Die letzte Sonne

julimaus

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Ich sitze auf der Erde und rupfe Grashalme aus. Keine Spur ist von der Trockenheit des Sommers geblieben, das Gras ist wieder lang und grün. Dazwischen liegen Blätter. Ich bin mir fast sicher, dass alle von ihnen erst heute gefallen sind. Vom Wind heruntergezerrt von den Zweigen, der Wind ist stark heute.
Und dann verstummt er ganz plötzlich und es wird still. Die Sonne brennt, nicht so heiß wie vor einem Monat noch, doch wenn der Wind verstummt und nicht mehr an den Kleidern zerrt wird es ganz warm.
Der Himmel ist so blau wie vor einem Monat noch und wenn man direkt nach oben schaut, wenn der Wind still ist, dann könnte man denken, die Zeit sei damals stehen geblieben. Doch dann fängt er wieder an. Warm ist er noch, doch wenn man im Schatten sitzt, wird es ungemütlich.
Und die Blätter fliegen, vom Wind abgerissen, und landen sanft auf dem Boden. Man hört sie nicht. Die Eicheln hört man. Die Eicheln fallen auch, bei plötzlichen Windstößen donnern sie nur noch auf die Erde und stören die Ruhe dieses letzten Tages.
Ich weiß nicht, warum es sich so anfühlt, als würde dann alles anders werden. Es ist schon jetzt anders, ganz anders als vor einem Monat nur, aber es sieht gleich aus. Zumindest wenn man direkt in den Himmel sieht und der Wind nicht neue Blätter davonträgt.
Die Eicheln donnern, aber vor ihnen habe ich keine Angst. Viel mehr fürchte ich mich von dem wandernden Schatten der Eiche, die mich von der letzten Sonne trennt.
 



 
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