Zeit, auch eher als Frage danach, wie schnell vergeht die Zeit, zu sehen.

Ich denke auf jeden Fall kann man mit Diskussionen über die Zeit ganz schön viel Zeit verbringen.... ;o)

Gruss
peaches
 
licht und zeit ;o)

also an dem licht an sich steht ja nicht
dran, wo es her kommt, noch unterscheiden
sich elektromagnetische wellen aus einer
gluehlampe prinzipiell von solchen
von der sonne, wenn man genau hinsieht.

wechselwirkt das licht mit einem objekt,
ist das licht, was dabei hinten rauskommt
nicht zwangslaeufig dasselbe, was man
vorne reingesteckt hat.
die prozesse, wie das licht von den
blumen zb genau aus dem sonnenlicht
entsteht, koennen kompliziert sein -
beim mond genaugenommen auch, daher
ist reflektiertes sonnenlicht da eine
sehr vereinfachte bezeichnung - aber ich
ich will ja auch keine vorlesung ueber
streuphysik hier halten ;o)


wie schnell die zeit vergeht ist fast
schon so ein schoener begriff wie
neu renovieren ;o)
klar, fuer den menschen ist die
zeitwahrnehmung immer etwas sehr
subjektives und kompliziertes,
damit verknuepft ist dann aber eher
die frage, wie die zeitwahrnehmung
des menschen ist, nicht was mit
der zeit absolut los ist - das ist
in der physik sehr gut beschrieben
und genau vermessen ;o)
 

peaches

Mitglied
Also ich schreibe ziemlich selten über physikalische oder andere Naturgesetze, sondern eher über Gefühle und sehr subjektive Wahrnehmungen einer bestimmten Sache, in diesem Fall halt der Zeit. Und deren Wahrnehmung wird wohl auch immer subjektiv bleiben...

Bin dir übrigens dankbar, dass du dir die Vorlesung über Streuphysik gespart hast... ;o)
 
doch nicht dafuer

dafuer musst du mir doch nicht dankbar sein ;o)
wo kommen wir denn dahin.


mir sind in der tat schon einige themen
abhanden gekommen, ueber die ich nicht mehr
schreibe (zu schreiben brauche), weil ich
sie nun ganz gut verstanden habe.

das andere scheint mir ein ewiges problem der
kunst zu sein, die subjektivitaet von empfindungen
anderen mitteilen zu wollen - wobei es gerade
die subjektivitaet ausmacht, dass diese nicht
mit anderen teilbar ist - im gegensatz zu den
dingen, die allen gemeinsam zugaenglich sind.

die zeit ist allen gemeinsam zugaenglich, aber
natuerlich nicht das erleben derselben.
in deinem gedicht wechselt ja auch die
betrachtung zwischen dem gemeinsamen und
dem subjektiven - was auch eine gewisse
spannung ausmacht. in meinen beitraegen,
denke ich, habe ich doch nur zu den gemeinsam
zugaenglichen aspekten philosophiert ;o)
 



 
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